Havelland - Handynetz und Internet wegen Schornstein-Rückbau in Premnitz gestört

Do 21.11.24 | 11:33 Uhr | Von Heike Schüler und Philipp Rother
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Schornstein mit Sendemast steht auf dem Industriegelände in der Premnitz. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 20.11.2024 | Heike Schüler | Bild: rbb

Der alte Schornstein des Premnitzer Kraftwerks schrumpft täglich. Ein elektrischer Hammer baut ihn Stück für Stück zurück. Zuvor wurde die letzte Mobilfunkantenne demontiert. Das hat Konsequenzen. Von Heike Schüler und Philipp Rother

Premnitz war viele Jahrzehnte wirtschaftlich stark - insbesondere zu DDR-Zeiten. Nach der Wende 1990 erlebte die Stadt im Havelland dann aber einen wirtschaftlichen Abstieg. An die Hochzeit erinnert bis heute der Schornstein des alten Premnitzer Industriekraftwerks, das eine Schlüsselrolle in der Region spielte.

Der Schlot wird nun allerdings von einer Spezialfirma nach und nach abgetragen. Im Einsatz war zunächst ein Abbruchroboter, der die innere Schamottschicht abtrug. Sie musste aus Umweltschutzgründen extra entsorgt werden.

Sprengung des Schornsteins wäre teurer gewesen

Jetzt knabbert ein elektrischer Hammer das Stahlbetonbauwerk von oben nach unten Stück für Stück ab. Die Geräusche erinnern an einen Presslufthammer. Es ist ein aufwändiger Prozess - die Sprengung des Schornsteins wäre aber teurer gewesen.

"Ein bisschen Wehmut ist schon dabei - vor allem wenn man miterlebt, wie das Equipment da oben wie ein Specht an meinem Schornstein rumhämmert", berichtete Harry Korban, der schon seit Jahrzehnten im Kraftwerk der EEW Energy from Waste Premnitz GmbH (EEW) arbeitet. Nun ist er für den Rückbau zuständig. 119 Meter hoch wurde der Schornstein 1969 gebaut. Mittlerweile ist er schon 30 Meter kürzer.

Kein Netz wegen fehlender Antenne

Mit dem Schornstein verschwindet nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein begehrter Mobilfunkmast. Die letzte Antenne wurde Ende Oktober demontiert. Sie gehörte O2 Telefonica. Eine zweite Antenne des Anbieters im Premnitzer Stadtgebiet kann das nicht ausgleichen. Viele Menschen haben daher nun Probleme, haben wenig Netz und wenig Empfang. Auch das Internet funktioniert nur noch selten - betroffen sind vor allem O2-Kunden.

Die Netztechniker arbeiten daran, "schnellstmöglich wieder eine reibungslose Versorgung vor Ort sicherzustellen", teilte O2 Telefonica dem rbb auf Anfrage mit. Geplant ist mittlerweile, eine mobile Mobilfunkrichtantenne auf dem Gelände des Kraftwerks aufzustellen. Ein konkretes Datum dafür könne derzeit aber nicht genannt werden, hieß es.

Abfallverwertungsanlage in Betrieb genommen

Das Premnitzer Kraftwerk durchlief verschiedene Phasen der Energieerzeugung: Zunächst wurde Energie aus Kohle gewonnen, dann erfolgte die Umstellung auf Schweröl und Erdgas. "2008 haben wir eine thermische Abfallverwertungsanlage in Betrieb genommen - seitdem hat der Schornstein keinerlei Funktion mehr", erklärte Korban.

Seit Ende Oktober wird der Schlot nun zurückgebaut, er schrumpft täglich - in drei bis vier Monaten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. An der Stelle wird dann ein moderner Batteriespeicher für überschüssigen Strom gebaut. Er soll im Notfall fast 3.000 Haushalte versorgen können.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.11.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Heike Schüler und Philipp Rother

13 Kommentare

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  1. 13.

    Lieber rbb: Die Überschrift des Beitrags ist falsch. Es ist keine Versorgung mehr vorhanden durch Rückbau. Das kommt nicht über Nacht. Das wusste der Betreiber vorher und hatte genügend Zeit, sich um Ersatz zu bemühen.
    Eine Störung ist es also. nicht. Das wäre bei Defekt, Sabotage oder Interferenzen. Wo nichts ist, kann auch nichts gestört werden. Eine rückgebaute Straße verursacht ja auch keinen Stau. Sondern mangelnde Alternative.


    Es muss also „unterversorgt“ heißen, nicht gestört.

