Mehr Angebote in Berlin - Impf-Aktionen in sozial schwierigen Kiezen sollen verstärkt werden

Mi 12.01.22 | 20:57 Uhr
Wohnhaus Pallasseum an der Pallasstraße in Berlin-Schöneberg (Bild: imago images/Jürgen Ritter)
Bild: imago images/Jürgen Ritter

Die Regierende Bürgermeisterin hatte es am Dienstag angekündigt, am Mittwoch wurde das Vorhaben konkret: In sozialen Brennpunkten wie der Pallasstraße in Berlin-Schöneberg sollen gezieltere Impfaktionen starten.

Der Senat will seine Impfkampagne in sozial schwierigen Kiezen verstärken. Geimpft werden solle dort an vertrauten Orten, darunter in Stadtteilzentren, vor Supermärkten und Moschee-Gemeinden, heißt es in einer Mitteilung der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Integration vom Mittwoch. Wann genau entsprechende Impfaktionen durchgeführt werden sollen, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Angedacht seien gezielte Aktionen beispielsweise in der Pallasstraße in Schöneberg, im Soldiner Kiez in Gesundbrunnen oder im Global Village in Neukölln. Das kündigte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) nach einer Videoschaltkonferenz mit mehr als 70 Teilnehmenden verschiedener Organisationen an, darunter Religionsgemeinschaften und Verbänden von Migrantinnen und Migranten.

Kipping: "Der Pieks muss dorthin, wo die Menschen sind"

Das "aufsuchende Impfen" müsse vorangebracht werden, um Hemmschwellen abzubauen und auch Falschinformationen über die Impfung entgegenzuwirken, so die SPD-Politikerin weiter.

"Der Pieks muss dorthin, wo die Menschen sind", fügte Integrations- und Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) hinzu, die ebenfalls an der Runde teilnahm. Dies könne "der Möbelmarkt in Lichtenberg genauso sein wie der Kulturverein oder Orte der Religionsgemeinschaften" sein, die von vielen Menschen besucht werden. Die Integrations- und Migrationsbeauftragte Berlins, Katarina Niewiedzial, betonte nach der Videoschaltkonferenz, die migrantischen und muslimischen Vereine seien seit 2020 “ganz wichtige und zuverlässige Partner“ zur Eindämmung der Pandemie.

Neben den Impfaktionen soll das Angebot mehrsprachiger Informationen erweitert werden, auch Pendler aus dem Ausland sollen gezielt angesprochen sowie kulturell diverse Ärzteteams bei den Impfaktionen eingesetzt werden, heißt es in der Mitteilung weiter.

Integrationsbeauftragte nimmt Migranten in Schutz

Zuvor hatte sich auch der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel (SPD), für eine große berlinweite Corona-Impfkampagne in - wie er sagt - "migrantischen Communities" ausgesprochen. Er teile die Einschätzung der Regierenden Bürgermeisterin, dass man Menschen mit Migrationshintergrund in sozialen Brennpunkten besser erreichen müsse, sagte Hikel dem rbb am Dienstagmorgen.

Die Behauptung, dass Menschen mit Migrationshintergrund seltener zum Impfen gegen das Coronavirus gehen, hatte wiederum Berlins Integrationsbeauftragte Niewiedzial entkräftet. "Es gibt keine Studie, die Menschen mit Migrationsgeschichte Impfskepsis zuweist", sagte Niewiedzial am letzten Freitag auf Nachfrage des rbb. Das liege auch an der lückenhaften Datenlage: Bei Impfterminen werde weder die Religionszugehörigkeit noch die ethnische Herkunft abgefragt.

Studien zeigten aber durchaus, je höher der Anteil der Arbeitslosen beziehungsweise Transferbeziehenden in einem Bezirk sei, desto höher sei die Covid-19-Inzidenz. Dichter besiedelte Bezirke und Viertel seien davon besonders betroffen.

Sendung: Inforadio, 13.01.2022

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