Neu-Berliner Luca - "Berlin ist meine Travelbase, wo ich mich vom Reisen erholen kann"

So 23.06.24 | 17:29 Uhr | Von Anna Bilger
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Luca Fröhlingsdorf auf dem Kreuzberg (Quelle: rbb)
rbb
Video: ARD-Mediathek - Welcome to Berlin | 23.06.2024 | Anna Bilger | Bild: rbb

Luca ist Reise-Influencer und den größten Teil des Jahres mit seinem Boot und seinem Hund in der Welt unterwegs. Doch er hat sich vorgenommen - für seine Verhältnisse - in Berlin sesshaft zu werden. Klappt das?

Berlin wächst. In 2023 sind rund 28.000 Menschen nach Berlin gezogen - aus den unterschiedlichsten Gründen. Für viele ist diese Stadt vor allem ein Sehnsuchtsort. Sie wollen sich hier einen Traum erfüllen: von einer Karriere, einem neuen Leben, von Freiheit. Welcome to Berlin! rbb|24 fragt: Wer sind sie - und wie ist es ihnen ergangen?

Zum Beispiel: Luca Froehlingsdorf, 23 Jahre alt. Luca Froehlingsdorf ist in Stuttgart aufgewachsen und hat dort schon mit 15 begonnen zu fotografieren. Nach dem Abi baut er sich einen Van aus und reist durch Europa. Er teilt sein Van-Life auf Instagram und findet in der Pandemie schnell eine große Followerschaft – die weiter wächst als er vom Van aufs Segelboot umsteigt. Doch nach jahrelangem Reisen kommt er im Oktober 2023 nach Berlin, um sesshafter zu werden und an seinem Traum zu arbeiten: Er will Fashion-Fotograf werden.

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Für mich als Fotograf war das die einzig richtige Entscheidung, hierherzukommen, hier sind so viele Leute aus der kreativen Szene: Freunde, Models, andere Fotografen, Agenturen, zu denen ich als Influencer schon Kontakt hatte. Alles bündelt sich irgendwie hier in der Hauptstadt - und deswegen dachte ich, wenn ich schon sesshaft werde nach den ganzen Freiheiten der letzten vier Jahre, dann muss es Berlin sein.

Die Wohnungssuche war eine Katastrophe. Ich hatte Monate vorher schon angefangen zu suchen – und es ist besonders schwierig , wenn man noch nicht in Berlin lebt. Eine einzige Person hatte mir dann tatsächlich mal zurück geantwortet, nachdem ich 50 Leute angeschrieben hatte über die gängige Onlineplattformen. Und diese Person hatte mich dann angerufen, da war ich gerade mit dem Boot vor Sardinien und die meinte: Du kannst morgen zur Wohnungsbesichtigung kommen. Tja. Aber ich hatte nach zwei Monaten des Suchens dann das Glück, dass mir eine Bekannte erzählt hat, dass bei ihr was frei wird.

Ich fange hier jetzt wieder an, Mode zu fotografieren. Das meiste sind sogenannte TFP-Shootings. Das heißt, time for prints. Das passiert viel bei Models und Fotografen. Da geht es nicht um Geld, sondern die Bezahlung sind quasi Bilder. Also ich kriege dann Bilder für meine Mappe und das Model, kriegt dann auch Bilder für ihre Modelmappe.

Ein Highlight in Berlin ist für mich die Fashion-Week. Ich bin bei der Show von Marina Hoermanseder eingeladen gewesen und durfte in der ersten Reihe sitzen. Ich mache Fotos von den Models und connecte mich mit anderen Leuten, die zur Show kommen, fotografiere und tagge sie auf Instagram. Netzwerken ist total wichtig.

Mein Traum wäre es, mal eine Strecke für ein Modemagazin zu shooten. Aber ich habe hier aber noch nicht so meine Leute wie früher in Stuttgart zum Beispiel. Es gibt zwar ultra viele Leute im Kreativ-Bereich. Aber viele sind schon weiter als ich und die sagen, wir haben aber jetzt keine Kapazitäten, auch mal für freie Projekte, sondern machen wirklich nur so bezahlte Sachen.

Manchmal ist es auch schade: Meine Freunde planen Sachen. Aber ich bin dann schon wieder weg.

Luca Froehlingsdorf

Mein Hund Nico ist immer an meiner Seite. Er ist das lebendige Erbstück von meiner Oma und seit zehn Jahren verbringen wir fast jeden Tag zusammen und er ist auf allen Reisen mit dabei. Leider kommt Nico mit dem Berliner Winter gar nicht klar: Er baut voll ab in der Kälte. Er geht dann oft einfach nur 50 Meter vor die Haustür, erledigt da alles, will zurück und weigert sich. weiterzugehen. Umgerechnet ist er ja schon 95.

Ich bin den Winter auch gar nicht gewohnt, die letzten Jahre war ich immer in der Sonne. Es ist einfach arschkalt. Und ich hatte es einfach nicht so richtig auf dem Schirm, dass das Shooten draußen dann komplett wegfällt. Und jedes Mal ein Studio zu mieten, wäre zu teuer.

Von Mitte Dezember bis Anfang Februar bin ich deshalb auf mein Boot in Barcelona geflüchtet und zu Freunden nach Fuerteventura. Und ich brauche diese Abwechslung auch, sonst würde mein Instagram–Account einfach einschlafen. Dann würde ich einen großen Teil von meinem Business verlieren. So bin ich eigentlich ständig unterwegs. Das muss ich mir auch ehrlich eingestehen, dass ich dann nicht sagen kann, ich mache jetzt drei Monate keine Werbe-Kooperation und mache jetzt einfach nur Fotografie. Auch meine neue Agentur hat mir geraten, viel Content vom Boot zu zeigen. So werde ich auch den Sommer vor allem auf dem Boot verbringen und nur wochenweise nach Berlin kommen.

