Anteil steigt - Mehr als jeder zweite Corona-Tote in Berlin war Pflegeheim-Bewohner

Mi 16.12.20 | 17:55 Uhr
Symbolbild: Ein Pfleger geht in der Corona-Notaufnahme einer Klinik. (Quelle: dpa/R. Michael)
Bild: dpa/R. Michael

Immer wieder haben Pflegeheime der Senatsverwaltung für Gesundheit schwere Corona-Ausbrüche unter Senioren und Pflegekräften gemeldet. Nach Angaben der Verwaltung machen Heimbewohner inzwischen mehr als die Hälfte aller Corona-Todesfälle aus.

Die starke Zunahme der Corona-Todesfälle in Berlin seit Anfang Dezember geht zum größten Teil auf gestorbene Bewohner von Pflegeeinrichtungen zurück. 492 Menschen, die in solchen Heimen lebten, sind seit dem Frühjahr nach Corona-Infektionen gestorben. Das teilte die Gesundheitsverwaltung am Mittwoch auf Anfrage mit (Stand 15. Dezember).

Anfang Dezember waren es noch 224 gewesen. Insgesamt sind bisher 899 Corona-Todesfälle in Berlin erfasst (Stand 1. Dezember: 594). Mehr als jeder zweite nachgewiesene Fall betrifft damit Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Auch der "Tagesspiegel" hatte über die Zahlen berichtet.

Größere Corona-Ausbrüche in sechs Pflegeheimen

Die Zahl der Infektionen bei Pflegeheimbewohnern schnellte seit Anfang des Monats weiter in die Höhe: von damals 2.050 auf nun 3.425. Zudem wurden in dem Zeitraum rund 600 Pflegekräfte positiv getestet. Zuletzt war der Einsatz von Schnelltests in den Heimen deutlich ausgeweitet worden, einen Überblick über deren Einsatz gibt es allerdings nicht. Positive Ergebnisse müssen mit einer Laboruntersuchung abgesichert werden.

Am Dienstag hatte die Senatsverwaltung für Gesundheit rbb|24 auf Anfrage mitgeteilt, dass größere Corona-Ausbrüche aktuell in sechs Berliner Pflegeheimen zu verzeichnen seien.

Beim bislang größten bekannt gewordenen Ausbruch im Gesundheits- und Pflegezentrum "Goldenherz" in Berlin-Wedding wurden laut Gesundheitsverwaltung bisher 115 Bewohner und 50 Mitarbeiter positiv getestet. Die Behörden vermuten als Grund für die rasche Verbreitung des Virus das Verhalten psychisch erkrankter Bewohner, denen häufig die Einsicht für die Maßnahmen fehle. 22 Bewohner des Pflegeheims "Goldenherz" sind bislang an oder mit dem Coronavirus verstorben, sowie ein 48 Jahre alter Mitarbeiter, wie eine Mitarbeiterin der rbb-Abendschau sagte.

Massive Corona-Ausbrüche in fünf weiteren Häusern

Das Gesundheitsamt Reinickendorf bestätigte dem rbb bereits am Montag, dass das Domicil-Pflegeheim an der Techowpromenade ebenfalls von einem größeren Ausbruch betroffen ist. Dabei habe es bis dato zwölf Tote gegeben. Ebenfalls von einem schweren Ausbruch betroffen ist das Domicil-Seniorenpflegeheim in Steglitz-Zehlendorf. Das Haus in der Bergstraße mit 189 Plätzen registrierte nach Angaben der Gesundheitsverwaltung bereits 69 infizierte Bewohner und 17 positiv getestete Mitarbeiter.

Das Senioren- und Therapiezentrum "Haus an der Spree" in Friedrichshain-Kreuzberg meldete 61 Infektionen unter Bewohnern und 25 unter Mitarbeitern. Weitere größere Ausbrüche gab es nach Angaben der Gesundheitsverwaltung im Procurand-Seniorendomizil Wilhelm-Stift am Schlosspark Charlottenburg sowie im Evangelischen Seniorenheim in Tempelhof-Schöneberg.

Im Zuge des Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie gelten für Pflegeheime in der Stadt ab Mittwoch neue Regeln. So müssen die Beschäftigten verpflichtend alle zwei Tage auf das Coronavirus getestet werden, wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mitteilte. Besucher dürfen nur dann in die Einrichtungen kommen, wenn sie Maske tragen und ein negatives Testergebnis vorweisen. Dieses darf nicht älter als 24 Stunden alt sein, andernfalls sollen sich Besucher vor Ort testen lassen können. Besuchsregeln wurden verschärft.

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