Interview | Autoexperte Dudenhöffer - "Tesla ist gefangen in seiner Beziehung zu Elon Musk"

Fr 24.01.25 | 08:46 Uhr
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Archivbild:Elon Musk bei der Eröffnung der Teslafabrik in Grünheide am 22.03.2022.(Quelle:picture alliance/Associated Press/P.Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.01.2025 | Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer | Bild: picture alliance/Associated Press/P.Pleul

Unter US-Präsident Trump wird ein Politikwechsel bei der Elektromobilität erwartet. Welche Auswirkungen das auf deutsche Hersteller und auf Trump-Unterstützer Elon Musk und seine Marke Tesla haben könnte, erklärt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

rbb|24: Herr Dudenhöffer, in den ersten Tagen seiner zweiten Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump auch Verordnungen zur beziehungsweise gegen die Elektromobilität erlassen. Was bedeutet dieser Politikwechsel?

Ferdinand Dudenhöffer: Es bedeutet zunächst einmal für den Klimawandel, dass es Amerika mittlerweile schnuppe ist, wie das Weltklima aussieht. Das zeigt sich auch daran, dass jetzt die bisherigen Stützungsprogramme für Elektroautos wegfallen. Das heißt, in Amerika werden die Achtzylinder wieder mit 15 Liter Sprit Hochkonjunktur haben. Das mögen die Amerikaner. Aber das bedeutet auch für alle, die in Amerika Elektroautos verkaufen wollen - wie zum Beispiel Tesla - dass es schwieriger wird.

Hat dieser innenpolitische Richtungswechsel in den USA Auswirkungen auf den europäischen oder asiatischen Markt?

Was in Amerika passiert, hat natürlich auch Auswirkungen auf die anderen Märkte, weil dort Produktionen von verschiedenen Autobauern sind, die bisher immer auch nach Amerika geliefert haben. Erstens werden jetzt Exporte vermutlich so wie angekündigt hoch besteuert. Zum anderen ist es so, dass Elektroautos in den USA von der Preisattraktivität her für die Kunden deutlich schlechter werden. Also kurz gesagt: Zusatzkosten durch hohe Zölle plus weniger Unterstützung beim Kauf. Dadurch wird die Elektromobilität zurückgehen. Und damit natürlich auch Folgewirkungen für Werke haben, die außerhalb der USA Elektroautos bauen.

Sie haben es angesprochen: Zölle stehen im Raum – insbesondere gegen Kanada, Mexiko und China. Würden diese Zölle, sollten sie kommen, wirklich auch europäische oder deutsche Autohersteller belasten?

Ja, das wäre sogar eine große Belastung. In Mexiko zum Beispiel sind deutsche Autobauer wie Audi oder VW stark, auch BMW hat dort ein neues Werk. Die Unternehmen haben die Werke so aufgebaut, dass sie mit guten Kostenstrukturen in die USA und nach Südamerika liefern konnten. Das scheint jetzt deutlich schwieriger zu werden. Die Hersteller müssen deshalb nun überlegen, ob dann Fahrzeuge verstärkt in den USA gebaut werden sollen oder auf Gewinne verzichtet und mit fast Verlusten gearbeitet wird.

Zur Person

Experte Ferdinand Dudenhöffer (Bild: dpa/ Nicolas Blandin)
dpa/ Nicolas Blandin

Ferdinand Dudenhöffer ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler und Autoexperte. Er arbeitete unter anderem für Opel, Porsche und Peugeot. Als Dozent war er an Hochschulen in Gelsenkirchen, Duisburg und St. Gallen tätig. Seit 2020 leitet er das privatwirtschaftliche CAR-Center Automotive Research in Bochum.

Nach meiner Einschätzung wird es einige deutsche Unternehmen sehr schwer treffen. Insbesondere die, die nicht in den USA produzieren. BMW und Mercedes sind zwar stark in den USA vertreten, aber nicht mit allen Fahrzeugen. Hier muss geschaut werden, wie die Zollvereinbarungen dann genau getroffen werden.

