Impflogistik in Berlin und Brandenburg - Wie Ärzte auf eine Impfpflicht vorbereitet sind

Di 11.01.22 | 06:12 Uhr | Von Sylvia Tiegs, mit Informationen von Katharina Kuhnert und Philipp Höppner
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Zahlreiche Menschen stehen in einer Schlange, um sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: Inforadio | 11.01.2022 | Sylvia Tiegs | Bild: dpa/Paul Zinken

1,5 Millionen Menschen in Berlin und Brandenburg sind bislang nicht gegen Corona geimpft. Wenn der Bund eine Impfpflicht beschließt, würde wohl eine gewaltige Impfwelle anrollen. Schaffen Ärzte und Impfzentren das? Von Sylvia Tiegs

Bei der Hausärztin oder vor dem Möbelhaus, im Club oder im Impfzentrum, auf der Trabrennbahn Karlshorst oder in den Spandauer Arcaden: Impfmöglichkeiten gibt es wahrlich viele in Berlin. Dennoch haben rund 714.000 Berliner und Berlinerinnen sich noch gar keine Spritze gegen Corona geben lassen, Kinder unter fünf Jahren nicht mitgerechnet.

Käme eine allgemeine Impfpflicht, rechnet die Berliner Gesundheitsverwaltung allein für die Erwachsenen mit etwa 2,5 Millionen notwendigen Impfungen. Drei Spritzen für die komplett Ungeimpften: macht 2,1 Millionen Impfungen - plus all jene, die am Stichtag erst die erste oder zweite Impfung intus haben.

Impfstoff-Lieferungen unzuverlässig

Auf die Berliner Impfzentren und Ärzte käme also einiges zu. Die Kassenärzte sehen das gelassen. "Die Kapazität für das Erreichen einer notwendigen Menge an Impfungen, die durch eine allgemeine Impfpflicht käme, hätten wir tatsächlich jetzt schon. Die haben wir zusammen in den Arztpraxen mit den mobilen Impfteams. Das ist nicht das Problem", sagte Burkhard Ruppert, Vorsitzender der Kassenärzte Berlin.

Das Problem ist laut KV-Chef Ruppert eher der Impfstoff – beziehungsweise die Unzuverlässigkeit bei dessen Lieferung. "Wir haben ein Problem bei der Frage: Wie viel Impfstoff steht überhaupt zur Verfügung, wann kommt der Impfstoff in die Praxen?"

In Berlin impfen viele unterschiedliche Akteure

Dennoch: Allein im Dezember haben Berlins niedergelassene Kassenärzte nach Angaben ihrer Vereinigung 660.000 Corona-Impfungen durchgeführt. Auf 20 Arbeitstage gerechnet waren das 33.000 pro Tag. Am Start sind nicht nur die Allgemeinmediziner und Kinderärzte der Stadt, sondern auch Fachärzte aller Richtungen.

Und sie impfen nicht alleine, es gibt ja auch noch drei große Impfzentren - in Tegel, im ICC und an der Messe sowie etliche kleinere Impfstellen, verteilt über die ganze Stadt.

Wie lange bräuchte Berlin also, um geschätzt rund 2,5 Millionen Impfungen zu stemmen? Die Senatsverwaltung für Gesundheit teilt dazu auf rbb-Anfrage mit: "Mit der aktuell zur Verfügung stehenden Infrastruktur wäre diese Impfleistung in voraussichtlich drei bis vier Monaten zu bewältigen". Um eine allgemeine Impfpflicht vorzubereiten, wären wahrscheinlich nur wenige Tage möglich, heißt es in der Berliner Gesundheitsverwaltung.

Wie viel Impfstoff steht überhaupt zur Verfügung? Wann kommt der Impfstoff in die Praxen?

