Millionenbetrug mit Tests in Berlin - Fast neun Jahre Haft für Betreiber von Corona-Testzentren

Mo 27.03.23 | 17:18 Uhr
  41
Symbolbild: Ein Arzt hält ein positives Ergebnis für COVID-19 (Quelle: dpa/Michael Bihlmayer)
Video: rbb24 | 27.03.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Michael Bihlmayer

Wegen Betrugs bei der Abrechnung von Corona-Bürgertests ist ein 47-Jähriger in Berlin zu mehr als acht Jahren Haft verurteilt worden. Schadenssumme: Rund 9,7 Millionen Euro. Es war das bisher größte derartige Strafverfahren in der Hauptstadt.

Ein ehemaliger Betreiber mehrerer Corona-Testzentren ist wegen Betrugs zu insgesamt acht Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Rund 9,7 Millionen Euro habe der 47-Jährige gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin zu Unrecht abgerechnet und erhalten, begründete das Berliner Landgericht am Montag.

Dem Angeklagten sei es darum gegangen, "so viel Geld wie möglich zu kassieren", sagte der Vorsitzende Richter.

Großteil des Geldes soll in die Türkei gegangen sein

Der damalige Spätkauf-Betreiber wurde des besonders schweren Betrugs in 67 Fällen schuldig gesprochen. Gegen seine mitangeklagte Schwester erging wegen Beihilfe in 17 Fällen eine Strafe von einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung. Das Gericht ordnete zudem die Einziehung des erlangten Geldes an.

In dem für Berlin bisher größten Strafverfahren wegen Verdachts auf Betrug bei der Abrechnung von Corona-Bürgertests geht es um Taten zwischen Mai und Oktober 2021. Der Schwindel soll über 18 Testzentren gelaufen sein.

Der 47-Jährige habe Tests abgerechnet, die gar nicht oder nicht in dem Umfang durchgeführt worden seien, so das Gericht. Mehr als 6,6 Millionen Euro soll der Mann laut Anklage in die Türkei weitergeleitet haben. In die gegen den 47-Jährigen verhängten Strafe wurde eine frühere Verurteilung zu drei Jahren und acht Monaten Haft einbezogen.

Der Staatsanwalt hatte eine Gesamtstrafe von zehn Jahren und drei Monaten beantragt. Der Verteidiger plädierte auf maximal sieben Jahre Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Berlin hat eigene Ermittlungsgruppe

Erst am 22. März hatte der rbb berichtet, dass wegen der Betrugsversuche mit Corona-Tests beim Berliner LKA eine eigene Ermittlungsgruppe, die "EG Corona", gegründet wurde. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermitteln demnach derzeit in mehr als 13.000 Verfahren gegen die mutmaßlichen Betrüger. Damit liegt Berlin bundesweit an der Spitze. Das geht aus einer Umfrage von rbb24 Recherche bei allen Landeskriminalämtern Deutschlands hervor.

An zweiter Stelle steht Nordrhein-Westfalen mit rund 5.400 Ermittlungsverfahren und einem potenziellen Schaden von 79 Millionen Euro. In Brandenburg wurden bisher 530 Verfahren eingeleitet und der bisherige Schaden mit 5 Millionen Euro angegeben. Insgesamt summiert sich der Schaden deutschlandweit auf ca. 400 Millionen Euro.

Sendung: rbb24, 27.03.2023, 16:00 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

41 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 41.

    Ein cleverer Coup? Da waren die Maskenamigos aber doch viel cleverer, die dürfen die Millionen aus den Provisionen sogar behalten.

    Aber die heißen ja auch Andrea, Alfred und Georg, nicht wahr?

  2. 40.

    Das war mal ein ganz besonderer Coup. Zunächst einmal 6,6 Millionen € in der Türkei sicherstellen. Und dann lässig 6 Jahre (2/3) im deutschen Kuschelvollzug sich verwöhnen lassen. So überlistet ein cleverer Mensch naive, gutmütige Behörden.

  3. 39.

    Wenn ich in anderen Artikeln lese das Beamte die mit gefälschten Rechnungen den Arbeitgeber betrogen haben dafür nur eine Bewährungsstrafe bekommen haben, weil es der Arbeitgeber Ihnen zu einfach gemacht hat dann verwundert mich so ein Urteil.
    Auch den Testzentren wurden Betrügen sehr einfach gemacht.
    Und das konnte jeder, nicht nur die Angestellten zu denen man ein gewisses Vertrauensverhältnis voraussetzen kann.
    Der Fehler lag bei diesen Testzentren im System das keine Kontrollen vorsah.

  4. 38.