Insgesamt werden es alle, die nicht oder nur wenig in den USA produzieren – wie Audi oder Porsche - es sehr schwer haben ihre Autos zu verkaufen. Denn die Zollschranken, die Trump errichten will, sollen sehr hoch sein.

In Grünheide (Oder-Spree) steht das einzige europäische Werk von Tesla. Was bedeutet denn die angesprochene Entwicklung für diesen Standort?

Es ist ein Risiko für den Standort. In Grünheide wird das Modell Y gebaut. In einem Werk besteht immer die Möglichkeit, die Produktion an der Nachfrage aus verschiedenen Ländern anzupassen. Wichtig ist immer, die Produktion möglichst gut auszulasten. Das Gleiche gilt für Shanghai. Dort wird das Model 3 produziert. Auch dort ist man dann fast nur auf den heimischen beziehungsweise den europäischen Markt angewiesen - Amerika fällt weg. Das ist eine Belastung für Tesla, und es kann auch eine Belastung für Grünheide werden.

Tesla-Chef Elon Musk hat die Streichung von Subventionen begrüßt, sogar gesagt, dass das Tesla helfen würde. Wie erklären Sie sich diese Aussage von Musk?

Auf den ersten Blick ist es kontraproduktiv. Insgesamt scheint es so, dass künftig Öl und Gas sehr stark bevorzugt werden. Auch das hilft Elon Musk wenig. Warum er solche Statements macht, ist schwer verständlich.

Auf der einen Seite hat er sich dazu hingegeben, sehr stark mit Trump zusammenarbeiten zu wollen. Und wenn man mit Trump zusammenarbeitet, hat man nicht nur Vorteile. Das hat Musk vermutlich gewusst. Er ist eine Wette eingegangen. Nach meiner Einschätzung hat Musk in diesem Fall die Wette verloren.

Schadet Musk mit seinem politischen Auftreten seiner eigenen Marke Tesla?

Ich glaube, für Tesla ist die ganze Entwicklung, die Elon Musk jetzt genommen hat, eher eine schwierige. Die Marke wird dadurch eher beschädigt und nicht gestärkt. Sie ist mit dem Namen Elon Musk sehr stark verbunden und wird mit ihm assoziiert. Nach meiner Einschätzung ist es gefährlich für die Marke und für das Unternehmen. Es gibt negative Effekte. Die Kunden werden sich überlegen, inwieweit sie Tesla-Produkte kaufen.

Könnte sich denn das Unternehmen Tesla von ihrem Chef trennen, um diese negative Assoziation auflösen?

Nach meiner Einschätzung ist eine Trennung von Elon Musk und Tesla so gut wie nicht möglich. Die Marke hängt eng mit ihm zusammen. Und jetzt zu sagen, Elon Musk hat nichts mehr mit Tesla zu tun, wirkt unglaubwürdig für alle, die diese Marke beobachten. Selbst ein größerer Verkauf von Aktien wäre kein Befreiungsschlag für Tesla. Tesla ist gefangen in seiner Beziehung zu Elon Musk.

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung. Das Interview führte Martin Krauß für Antenne Brandenburg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.01.2025, 15:40 Uhr

67 Kommentare

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  1. 67.

    Ich sagte doch, dazu muß man erst das US-amerkanische Wahlsystem verstehen (wollen). Leute wie ihnen fehlt es am logischen Denken und Rechnen.

    Wer bezahlt bestimmt den Kandidaten und gewählt wird der dann von nicht mal 10 % der US Bürger.

    "Wegen des indirekten Wahlsystems ist es möglich, dass ein Kandidat landesweit zwar die meisten Direktstimmen bekommt, die Wahl aber trotzdem verliert. Das war zum Beispiel 2016 der Fall. Damals stimmten einige Millionen mehr Amerikaner für Hillary Clinton, Donald Trump sicherte sich aber durch die von ihm gewonnenen Bundesstaaten die Mehrheit der Wahlleute im Electoral College."

