Interview | Zählaktion "Stunde der Wintervögel" - "Aufmerksamkeit schaffen für die Vögel in den Siedlungen"

Sa 11.01.25 | 14:57 Uhr
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Eine Kohlmeise (Parus major) sitzt auf einem Ast. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
dpa/Patrick Pleul
Audio: Radioeins | 11.01.2025 | Patricia Pantel im Gespräch mit Martin Rümmler | Bild: dpa/Patrick Pleul

Meisen, Finken, Amseln – noch bis Sonntag läuft die bundesweite Zählaktion "Stunde der Wintervögel". Was dabei zu beachten ist und wie wir Vögeln im Winter richtig füttern, erklärt Vogelexperte Martin Rümmler vom Naturschutzbund im Interview.

rbb: Herr Rümmler, "Stunde der Wintervögel", alle Jahre wieder: Wir sollen Vögel zählen. Wen, wann und wie?

Martin Rümmler: Am besten eine Stunde lang - bis morgen. Abends zum Sonnenuntergang ist Zeit. Dann sucht man sich einen Ort in der Stadt, wo es ruhig ist, wo man seine Ruhe hat und in Ruhe Vögel beobachten kann. Und dann zählt man von jeder Art die maximale Anzahl an Vögeln, die man gleichzeitig sieht.

Wo muss man um diese Jahreszeit gucken und suchen, dass man überhaupt einen Vogel sieht?

Theoretisch geht das eigentlich an fast jedem Ort. Es gibt natürlich ein paar Orte, die besser geeignet sind. Also Parks, naturnahe Gärten, Gewässer sind auch immer gut. Möglichst nicht in einem Naturschutzgebiet, das verfälscht ein bisschen unsere Ergebnisse. Aber im Grunde überall, wo man sonst auch Vögel sieht, da hat man eigentlich immer gute Chancen, was zu entdecken.

Jetzt erkennen viele außer dem Spatz und der Amsel vielleicht gar nicht alle Vögel, die derzeit unterwegs sind. Und ehe ich das mit Bildern abgeglichen habe, ist der dann auch schon wieder vorbeigeflogen. Ist dieses Zählen nur was für Experten?

Absolut nein. Da können alle mitmachen, die interessiert sind, die sich auch ein bisschen mit den Vogelarten auskennen. Wenn das nur ein, zwei, drei Arten sind, die erkannt werden können, dann reicht das schon lange aus. Am besten nur die melden, die man dann auch wirklich einwandfrei identifizieren kann und den Rest, den meldet man einfach nicht.

Aber viele Arten, die zum Beispiel in der Stadt leben, der Haussperling, die bekommen gar nicht die Aufmerksamkeit, die sie manchmal bräuchten.

Martin Rümmer, Referent für Vogelschutz beim Nabu

Im Frühjahr gibt es die Stunde der Gartenvögel. Wir zählen mittlerweile auch die Insekten und Käfer im Sommer und jetzt eben wieder die Stunde der Wintervögel. Wofür das Ganze eigentlich?

Es hat natürlich verschiedene Aspekte. Zum einen geht es ein bisschen darum, Aufmerksamkeit zu schaffen für die Vögel in den Siedlungen, also die, die vor allem am häufigsten sind. Es wird ja viel geredet über die bedrohten Arten aus der Agrarlandschaft - zu Recht. Aber viele Arten, die zum Beispiel in der Stadt leben, der Hausperling, die bekommen gar nicht die Aufmerksamkeit, die sie manchmal bräuchten. Denn solche Arten gehen zum Teil einfach "geheim" sozusagen zurück in ihren Beständen. Und das wollen wir mit solchen Zählaktionen aufdecken.

Im Frühjahr gibt es die Stunde der Gartenvögel. Wir zählen mittlerweile auch die Insekten und Käfer im Sommer und jetzt eben wieder die Stunde der Wintervögel. Wofür das Ganze eigentlich?

Es hat natürlich verschiedene Aspekte. Zum einen geht es ein bisschen darum, Aufmerksamkeit zu schaffen für die Vögel in den Siedlungen, also die, die vor allem am häufigsten sind. Es wird ja viel geredet über die bedrohten Arten aus der Agrarlandschaft - zu Recht. Aber viele Arten, die zum Beispiel in der Stadt leben, der Haussperling, die bekommen gar nicht die Aufmerksamkeit, die sie manchmal bräuchten. Denn solche Arten gehen zum Teil einfach "geheim" sozusagen zurück in ihren Beständen. Und das wollen wir mit solchen Zählaktionen aufdecken.