Burkhard Ruppert, Vorsitzender der Kassenärzte Berlin

In Brandenburg gibt es mehr Impfmöglichkeiten als je zuvor

Das Land Brandenburg ist etwas vorsichtiger in seiner Einschätzung, wie schnell man im Falle einer Impfpflicht reagieren könnte. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es auf Anfrage, das hänge vom tatsächlichen Zeitpunkt der Einführung der Impfpflicht ab, außerdem von Fristen, eventuellen Ausnahmeregelungen und davon, wieviele Impfungen verpflichtend vorgesehen wären. "Erst mit diesen Informationen ist eine verlässliche Antwort auf die Frage möglich, ob die bestehenden Strukturen ergänzt werden müssten", hieß es.

Klar ist, wie viele Bürgerinnen und Bürger aktuell noch gar nicht gegen Corona geimpft sind: Laut Statistischem Landesamt sind es rund 716.000 Männer und Frauen in der Mark - absolut gesehen etwas mehr als in Berlin. Dafür haben die Brandenburger seit Jahresbeginn mehr Impfmöglichkeiten als je zuvor: Aktuell gibt es rund 150 Impfstellen, verteilt über ganz Brandenburg. Manche impfen nur ein Mal, andere sechs Tage die Woche. Hinzu kommen 1.400 niedergelassene Ärzte in Brandenburg, die regelmäßig Corona-Schutzimpfungen anbieten.

Keine Kapazitäten für Unwillige

Wolfgang Kreischer vom Hausärzteverband Berlin-Brandenburg weist auf den enormen Aufwand hin, den niedergelassene Ärzte in der Region mit dem Impfen haben. Auch er beklagt, wie der Chef der Berliner Kassenärzte, die anhaltenden Probleme bei der Belieferung der Praxen mit Impfstoff. Im Falle einer allgemeinen Impfpflicht befürchtet Kreischer ein großes Chaos in den Praxen. "Wir wollen in den Praxen diejenigen impfen, die impfwillig sind. Die Impfunwilligen können wir nicht versorgen. Wir können gar nicht diese Diskussionen neben der normalen Tätigkeit ausführen", sagte Kreischer. Um die Gruppe solle sich besser der öffentliche Gesundheitsdienst kümmern.

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Beitrag von Sylvia Tiegs, mit Informationen von Katharina Kuhnert und Philipp Höppner

38 Kommentare

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  1. 38.

    Mit den Meinungen ist es ähnlich, wie mit dem Glauben. Man kann der Meinung sein, die Erde sei eine Scheibe, man kann glauben, daß Gott die Welt in 7 Tagen gemacht hat. Aber es gibt Realitäten, Wahrheiten, wissenschaftlich fundiertes Wissen, Fakten.
    1. Impfen hilft dabei, sich weniger häufig anzustecken.
    2. Impfen hilft dabei, bei Ansteckungen weniger häufig einen schweren Verlauf zu bekommen.
    3. Impfen hilft dabei, Andere weniger häufig anzustecken.
    4. Impfen hilft dabei, den R-Wert zu senken.
    5. Impfen hilft dabei, das Gesundheitssystem weniger stark zu belasten.
    6. Impfen hilft dabei, long covid zu eher zu vermeiden.
    7. Impfen hilft zu verhindern, daß sich ständig neue Mutationen bilden.
    8. Impfen rettet Leben!
    Das sind die Realitäten, das sind die Ergebnisse seriöser Studien. Aber wir leben in einer Demokratie. Kann natürlich jeder seine 'Meinung' haben. Doch die Erde ist nunmal keine Scheibe und sie wurde auch nicht in 7 Tagen gemacht.

  2. 37.

    *Die Impfpflicht würde zu viel Gewalt und vermutlich zu Toten führen."
    ...und die weit über 100.000 Corona-Toten, zumeist qualvoll erstickt wenn sie nicht im Coma waren?

  3. 36.

    Ohaua haua ha! Hier wird ja wirklich alles bemüht, verschwurbelte Relegion, Geschichte, Esoterik, Wahrsagerei etc. dann alles in einen Topf geschmissen und gut durchgerührt zum Besten gegeben. Es fehlt eigentlich nur noch die Inquisistion mit Hexenverbrennung und Teufelsaustreibung.
    Aber was hat das alles mit der Realität und dem Thema hier zu tun??