Berlin ist meine Travelbase, wo ich mich vom Reisen erholen kann. Manchmal ist es auch schade: Meine Freunde planen Sachen. Aber ich bin dann schon wieder weg.

Gesprächsprotokoll: Anna Bilger

Sendung: ARD-Mediathek - Welcome to Berlin, 23.06.2024

Beitrag von Anna Bilger

20 Kommentare

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  1. 20.

    Schädlich, weil...hat weiter unten schon ,,Kafke'' beschrieben. Wo die Influs ihre Selfies machen, pilgert ihre Herde scharenweise auch hin um Selfies zu machen usw. und so fort...Klar?

  2. 19.

    Sehr befremdlich, wie hier mit einem selbstbestimmten Lebensentwurf umgegangen wird.
    Wie kann man es sich anmaßen zu bewerten, ob dieser junge Mensch der „Solidargemeinschaft“ zugehörig ist?

  3. 18.

    Hä? Der braucht niemals eine Rente. Im Lauf der Jahre verdient er, wie auch andere Influenzier genug um später davon leben zu können.

  4. 17.

    Das ist wieder typisch Polkwitz. Jemand berichtet, daß er nach Berlin zieht und alsbald wird seine Berechtigung dazu in Frage gestellt und gefragt, wie sich seine Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, in den Sozialversicherungssystemen niederschlägt und ob er hier überhaupt gebraucht wird. Ich habe ein Video von ihm angeschaut und komme zu dem Ergebnis, daß Luca mit seinen jungen Jahren schon mehr auf die Reihe bekommen hat, wie andere in ihrem ganzen Leben. Zudem ist er ein angenehmer Mensch, also genau Einer von Denen, die wir in Berlin wirklich sehr gut gebrauchen können. Ich finde es auch nicht verkehrt, daß jemand die Welt ausgiebig bereist, damit er weiß, wovon er spricht, wenn es darum geht, die Schönheit unseres Planeten zu erhalten. Das er seine Erfahrungen teilt und davon leben kann, finde ich auch in Ordnung, weil er kritisch genug rüberkommt, um nicht jeden Mist zu bewerben, der ihm angeboten wird.

  5. 16.

    Und die Rentenpunkte kommen von ganz allein? Wie sozial ist das eigentlich, wenn man ständig unter seinen Möglichkeiten des Einzahlens bleibt? Diese Seite des Sozialen wird fast nie thematisiert. ...Dafür immer mehr Selbstdarsteller, die sich entziehen? Oder kennt jemand einen Artikel „Schon in so jungen Jahren soviel beigetragen?“

  6. 15.

    Auf mich macht das nicht den Eindruck, jemals der Solidargemeinschaft angehören zu wollen. 45 Arbeitsjahre erreicht man so nicht. Die Konsequenzen (auch für die Allgemeinheit) sind...???

  7. 14.

    " Wo ist der Informationsgehalt für den Leser und Gebührenzahler?"
    Das man mit 23 noch Flausen im Kopf haben kann, in jungen Jahren eher nicht als Berufsfrustator Karriere machen will, von der Welt mehr sehen will und "Fenster, Kissen, Doppelripp" einfach noch nicht dran ist, dran glaubt seinen Traum leben zu können, - ach - suchen sie sich einfach was aus.

  8. 13.

    Inwiefern schädlich? Erklären sie es doch so, dass auch wir Doofen das begreifen.

  9. 12.

    Die einen arbeiten, die anderen influenzen. Warum dieser Artikel? Wo ist der Informationsgehalt für den Leser und Gebührenzahler?

  10. 11.

    Es geht nicht um Künstler, die brauchen wir, es geht um INFLUENZER, die sind schädlich! Haben Sie es jetzt begriffen!?

  11. 10.

    Ja mei, Außenstehende haben halt falsche Vorstellungen vom harten Leben eines schwäbischen Influencers. Den Berlinern kommen die Tränen bei soviel Leid und Kummer.

  12. 9.

    Scheinbar nur noch Kreative, Influencer und Künstler in Berlin. Leben wir in einer lebendigen Stadt oder in einer Blase voller Selbstdarsteller?

  13. 7.

    Bleib im Van oder auf dem Boot und blockiere nicht unnütz eine Wohnung. Andere brauchen dringender ne Bude als jemand, der hier nur des Öfteren zu Besuch ist. Travelbase.... wie lächerlich.

  14. 6.

    Was ist so wichtig an diesem Typ? Was sagt er zu den Pflegediensten oder zur Mietpreisbremse? Was zur Klimaveränderung. Fliegt er grün?

  15. 5.

    Braucht Berlin so einen?
    Wenn ja: wozu?

  16. 4.

    Herzlich Willkommen, Luca. Die Fashion-Week ist eine tolle Veranstaltung mit vielen witzigen, geistreichen, liebenswürdigen und vor allem auch schönen Menschen.

  17. 2.

    Diese Reise-Influecer sind Das Problem! Durch Ihre Dauerpräsenz und den entsprechenden ,,coolen'' Selfies aus den schönsten, geheimsten Landschaften und Städten, sind Sie verantwortlich für die Umweltzerstörung und auch die Zerstörung von Städten! Sie tragen mit bei zu den horrenden Mietpreierhöhungen in diesen ,,coolen'' Städten. Die sollten verboten werden!

  18. 1.

    Reise-Influencer
    Ist das überhaupt ein Beruf oder kann das weg?

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