Konzertkritik | Mackefisch in Berlin - Mit 80 Kilo Instrumenten durch das Land
Das Liedermacherduo Mackefisch spielt Songs über Netflix oder die Deutsche Bahn und mixt das mit lustigen Geschichten. Dafür gab es zahlreiche Kleinkunstpreise und am Montag eine knallvolle Bar jeder Vernunft. Von Hendrik Schröder
Lucy Mackert und Peter Fischer aus Mannheim sind zusammen Mackefisch. Auch privat sind beide ein Paar und dass sie sich blind verstehen, merkt man.
Die Rollenverteilung ist dabei so: Lucy sitzt breitbeinig und ein bisschen herausfordernd mit Gitarre, Banjo oder Drumsticks in der Hand auf einem großen Lederkoffer und spielt dazu die Bassdrum über ein Pedal, das wuchtig auf eben diesem Koffer landet.
Peter sitzt im blauen Hemd hinter seinem E-Piano und lässt die Finger sehr kunstfertig über die Tasten fliegen. Er quetscht wabernde Synthis Sounds aus dem Instrument, um die Geschichten akustisch zu illustrieren, holt manchmal zu langen Geschichten zum Beispiel über Astronautenund warum die meistens riesige Nierensteine haben aus. Peter schaut dabei sehr verschmitzt und man denkt immer: Na, der hat es aber eigentlich faustdick hinter den Ohren.
Kleines groß machen
Dann singen sie über die Tücken von all zu vielen Folgen einer Netflix-Serie. Oder zeigen anhand einer schwebenden Plastikkartoffel, wie Gemüseanbau im Weltraum funktionieren würde. Sie überlegen, ob Meerschweinchen, Freunde oder Beischlaf glücklicher macht und was Alkohol mit Glück zu tun haben könnte. Kleine Alltagsbeobachtungen groß und lustig machen und die großen Dinge klein und noch lustiger und dann darüber singen - das ist so ungefähr das Konzept von Mackefisch.
Ginni Hendrix
Und was sie dabei alles aus ihren Koffern zaubern an Instrumenten! Es sei nämlich so, so erzählen sie es, dass sie zu ihren vielen Auftritten im ganzen Land grundsätzlich mit der Bahn reisten und mit 80 Kilo Instrumenten im Gepäck. E-Piano, Gitarren, Mikrofone, Rasseln, Drumsticks, eine Gin-Flasche mit einem kleinen Becken drauf, die sie "Ginni Hendrix" genannt haben. All das passt im Stapelsystem in ihre Koffer, die dann auf der Bühne als Trommelersatz herhalten.
Denn "so ein Koffer ist einfach viel praktischer als ein Schlagzeug". Allein dafür sei es schon gut gewesen, dass sie in ihrer Jugend so viel Tetris gespielt hätten, erzählen sie und die Leute lachen wissend mit. Das ist schon sehr knuffig alles, was sie da erzählen und spielen.
Nicht zu krasse Gags
So richtig bissig wird ihr Humor allerdings selten. Manchmal wünscht man sich eine Ecke, eine Kante mehr. Wünscht man sich, dass sie noch einen Schritt weitergehen und mal einen raushauen würden. Aber Mackefisch sind eher der Kumpel:innentyp als die mit den krassen Gags.
Es ist nicht zu schwer verdauliche Kost, wenn sie über Videokonferenzen im Lockdown singen oder die Leute in der Bar jeder Vernunft erst traurige und dann bestens gelaunte Tier-Sounds imitieren lassen. Man merkt an einigen Stellen, dass ihr Programm offenbar schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und irgendwann mal erneuert werden müsste.
Manchmal wird es dann auch ein bisschen infantil und die Erzählhaltung arg kindlich, was dann etwas altbacken wirkt, zumal für so junge Leute, wie Mackefisch es sind. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Insgesamt sind die beiden schon sehr gut, haben klasse Ideen und spielen sehr gekonnt und leichtfüßig. Kann man mal hingehen.
Im Oktober und im Dezember spielen Mackefisch wieder in Berlin in der Bar jeder Vernunft.
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.07.2024, 6:55 Uhr