  4. 35.

    1970 stand noch die Mauer, es gab 2 Fernsehsender , wir haben Prilblumen auf die Kacheln geklebt und das Autotelefon hat den ganzen Kofferraum gefüllt. Schön , dass wir die Steinzeit hinter uns gelassen haben, bitte keine weiteren Vergleiche von Anno Knips

  5. 34.

    @Momo - Die Impfungen in der DDR waren alle jahrzehntelang "erprobt" und erforscht. Die aktuellen Impfstoffe dagegen sind die ersten bedingt zugelassenen ihrer Art. Trotz Forschung wurden sie zwar erstmals 2003 am Menschen getestet, gingen nie über die Phase 1 hinaus. Daher ist das nicht wirklich vergleichbar!

    @Meinereiner - Bitte geben Sie mir den URF für Deutschland an - für die USA lag er bei 40-200 - pessimistisch geschätzt. Bei einer x-mal so hohen Häufigkeit von Verdachtsmeldungen der Nebenwirkungen kann man und sollte man schnn darüber diskutieren!

    Zu den offiziellen Zahlen ohne URF: 196.974 gemeldete Verdachtsfälle bei 123 Mio Covid-Impfungen in weniger als 1 Jahr zu 54.488 Verdachtsfällen bei 625 Mio Impfungen von 2000-2020 sind halt deutlich mehr, auf die Anzahl der Impfungen bezogen ...

  6. 33.

    Ich gebe Ihnen absolut Recht. Mir fällt dazu nur ein „ Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis!“ (Sprichwort)

  7. 32.

    Als meine Tochter 1970 geb. wurde, gab es Impfungen, Polio Schluck Impfungen und die Kinder mussten alle 4 Wochen
    Im Kinderkrankenhaus zur Untersuchung. Damals hat keiner rum gemosert, heute wird gegen alles gemeckert…..aber bei Facebook und Companys alles preisgeben.

  8. 31.

    Na endlich spricht einer das aus was viele denken. Eine Krankenschwester ,die sich impfen lässt um andere zu schützen,
    muss stundenlang einen kranken pflegen obwohl er nicht geimpft war…. das ist unmenschlich! Ich bin kein DDR Anhänger aber ich würde zu gerne sehen , ob in Sachsen , Thüringen die Impfgener auf die Straße gehen würden.

  9. 30.

    Die Frage einer Überlastung der Arztpraxen sollte sich gar nicht stellen. Jedes wird seitens der Ärzte und Medien Werbung für die Grippeschutzimpfung gemacht. Darüber beklagt sich auch niemand. Es ist nur die Frage: Gibt es ausreichend Impfstoffe gegen Corona?

  10. 29.

    Auf diesem Wisch müssen Sie ankreuzen, ob Sie eine Beratung haben möchten oder nicht. Ich brauchte keine, nach zwei Jahren Pandemie und vielen Informationen auf seriösen Internetseiten sollte der intelligente Mensch von heute in der Lage sein, sich selbst zu informieren.

  11. 28.

    @Frau_Lehrerin
    Leider sehen Sie nicht das Wesen der Sünde, die die Menschen über alle Generationen befällt.
    Es radikalisieren sich unter Corona derzeit die Länder am Schlimmsten, die eine ebenso diktierende und verbrecherische Kolionalvergangenheit am Menschenbild übten. Fascho Italien, Hitler Österreich, Kolional Frankreich und Kaiser/Hitler Deutschland will auch verpflichten, wenn sogar die Kolionalpolizei USA freiheitlich einbricht. Das ehemalige British Empire und Russland fehlen noch im Pflichtclub.

    Mich verwundert nicht mal, wenn sogar viele Priester im Hause Christus Corona über Eucharistie und die 10 Gebote als Gottes Wort krönen. Das ist entgegen des Wortes und Leben Christi, wenn auch Gott keine Medizin verbietet, die dem Menschen helfen darf. EIn Christ lebt nämlich in der Eucharistie, gleichgültig ob nun eine Impfung verfügbar oder nicht. Im Krieg kümmert es die Teilnehmer auch wenig, ob Gotteshäuser und Leben ausgebombt werden, wer ohne Waffengewalt leben will.

