Corona-Schutzmaßnahmen verlängert - Linke und AfD kritisieren Brandenburger "Schutzwochen"-Konzept

Mi 17.08.22 | 06:36 Uhr | Von Andreas Hewel
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Ein Kind macht einen Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus SARS-CoV-2 (Bild: imago images/K.Schmitt)
Bild: imago images/K.Schmitt

In Brandenburg werden die Corona-Schutzmaßnahmen bis Mitte September verlängert. In der ersten Woche nach den Sommerferien gilt zudem eine Testpflicht an den Schulen, aber nicht für Geimpfte und Genesene. Andreas Hewel mit den politischen Reaktionen.

Eigentlich ist es ganz einfach: Die Schutzmaßnahmen gegen eine Corona-Infektion in Brandenburg werden bis zum 12. September dieses Jahres verlängert. Für den Gesundheitsausschuss, der eine solche Beschlussvorlage der Landesregierung bewerten und bescheiden muss, eine Formalie. Denn vieles wurde ja längst diskutiert. Die Maßnahmen werden eben verlängert um knapp vier Wochen, weil die Pandemie noch immer nicht so abgeklungen ist, wie man sich das erhofft hatte.

Den Schulstart will man nicht vergeigen

Eigentlich - wäre da nicht der Schulbeginn in der kommenden Woche. Und der sorgt dafür, dass es doch eine weitere Maßnahme gibt, die bislang noch nicht vorgeschrieben war. Die erste Schulwoche hat die Landesregierung zu einer "Schutzwoche" erklärt. Dreimal in der kommenden Woche soll jeder an der Schule einen Schnelltest machen müssen, wenn er nicht geimpft oder genesen ist.

Sogar die genauen Tage sind festgelegt, an denen die Tests gemacht werden sollen, es sind der Montag, der Mittwoch und der Freitag. Damit hofft die Landesregierung, mögliche Corona-Infektionen, die man sich im Urlaub eingefangen haben könnte, schnell entdecken zu können, um so eine Ausbreitung an der Schule frühzeitig einzudämmen.

Denn eines will man auf jeden Fall vermeiden, dass Schulen wieder geschlossen werden müssen. Der Präsenzunterricht solle aufrecht erhalten bleiben, sagt Abteilungsleiter Folke Schneider vom Bildungsministerium. "Wir haben feststellen müssen", räumt Schneider ein, "dass letztendlich Präsenzunterricht doch eine wesentliche Gelingensbedingung für eine gute Bildung ist im Land Brandenburg." Deshalb also die sogenannte Schutzwoche.

Die Linke will bei Schultests keine Ausnahmen

Die Linke unterstützt zwar die Verlängerung der Maßnahmen und auch die Testpflicht in der ersten Schulwoche, doch gerade hier Ausnahmen zu machen, hält sie für falsch. Ronny Kretschmer, der gesundheitspolitische Sprechen der Linksfraktion, will, dass auch Geimpfte oder Genesene sich testen lassen müssen. Denn alles andere ließe sich kaum kontrollieren.

"Wenn die Eltern einen Zettel schreiben ‚Mein Kind wurde geimpft‘ und der in der Schule abgegeben wird, dann brauchen sich die Kinder nicht mehr testen zu lassen", klagt Kretschmer. Das sei inkonsequent. "Viel besser wäre eine Testpflicht für alle Schüler dreimal zumindest in der Schuleingangswoche." Alles andere würde das Bild verfälschen. Man können nicht davon ausgehen, dass alles, was an Elternzetteln weitergegeben wird, tatsächlich der Wahrheit entspräche. Kretschmer also misstraut einem Teil der Eltern und will Kontrolle.

AfD lehnt Tests ab und bezweifelt deren Tauglichkeit

Die AfD hat die Schutzmaßnahmen selbst wie auch die Corona-Tests stets abgelehnt. Bereits vor knapp zwei Jahren hatte der Fraktionschef der AfD, Hans-Christoph Berndt, im Landtag erklärt, die Pandemie sei vorbei. Welch ein Irrtum, gelinde gesagt.

So zweifeln die AfD-Abgeordneten auch jetzt die Tests beim Schulstart an. Sie seien eine Gängelung der Schülerinnen und Schüler. "Da sehe ich mehr so einen pädagogischen Effekt", unterstellt die AfD Abgeordnete Daniela Oehnhausen.

