Interview | Autoexperte Dudenhöffer - "Tesla ist gefangen in seiner Beziehung zu Elon Musk"

Unter US-Präsident Trump wird ein Politikwechsel bei der Elektromobilität erwartet. Welche Auswirkungen das auf deutsche Hersteller und auf Trump-Unterstützer Elon Musk und seine Marke Tesla haben könnte, erklärt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.
rbb|24: Herr Dudenhöffer, in den ersten Tagen seiner zweiten Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump auch Verordnungen zur beziehungsweise gegen die Elektromobilität erlassen. Was bedeutet dieser Politikwechsel?
Ferdinand Dudenhöffer: Es bedeutet zunächst einmal für den Klimawandel, dass es Amerika mittlerweile schnuppe ist, wie das Weltklima aussieht. Das zeigt sich auch daran, dass jetzt die bisherigen Stützungsprogramme für Elektroautos wegfallen. Das heißt, in Amerika werden die Achtzylinder wieder mit 15 Liter Sprit Hochkonjunktur haben. Das mögen die Amerikaner. Aber das bedeutet auch für alle, die in Amerika Elektroautos verkaufen wollen - wie zum Beispiel Tesla - dass es schwieriger wird.
Hat dieser innenpolitische Richtungswechsel in den USA Auswirkungen auf den europäischen oder asiatischen Markt?
Was in Amerika passiert, hat natürlich auch Auswirkungen auf die anderen Märkte, weil dort Produktionen von verschiedenen Autobauern sind, die bisher immer auch nach Amerika geliefert haben. Erstens werden jetzt Exporte vermutlich so wie angekündigt hoch besteuert. Zum anderen ist es so, dass Elektroautos in den USA von der Preisattraktivität her für die Kunden deutlich schlechter werden. Also kurz gesagt: Zusatzkosten durch hohe Zölle plus weniger Unterstützung beim Kauf. Dadurch wird die Elektromobilität zurückgehen. Und damit natürlich auch Folgewirkungen für Werke haben, die außerhalb der USA Elektroautos bauen.
Sie haben es angesprochen: Zölle stehen im Raum – insbesondere gegen Kanada, Mexiko und China. Würden diese Zölle, sollten sie kommen, wirklich auch europäische oder deutsche Autohersteller belasten?
Ja, das wäre sogar eine große Belastung. In Mexiko zum Beispiel sind deutsche Autobauer wie Audi oder VW stark, auch BMW hat dort ein neues Werk. Die Unternehmen haben die Werke so aufgebaut, dass sie mit guten Kostenstrukturen in die USA und nach Südamerika liefern konnten. Das scheint jetzt deutlich schwieriger zu werden. Die Hersteller müssen deshalb nun überlegen, ob dann Fahrzeuge verstärkt in den USA gebaut werden sollen oder auf Gewinne verzichtet und mit fast Verlusten gearbeitet wird.
Nach meiner Einschätzung wird es einige deutsche Unternehmen sehr schwer treffen. Insbesondere die, die nicht in den USA produzieren. BMW und Mercedes sind zwar stark in den USA vertreten, aber nicht mit allen Fahrzeugen. Hier muss geschaut werden, wie die Zollvereinbarungen dann genau getroffen werden.
Insgesamt werden es alle, die nicht oder nur wenig in den USA produzieren – wie Audi oder Porsche - es sehr schwer haben ihre Autos zu verkaufen. Denn die Zollschranken, die Trump errichten will, sollen sehr hoch sein.
In Grünheide (Oder-Spree) steht das einzige europäische Werk von Tesla. Was bedeutet denn die angesprochene Entwicklung für diesen Standort?
Es ist ein Risiko für den Standort. In Grünheide wird das Modell Y gebaut. In einem Werk besteht immer die Möglichkeit, die Produktion an der Nachfrage aus verschiedenen Ländern anzupassen. Wichtig ist immer, die Produktion möglichst gut auszulasten. Das Gleiche gilt für Shanghai. Dort wird das Model 3 produziert. Auch dort ist man dann fast nur auf den heimischen beziehungsweise den europäischen Markt angewiesen - Amerika fällt weg. Das ist eine Belastung für Tesla, und es kann auch eine Belastung für Grünheide werden.
Tesla-Chef Elon Musk hat die Streichung von Subventionen begrüßt, sogar gesagt, dass das Tesla helfen würde. Wie erklären Sie sich diese Aussage von Musk?
Auf den ersten Blick ist es kontraproduktiv. Insgesamt scheint es so, dass künftig Öl und Gas sehr stark bevorzugt werden. Auch das hilft Elon Musk wenig. Warum er solche Statements macht, ist schwer verständlich.
Auf der einen Seite hat er sich dazu hingegeben, sehr stark mit Trump zusammenarbeiten zu wollen. Und wenn man mit Trump zusammenarbeitet, hat man nicht nur Vorteile. Das hat Musk vermutlich gewusst. Er ist eine Wette eingegangen. Nach meiner Einschätzung hat Musk in diesem Fall die Wette verloren.
Schadet Musk mit seinem politischen Auftreten seiner eigenen Marke Tesla?
Ich glaube, für Tesla ist die ganze Entwicklung, die Elon Musk jetzt genommen hat, eher eine schwierige. Die Marke wird dadurch eher beschädigt und nicht gestärkt. Sie ist mit dem Namen Elon Musk sehr stark verbunden und wird mit ihm assoziiert. Nach meiner Einschätzung ist es gefährlich für die Marke und für das Unternehmen. Es gibt negative Effekte. Die Kunden werden sich überlegen, inwieweit sie Tesla-Produkte kaufen.
Könnte sich denn das Unternehmen Tesla von ihrem Chef trennen, um diese negative Assoziation auflösen?
Nach meiner Einschätzung ist eine Trennung von Elon Musk und Tesla so gut wie nicht möglich. Die Marke hängt eng mit ihm zusammen. Und jetzt zu sagen, Elon Musk hat nichts mehr mit Tesla zu tun, wirkt unglaubwürdig für alle, die diese Marke beobachten. Selbst ein größerer Verkauf von Aktien wäre kein Befreiungsschlag für Tesla. Tesla ist gefangen in seiner Beziehung zu Elon Musk.
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung. Das Interview führte Martin Krauß für Antenne Brandenburg.
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.01.2025, 15:40 Uhr