Soweit zum Zählen, jetzt zum Füttern. Im Winter haben viele ihre Vogelhäuschen aktiviert oder Vogelfutterringe oder Klopse aufgehängt. Wen soll ich denn ab wann eigentlich füttern?

Wir raten im Allgemeinen dazu, während der Winterzeit zu füttern, also so ab November. Das gilt vor allem dann, wenn die Witterung sehr kalt und frostig ist, also wenn viel Schnee liegt oder wenn lange Dauerfrost herrscht. Dann haben es die Vögel in der Regel etwas schwerer, Nahrung zu finden. Und dann ist das durchaus ein willkommenes Angebot für viele Gartenvögel, dass dann Körner oder vielleicht auch Fettfutter ausgebracht wird.

Man hängt denen etwas zu essen hin und dann kacken die alles voll. Muss das sein?

Das kommt natürlich immer darauf an, was man für Futtersysteme wählt. Am besten sind solche, wo sie sich dann nicht selbst ins Futter kacken können, denn das ist auch immer eine Gefahrenquelle für Ansteckungen, für Krankheitskeime und so weiter. Also am besten solche Systeme, wo das Futter möglichst trocken und sauber bleibt. Und dann ist den Vögeln auch noch mehr geholfen.

Und nochmal zum Zählen zurück. Darf ich denn auch welche mit Futter anlocken, um sie dann zu zählen? Oder gilt das nicht?

Doch, das ist völlig in Ordnung. Wir fragen das auch ab, ob da eine Futterstelle dabei war oder nicht. Das gibt uns noch mal ein genaues Bild darüber, wie es der Vogelwelt so geht. Das ist völlig legitim und auch gewollt, denn das ist ja auch eine umweltbildende Maßnahme.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Patricia Pantel für Radioeins. Der Text ist eine redigierte und leicht gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview können Sie hören, wenn Sie auf das Bild über dem Text klicken.

Sendung: Radioeins, 11.01.2025, 07:40 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Ja genau - nur füttern bei mindestens täglicher Reinigung und natürlich auch guter Kontrolle der Futterstellen.
    Stadttauben oder Krähen, muss man nicht noch zusätzlich anlocken und damit noch zur Vermehrung beitragen.

  2. 19.

    In einer Mietwohnung, muss man immer bestimmte Regeln und Gesetze einhalten !
    In einer Mietwohnung, leben meist viele Menschen unter einem Dach - das heißt schon mal Rücksichtnahme auf den Nachbarn.
    Futterreste könnten auf den Balkon des Nachbarn gelangen - oder ungebetene Tierische Nachbarn(Mäuse, Ratten, Marder) könnten angelockt werden.
    Oder der Nachbar, hat dann plötzlich tote Vögel auf seinem Balkon zu liegen, durch ihren Nistkasten, usw.
    Ich selbst und fast meine gesamte Hausgemeinschaft, sind jedenfalls gegen das Füttern von Vögeln, Wildtieren.
    Außerdem, haben viele im Mietshaus Katzen - und dazu noch Vögel anlocken - das wird bei uns Nichts, LG.

  3. 18.

    Futterstellen müssen ständig kontrolliert und gereinigt werden, Futterreste müssen entsorgt werden.
    Nur mit Futter hinschmeißen - is nicht.
    Da verbreiten sich ganz schnell, Viren, Bakterien, Krankheiten, an solchen Treffpunkten und die Tiere werden krank oder sterben.
    Wie bei vielen Dingen, ist die tägliche Hygiene ein Muss - sonst besser Finger von lassen - dann Bitte Nicht füttern !

  4. 16.

    Liegt nicht schon genügend Müll, Unrat, altes Brot und Dönerreste in der gesamten Stadt umher ???
    Dazu noch Leute, die ihr Weißbrot für die Tauben zerbröseln, Füchse, wilde Katzen, oder Wildschweine in der Stadt oder am Stadtrand füttern.
    Zigtausende Hauskatzen/Haushunde in der Stadt und das alles, aus falsch verstandener Tierliebe.