    Nicht wenige Historiker und Demokratieforscher halten das US Wahlsystem für undemokratisch, was es ja auch ist.

  2. 66.

    Na, ja, da haben Sie es schon fast erschöpfend zusammengefasst. Aber eins glaube ich, doch noch zu haben: Elon Musk kam, sah, und siegte: Wäre der seit Jahrzehnten erwünschte Waldumbau auch dort mal in Grünheide angekommen, dann hätten dort eben nicht nur Kiefernstangen herumgestanden, wo sich der kühne Investor sah - What -Wald? - Is nich , kann weg. Immer noch aktuell und ein sehr probates Mittel: Freund und Helfer ist der schon etwas übereifrige wie vergessliche Eichelhäher. Er entdeckt das Angebot von bereitgestellten "Früchten" und macht los! Warum soll das nur in Hessen funktionieren? --
    Für diese recht großen Autokisten gibt es Platz - wo? Werden sich Käufer finden? Ich glaube, der Automarkt bei uns ist eher so, dass lieber kleinere Kisten bevorzugt werden, als solche Schlitten.

  3. 65.

    Ich sagte doch, dazu muß man erst das US-amerkanische Wahlsystem verstehen (wollen). Leute wie ihnen fehlt es am logischen Denken und Rechnen.

    Wer bezahlt bestimmt den Kandidaten und gewählt wird der dann von nicht mal 10 % der US Bürger.

    "Wegen des indirekten Wahlsystems ist es möglich, dass ein Kandidat landesweit zwar die meisten Direktstimmen bekommt, die Wahl aber trotzdem verliert. Das war zum Beispiel 2016 der Fall. Damals stimmten einige Millionen mehr Amerikaner für Hillary Clinton, Donald Trump sicherte sich aber durch die von ihm gewonnenen Bundesstaaten die Mehrheit der Wahlleute im Electoral College."

    Nicht wenige Historiker und Demokratieforscher halten das US Wahlsystem für undemokratisch, was es ja auch ist.

  4. 64.

    Na eben doch. Trump hat abseits der deutlich mehr sog. Wahlmänner-Stimmen auch in absoluten Zahlen etwa 2,3 Mio. Wählerstimmen mehr als Harris geholt.

  5. 63.

    Also ein Wahlergebnis von 226 zu 312 zu Gunsten Trumps ist doch ein eindeutiges Ergebnis, und auch im Senat und Represäntantenhaus haben die Republikaner die Mehrheit.

  6. 62.

    Es hat keine Mehrheit Trump gewählt auch nicht 50/50, dazu müßte man aber erst das US-amerkanische Wahlsystem verstehen (wollen).

  7. 61.

    Und auf dem Weg zum Mars, löst sich alles Rauch auf. Wer ist so verblödet und reist mit Musks Raketen System freiwillig zum Mars? Hoffe Musk selber. Mit Trump. Und all den Rechten. Gleich alle Rechtspartei Obermimer mit. Als Party sozusagen.

  8. 60.

    Tesla Werk in Brandenburg einstampfen ist das Beste. Wir brauchen keinen Nazimilliadär aus den USA hier.

  9. 59.

    "dass es Amerika mittlerweile schnuppe ist, wie das Weltklima aussieht" – Moment mal, ist die Wahl nicht beinahe 50–50 ausgefallen, das Endergebnis hauptsächlich wegen der Wahlmännerregelung so?

    Auch Industrielle und Führungsetagen haben verstanden, was das Weltklima beeinflusst. Sie können auch selbst entscheiden, es nicht weiter anzuheizen. Traurig nur, dass es bei ihnen liegt, nicht bei den vielen Menschen: "Die Hersteller müssen deshalb nun überlegen, ob dann Fahrzeuge verstärkt in den USA gebaut werden sollen oder auf Gewinne verzichtet und mit fast Verlusten gearbeitet wird."

    Uiuiui, etwas Utopisches: auf Gewinne verzichten. Ob sie das wohl überleben würden, und die Kinder/Enkel …?

