Coronavirus-Fall - Infizierter Brandenburger wohnt in Hohen Neuendorf

Di 03.03.20 | 22:22 Uhr
Eine Wissenschaftlerin arbeitet in einem Labor
Video: Brandenburg Aktuell | 03.03.2020 | Ulrike Nagel | Bild: www.imago-images.de

Ein Mann aus Hohen Neuendorf ist der erste bestätigte Coronavirus-Fall in Brandenburg. Er klagte nach einer Reise nach Südtirol über Fieber. Zu seinen Kontaktpersonen gehört auch ein Paar aus Berlin. Der Landkreis will eine Ausbreitung verhindern.

Was Sie jetzt wissen müssen

Nach dem ersten nachgewiesenen Coronavirus-Fall in Brandenburg bemüht sich der Landkreis Oberhavel eine Ausbreitung des Virus' zu verhindern. Derzeit versuche das Gesundheitsamt, Menschen mit denen der 51-Jährige in den vergangenen Tagen in Kontakt gewesen ist, ausfindig zu machen.

"Ziel ist es, die Infektionskette schnellstmöglich zu unterbrechen", sagte Amtsarzt Christian Schulze am Dienstag. Man ließe sich von dem 51-Jährigen Informationen geben, wo er sich aufgehalten haben könnte. Der Mann war aus einem Skiurlaub in Südtirol zurückgekehrt. Ihm gehe es "den Umständen entsprechend gut".

Insgesamt sechs Personen des Pflegepersonals, mit denen der Mann in den Kliniken unmittelbaren Kontakt gehabt habe, wurden dem Amtsarzt zufolge umgehend isoliert. Häusliche Quarantäne sei für sie ebenso angeordnet worden wie für die Ehefrau des Mannes. "Wir haben den kompletten Reiseweg von ihm schon völlig recherchiert", berichtete der Amtsarzt auf einer Pressekonferenz im Gesundheitsministerium im Potsdam. Auch alle Aufenthaltsorte seit seiner Rückkehr seien geklärt. "Wir haben schon ein sehr minutiöses Bild, darüber, wo, wie und mit wem sich die Person zusammengefunden hat", sagte Schulze.

Patient war in Südtirol im Urlaub

Man könne derzeit noch nicht sagen, wie viele Personen mit ihm in Kontakt waren. Der Mann aus Hohen Neuendorf war mit seiner Frau sowie einem befreundeten Ehepaar aus Berlin am Freitag aus Südtirol vom Skiurlaub zurückgekehrt, am Sonntag zeigten sich bei ihm die ersten grippalen Symptome wie Fieber und Husten. Am Montag begab er sich nach Angaben des Landkreises zunächst in die Asklepios-Klinik in Birkenwerder, anschließend wurde er in die Rettungsstelle Hennigsdorf gebracht und auf den neuartigen Erreger Sars-CoV-2 positiv getestet.

Der Mann selbst sei bereits seit Montag "häuslich isoliert", hieß es. Nach Angaben des Landrats Ludger Weskamp (SPD) wurden auch die Mitreisenden des Mannes bereits isoliert.

Landkreise richten Infotelefone ein

Die Menschen in Oberhavel bat der Landrat, die Hygienehinweise zum Selbstschutz und zum Schutz anderer zu beachten. Außerdem riet der Landkreis "aus Gründen der Vorsorge" dazu, "Großveranstaltungen internationaler oder überregionaler Art mit mehr als 500 Teilnehmern" aktuell nicht durchzuführen. Die Entscheidung darüber liege bei den Veranstaltern.

Der Landkreis Oberhavel richtete ein zentrales Infotelefon ein. "Aktuell gibt es ein sehr hohes Anruferaufkommen", hieß es. Menschen sollten daher ihre Fragen auch per E-Mail stellen. Die Rufnummer des Telefons ist 03301- 601-3900, die E-Mail-Adresse: ges.corona(at)oberhavel.de.

Auch der Landkreis Märkisch-Oderland hat ein Bürgertelefon eingerichtet. Unter der Telefonnummer 03346-850-6790 stehen Mitarbeiter des dortigen Gesundheitsamtes für "dringende Fragen in Zusammenhang mit dem Coronavirus zur Verfügung", heißt es in einer Mitteilung vom Dienstagnachmittag. Auch in Dahme-Spreewald gibt es ein Bürgertelefon. Es ist unter der Nummer 03375-26-2146  zu erreichen.

Bürger aller anderen Landkreise können sich auch über das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit (Telefon: 030-346-465-100) informieren. Zudem gibt es Informationen über den Kassenärztlichen Notdienst (Telefon: 116117) und die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (0800-011-7722). Eine brandenburgweite Hotline sei angedacht, erklärte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) bei Brandenburg Aktuell.

Kliniken für Ernstfall ausgestattet

Ministerin Nonnemacher betonte, dass im Moment noch kein "krisenhaftes Geschehen" im Land vorliege. Jede Klinik sei in der Lage, im Ernstfall Isolationszimmer bereitzustellen, sagte sie. "Wir brauchen keine Hochsicherheitsisolationsstationen."

Nonnemacher, in deren Ministerium seit einigen Tagen ein Einsatzstab zum Coronavirus arbeitet, verwies darauf, dass Brandenburgs Gesundheitsbehörden inzwischen zusätzliche Laborkapazitäten nutzen können. Neben dem Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus und der Berliner Charité stehe auch ein Labor in Frankfurt (Oder) zur Verfügung. Die Tests würden auch von immer mehr Hausarztpraxen durchgeführt.

Außerdem seien Pflegeeinrichtungen dabei, Infektionspläne anzupassen und Mitarbeiter zu schulen, berichtete die Ministerin. Nach wie vor seien ältere Menschen und Menschen mit schweren Vorerkrankungen besonders gefährdet.

Vier Testergebnisse stehen noch aus

Nach Angaben des Ministeriums gab es bis Dienstagvormittag 45 Verdachtsfälle: Neben der nachgewiesenen Infektion waren 40 Tests negativ, vier Ergebnisse stehen noch aus.

Entwarnung gab es am Montagabend unterdessen im Landkreis Dahme-Spreewald: Nachdem sich ein mit dem Coronavirus Infizierter aus Nordrhein-Westfalen im Erlebnisbads Tropical Islands aufgehalten hatte, wurden 104 Mitarbeiter des Badeparks, die möglicherweise Kontakt zu dem Mann gehabt haben könnten, getestet. Alle Tests seien negativ ausgefallen, teilte das Ministerium am Montag mit.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

  • Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

  • Was passiert mit möglichen Infizierten?

  • Was passiert mit Kontaktpersonen?

  • Welche Kapazitäten haben die Kliniken?

  • Welche Reisebeschränkungen gibt es?

  • Wie viele bestätigte Fälle gibt es?

  • Ist das Virus meldepflichtig?

  • Was ist das Coronavirus?

  • Woher kommt das Virus?

  • Wie kann ich mich anstecken?

  • Wie ansteckend ist das Virus?

  • Wer ist besonders gefährdet?

  • Wie funktioniert der Test?

  • Was sind die Symptome?

  • Wie kann ich mich schützen?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

  • Wie hoch ist die Sterberate?

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.03.2020, 14 Uhr

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