Nach Forderungen des Handelsverbandes - Giffey und Steinbach wollen an 2G-Regeln im Einzelhandel festhalten
Im Einzelhandel herrscht ein föderales Durcheinander: Anders als beispielsweise in Bayern gilt in Berlin die 2G-Regel. Diese würde der Handelsverband Berlin-Brandenburg gerne kippen. Aus der Berliner und Brandenburger Politik gibt es Absagen.
Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) haben Forderungen nach Lockerungen im Einzelhandel zurückgewiesen.
Angesichts von Corona-Inzidenzen von über 2.000 sei das aktuell nicht möglich, sagte Giffey am Montag dem rbb. Sie verwies im Inforadio auf Ausnahmeregelungen und Erleichterungen der Kontrollpflicht für kleine Geschäfte. So würden zum Beispiel die Kosten für die notwendigen Kontrollen der 2G-Regel im Rahmen der Überbrückungshilfen erstattet.
Steinbach erwartet Omikron-Höhepunkt erst in zwei Wochen
Für einen Verzicht auf die 2G-Regel sei es noch zu früh, sagte Steinbach auf Antenne Brandenburg. Omikron produziere zwar weniger Fälle für die Intensiv-Stationen der Krankenhäuser, es gebe aber nach wie vor eine heftige Zahl von Einweisungen in die Normalstationen.
Brandenburg habe ein Ampelsystem, das Planungssicherheit gebe. Zur Zeit stünde dieses auf Gelb und die Werte stiegen weiter an. Bevor nicht aus der Wissenschaft das Signal komme, dass die derzeitigen Maßnahmen geändert werden könnten, werde die Politik dies nicht tun, so Steinbach.
Zu einer mögliche Exit-Strategie sagte Steinbach, Politik müsse immer die Gesamtheit im Auge behalten. Angesichts des erwarteten Höhepunkts der Omikron-Welle in etwa zwei Wochen könnten zunehmend schon Gespräche über mögliche spätere Erleichterungen geführt werde, um diese bereits jetzt vorzubereiten.
Mehr Geschäftspleiten durch 2G befürchtet Steinbach nicht. Dies hätten die staatlichen Hilfsprogramme bisher verhindert. In der aktuellen Omikron-Welle gebe es brandenburgweit erst 90 Anträge von Unternehmern.
Handelsverband verweist auf Bundesländer ohne 2G-Regelung
Der Handelsverband Berlin-Brandenburg hatte am Sonntag gefordert, die 2G-Regelung zügig zu beenden. Bayern, Baden-Württemberg, das Saarland und Niedersachsen hätten die Regel, wonach nur gegen Corona Geimpfte oder Genesene Zutritt haben, nicht, sagte Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen am Sonntag in der rbb-Abendschau. "Und trotzdem haben sie keine schlechteren Zahlen als ihre Nachbarländer."
Busch-Petersen beschrieb die Lage des Einzelhandels in Berlin und Brandenburg als Katastrophe. Die Situation sei in diesem Winter noch schlimmer als im Jahr davor. Die Rahmenbedingungen der Politik seien unmöglich, viele Läden gingen jetzt in die Knie.
Fokus auf Krankenhausbelegung gefordert
Gefordert sei jetzt eine faktenbasierte Politik, das erlebe er in letzter Zeit aber immer weniger. Busch-Petersen plädiert dafür, bei möglichen Maßnahmen auf die Krankenhausbelegung zu achten, alle anderen Zahlen dürften die Menschen nicht dauerhaft erschrecken. "Wir müssen wieder lernen, schrittweise normal zu leben."
In Berlin und Brandenburg gilt die 2G-Regelung seit Ende November. Der Handelsverband hat sie bereits mehrfach kritisiert – unter anderem, weil die Einzelhändler selbst die Einhaltung kontrollieren müssen. Die zusätzlichen Mitarbeiter bedeuteten für die Händler höhere Kosten, zudem könnten die Beschäftigten bei der Kontrolle durch aggressive Kunden gefährdet werden.
Die Kommentarfunktion wurde am 01.02.2020 um 21:00 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.
Sendung: Inforadio, 31.01.22, 12:30 Uhr