Daten zu Corona, Grippe, RSV - Hohe Infektionszahlen bei drei Krankheiten bringen Kliniken an die Belastungsgrenze

Mi 07.12.22 | 13:07 Uhr
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Symbolbild: In einem Flur der Intensivstation in der Coronapatienten mit schweren Krankheitsverläufen behandelt werden hängt eine Mund-Nasen-Schutz Maske. (Quelle: dpa/C. Gateau)
Bild: dpa/C. Gateau

Corona, Grippe, RSV: aktuell plagen gleich drei Infektionen die Krankenhäuser. Experten befürchten, dass auch künftige Winter zum Stresstest für das Gesundheitswesen werden und fordern Reformen – auch jenseits der Kliniken. Von Haluka Maier-Borst

Corona ist vorbei – das würden gerne viele lesen. Die Wahrheit ist leider, dass das nur so halb stimmt. Dank der Impfungen, besserer Behandlungsmöglichkeiten und milderer Varianten, ist die Belastung durch Corona für die Kliniken deutlich geringer. Aber:

- Nach wie vor ebbt die Zahl der Fälle auf Intensivstation und im Krankenhaus nur langsam ab und es gibt Anzeichen für eine neue Welle.

- Zusätzlich steigt aktuell die Grippeaktivität deutlich an. Auch schwere Influenza-Fälle können im Krankenhaus landen.

- Außerdem greift mit RSV unter Kindern ein Infekt um sich, der in den meisten Fällen zwar glimpflich verläuft. Trotzdem ist absolut gesehen die Zahl der betroffenen Kinder recht hoch, weil nach dem weitgehenden Wegfall der Maskenpflicht "gleich drei Jahrgänge an Kindern es erwischt", wie Henriette Neumeyer von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) es formuliert.

Man sehe gewissermaßen mehrere Wellen von Krankheiten gleichzeitig, erklärt die deutsch-britische Epidemiologin Christina Pagel vom University College London. "Die Realität ist doch, dass schon vor Corona die Grippe allein das Gesundheitssystem sehr beansprucht hat. Beides gleichzeitig zu haben, das ist eine immense Herausforderung", sagt sie.

Der Fehler ist: Wir wollen dieses eine Patentrezept gegen jede einzelne Krankheit.

Christina Pagel, Epidemiologin

Personalengpässe verschärfen die Lage

Das Problem ist aber aktuell nicht nur, dass so viele Patienten in den Kliniken auflaufen. Das Problem ist auch, dass es dem Pflegepersonal schlecht geht. "Wir kriegen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder gespiegelt, wie erschöpft sie und ihre Kollegen nach zwei Jahren Pandemie sind", sagt Neumeyer. Corona und Influenza sorgen zudem immer wieder zu Personalausfällen.

Kurzfristig fordert die DKG darum, dass Kliniken die Möglichkeit bekommen, flexibler ihr Personal zwischen den Stationen zu verteilen, um diese Belastung abzufangen. Langfristig müsse sich aber auch etwas an der Gesamtlage ändern. Sprich mehr Personal und weniger Bürokratie für das Personal. "Ärzte und Ärztinnen und Pfleger und Pflegerinnen verbringen bis zu drei, vier Stunden pro Tag mit Dokumentation. Und die Zeit fehlt dann am Patienten oder der Patientin", sagt Neumeyer.

Pagel erklärt, dass Deutschland zwar einiges richtig mache. Immerhin habe Deutschland deutlich mehr Ressourcen in den Kliniken als Großbritannien. Dort sei man nämlich schon am Anschlag und Menschen würden in den Notaufnahmen sterben, weil diese überlastet seien. Pagel sieht aber grundsätzlich Probleme darin, wie in westlichen Ländern mit Corona, Influenza oder anderen Atemwegserkrankungen umgegangen wird.

"Der Fehler ist: Wir wollen dieses eine Patentrezept gegen jede einzelne Krankheit. Die Impfung, die einen immun macht. Die Behandlung dagegen, wenn es mich richtig erwischt. Weil das sexy und heldenhaft wirkt. Aber dass man zum Beispiel mit besserer Belüftung dafür sorgen könnten, dass einfach weniger Menschen sich egal mit welcher Krankheit anstecken, das wird nicht gesehen", sagt Pagel.

Seien es bessere Krankengeldregelung in Jobs, die es nicht nötig machen, dass Leute sich hustend zur Arbeit schleppen. Oder eine saisonale Maskenpflicht im Nahverkehr während der Wintermonate. Pagel plädiert dafür, mehr kleine Maßnahmen früher zu treffen, um die Kliniken zu entlasten. "Klar, kann man einfach auch mehr Personal in den Kliniken haben. Aber zum einen ist das die teuerste Variante. Und zum anderen ist auch mit guter Behandlung ein Klinikaufenthalt ja nichts, was man unbedingt durchmachen will."

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.12.2022, 19:30 Uhr

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48 Kommentare

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  1. 48.