    ...und was machen Sie dann mit den Vornamen ? Was sagen Ihnen diese dann ? Falls Sie darauf hinaus wollen, was ich denke: auch wenn ich Ülli Gülli heisse , kann ich doch Deutscher sein. Nicht alle Deutschen heissen (nur) Fritz, Hans oder Karl.

  5. 37.

    ...und die Verantwortlichen bei der Kassenärztlichen Vereinigung müssten 5 Jahre wegen Inkompetenz zu Ungunsten des Steuerzahlers bekommen. Danach dann 5 Jahre die Verantwortlichen Politiker, die Gesetze erlassen, die es der KÄV überhaupt ermöglichen so imkompetent zu sein und Millionen von EUR "einfach so" auszuzahlen.

  6. 36.

    Das Geld ging in die Türkei. Damit ist die Nationalität des einen ja schonmal klar.
    Die anderen 13000 Fälle liegen garantiert ähnlich.

  7. 35.

    Also in diesem Fall waren ja schon einmal 2 Personen beteiligt. Und Sie möchten ernsthaft eine Liste durchlesen, auf der alle Vornamen der bei 13000 Fällen beteiligten Personen stehen? Und wer soll die für Sie erstellen?

  8. 31.

    Warum versuchen Sie das Thema zu wechseln? Sie hätten auch einfach googeln können, wie "Silvester" geschrieben wird...

  9. 30.

    Ich habe mich lange gewundert, warum höchst fragwürdige Geschäfte, die zuvor von Polizei und Zoll regelmäßig Besuch bekamen, plötzlich seriöse Testzentren sein können. Ich nahm an, hier soll das ganz große Gaunertum und die Klankrimminalität endlich entlastet werden.
    Letztlich ein Totalveragen der Politik bzw. derer Verantwortlichen

  10. 28.

    Im Grunde genommen sollten die verantwortlichen Politiker und Behörden, die hohe Coronazahlen befürworteten und dabei beide Augen zudrückten die Gelder zurückzahlen. Den Schaden trägt jetzt der Steuerzahler bei jedem Einkauf. Nur die Dummen und das sind sehr viele dachten, dass alles für lau ist-

  11. 27.

    Auch als Späti Inhaber kann man Aufstocker sein. Ich verstehe dein Problem gerade nicht.

  12. 26.

    Ich finde das Urteil für den Hauptangeklagten nachvollziehbar, das milde Urteil für die Mitangeklagte jedoch viel zu milde.
    Es wurde in die Taschen der Sozialversicherungen gegriffen. Also in Ihre und meine Taschen.
    Wie kann man bloß eine Extremsituation so schamlos ausnutzen? Ich hoffe, die Staatsanwaltschaft legt Berufung ein.

  13. 25.

    Dann wären Sie auf jeden Fall auch dabei, und dem seine eigene Forderung zum Verhängnis wird.

  14. 23.

    Platz1 - 13000 Fälle nur in Berlin, Platz 2 NRW...

    In Anlehnung an die Sylvester Krawalle und die daran anschließende Anfrage der CDU kommt mir doch glatt in den Sinn:
    Können wir mal Kenntnis über die Vornamen der Beschuldigten haben?

  15. 22.

    Natürlich hat der ehrenwerte Herr und seine Schwester eine Strafe verdient wegen Betrugs in dieser Höhe. Aber ist dabei jemand körperlich zu schaden gekommen ?? Nein.
    Ein Gewaltverbrecher, der einem anderen Menschen vielleicht lebenslang körperlichen Schaden zu fügt oder Übergriffe auf Kinder werden bei weitem nicht mit solchen Strafen belegt.

  16. 21.

    Lohnt sich immer noch - pro Jahr mehr als 1 Mio. - muss man erst mal verdienen und das Geld ist sicher auch in der TR gut angelegt.
    Unrecht Gut gedeihet gut. Übrigens ein kleiner Fisch, da haben andere noch ganz anders abgegriffen und da reichte es locker für ne Millionärsvilla.

  17. 20.

    Die Kommentare 2,3,4 und zehn sind der Grund schlechthin, Kommentare zu lesen. Deren Niveau erhellt meine Laune erheblich.

  18. 19.

    Warum wurde eigentlich nur wegen Abrechnungsbetrugs ermittelt? Geht die Staatsanwaltschaft denn davon aus, dass die Testzentren zwar den Staat betrogen haben, aber dennoch alle Bürgertests ordentlich durchgeführt wurden? Müsste nicht auch überprüft werden, inwiefern die Betreiber falsche Testurkunden ausgestellt und damit die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet haben?

  19. 18.

