Fragen und Antworten - Was Genesene jetzt wissen sollten

Do 20.01.22 | 18:29 Uhr | Von Lena Petersen
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Symbolbild: Frau zeigt App CovPass auf Smartphone mit digitalem europäischen Impfzertifikat. (Quelle: imago images/M. Weber)
Bild: imago images/M. Weber

Die Omikron-Welle rollt auch über Berlin und Brandenburg hinweg, die Inzidenzen sind höher als je zuvor. Das lässt auch die Zahl der Genesenen steigen. Wer als genesen zählt und wer nicht mehr: Antworten auf die wichtigsten Fragen. Von Lena Petersen

Wie viele Menschen in Deutschland sind mittlerweile offiziell genesen?

Das ist gar nicht so leicht festzumachen. Im täglichen Lagebericht vom Robert-Koch-Institut steht: Es gibt inzwischen gut 7,1 Millionen Genesene [rki.de]. Aber das ist eine Schätzung des RKI und die basiert darauf, wann jemand krank geworden oder ins Krankenhaus gekommen ist. Da wird nicht berücksichtigt, ob jemand Spätfolgen hat. Darunter fallen schlichtweg alle Menschen, die ihre Corona-Infektion seit Beginn der Pandemie überstanden haben.

Das ist aber nicht das gleiche wie der aktive Status "Genesen", weil der wieder verfällt. Das wird aber gar nicht genau erfasst. Ausgehend von der ersten RKI-Schätzung kann man dann vage weiter schätzen und kommt auf aktuell etwa 2,9 Millionen genesene Menschen, für die der Status momentan gilt.

Wann gilt man als genesen?

Diesen Nachweis bekommt man, wenn es den Beleg gibt, das man sich wirklich infiziert hat: einen positiven PCR-Test [rki.de]. Dieses Testergebnis muss mindestens 28 Tage alt sein. 90 Tage nachdem der Test gemacht wurde, erlischt der Genesenen-Status dann wieder.

Vorher galt der Status sechs Monate lang, jetzt nur noch 90 Tage. Warum wurde das verkürzt?

Das hat mit der wesentlich ansteckenderen Omikron-Variante zu tun. Laut RKI deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass der Schutz nach überstandener Infektion mit der Omikron-Variante geringer ist, als das bei der Delta-Variante der Fall war.

Außerdem hält dieser Schutz laut der Forschenden nicht so lange an. Da bezieht sich das RKI zum Beispiel auf Daten aus Großbritannien. Demnach ist die Rate der "Re-Infections", also der erneuten Ansteckungen nach einer überstandenen Infektion bei Omikron, wesentlich höher als bei Delta. Und das schon nach diesen 90 Tagen. Diese erneuten Ansteckungen haben Ende Dezember in Großbritannien tatsächlich knapp 10 Prozent aller Infektionen ausgemacht [publishing.service.gov.uk | Englisch].

Sich wieder freitesten soll man bald vorrangig per Schnelltest, nicht mehr per PCR-Test, weil es davon nicht genug gibt. Macht das die Sache unsicherer?

Ja, ein Stück weit schon. Die Schnelltests sind weniger zuverlässig als PCR-Tests. Diese gelten als Goldstandard. Da gibt es aber auch noch Unterschiede. Zum einen gibt es die PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden. Zum anderen die sogenannten POC-PCR-Tests. Das "POC" steht für "Point of Care". Diese können innerhalb von 20 Minuten ohne Labor ausgewertet werden. Dafür gibt es dann Analysegeräte vor Ort. Diese POC-PCR-Tests sind aber sehr teuer.

Einige Apotheken haben solche Tests, laut dem Berliner Apotheker-Verein ist es aber in der Schwebe, ob solche Vor-Ort-Tests auch Grundlage für einen Genesenen-Nachweis sein können. Das habe mit den hohen Standards dieser Geräte zu tun. In Baden-Württemberg zum Beispiel werden sie aber schon eingesetzt [apotheke-adhoc.de].

