Straßenbahnen in Brandenburg - Diese Tram lässt lange auf sich warten

Sa 07.12.24 | 09:40 Uhr
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Testfahrt der neuen Straßenbahn in Frankfurt (Oder). Bild: rbb
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell |05.12.2024 | Michael Lietz | Bild: rbb

Seit Jahren versuchen Frankfurt (Oder), Cottbus und Brandenburg an der Havel, ihre Straßenbahnflotten zu modernisieren. Ein neues Modell wird gerade in Frankfurt getestet. Die Inbetriebnahme dauert dabei länger als die Herstellung selbst.

Sie ist grün gefärbt, leise und leider leer: Eine neue Straßenbahn fährt derzeit ohne Passagiere durch Frankfurt (Oder). Die Stadtverkehrsgesellschaft (SVF) testet ein neues Tram-Modell, das bereits vor Monaten geliefert wurde, aber in Deutschland noch nicht zugelassen ist. Seit Jahren wartet die SVF auf die neuen Straßenbahnen, doch nach mehreren Verzögerungen hätte die neue Tram im Herbst in Betrieb gehen sollen – daraus wird jedoch nichts. Nun ist von 2025 die Rede.

Die Inbetriebnahme und das Zulassungsverfahren ziehen sich noch etwas hin, sagte Christian Kuke, Geschäftsführer der SVF, dem rbb. Noch seien einige Arbeiten offen und die Aufsichtsbehörde – das Eisenbahn-Bundesamt – brauche Zeit, "um sich mit den Unterlagen und den Fahrzeugen auseinandersetzen zu können."

Zulassung für gleich drei Städte macht es kompliziert

Frankfurt hatte zusammen mit den Städten Cottbus und Brandenburg an der Havel insgesamt 24 Bahnen bei dem Hersteller Škoda im tschechischen Pilsen bestellt. Die Stadt an der Oder soll 13 Bahnen erhalten, Cottbus sieben und Brandenburg an der Havel drei. Im April ist die erste 40 Tonnen schwere Bahn in Frankfurt angekommen – mit mehreren Monaten Verspätung. Corona und gestiegene Materialkosten nach Beginn des Ukraine-Krieges wurden damals als Gründe genannt.

Mit der gemeinsamen Bestellung konnten die drei Städte zwar den Preis senken, die Zulassung wurde jedoch komplizierter. Durch die Abstimmung zwischen den Städten gehe Zeit verloren, sagt SVV-Geschäftsführer Kuke. "Das wirkt sich nicht unbedingt positiv auf das ganze Projekt aus."

Musterzulassung und Inbetriebnahme dauern länger als Herstellung

Der tschechische Hersteller begann im Spätsommer 2023 mit der Produktion und konnte etwa acht Monate später die ersten Straßenbahnen ausliefern. Mindestens genauso lange wird es in den drei brandenburgischen Städten dauern, bis die Trams mit Passagieren fahren dürfen. In Deutschland braucht man für die Musterzulassung und Inbetriebnahme offenbar länger als in Tschechien für die Herstellung.

Die Verzögerungen bei der neuen Tram haben eine lange Vorgeschichte. Bereits im Jahr 2015 hatte sich die Stadt Frankfurt dafür entschieden, in die Straßenbahn zu investieren, doch es fehlte das Geld. Erst als das Land mehrere Millionen Euro freigab, stimmten die Stadtverordneten dem Kauf neuer Trams zu. Am Ende tat man sich mit Cottbus und Brandenburg an der Havel zusammen.

Die neue Straßenbahn in Frankfurt (Oder). Bild: rbbDie neue Straßenbahn in Frankfurt (Oder).

Straßenbahn in Cottbus sind breiter als in Frankfurt

Im Jahr 2018 erfolgte die Ausschreibung. 2019 erhielt Škoda den Zuschlag, doch es folgte ein juristischer Streit: Ein anderer Hersteller klagte gegen die Entscheidung – und verlor vor Gericht. Erst 2021 wurde der Vertrag unterschrieben, doch Lieferengpässe in der Pandemie und höhere Produktionskosten wegen des Ukraine-Krieges erschwerten das Vorhaben zusätzlich.

