Prignitz - Karstädt stoppt endgültig den Bau einer Biomethan-Anlage von Shell

Fr 13.12.24 | 13:53 Uhr
  24
Protest gegen Shells geplante Anlage in Karstädt in der Prignitz.(Quelle:rbb)
Video: rbb24 | 13.12.2024 | Bild: rbb

Die Prignitzer Gemeinde Karstädt stoppt nun endgültig den umstrittenen Bau einer von Shell geplanten Biomethan-Anlage. Anwohner sehen im Aus des Millionenprojekts eine positive Signalwirkung ihres bürgerschaftlichen Engagements.

Die Gemeindevertreter von Karstädt (Landkreis Prignitz) haben das endgültige Aus für die Biomethanlage von Shell beschlossen. Sie stimmten am Donnerstagabend einstimmig dafür, dass der im Dezember 2021 gefasste Aufstellungsbeschluss dafür aufgehoben wird.

Damit folgten sie einem Votum der Karstädter, die sich in einer Bürgerbefragung gegen die Anlage ausgesprochen haben.

Der Öl-Konzern Shell hatte geplant, an der A14 eine Biomethananlage zu bauen. Knapp 2.500 Karstädter – und damit 75 Prozent der Einwohner – hatten sich bei einer Bürgerbefragung gegen das Vorhaben ausgesprochen. "Ich habe den Bürgern gesagt, wir bauen nicht gegen ihren Willen", sagte Bürgermeister Udo Staeck (CDU) dem rbb zu der Entscheidung.

Dass die Mehrheit der Bewohner dagegen sei, habe er im Vorfeld nicht so klar erkennen können, sagte Staeck. "Ich selber fand die Anlage, die ich mir in Dänemark angeschaut habe, sehr gut. Aber ich akzeptiere das so. Die Mehrheit entscheidet und demzufolge beenden wir das", sagte Karstädts Bürgermeister, der sich eigentlich Arbeitsplätze, Gewerbesteuern und Methan sowie die Herstellung von Methanol dadurch erhofft hatte.

Für viele Karstädter ein Signal an erfolgreiches "die da oben"

Glücklich darüber ist unter anderen der Semliner Tino Schulz von der Bürgerinitiative Stoppt-Shell-Karstädt. Die geplante Anlage wäre 800 Meter von seinem Haus entfernt errichtet worden. "Wir sind froh, dass wir weiterhin unseren Wald sehen können und nicht die Behälter und die LKWs", sagte er am Rand der Sitzung der Gemeindevertreter dem rbb. "Man kann aufatmen jetzt. Einen besseren Tag gibts eigentlich nicht. Ein schönes Weihnachtsgeschenk", zeigte Schulz sich erleichtert.

Anja Noll von der SPD aus Mankmuß sagte, dass es bei dem Vorhaben "darum ging, im Umkreis von 100 Kilometern Gülle und Mist auf LKWs durch die Gegend zu fahren". Das passe ihrer Meinung nach in kein Energiekonzept. "Das finde ich total uneffektiv und einen Irrsinn", so Noll.

Froh ist auch Eckhard Matz aus Semlin. "Ich freue mich auch, dass diese Anlage nicht gebaut wird. Es geht ja um die Gesundheit, um den Lärm. Lärm macht krank. Und das wollen wir nicht", sagte Matz dem rbb. "Wir wollen unseren Lebensabend da vernünftig verbringen." Es habe sich gelohnt zu kämpfen.

Angelika Hüter aus Semlin von der Bürgerinitiative Stoppt-Shell-Karstädt sieht wie viele andere in der Region im endgültigen Aus des Shell-Vorhabens auch ein Positivbeispiel demokratischer Beteiligung. "Ich bin einfach begeistert und finde, das hat auch eine Signalwirkung, nicht nur hier für Karstädt, sondern über den Landkreis Prignitz hinaus", sagt sie dem rbb. "Das heißt", führt Hüter aus, "die da oben können nicht immer bestimmen. Auch wir hier unten haben schon Mittel, uns dagegen zu wehren und zu engagieren, nicht einfach aufzugeben und den Kopf in den Sand zu stecken".