    Ach Andreas, ich glaube das sie genauso wenig ein Masken oder Gesundheitsexperte sind wie ich
    Das ihre Behauptungen und ihr angebliches Wissen nicht immer richtig sind zeigen Berichte Studien und Interviews mancher echten Experten im TV usw. Der letzten 2,5 Jahre
    Sie mögen vielleicht nicht mit allem Unrecht haben, trotzdem vertraue ich lieber den Experten
    Da wo ich es für erforderlich halte trage ich weiterhin die Maske weil ich sie als Sinnvoll einstufe, für mich persönlich ist sie keine Einschränkung in meinem Leben
    Ist aber nur meine Meinung, wer sie nicht tragen will kann das ja tun, das akzeptiere ich auch voll. Genauso kann man aber auch von ihnen erwarten, das es Leute gibt, die anderer Meinung sind und deren Meinung auch akzeptieren, und da hapert es bei ihnen offensichtlich

  2. 47.

    könnten Sie Ihre Meinung auch klarer/eindeutiger ausdrücken? Also verurteilen Sie die Impfangebote - oder was?

  3. 46.

    zum Vergleich: vor wievielen Autounfällen schützte die Stoßstange seit ihrer Einführung und vor wievielen Autounfällen schützten die Gurte seit ihrer Einführung und wie oft schützte im PKW seit ihrer Einführung des Feuerlöschers in PKWs vor dem Ausbrennen?

    Gottseidank werden die Prozentsätze niedrig sein, trotz negativer Kosten/Nutzenanalyse, Und das ist auch parallel im (Corona-)Gesundheitswesen gut so, trotz der Impf- und Maßnahmengegner.

  4. 45.

    Wer in der Pflege arbeitet und seine Patienten nicht schützt, ist fehl am Platze.

  5. 44.

    Impfungen schaden dem Immunsystem nicht. Etwas mehr Kenntnis der Materie täte Ihnen gut

  6. 43.

    War ja klar, nachdem die Maske durchgeorgelt wurde, ist jetzt wieder die Impfung dran:
    "Warum hat der liebe Gott uns ein Immunsystem gegeben? Damit die Impfung dieses zunichte macht und dann herum jammern kann."

    Also ob es Gott war ist sicher ihre persönliche Sicht. Jedenfalls machen Impfungen alles andere nur nicht "göttliche" Immunsysteme zu nichte, sondern helfen uns dabei, beim Erstkontakt mit bestimmten Patogenen überhaupt zu überleben, indem das Immunsystem schon mal vorbereitend kontrolliert mit den relevanten Signaturen Bekanntschaft macht.

  7. 42.

    Ich glaube wir sind recht dicht beisammen... verstehen uns nur nicht.
    Es gab ja nicht vom ersten Tag in Deutschland Reisebeschränkungen.... also kam alles rein. Im Herbst/Winter sah das dann schon anders aus.
    Die Maßnahmen sollten die Ausbreitung von Covid verhindern haben aber auch bei anderen Infektionen dafür gesorgt, dass diese zurück gingen... und da wird man eh nie erfahren welche Maßnahme welchen Anteil hatte.
    Das wurde ja schon von den Sachverständigen bemängelt, man hat immer ein paar Sachen zur gleichen Zeit gemacht, so dass niemand sagen konnte was bringt denn nun was.
    Jetzt kann man sich das ansehen .... S-A und Bayern... keine Maske im ÖPNV ... nun wird man sehen können was diese Maßnahme bringt.

  8. 41.

    Ach Michael.... Politiker haben Grenzen. Diese sollten auch eingehalten werden. Oder ist es ihnen völlig egal wer das was aus welchen Gründen auch immer beschließt ? Das wäre traurig. Die Maßnahmen haben mein sehr langweiliges Leben erheblich eingeschränkt.... scheint bei ihnen nicht so zu sein... und jetzt nochmal überlegen ... das mit dem langweilig.
    Aber wenn die Maske so egal wäre, warum wird sie in Deutschland sogar als ffp2 zur Pflicht gemacht ? Hat man Angst, dass die Bevölkerung mehrheitlich (wie aktuell in jedem Geschäft usw. zu sehen) diese ablehnt und sie nicht trägt ?
    Achso meist mit falschen Behauptungen und Argumenten...
    Da sie ja gern einfach mal was schreiben.... da müssten sie mal wenigstens eine meiner Behauptungen und Argumente widerlegen... das scheint ihnen aber nicht möglich zu sein.
    Also scheinen sie meist keine Gegenargumente zu haben.
    Meinen sie das so pauschale Aussagen eine sinnvolle Diskussion hervorbringen ?

  9. 40.

    Warum hat der liebe Gott uns ein Immunsystem gegeben? Damit die Impfung dieses zunichte macht und dann herum jammern kann. Und kaum einer rafft das. Diese Spezies ist nicht mehr zu retten.

  10. 39.

    Ich rede ja nicht von heute, wo wir wieder vermehrt endemische Atemwegserkrankungen in D haben, sondern von den Jahren wo wir sie nicht hatten. Denn das war ja schließlich der Ausgangspunkt zu ihrem Kommentar.