    Immerhin wurden welche erwischt. Wenn sich die Strafverfolgungsbehörden mit den Steuerdieben auch mal solche Mühe geben würden, könnten jedes Jahr ca 150 Milliarden Euro eingetrieben werden. Dagegen sind die Coronabetrüger nur kleine Eierdiebe. Und die Steuerräuber müßten wohl lebenslänglich in den Knast. Schon allein um die Verhältnismäßigkeit zu wahren.

  20. 17.

    Absolut angemessen, die Höhe der Strafe, aber es gibt seit Jahrzehnten ein krasses Missverhältnis zwischen der Verurteilung wegen Sachdelikten und körperlicher Gewalt gegen Personen! Für welche schweren Gewaltdelikte - außer Mord und Mordversuch - wird man noch zu 8 Jahren Haft verurteilt .

  21. 15.

    >"Kann man das Geld "zurückholen" oder ist es jetzt "für immer" weg?"
    Geld ist nie weg! Es ist nur woanders... ;-))
    Oberster Grundsatz von windigen Investmentbankern.

  22. 13.

    Wer hat dieses Geld denn freigegeben?
    Es ist unglaublich!!!

  23. 12.

    >"Über Beihilfe des Ministers und seine ausführenden Organe, die den Betrug einfach, bzw. fast herbeigerufen haben, ist ebenfalls nachzudenken."
    Naja... wenns seinerzeit mit vielen bürokratischen Hürden zur 100%igen Absicherung gegen Betrug verbunden gewesen wäre, dann hätten die Testzentren nie so schnell und für den Bürger unkompliziert arbeiten können. Was die Politiker auch immer tun, es ist immer falsch - gelle? ;-))
    Nebenbei: Auch wenns einem einfach gemacht wird, verstoßen solche Handlungen gegen die Regeln unserer Gesellschaft und unseres Zusammenlebens. Beispiel: Wenn des Narchbarn Türe offen steht, gehe ich nicht in dessen Wohnung und nehme was mit! Weil: Es verstößt gegen Grundregeln des Zusammenlebens. Von wegen fremdes Eigentum und so... Wer dagegen verstößt, muss auch irgendwie verurteilt werden. Daher alle Daumen hoch für diesen Ermittlungserfolg und das Urteil.

  24. 11.

    Na rechnet sich doch für den Herren, pro Jahr eine gute Million, nach 2/3 Entlassung wegen guter Führung, gutes Geschäftsmodell.

  25. 10.

    Aufpassen mit Ihren Wünschen, könnte eng für Sie werden!

  26. 9.

    "Ich würde ihn solange in Einzelhaft lassen, bis das gesamte Geld nebst Gerichts-, Ermittlungskosten und eine angemessene Strafe von mind. 25% des Schadens zurückgezahlt sind!"

    Brilliant! Der Täter hat bestimmt noch ein paar Millionen rumliegen, die er für die 25% Strafe verwenden kann. Oder er erarbeitet das vom Gefängnis aus.
    Eigentlich fehlt nur noch das Wort "sofort" in Ihrem Kommentar. Vielleicht "Sofort Täter in Einzelhaft schicken, solange bis das gesamte Geld ..." . Da sieht man dann sofort, dass Sie anpacken können.

  27. 8.

    Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

    30 Mitarbeiter für 13000 Verfahren... nee, is klar :) Wird bestimmt alles aufgeklärt werden!

  28. 7.

    Kann man das Geld "zurückholen" oder ist es jetzt "für immer" weg?

  29. 6.

    "Ich würde ihn solange in Einzelhaft lassen, bis das gesamte Geld nebst Gerichts-, Ermittlungskosten und eine angemessene Strafe von mind. 25% des Schadens zurückgezahlt sind!"

    Sollte man für Leute die dumme Kommentare schreiben auch einführen.

  30. 5.

    "Nichts, weil wahrscheinlich noch Sozialhilfe bezogen wird. " Lesen hilft!

    "Der damalige Spätkauf-Betreiber wurde des besonders schweren Betrugs in 67 Fällen schuldig gesprochen. "

  31. 4.

    Man sollte sich nun darum kümmern auch das Geld zu finden. Und die Hintermänner per internationalem Haftbefehl.

  32. 3.

    Ich würde ihn solange in Einzelhaft lassen, bis das gesamte Geld nebst Gerichts-, Ermittlungskosten und eine angemessene Strafe von mind. 25% des Schadens zurückgezahlt sind!
    Das wäre vielleicht für Betrüger abschreckend.
    Über Beihilfe des Ministers und seine ausführenden Organe, die den Betrug einfach, bzw. fast herbeigerufen haben, ist ebenfalls nachzudenken.

  33. 1.

    Richtig so.
    Interessant wäre, wie viel von dem Geld noch eingezogen werden konnte.

Nächster Artikel