Ob die Schülerinnen und Schüler brav seien und sich impfen ließen, wolle man herausfinden und fragt, ob das quasi ein Fleißkärtchen sei, das die Landesregierung da verteilen wolle. Zudem sei eine Ausnahme von der Testpflicht für Geimpfte oder Genesene ungerecht. "80 bis 90 Prozent der Schüler haben wahrscheinlich eine Covidinfektion hinter sich", behauptet Oehnhausen. "Die müssen sich dann testen lassen." Offenbar weil sie unterstellt, dass die meisten angeblich Infizierten die Erkrankung gar nicht bemerkt hätten. Zudem seien Schnelltests viel zu schlecht.

Die große Unbekannte, was passiert im Herbst?

Am Ende aber stimmte der Ausschuss mit der Mehrheit der Regierungsfraktionen von SPD, CDU und Grünen für die Verlängerung der Schutzmaßnahmen um knapp vier Wochen und für die Tests in der ersten Schulwoche. Damit bleibt auch weiter die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr bestehen, genauso wie bei Besuchen beim Arzt oder in Sozialeinrichtungen. Wie gehabt also.

Ganz ohne Schutzmaßnahmen dem Sommerende entgegenzugehen, das will man eben nicht wagen. In den vergangenen zwei Jahren hatte es im Herbst immer ein böses Erwachen gegeben. Das will man vermeiden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 16. August 2022, 19:30 Uhr

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Beitrag von Andreas Hewel

36 Kommentare

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  1. 36.

    Vielleicht schauen wir ja auch auf unterschiedliche Zahlen ;-)Was ich meinte: Hospitalisierungsindex für z.B. 18.08. (oder Tage zuvor): “wegen” 1,59 (manche Tage weniger)“mit” 10,41 (andere Tage ein bisschen drüber/drunter)
    A) Wieviel Tote gibt es bei diesem Index? Haben Sie eine Zahl? Es ergibt sich keine Totenzahl daraus.
    B) Wieviel Tote gäbe es beim Index wenn “wegen” und “mit” genau umgekehrt wären ?
    Beide Fragen kann man mathematisch nicht beantworten.
    Bsp.: Wenn eine dreimal mildere Krankheit (Omikron) dreimal häufiger verbreitet ist als Delta gibt es am Ende genauso viele Tote (Omikron=Deltatote)
    Anzahl Omikrontote = Deltatote (wenn Omikron entsprechend häufiger verbreitet ist),aber dennoch muss Omikron dann mehr “mit” KH-Patienten haben, die wegen was ganz anderem im KH sind: Anzahl OmirkonKH-Patienten “mit” ist hoch, Anzahl DeltaKH-Patienten “mit” ist niedrig.
    Ohne errechenbare Totenzahlen lässt sich diese Statistik nicht für Schadenseinschätzung verwenden.

  2. 35.

    Worin mein Irrtum liegen sollte,kann ich in deinem Kommentar nicht erkennen.
    Aber ich habe gleich nochmal auf die Seite der Bremer geschaut. Interessantes Verhältnis dort mittlerweile,aber das fällt ja kaum ins Gewicht..

    https://www.gesundheit.bremen.de/corona/zahlen/corona-fallzahlen-37649

    Es kann einfach nicht sein,dass mit solch verfälschten Zahlen argumentiert wird.
    Wenig Maßnahmen sind trotzdem immer noch Maßnahmen. Basischutzmaßnahmen ist nur so ein irreführender Begriff,damit man im Herbst wieder neue evidenzlose Regelungen einführen kann.

  3. 34.

    Und warum „diskutieren“ Sie dann hier mit wenn es für Sie doch so banal ist? Und überhaupt- es betrifft Sie beide aus Berlin kommend doch garnicht!!

    Und an all die anderen- warum werden die Kinderrechte denn so mit Füßen getreten? Ist doch nur eine Woche Stäbchen und die Nase rammen…warum machen dann nicht alle mit? Vielleicht ist weil es unverhältnismäßig und unsinnig ist?wie hoch ist der Anteil an Erwachsenen zu Kindern- diese kleine aber doch für das Mensch sein so überlebenswichtige Gruppe ist mal wieder Opfer politischer Willkür. Im Gegenzug dazu wurde leider nichts für die Kinder gemacht- weder ausgefallener Schwimmunterricht nachgeholt noch Lern- und Sozialrückstände aufgearbeitet.

    Schutz vulnerable Gruppen..ja bitte- sollen sie sich doch selbst schützen mit Impfung!

  4. 33.