Grundsätzlich wird die Teststrategie geändert, weil die Labore so überlastet sind. Deshalb sollen auf jeden Fall Krankenhausbeschäftigte, Pflegekräfte, Menschen der Eingliederungshilfe, der Behindertenpflege zuerst einen PCR-Test bekommen. Fürs Wochenende hat der Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen entsprechenden Entwurf angekündigt [tagesschau.de]. Am Montag soll dann die neue Verordnung bei der Ministerpräsidenten-Konferenz beschlossen werden.

Wie dokumentiert man dann den Genesenen-Status dann? Bisher ging das erst nach einem PCR-Test.

Das ist noch nicht abschließend geklärt. Klar ist: Mehr PCR-Tests für die kritische Infrastruktur. Mehr Schnelltests, wenn es um die Quarantäne geht. Aber ob man dann auch wirklich den Status "Genesen" bekommt, nur basierend auf einem Schnelltest – das ist noch offen.

Der Entwurf sieht das zwar vor, Medienberichten zufolge möchte das RKI das aber nicht, weil es aus dessen Sicht hieße, mitten in der Pandemie eine neue Definition von "Genesen" zu schaffen. Damit wären die Daten dann nicht mehr vergleichbar.

Solange noch keine neue Verordnung gilt, muss es das PCR-Testergebnis sein [bundesgesundheitsministerium.de]. Wenn das vorliegt, können Ärzte und Apotheken ein Genesenen-Zertifikat ausstellen. Und das kann dann hochgeladen werden, wie das Impfzertifikat auch – in den gängigen Apps, also Corona-Warn-App, Cov-Pass-App und Luca-App. Auch diese müssen jetzt allerdings noch überarbeitet werden, damit die Zertifikate nach 90 Tagen ablaufen [tk.de].

Was passiert nach Ablauf dieser 90 Tage?

Dann erlischt dieser Status. Wer erst als genesen gegolten hat, der gilt dann nur noch als nicht vollständig geimpft. Dann wird eine Impfung notwendig. War man vor der Infektion ungeimpft, kann man sich laut Stiko-Empfehlung frühestens drei Monate nach der mit einem PCR-Test nachgewiesenen überstandenen Infektion einmalig impfen lassen. Dann gilt man als vollständig geimpft, also zweifach im Vergleich zu Nicht-Genesenen.

Im Abstand von drei weiteren Monaten können sich Genesene dann eine Auffrischungsimpfung, also einen sogenannten Booster, geben lassen. Diese Empfehlung der Stiko gilt unabhängig von der Anzahl der zuvor bereits erhaltenen Impfstoffdosen.

Ist die überstandene Infektion gleichzusetzen mit einer Booster-Impfung?

In Berlin gelten nur Menschen mit einer dritten Corona-Impfung als geboostert. Nur sie sind von der Testpflicht bei 2G-Plus ausgenommen. Genesene müssen einen negativen Test vorlegen, auch wenn sie zwei Impfungen bekommen haben. Das gilt auch in Brandenburg.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels war die Antwort auf die letzte Frage nicht ganz richtig. Wir haben sie korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: Inforadio, 20.01.2022, 11:46 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Lena Petersen

29 Kommentare

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  1. 28.

    Ok, und welchen Status haben diese Leute dann? Habe noch nie davon gehört.

  2. 27.

    Lieber Thomas,

    ich antworte mal hier in Vertretung. Da haben Sie prinzipiell Recht. Aber die mit Omikron-Genesenen sind eine derart geringe Zahl und noch weniger weiß man über die mittelfristige Immunität. Plus selbst wenn nach Omikron die Immunität länger anhält, müsste man eben für jeden Genesenen noch nachhalten, was nun seine Variante war, mit der er sich infiziert hat. Dass das im Alltag umsetzbar wäre, ist eher schwer denkbar.

    Grüße

    HMB

  3. 26.