  10. 58.

    Ich habe auch einen Tesla und liebe Laura. Sie ist eine Schönheit, leider Gottes rechts abgefrifteter Createur...
    Auf Amazon finden Sie Anti- Musk- Sticker, die Sie ihrem Tesla auf die Scheibe kleben können. Wäre das nicht eine Möglichkeit für Sie??Das Auto ist nicht perfekt, aber es ist interessant und zeigt gute Ideen auf, über die nachzudenken sich lohnt

  11. 57.

    Hmm... lassen Sie uns ein wenig wenig damit warten, bitte. Der Typ ist offenbar nicht mal blöd, aber durchgeknallt. Unterstützt rechte Parteien ...ich habe ein bisschen über den Typen recherchiert: Können Sie sich vorstellen, dass der mal eher links...und durchgeknallt...einzuordnen war?? Ich habe mir bei Amazon anti-Elon Sticker besorgt, die ich auf meine Laura ( meinen Tesla) geklebt habe. "I brought the car and not the CEO"...natürlich behalte ich Laura. Was Musk angeht, so finde ich es aber gut , dass man dich vor allem hier in DE gegen ihn wehrt. Bei meinen Recherchen habe ich auch hersusgefunden, dass der Kontakt zu einer "Deutschlandflüsterin" aus Münster hat. Die Tante erklärt also Deutschland... Eine rechtsradikale mit pseudoakademischen Hintergrund, ... die für die AfD Werbung macht. Der Teslachef - den ich gar nicht einmal als dumm bezeichnen würde- ist aber blöd genug, auf solche - nach bürgerlichen Massstäben gescheiterte Existenzen- hereinzufallen.

  12. 55.

    Die Bezeichnung Republik ist vll. unglücklich gewählt. Rivian ist ein US-Konzern in Kalifornien und bietet E-Pick Ups an. EIgentlich nicht schlecht. Vergleichbares hat man im E-Segment in DE nicht auf Tasche.

  13. 54.

    So, so, jetzt wissen wir was die Schüler über die Gechichte etc.gelehrt bekommen.
    Nun ja, dann wundert mich garnichts mehr.

  14. 53.

    Das haben Sie auf X abgeschrieben, und siehe da, dem Elon Musk ist dieses Fake auf seiner Plattfor trotzdem "Wurscht".
    Das ist einer der großen Unterschiede zu hierzulande..

  15. 52.

    Wenn den Deutschen seit Generationen Recht und Anstand wichtig ist, woher kamen diese Personen, die in den KZ gearbeitet haben?

  16. 51.

    Was unterscheidet Deutsche und Amerikaner? Amerikaner sehen den AmericanDream in Musk und bewundern und honorieren es. In Deutschland ist es der Neidfaktor und schlechtreden unzähliger Maulhelden die nichts leisten. Das schließt Politik und Medien mit ein. Das es Musk eher nur ein mitleidiges Lächeln abgewinnt merkt niemand, wenn überhaupt. Deutsche Leistung ist heute „Life-Work-Balance“ mit Handaufhalten für Bürgergeld

  17. 50.

    Wie darf man das jetzt verstehen? Der Osten zu dxxf für Weichwarenentwicklung? Der Osten jetzt schuld am Niedergang von Volkes Wagen? Welcher Osten ist eigentlich gemeint? Ostwestfalen? Ostholstein? Ostbayern? Ostpreußen? Osteuropa? Neufünfland?

  18. 49.

    Hey, es gibt doch nur eine Option. Tesla Werke in Grünheide schließen. Tesla in Europa nicht mehr zulassen. Elon Musk ist ein Psychopath der hier in Europa nichts zu suchen hat.

  19. 48.

    Über den Wolken
    Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
    Alle Ängste, alle Sorgen
    Sagt man
    Blieben darunter verborgen
    Und dann
    Würde was uns groß und wichtig erscheint
    Plötzlich nichtig und klein

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