  12. 27.

    würde sich, meiner Meinung nach erledigen :
    wenn UNGEIMPFTE ins Krankenhaus müssen-- SELBER zahlen---ALLE Kosten
    ansonsten sind doch auch die positiv getesteten evtl. garnicht krank, sondern haben nur das Virus
    können es evtl. weitergeben--- ABER DAS war bei der " normalen " Grippe genauso
    Man hat irgendwo gesessen und gewartet ( evtl.Flughafen )der Nebenmann hatte gehustet-
    nächsten Tag sind dann nicht gegen Grippegeimpfte krank----ERGO : Leute lasst euch IMPFEN !

  13. 26.

    Wenn die Impfpflicht kommen sollte, was ich nicht glaube, dann werden auch schon die zweiten Boosterungen fällig werden. Diese Masse an Leuten kommt also noch dazu.

  14. 24.

    Ich will endlich von der Ärzteschaft über Risiken und Nebenwirkungen der Impfungen informiert und aufgeklärt werden."
    Wobei ich eigentlich den Eindruck habe, das jeder dens interessiert, sich 24/7 mit den Risiken der Impfung beschäftigen kann. Ebenso mit den Vorteilen, die sone Impfung hat.

  15. 23.

    Die Impfpflicht würde zu viel Gewalt und vermutlich zu Toten führen."
    Andererseits-die Impfverweigerung führt regelmäßig zu Toten.

  16. 22.

    Als jemand mit Zugang zum Internet bzw. diversen anderen Medien lassen sich die meisten dieser Infos auf den entsprechenden Seiten herausbekommen.
    Das muss man ja dann nicht diskutieren, das sind dann ja Fakten.
    Was würde sich mit diesen Zahlen ändern?

  17. 21.

    "Einige Mediziner in Österreich sehen die Impflicht gar aus epidemiologischer Sicht kritisch, schließlich könne man davon ausgehen, dass die Bevölkerung nach der Omikron-Welle ein noch nicht gekanntes Ausmaß an Immunität haben werde. Die Pflicht würde also zu spät kommen beziehungsweise unnötig sein." (https://www.focus.de/politik/deutschland/kommentar-impfpflicht-oesterreich-rast-ins-chaos-das-muss-uns-eine-warnung-sein_id_36976831.html)

    "Ob Impfpflicht oder nicht polarisiert die Gesellschaft. Um die Pandemie wirksam zu bekämpfen, wäre eine Impfpflicht ohnehin untauglich." (https://taz.de/Allgemeine-Corona-Impfpflicht/!5823863/)

    Und beim Impfmeister Spanien denkt man über einen Strategiewechsel nach ... Eile war noch nie ein guter Ratgeber!

  18. 20.

    Am liebsten würden Sie lesen„Sie haben Recht: Die da oben machen was sie wollen. Die Pharmalobby stopft sich die Taschen voll und Bill und Melinda machen Urlaub auf Honolulu. Nur Querdenker sind die einzigen, die noch mitdenken und laut sind. Sogenannte „wissenschaftler“ sind ja nur Schauspieler.“
    Aber leider muss ich sagen: Haben Sie sich ernsthaft mal außerhalb Telegram oder sonstiger alternativer Medien informiert ? Nein, weil Sie sonst wüssten, dass die Nebenwirkungen bekannt sind und offen vor jedem Stich benannt werden. Eine ärztliche Haftung ist auch nicht außer Kraft gesetzt und natürlich haftet ein Arzt, wenn er sie nicht ausreichend über Risiken und Nebenwirkungen aufklärt.

  19. 19.

    Wer bis jetzt noch nicht geimpft ist, hat sich das in der Regel sehr gut überlegt. Ich glaube kaum, dass eine Impfpflicht das ändern würde.

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