    "... (hält) nicht so lange an."; "... ein Stück weit schon. ...", "... das ist noch offen ...": Dieses Kauderwelsch macht auf mich einen wieder überaus unseriösen Eindruck in Bezug auf eine staatliche Festlegung, die Existenzen beeinflusst.
    Hier ein paar klare RKI-Fakten: Anfang Dez. 2020 5.000 Infektionen/Tag - keine Impfung; Jan. 2022 140.000 Infektionen/Tag - 75-%ige Impfrate = Wilkommen Impfpflicht!

  4. 24.

    Liebes rbb Team,

    bitte prüfen und
    korrigieren Sie den Text. Die Aussage "Laut RKI deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass der Schutz nach überstandener Infektion mit der Omikron-Variante geringer ist, als das bei der Delta-Variante der Fall war." ist falsch
    In allen drei Pubikationen die das RKI angibt, geht es um Reinfektionen, wobei die erste Infektion NICHT als Omikron identifiziert wurde, NUR die zweite.
    Daher ist die Verkürzung des Genesenenstatus nur für ALTGenesene richtig und nicht für jetzt mit Omikron Infizierte.













  5. 23.

    Christian Drosten hat zu diesem Thema auch mal folgendes gemeint (das Ding mit dem Steak und der Verdauung):
    https://www.tagesspiegel.de/politik/christian-drosten-an-impfgegner-muss-auch-glauben-durch-ein-steak-seine-verdauung-zu-trainieren/27936418.html
    Es liegt letztlich in der Hand der Verantwortlichen ob sie weiter ins Risko gehen oder nicht. Andere Länder haben höhere Impfquoten gerade bei den älteren Gruppen.
    Ich für meinen Teil habe nur folgendes festgestellt, dass Wissenschaftler, die zudem dazu berufen wurden, den Politikern und der Bevölkerung verbindliche Empfehlungen zu geben, mit ihren Aussagen auf einmal sehr vorsichtig wurden bzw. sich jetzt dreimal überlegen, welchen Standpunkt sie öffentlich einnehmen.

  6. 22.

    Bei einer natürlichen Infektion hat man Kontakt mit dem gesamten Virus und baut deshalb einen stärkeren und kompletteren Immunschutz auf. Das schafft keine Impfung, die sich nur auf die Konstruktion des Spike-Proteins konzentriert. Außerdem bildet sich bei einer natürlichen Infektion ein Immunschutz in den oberen Atemwegen, das schafft auch keine Impfung. Das deckt sich auch mit der Aussage von Herrn Drosten im Tagesspiegel: "...., die mRNA- und Vektor-Impfstoffe kämen der natürlichen Immunität am nächsten, so Drosten." Heißt, die natürliche Immunität steht über allem.
    https://m.tagesspiegel.de/wissen/christian-drosten-im-interview-omikron-ist-eine-chance/27978808.html?utm_referrer=https%3A%2F%2Fduckduckgo.com%2F
    Die Schweizer haben da ein anderes Gesundheitsbewusstsein, da ist man für 12 Monate genesen.

  7. 21.

    "zumal irgendeine, irgendwie verlaufende Infektion kein reproduzierbares Immunisierungsergebnis wie eine Impfung liefern kann."
    Haben Sie einen Link? (Ich habe noch immer die Vermutung, dass Sie Biontech-Mitarbeiter sind. ;-) )
    Ich habe schon x-Mal Interviews mit den von Ihnen so geschätzten Wissenschaftlern (Medizinern) gesehen, die glatt das Gegenteil behaupteten. Dass also eine überstandene Krankheit einen länger anhaltenden Schutz, eine höhere Immunisierung biete, als die Impfung (die gegen Sars-CoV2-Wild entwickelt wurde). Und dass eine Kombination das Beste sei.
    Was nun also? Wieder einmal widersprüchliche Aussagen. Wem soll ich glauben?
    Die Statusregelungen sind nicht so recht nachvollziehbar und scheinen abermals lediglich den Sinn zu haben, die Leute zum Impfen zu treiben. (Das sollen sie ja auch, aber bitte nicht mit verqueren Regeln.)

  8. 20.