    Und der Reisetourismus kann nur das Transportieren, was da ist, sich transportieren lässt und den geschäftlichen bidirektionalen Tourismus gabs immer, denn wie sonst hats denn SARS-CoV-2 mit seiner parallelen Ausbreitung hinbekommen.

  11. 38.

    https://corona-zahlen-heute.de/suedafrika/
    Als ein Beispiel…. Man sieht die gleichen Effekte/Zahlen wie überall.
    Wie schon gesagt für die Ausbreitung braucht es Menschen die von A nach B reisen. Ist dies nicht möglich bleibt eine Grippe Welle aus.
    Ist aber nun schon gesagt worden.
    Nach 3 Jahren kann man nicht mehr von neuen Erregern sprechen. Über 90% der deutschen Bevölkerung hatte inzwischen Kontakt mit dem Erreger… durch Impfung oder Infektion.

  12. 37.

    Ach Andreas, ist die Maske echt ihr grösstes Problem in ihrem wohl sehr langweiligen Leben
    Seit 2 Jahren und 7 Monaten Rakern sie sich schon an dieser Maske einen ab
    Meist mit Falschen Behauptungen und Argumenten

  13. 36.

    "Es stimmt lt. Fachleuten das man sich nicht mit mehreren Viren gleichzeitig infizieren kann. Dies setzt aber voraus, dass ein ganz erheblicher Anteil der Bevölkerung relativ zeitgleich mit Corona infizierter waren…. Dies war aber nicht der Fall."

    Doch, denn die Atemwegserkrankungen breiten sich saisonal von der südlichen über die nördliche Hemisphäre aus. Und in Afrika waren die COVID-19-Inzidenzen in Jahren gewaltig.

    "Und bei dem „scharfschalten“…. Es gibt zumindest Zweifel…. Wie lange das anhält…. Das sieht man bei den Corona Mehrfachinfektionen aber da kennen sich Fachleute besser aus und ich halte mich da lieber raus."

    Hier sollte man aber schon zwischen den pandemischen (neuen) und den endemischen (bekannten) Erregern unterscheiden. Was sie beschreiben, ist ja gerade typisch für Pandemien und nichts ungewöhnliches. Denn darum gehts ja die ganze Zeit; um den "eingeschwungenen" endemischen Zustand.

  14. 35.

    Der Einfluss der gegenwärtigen Maßnahme (Maßnahmenwirksamkeit) hat ja nichts mit der Wirksamkeit (Filtereigenschaft) der Maske zu tun. Und die Filtereigenschaft der Maske wird nur durch deren Fertigung und Einhaltung von Spezifikationen bestimmt. Das ist auch nochmal verschieden von dem ständig angeführtem richtigen Sitz der Maske, der was mit der richtigen Anwendung aber auch nichts mit der Maskenwirksamkeit gemein hat.

    Aber egal wie sie die Sekundärmerkmale nun hin und her drehen, sie müssen ihre Thesen zur Maske für den gesamten Pandemiezeitraum anwenden. Und egal wie sie es nun drehen, sie können die Maske, jedenfalls nicht widerspruchsfrei, für den gegenwärtigen Zustand verantwortlich machen.

  15. 34.

    „Und sie erkennen mit der Aufrechterhaltung implizit die uneingeschränkte Wirksamkeit der Maske an“
    Ganz bestimmt nicht.
    Die Maske wirkt nur unter bestimmten Voraussetzungen. Im Augenblick hat die Maske eigentlich keinen meßbaren Einfluss auf das Infektionsgeschehen.

  16. 33.

    Na bitte, geht doch. In ihrem ersten Kommentar war die Maske, als Übeltäter, signifikant.
    Nun bewegen wir uns bereits im Rauschen!

    Und sie erkennen mit der Aufrechterhaltung implizit die uneingeschränkte Wirksamkeit der Maske an, denn andernfalls mindert sich ihr Maskenargument durch verkettete Wahrscheinlichkeit, also Fallwahrscheinlichkeit mal Wirksamkeitswahrscheinlichkeit zu Null.

    Aber wie gesagt, ihr zitiertes Expertenrauschen reicht mir auch schon als Widerspruchsbeleg.

  17. 32.

    So ein Schwachsinn, corona ist keine Grippe, bitte etwas Respekt vor den vielen Langzeitcoronapatienten.

  18. 31.

    Und wer fragt sich wie es den Pflegendes geht? Wie immer niemand. Schade das die Pflege keine Lobie hat. Denkt mal drüber nach!

  19. 30.

    Wie schon gesagt die Maske wird nie als alleiniger Grund für die ausgebliebene Grippewelle angeführt.
    Hier mal eine Auflistung was man da so alles vermutet
    Kontaktbeschränkungen
    Kaum Reisen, also auch weniger Einschleppung
    Weniger Arztbesuche aus Angst vor Corona
    Die Kapazitäten wurden durch Corona Tests ausgeschöpft, so das kaum noch auf Grippe getestet wurde
    Und eben auch die Maske…. Wenn Mama nicht krank wird, wird auch das Kind nicht angesteckt
    Die Gründe sind eben vielfältig….
    Bereits im Januar haben Experten gewarnt…. im Winter wird es dann wohl eine große Grippewelle geben

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