  5. 15.

    Bei uns in der Gegend, sind große Ansammlungen, verschiedenster Krähenarten ein riesen Problem, dazu nur noch diebische Elstern und Tauben ohne Ende.
    Alles andere, wird durch Hunde/Katzen verjagt.
    Dann habe Ich schon bemerkt, das sich Ratten oder Mäuse unter den Futterstellen bedienen, Viele Grüße.

  6. 14.

    Och, meine Katzen freuen sich, über genügend Futterstellen in der Stadt (irgendwas läuft dort immer, für Mirko, Maika und Mietzi).

  7. 13.

    Na dann füttern Sie mal schön weiter, Stadttauben in Scharen, Krähen in Scharen, und Ratten als Plage - das ist ihr Thema, nicht meins.

  8. 11.

    Lesen Sie mal in der Geschichte von Tauben,
    dann würden Sie verstehen das Tauben keine Ratten der Lüfte sind.
    Sie plappern und machen hier Stimmung gegen Tauben und Krähen,warum?
    Kehren Sie mal in sich selbst!!!
    Sie verdrecken doch selbst die Umwelt oder etwa nicht?

  9. 10.

    Vögel füttern - damit die vielen Katzen, was Fettes zu fressen bekommen - Alles klar !
    Aber egal - Baumärkte und Discounter freuen sich über
    ,, Tierliebe,, Menschen.
    Oh - Ich liebe ja so die Vögel und auch Katzen - Alles klar - Nachbarn !!!

  10. 9.

    Tiere, können auch uns Menschen, sehr sehr schädigen.
    Vor allem, wenn man Wildtiere
    (Vögel sind nunmal auch Wildtiere) füttert und dabei die tägliche Reinigung die tägliche Sauberkeit, Nicht umfassend beachtet.
    Selbst Wasser muss mindestens täglich gewechselt werden.
    Sonst verbreiten sich Krankheiten, Viren, Bakterien.
    Außerdem, haben viele Kommentare hier vollkommen Recht: Tauben(Ratten der Lüfte), Krähen, usw. brauchen Nicht, noch zusätzliches Nahrungsangebot !!!
    Und die Unzähligen Berliner Ratten, werden auch ohne Zusatzfütterung satt.
    Einfach die Finger davon lassen, Nahrungsmittel, Kerne, oder sonst irgendwas, in die Landschaft zu hängen, oder in die Landschaft zu schmeißen, Viele Grüße.

  11. 7.

    Habe öfters ein Buntspecht gesehen, aber einzel. Jeden Tag ein andere, oder immer der gleiche? Ein Stück oder dutzende?

    Wer weiß? Niemand!

  12. 6.

    Sie scheinen wahrhaft kein Tierfreund zu sein!!!
    Wissen Sie eigentlich wer hier auf der Welt die Umwelt zudeckt???
    Die Tiere schädigen nicht die Umwelt so wie der Mensch.

  13. 5.

    @ Heidekind, das ist bei Ihnen wahrscheinlich genauso und Sie wollen ja sicher auch nicht hungern und frieren. Sie können ja Futterbälle an Sträuchern aufhängen, wenn sie Angst um den schönen Balkon haben. So viel Dreck machen die kleinen Singvögel sowieso nicht, das bleibt meist im Futterhaus, bzw sie fressen schnell und fliegen gleich weiter. Es sind eher die Tauben, die länger bei uns rasten, meist paarweise und schon nach dem Nistplatz fürs Frühjahr Ausschau halten.

  14. 4.

    Man sieht nur noch Krähen. Ich möchte einen Brutkasten für Blaumeisen anbringen, aber mei Vermieter verbietet das

  15. 3.

    "Man hängt denen etwas zu essen hin und dann kacken die alles voll. Muss das sein?"
    Wer veel fritt, de veel schitt. Is' so.

  16. 2.

    Ja, nicht mal Meisen bekommt man zu sehen. Weiß jemand, ob das Anbringen von Nistkästen in einer Mietwohnung tatsächlich verboten ist. Mein Vermieter will es so

  17. 1.

    Es gibt in meiner Umgebung nur Tauben und Elstern. Alle anderen werden durch Hauskatzen und Haushunde vertrieben. Sowohl in unserem schönen Innenhof als auch in den umliegenden Parks.

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