Zur Gemeindevertreterversammlung am Donnerstag waren mehr als 100 Menschen in den Saal des Landgasthofs Graf gekommen. Am Rande der Sitzung protestierten rund 50 Demonstranten gegen eine andere Ansiedlung in Form von weiteren Windkraftprojekten in der Gemeinde.

Täglich 1.600 Tonnen Gülle für Bio-LNG im Rheinland

Shell wollte im Norden Brandenburgs an der künftigen Autobahn 14 bei Karstädt auf rund zehn Hektar aus jährlich rund 500.000 Tonnen Gülle und Mist Biomethan produzieren – und dafür täglich 1.600 Tonnen Gülle verarbeiten. Für die Anlage sollen 16 je etwa 50 Meter hohe Behälter errichtet werden. Das Biomethan sollte ins Gasnetz eingespeist und unter anderem im Rheinland zu Bio-LNG weiterverarbeitet werden.

Mit Bekanntwerden der konkreten Pläne hatte sich in Karstädt eine Bürgerinitivative dagegen gegründet. Die Initiatoren befürchteten unter anderem eine Geruchsbelästigung für die Anwohner, da die Anlage in etwa 500 Metern Luftlinie des rund 6.000 Einwohner zählenden Ortes entfernt gebaut werden sollte.

Mit Material von Franziska Tenner und Björn Haase-Wendt

Sendung: rbb24, 13.12.2024, 13:00 Uhr

24 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 24.

    Also wenn man den Bericht weiterliest, kommt
    "Das Biomethan sollte ins Gasnetz eingespeist und unter anderem im Rheinland zu Bio-LNG weiterverarbeitet werden.".
    Die Brühe wird also nur angeliefert, nicht mit dem Lastenrad, eher mit LKw. Hier soll die Suppe dann schön aufgebrüht werden und schwupps ... isse im Rheinland oder sonstwo jwd. Warum soll in der Prignitz Gülle gekocht werden, wenn man nichts von hat. Schiet haben wir genug hier. Aber sie können ja mal im Rheinland fragen oder vll. ist bei Kleinmacho noch 'ne Wiese frei.

  2. 23.

    Einer, der nicht begreift, dass sich Biogasanlagen positiv auf den Klimaschutz auswirken und keinen Zusammenhang zu nachhaltiger Energiegewinnung für die Zukunft erkennt.

  3. 22.

    Typischer Fall von Nimb, Not in my backyard. Ich bin ja für..
    Aber nicht bei mir. Unfassbar.

  4. 21.

    Der gesamte Nordwesten/Westen Brandenburgs, leistet seit sehr vielen Jahren, einen sehr hohen Beitrag zur Energiewende.
    Im Brandenburger Nordwesten/Westen stehen überdurchschnittlich viele Windräder und Solaranlagen.
    Da muß und sollte auch langsam darauf geachtet werden, das alle Regionen, gleichermaßen ihren Beitrag zur Energiewende leisten, LG in die Prignitz !!!

  5. 20.

    Sagt ein Großstädter. :) Die Region Prignitz leistet seit Jahren ihren Beitrag zur Energiewende. Hier stehen viele Windräder und Solaranlage, sogar bundesweit die meisten. Dadurch ist auch der Strompreis sehr hoch für uns. Wir nehmen schon sehr viel in Kauf. Ja und jede Region soll und muss ihren Beitrag leisten.

  6. 18.

    Na dann ist ja Berlin das größte Dorf weltweit : da meckern die Menschen, wegen Zigtausender Tesla-Arbeitsplätze an der A10(Und das schon seit Jahren).

  7. 17.

    Man sind das Intelligenzbolzen. Meckern,nörgeln und sich so eine Chance entgehen lassen.
    Ein anderes Dorf wirds freuen.

  8. 16.

    Auf die Frage, was derzeit mit der Gülle passiert: Auch in der Prignitz gibt innovative Menschen, denn es gibt schon Biogasanlagen. Nur nicht als Riesenwerk eines Großkonzerns …,

  9. 14.

    Ihr Kommentar ist unverschämt den Anwohnern gegenüber! Lassen Sie das!

  10. 13.

    Haahaa die Helden von Karstedt motivieren mich so stark, dass ich mir morgen einen neuen Diesel kaufe.