    Sie haben schon recht aber…. Tempo 30 vor den Schulen … gute Sache …. Falsch wäre es aber jeden Weg der zur Schule führt ebenfalls Tempo 30 zu machen… da muss dann jeder auf sich selbst achten.
    Aber um mal bei den Tests zu bleiben…. und Tempo 30 … letzteres zum Schutz der Kinder… und die Tests ?
    Wen sollen die schützen ?
    Und klar ist das Verhalten der Menschen entscheidend…. aber sie können nicht der kompletten Bevölkerung etwas aufzwingen was sie in (derzeit) großen Teilen ablehnt.
    Das ist noch nie gut gegangen.
    Und man sieht doch wie viele Tests machen oder eine Maske tragen wenn es freiwillig ist.

  5. 32.

    Ja da können wir traurig sein über alle die Leute, die tot sind. Aber dann fragen wir uns immer noch nicht, ob man was dagegen tun kann. Tote sind teilweise verhaltensabhängig: Vor der Kita mit 80 Sachen vorbeifahren oder mit 30 das macht hin und wieder einen Unterschied. Autos TÜV-geprüft mit funktionierenden Bremsen oder mit kaputten Bremsen, das macht einen Unterschied. Rettungsschwimmer vorhanden oder nicht und Warnungen vor unberechenbaren Strömungen das macht einen Unterschied. Condome nutzen oder davon beispielsweise aus religiösen Gründen abraten, das macht einen Unterschied. Und so macht es eben in dieser Pandemie einen großen Unterschied, ob man wie in Singapur Masken in Innenräumen trägt oder wie im bevölkerungsmäßig gleich großen Dänemark fast alle Maßnahmen fallen lässt. Dänemark hat seit Monaten 5 mal mehr Tote als Singapur. Es hängt vom Verhalten der Menschen ab, wie viele Tote es gibt, ganz einfach.

  6. 31.

    "Selbstverständlich muss zwischen an und mit Corona unterschieden werden," Ja, aber das fällt nicht so ins Gewicht, wie Sie meinen. Sie sitzen einem Irrtum auf, den Sie in einem anderen Kommentar auch schon vertraten. Sie können nicht das Verhältnis von "mit" und "an" Coronaerkrankten im Krankenhaus nehmen um daraus den Schaden für die öffentliche Gesundheit zu ermitteln. (Als Schaden nehme ich mal den Tod von Personen (und untergeordnet noch LongCovid).)
    Sie sahen sich in ihrem anderen Kommentar Verhältnis von "mit" zu "an" in der Bremer Krankenhausstatistik an. Das kann man so definitiv nicht rechnen. Bsp: In Bottswana: 20% HIV, in Liberia 1% HIV. In beiden Ländern ein KH mit sagen wir z.B. 1000 Patienten von denen je 50 AIDS haben (AIDS ist "an" HIV erkrankt) dann haben Sie in Bottswana bei HIV/AIDS scheinbar eine ungefährliche Krankheit: fast alle nur "mit" kaum jemand "an". In Liberia aber fast nur "an" Erkrankte. Obwohl "an" in beiden Ländern: 50 Patienten.

  7. 30.

    "... Und damit begründet man in diesem Land Maßnahmen. ..."
    Eine Woche 3x testen und Masken in den Öffis?
    Welche Maßnahmen gibt es momentan noch?

  8. 29.

    Jeder Tote, ob durch Unfall, Ertrinken, Krebs usw., ist schrecklich, traurig und leider nicht immer vermeidbar.
    Daher sollte doch aber jeder alles ihm zur Verfügung stehende tun, um dies zu vermeiden.
    In der ersten Schulwoche 3 Tests - für alle - zu machen ist, finde ich daher nicht zu viel verlangt.

    "Ertrinken" mit einer ansteckenden Krankheit zu vergleichen, hatten wir doch zur Genüge und ist vollkommen sinnfrei.

    "Und die Eltern haben ihre Kids 24/7 in den Ferien gehabt … bzw. Oma und Opa."
    Finden Sie, dass es nun wieder an der Zeit ist, die Kinder in der Schule "abzugeben"?

  9. 28.

    Selbstverständlich muss zwischen an und mit Corona unterschieden werden,gerade bei sehr hohen Fallzahlen. Wenn 10 Prozent der Deutschen positiv sind,wie viel Prozent der knapp 3000 täglichen Toten werden dann wohl positiv sein?
    Gerade im Krankenhausbereich sieht man,dass diese Art der Zählweise alles verfälscht. Und damit begründet man in diesem Land Maßnahmen.

  10. 27.

