"Nationale Kraftanstrengung" nötig - Bildungsministerin Ernst fordert Bundesmittel für Nachhilfe-Programm
Der Vorschlag für ein bundesweites Nachhilfe-Paket steht im Raum, um Lockdown-bedingte Bildungsmängel bei Kindern und Jugendlichen zu beheben. Im rbb forderte die Brandenburger Bildungsministerin Ernst am Donnerstag, das Programm zügig aufzusetzen.
Wegen des massiven Schulausfalls in der Corona-Krise planen Bund und Länder ein umfangreiches Programm für Schüler, um entstandene Lernrückstände aufzuholen. Über ein solches Programm soll am Donnerstag auch auf der Kultusministerkonferenz gesprochen werden, bestätigte die amtierende Präsidentin des Gremiums, Britta Ernst (SPD), im Inforadio des rbb.
"Es braucht eine nationale Kraftanstrengung, um die Defizite vieler Kinder und Jugendlicher auszugleichen", forderte die Brandenburger Bildungsministerin am Donnerstagmorgen im rbb-Interview. Dabei gehe es ihr auch um Ferienangebote, also um Nachschulungsangebote, die während der Ferienzeit durchgeführt werden könnten. "Es muss schnell gehandelt werden, aber wir haben dafür das nächste Schuljahr im Blick", sagte Ernst.
Es geht offenbar um eine Milliarde Euro
Das Förderprogramm könnte einen Umfang von einer Milliarde Euro haben, wie bereits zuvor Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) angedeutet hatte. Nach den Vorstellungen der SPD-geführten Länder könnte mit dem Geld etwa jedem vierten oder fünften der rund elf Millionen Schüler in Deutschland ein Angebot für eine Lernförderung gemacht werden. Zum Einsatz kommen könnten Nachwuchslehrer im Studium, pensionierte Lehrkräfte, Volkshochschulpersonal oder auch private Anbieter von Nachhilfeunterricht.
Über die Notwendigkeit eines gemeinsamen Bund-Länder-Programms zur Unterstützung bestehender Fördermaßnahmen in den Ländern sind sich alle einig. Die Kultusministerkonferenz hatte dazu bereits Beschlüsse gefasst. Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich für ein "großes Nachholprogramm" ausgesprochen. Über die Details wird nun noch verhandelt - etwa, in welcher Höhe genau sich Bund und Länder daran beteiligen und welche Schüler konkret ein Förderangebot bekommen sollen
Ernst: "Wir gewöhnen uns an die Tests"
Britta Ernst äußerte sich im Inforadio auch zur aktuellen Situation in Brandenburgs Schulen. Sobald in Kommunen und Landkreisen eine hohe dreistellige Inzidenz erreicht werde, sei klar, dass dort reagiert werden müsse, so Ernst. Priorität solle aber weiterhin sein, dass Schulen als letztes geschlossen werden dürften. "Ich plädiere immer dafür, Kinder in die Schulen zu schicken und ansonsten Kontakte zu reduzieren", erklärte sie.
Bei der Belieferung der Brandenburger Schulen mit Schnell- und Selbsttests sei man einen guten Schritt vorangekommen, so Ernst. "Wir gewöhnen uns alle an die Tests. Die erste Testlieferung war etwas umständlich, jetzt kommen aber Tests, die auch zuhause durchgeführt werden können. Bei einem positiven Ergebnis ist dann das Kind zuhause und nicht in der Schule. Ende dieser Woche werden wir Bilanz ziehen", kündigte Ernst an.
Sendung: Inforadio, 18.03.2021, 7:25 Uhr