  2. 12.

    Da raucht im wahrsten Sinne des Wortes,das Handynetz ab .

  3. 11.

    Warum sollten Eigentumswohnungen bevorzugt werden? Ergibt keinen Sinn. Investoren kann es momentan egal sein, wie schnell das Internet in neuen Wohnungen ist oder ob es dort Empfang für Mobilfunk gibt. Sie werden die Wohnungen trotzdem reißend los.

  4. 10.

    Naja, Ferropolis wäre so ein Denkmal das zieht. Aber ein Industrieschornstein auf dem Gelände eines in Betrieb befindlichen Unternehmens? Ob da die Massen kommen um die wunderschönen, sich nach oben verjüngenden Rundungen zu bewundern, gar andächtig vor dem Kontrast des Betongrau zum blauen Himmel in Verzückung fallen - ich weiss nicht. Dies Highligt würde auch in Konkurrenz zu denen in Rathenow oder Brandenburg an der Havel stehen und soooo öde ist die Gegend auch nicht. Selbst in Kombination mit einer Currybude am Schornsteinsockel hätte ich da Bauchschmerzen. ;-)

  5. 9.

    Sie wiederholen sich, ich hab Sie schon verstanden. Sie sperren sich für sinnvolle Ausgaben, um mehr Touristen in diese öde Gegend zu locken! Ein Industriedenkmal zieht!

  6. 8.

    Teichert will eh demnächst auswandern. Da kann er ja sich dort ein neues nachempfundenes Denkmal in Form eines Schonsteines setzen. Natürlich mit Fördergeldern der neuen Heimat.

  7. 7.

    3.TEICHERT.

    "Es ist auch ein hübsches Industriedenkmal."

    Wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie mit einem "Neubau des Schornsteins" ein Industriedenkmal neu bauen?
    Eine seltsame Forderung. Ich sage nur vier Punkte:
    1. Wohnungsbau
    2. ÖPNV
    3. Ausbau der Infrastruktur
    4. Klimaschutz
    Ich bin der Meinung, dass es wichtigere Dinge gibt, als Industriedenkmäler NEU zu bauen.

  8. 6.

    3.TEICHERT.
    *3.TEICHERT

    "Es ist auch ein hübsches Industriedenkmal."

    Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie dafür "Industrieschornsteine" als Denkmal neu zu bauen???
    Was ist das denn für eine Forderung? Ich sage nur vier Worte:
    1. Wohnungen
    2. Strassenbau/Infrastruktur
    3. Klimaschutz

    Bitte überprüfen Sie noch mal Ihren Post.

  9. 5.

    Aktuell gibt es keinen aktiven O2 Standort in Premnitz. In der nächsten Woche soll in der Bergstr. am Telekom Mast eine O2 Anlage in Betrieb gehen. Später dann ein Mobiler Antennenträger direkt neben dem Schornstein.

  10. 4.

    Vorher hat man wahrscheinlich keine Zeit gehabt um Ersatz zu suchen :-( und 3-4Monate wird täglich gehämmert, das soll billiger als der große Knall sein-muß ich nicht verstehen.

  11. 3.

    Ich versteh nicht, absolut nicht, warum der Schornstein nicht wieder aufgebaut wird. Es ist auch ein hübsches Industriedenkmal.

  12. 2.

    Das kommt mir sehr bekannt vor. Seit August gibt's in bestimmten Ecken von Karlshorst auch keinen Empfang mehr. Sowohl altmodische Telefonie als auch Internet. Alles Telefonica-Gebiet. Störungsmeldungen, Beschwerden-nichts hilft. Auskünfte werden nicht erteilt. "Unsere Techniker arbeiten mit Hochdruck daran" Was, seit Mitte August? Bei uns wurde kein Funkmast abgebaut. Eher, dass das neue Wohnquartier bevorzugt wird, was Netzabdeckung angeht. Schließlich sind das alles Eigentumswohnungen...

  13. 1.

    Das erinnert mich an den Fall von Funkstille über der Müritz, als das alte FDGB Hotel in Klink weggesprengt wurde. Da oben drauf war ne Vodafone-Antenne und Krawumm... Staub... und schon war digital detox im Vodafone Netz dort in der Region. Das hat ein halbes Jahr gedauert mit Notempfang in der Region, ehe Vodafone ne neue Funkstation dort hinbekommen hat.
    Vodafone hat sich trotz mehrmaligen Anschreiben einfach nicht gemeldet, stand als Begründung des Hotel-Eigentümers dann in der regionalen Presse dort.

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