Die 24 Bahnen vom Typ "ForCity Plus 46T“ wurden zwar als Gesamtpaket gekauft, müssen aber auf die unterschiedlichen Bedingungen in den drei Städten angepasst werden. Bereits vor der Herstellung wurde berücksichtigt, dass die Fahrzeuge in Cottbus zehn Zentimeter breiter als in Frankfurt sind. Jetzt müssen unter anderem Softwarefehler beseitigt und verschiedene Tests bestanden werden. Auch die Straßenbahnfahrer werden ausgebildet. Nach Frankfurt wurden bislang fünf von 13 und nach Cottbus eine von sieben Trams ausgeliefert. In Brandenburg an der Havel ist bisher noch keine angekommen.

Maximal 151 Passagiere pro Tram

Insgesamt 151 Menschen können in den neuen Straßenbahnen fahren, 56 davon sitzend. Die Straßenbahn kann bis zu 80 km/h fahren und ist vollklimatisiert. In Frankfurt (Oder) wurden bisher Fahrten mit mehr als 50 km/h erprobt. Auch die Bremsen, das Anhalten und Anfahren im Gefälle sowie der Gleit- und Schleuderschutz wurden getestet.

Der Straßenbahnfahrer Ken Wegener kennt die neue Tram bereits gut. "Das ist natürlich schon ein Quantensprung im Vergleich zu den anderen Fahrzeugen", sagte er während einer Testfahrt. "Man ist natürlich noch ein bisschen vorsichtiger und sanfter. Wenn man das Fahrzeug richtig kennengelernt hat, dann funktioniert es etwas flüssiger. Aber man will nichts falsch oder kaputt machen."

Die meisten Frankfurter werden ihre neue Straßenbahn jedoch wohl erst im Frühjahr kennenlernen. SVV-Geschäftsführer Kuke sagt, er hoffe, dass die neue Straßenbahn im ersten Quartal 2025 in Betrieb genommen werden könne.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 05.12.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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21 Kommentare

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  1. 21.

    Nur das diese Länder ausser Tatra keine eigenen LKW mehr herstellen. Die heutigen LKW stammen zum größten Teil von den 8 Marken die in der EU Nutzfahrzeuge herstellen. Also ich habe schon lange keinen MAZ,Liaz, Jelez, Raba oder Roman auf Deutschen Autobahnen gesehen. Der Technische Zustand steht auf einem anderen Blatt.

  2. 20.

    In Berlin die TAB, werden uns nie von der Deutschen Bahn und deren Kontrollgremien abhängig machen. Dann können wir wirklich dicht machen.

  3. 19.

    Und für nächstes Jahr planen die eine Internetforennörgelverordnung.

  4. 18.

    Das frage ich mich auch. Die aufgeblähte EU-Bürokratie bekommt offenbar nur Verbote hin und Flaschendeckelbefestigungsverordnungen. Sinnvolle technische Regelungen scheinbar nicht.

  5. 16.

    Cottbus wird 22 neue SKODA-Trams bekommen. Jedoch in 2 Tranchen. Wie bekannt, hatte CV ja nachgeordert. Die erste Cottbuser 47T (Skoda ForCity plus) habe ich im Juni 2x auf den CV-Gleisen gesehen. Seitdem ist sie auf "Tauchstation". Seitens CV bekommt man in den Medien keine Status-Informationen. Aktuell soll am 10.12. die 2. "Neue" anrollen. Komplett "doof" finde ich dieses extrem lange ZUlassungsprozedere, als wenn eine Tram auch zum Mond fliegen kann. Die Skoda-Trams sind inzwischen in Europa soweit verbreitet, (Schnäppchenpreis) dass ich mir kaum vorstellen kann, was man an dem Ding monatelang testen muss. Leider sind Informationen sehr rar gesät. Dafür reduziert sich der TATRA-Fuhrpark von CV stetig. Die Linie1 hat schon seit Jahren Bus-Ersatzverkehr und die Linie 4 nur einen 12 Minutentakt. Siehe auch: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/11/cottbus-verkehr-mangel-strassenbahnen-unfaelle-inspektion-hilfe.html

  6. 15.