    Wo wird denn die Infektion dokumentiert ?
    Nur das was sie z.B. in die CovPass App einlesen steht da drin.
    Also 3 Impfungen und fertig.
    Sie können es aber auch wie dieser Herr handhaben
    https://web.de/magazine/news/coronavirus/indien-laesst-offenbar-freiwillig-corona-impfen-36494206
    Halt jeder wie er mag. :D

  9. 19.

    Was ist mit denen, die nicht geimpft, aber zweimal genesen sind? Gibt es das überhaupt?

  10. 18.

    Liebe Google-Mitarbeiter, vielen Dank (ehrlich) für die sehr gut aktualisierte Corona-App. Wer da noch Fragen hat sollte Schulkinder fragen - die beherrschen die neuen Medien perfekt.

  11. 15.

    Das war gerade das falsche Argument, denn Delta-Genesung schützt eben nicht gut vor Omikron-Infektion.
    Aber im Kern kann ich mich ihrer Meinung insoweit anschließen, dass wir für unsere gesetzten Ziele dringend angepasste Vakzine benötigen, die zumindest den bestmöglichen Schutz gegen zukünftige Mutanten bringen, wobei man hier hoffen muss, dass es nicht noch eine Sprungmutation gibt. Dann wären die Geimpften, wenns ganz dicke wird, auch in der nächsten Corona-Saison gegen eine mögliche unangenehme Verbrüderung zwischen Delta und Omikron safe.
    Und wenns eine verträglichere Mutante wird oder bei Omikron bleibt, dann ist man zumindest gut vorbereitet gewesen.

    Die Reinfektionsdebatte hat hier ihren Ursprung in Südafrika und der hier zitierte Report aus GB verdichtet dies:
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129702/Suedafrika-Anstieg-der-Reinfektionen-deutet-auf-Immunevasion-von-Omikron-hin

  12. 14.

    Mittlerweile ist das Ganze an Schwachsinn nicht mehr zu überbieten.
    Wie viele sind denn inzwischen geboostert und trotzdem an Omikron erkrankt? Da der Booster ja immer noch nicht an die Omikron Variante angepasst ist, steigen die Zahlen derer täglich. Trotzdem dürfen sich Geboosterte ungetestet frei bewegen und genesene Geimpfte nicht. Nicht mal die, die noch im Dezember 2021 mit Delta infiziert waren und durch die Infektion ja erwiesen länger geschützt sind.

  13. 13.

    Also ich habe da trotzdem nicht eine Frage an die Redaktion: Das Omikron Virus wurde im November 2021 entdeckt, aber eine britische Studie vom Dezember 2021 sagt dann schon aus, dass der Schutz nach einer Omikron Infektion schon nach 90 Tagen nicht mehr wirksam ist? Wie wurde das festgestellt, wenn das Virus erst seit 4 Wochen (ca.30 Tage) sein Unwesen treibt?
    Vielleicht können Sie da noch etwas aufklären???

  14. 12.

    Sie bekommen mit der mRNA-Boosterimpfung den breitesten Immunschutz, also die beste Grundimmunisierung gegen alle bisher bekannten Corona-Viren, dass Erreichen sie mit keiner überstanden Infektion, zumal irgendeine, irgendwie verlaufende Infektion kein reproduzierbares Immunisierungsergebnis wie eine Impfung liefern kann.
    Deswegen sollte auch die mRNA-Boosterimpfung die Grundimmunisierung abschließen und nicht die natürliche Infektion.

  15. 11.

    Ich habe im Dezember 2021 den Status geimpft-geimpft-genesen erhalten, habe damit jetzt nur den Status 2G. Die dritte Impfung darf ich erst nach drei "Wartemonaten" erhalten, verliere aber auch sofort nach drei Monaten den Genesenenstatus. Um überhaupt einen Impfstatus zu halten, müsste ich taggenau den Booster bekommen. Wie soll das bitte funktionieren? Auch: Warum bin ich den Geboosterten nicht gleichgestellt? Ich habe ja gar keine Wahl, ob ich mich jetzt boostern lasse!

  16. 10.

    Ich bin dafür, dass man als genesen gilt wenn man genäsen 3 mal richtig geschrieben hat.

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