    "Welch ein Irrtum, gelinde gesagt."
    Immer wieder aufschlussreich,wann der rbb Bewertungen vornimmt und wann nicht.
    Dass ein Unterschied zwischen geimpft,ungeimpft und genesen gemacht wird,ist wissenschaftlich betrachtet vollkommener Unsinn. Könnte man vielleicht auch als Bewertung einfügen und damit der Linken recht geben,auch wenn eine Testpflicht für alle die falsche Schlussfolgerung ist. Einfach mal kurz darüber nachdenken,wo Menschen mittlerweile überall ohne Test zusammen kommen.

    Auch dass eine Verlängerung der Maßnahmen mit fadenscheinigen Begründungen passiert,könnte man als Berichterstatter erwähnen.

  11. 26.

    Um das Mal ins Verhältnis zu setzen…
    Es ertrinken mehr Kinder als an Corona versterben.
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5338/umfrage/ertrunkene-nach-altersgruppen/
    https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/seit-pandemiebeginn-41-kinder-und-jugendliche-an-corona-gestorben-15770/
    Man will wohl nicht die Kinder mit den Tests schützen.
    Und die Eltern haben ihre Kids 24/7 in den Ferien gehabt … bzw. Oma und Opa.
    NRW verzichtet auf Tests … also wie gehabt jeder ordnet etwas nach Gutdünken an.

  12. 25.

    @rbb: Wieso ist Ihnen diese Schutzwoche nun schon den dritten Artikel wert? So spannend ist das nun wahrlich nicht. Und schön, dass Sie auch nicht mehr erwähnen,dass die Tests schon vor den Ferien verteilt wurden und zu Hause durchgeführt werden. Aber Nebenschauplätze lenken fein vom Hauptproblem ab…

  13. 23.

    Die Gewöhnung tritt immer ein…
    Jeder hat sich daran gewöhnt, dass im Jahr 1 Mio Menschen sterben. Ist ja auch normal… irgendwann ist eben Schluss.
    Man darf auch an allem sterben was es so gibt aber Corona ne das geht nicht da muss man was machen… und das obwohl Corona nicht mal in den Top Ten der Todesursache auftaucht.
    Es wird jedes Jahr Corona Tote geben, Grippe tote usw.
    Darum sollte man immer vorsichtig sein worauf man mit seinem moralischen Zeigefinger zeigt.

  14. 22.

    Was für eine dümmliche Diskussion wegen einer Woche testen …

  15. 20.

    Noch einmal: Es geht um eine Woche mit 3 Tests und m.E. müssten alle getestet werden.

    Und der Unterschied zu Erwachsenen:
    Es sitzen ca. 25-30 Kinder in einem Raum - meistens ungeimpft.
    Kinder spielen, sprechen, balgen miteinander und dies recht eng.
    Erwachsene können auf Abstand gehen, wenn ihnen danach ist und sind meistens geimpft.

    Bei der Impferei - 4./5./6. usw. Dosis - bin ich ganz bei Ihnen.
    Dieses Spielchen werde ich auch nicht einfach so mitmachen.

  16. 19.

    Wie ist denn ihre Gewöhnung an 2.700 tgl. Tote im Jahr ?

  17. 18.

    "..kein Kind dieser Welt findet das toll und ein Verständnis sowieso nicht. " Vielleicht haben Sie Ihrem Kind das nicht richtig erklärt. Also ich meine, falls Sie Ihrem Kind das so erklären, wie sie sich hier darüber äußern, wird Ihr Kind das wirklich nicht verstehen.
    Normalerweise verhalten sich Kinder doch sehr verantwortungsbewusst und versuchen sogar gerne einen Beitrag zur Reduktion der Fallzahlen zu leisten, weil dann weniger Menschen sterben und leiden müssen.

  18. 17.

    Niemand sagt, dass die Toten hinnehmbar wären. Das Verhältnis ist allerdings sehr schief. Die Kinder müssen sämtlichen Mist mitmachen, die Erwachsenen aber nicht. Wenn ich mit Grippeviren rumlaufe und nicht krank bin (da würde ich ja liegen) und Leute im Supermarkt ahnungslos anstecke und die dann daran sterben interessiert es auch keinen! Andere Länder machen auf, wir wieder dicht. Das versteht man doch gar nicht mehr! Der Verband der Kinderärzte fordert ein Ende der anlasslosen Tests, der Gassen und diverse Virologen sprechen sich ebenso dafür aus aber werden nicht gehört.

    Ja wir können froh sein nicht in China zu leben, aber es gibt irgendwie keine Meinung zur Zukunft. Jeder weiß, dass Corona bleiben wird, also können wir nicht jeden Herbst so ne Welle machen, weil potentiell mehr Leute erkranken können. Jetzt sollen wir uns die 4. Dosis holen usw usw. Ich habe dafür null Verständnis mehr!

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