    Wieso sind im EU Land Polen zugelassene Straßenbahnwagen nicht automatisch auch in Deutschland zugelassen.Das selbe gilt für die Tschechei.
    Es fahren 100e von LKW aus diesen Ländern auf unseren Straßen.Da wäre übrigens eine technische Zulassungsüberprüfung an der Grenze nicht so ganz abwegig bei dem Zustand vieler LKW.

  7. 14.

    Es ist schon beschämend,wie lange es im Autoland Deutschland dauert,bis eine Straßenbahn zugelassen wird.Und jede örtlich Aufsichtsbehörde hat ihre eigenen Schikanen.So war eine gemeinsam bestellte Tram in Nürnberg bereits zugelassen,während die Aufsichtsbehörden in München noch wochenlang prüfen mussten.

  8. 13.

    Im Grunde genommen widerspiegelt sich darin die Ambivalenz von (gewiss nachvollziehbaren) übergreifenden, unspezifischen Vorhaben, die dann aber am jeweils Spezifischen eines Betriebes scheitern. Organisatorisch kann so etwas unter "Zielkonflikt" gefasst werden, gerät aber immer wieder außer Acht - auch aufgrund eines äußeren Spardrucks.

  9. 12.

    Wurde denn die Zahl der zu liefernden Straßenbahnen reduziert? Noch vor einem Monat hieß es eigentlich (auch beim rbb) das Cottbus 22 neue Straßenbahnen bekommen soll und nicht nur 7.

  10. 11.

    Mal abgesehen von der Strecke nach Markendorf, wo braucht man in Ffo unbedingt Straßenbahnen, die 80 fahren können? Oder kommt jetzt doch noch die schon zu DDR-Zeiten projektierte Stecke zum Helenesee? Auf die Strecke nach Hansa-Nord wartet Ffo auch schon lange, vorbereitet wurde die Streckenführung schon in der DDR. Mal sehen, ob die neuen Bahnen auch genauso gut wie die Tatrabahnen mit Schnee auf der Strecke klarkommen.

  11. 10.

    Warum bestellt man ein Verkehrsmittel, das keine Zulassung in Deutschland hat? Gab es denn keine Straßenbahnen mit Zulassung?

  12. 9.

    Auch in Woltersdorf stehen 3 neue Bahnen schon monatelang ungenutzt herum und warten auf die Zulassung. Es ist unglaublich was sich die Bürokratie hier erlaubt. Seit wann ist übrigens das Eisenbahnbundesamt zuständig, Straßenbahnen waren immer Ländersache.

  13. 7.

    Alles kaputt - Stillstand an jeder Ecke - Alles stillgelegt und wird nie mehr reaktiviert - Alles viel zu teuer - Alles dauert viel zu lange - man muss hier, Nichts mehr kommentieren -

  14. 6.

    Welche Konkretheit ist hier gemeint? Das die Cottbuser Bahnen 10cm breiter sein dürfen ist m.M.n.kein Problem.
    Eher sind die Klage des unterlegenen Mitbewerbers und die schon erwähnte Bürokratie bis zur Zulassung an der Situation schuld.

  15. 5.

    Eisenbahnbundesamt zuständig für Straßenbahnen?

  16. 4.

    Es ist typisch deutsche Wirtschaft. Diese Bürokratie und manchmal wie an diesem Beispiel auch fehlende Konkretheit bei der Auftragsvergabe kosten wieder Zeit und Geld bis zur Inbetriebnahme. Und sicher hat diese Verzögerung der Inbetriebnahme auch Auswirkungen auf die Garantie . Und Schuld ist wieder niemand.

  17. 3.

    Muss man in diesem Land eigentlich noch irgendetwas kommentieren???

  18. 2.

    Die Menschen in den Städten warten sehnsüchtig, auf neue und damit moderne Straßenbahnen.
    Wäre auch schön, wenn mal wieder neue Strecken dazukommen würden - wurden dummerweise nach der Wende, leider Strecken stillgelegt.

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