    Es wird ein V8 werden mit 275KW.

    Hoch lebe die Energiewende und ihre Helden.

  11. 12.

    Es ist einfach nicht angemessen aus der „Ferne“ ohne betroffen zu sein klugen Kommentare abzulassen. Beschäftigen Sie sich damit und fragen Sie sich, ob Sie das Ding neben sich haben wollen? Weil die Region strukturschwächer ist als andere, darf sie ausgebeutet werden? Wir alle wollen alternative Energien, aber die Region hat Windräder ohne Ende, Solaranlagen auf Äckern, da stört natürlich eine stinkende Riesenanlage auch nicht mehr. Man muss sich doch die Frage stellen, welchen Nutzen die Menschen in der Region davon haben, für den sie ihren Vorteil der Natur opfern? Bisher haben viele profitiert, die schon viel haben …. Bitte bleiben Sie in Ihrer bequemen Stadtwohnung und stecken den Stecker in Dose, um wichtige Nachrichten mit ihrem Gerät in die Welt zu posten ! Niemand geht sorgsamer mit Energie um, als die Menschen auf dem Land. Die haben meist schon mal einen Baum gefällt, ihn zersägt und 2 Jahre gelagert, um dann die Stube zu wärmen, weil sie keine Gasleitung haben.

  12. 11.

    "800 Meter von seinem Haus..."

    So Leute beschweren sich auch über das Licht von Sagitarius A, und verlangen dessen Abschaltung!

    Ich finde, wenn sich eine Regionen gegen Kilometerweite entfernte Kraftwerke und Anlagen entscheiden, sollten sie vom Verbundnetz abgekoppelt werden! - Die Anwohner von Tagebauregionen, oder Atomkraftanlagen, oder dauerhaften Zwischenlagern, konnten sich nicht wehren, obwohl der Abriss des Elternahauses, oder dei Gefahr durch Gefahrengut nicht nur die Sicht trüben.

    Ganz ehrlich, das es immer konservative Kleindörfler sind, die das Mittel von Demonstrationen und Bürgerentscheiden zweckentfremden, um sich gegen Fortschritt, und SIcherheit zu stellen, und damit Deutschland in die Knie zwingen, um sich dann an anderer Stelle über Energiemangel zu beschweren, und den erhalt von Arbeitsplätzen verlangen ist ein schlechter Witz!

    Man sollte das als Bewerbung zum Atommüll-Zwischenlager interpretieren, da es keine Endlager geben wird!

  13. 10.

    Das eine hat mit deem anderen nix zu tun! Umweltschutz und Schutz der Anwohner, was Sie nicht sind!, geht vor!

  14. 9.

    Ja, der eigene Tellerrand ist oft eine unüberwindliche Sichtbehinderung. Nur noch den eigenen Lebensabend im Blick. Was eine Armut in meinen Augen. Zukunft ausgeblendet. Wer jung ist, geht fort.

    An der Autobahn ist sowieso verkehrslärm. Die Gülle wird jetzt weiter auf Felder aufgebracht und verseucht das Grundwasser mit Nitraten. Das Methan und Methanol hätten wir gebrauchen können. Und die Arbeitsplätze. Und die Gewerbesteuern. "Mir doch egal!"

  15. 8.

    Nach dem Motto: Energie kommt aus der Steckdose. Da braucht man doch sowas unnützes wie eine Energiegewinnungsanlage nicht.
    Aber bitte nicht heulen, wenn GAs und Öl wieder zu teuer ist oder Kriege deswegen ausbrechen.

  16. 7.

    "Lärm und Gestank macht krank."
    Eine kalte Wohnung auch. Oder wie man so schön sagt: "Erfroren sind schon viele, erstunken ist noch keiner." : ))

  17. 6.

    Die Verhinderungshelden hätten eine Schwefelwasserstofffillter fordern sollen. Gibt es und zwar seh effizient.
    Scheint am Stammtisch nicht bekannt zu sein so verzichtet man lieber auf Einnahmen.

  18. 5.

    So is dat, wenn der Tellerrand-Egoismus als große Heldentat verkauft wird.

Nächster Artikel