Neue Impfstellen gehen in Betrieb - Impf-Nachfrage in Berlin und Brandenburg wächst spürbar

Do 25.11.21 | 19:05 Uhr
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Zahlreiche Menschen stehen vor dem Berliner Corona-Impfzentrum Messe an. (Quelle: imago-images/Stefan Zeitz)
Video: Abendschau | 25.11.2021 | Laurence Thio | Bild: imago-images/Stefan Zeitz

Lange Warteschlangen vor Impfstellen belegen: Immer mehr Menschen wollen eine Auffrischung, auch bei den Erstimpfungen steigt die Nachfrage. Abhilfe schaffen sollen neue Impfstellen.

Die Nachfrage nach Corona-Impfterminen hat sowohl in Berlin als auch in Brandenburg zuletzt stark zugenommen. In beiden Ländern kam es am Donnerstag vor Impfstellen zu langen Warteschlangen.

Nach Beobachtungen von rbb-Reportern standen am Morgen zum Beispiel vor dem Impfbus am Rathaus Lichtenberg 300 Menschen an, um eine der 150 dort verfügbaren Impfdosen zu bekommen. Manche Impfwillige harrten fünf Stunden bei kalten Temperaturen aus, wie sie dem rbb berichteten. Vom Bezirk Lichtenberg hieß es auf rbb-Anfrage, man werde schon bald die Impfkapazitäten vor Ort ausweiten.

Ähnlich gestaltete sich die Lage am Donnerstag vor Impfstellen in Brandenburg. In Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) harrten viele Menschen bei Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt aus, am Impfbus vor dem Jobcenter in Potsdam warteten Hunderte.

In Hausarztpraxen stehen die Telefone nicht mehr still

Einen riesigen Andrang spüren auch die niedergelassenen Ärzte in Berlin. Sie müssen viele Patienten abweisen, die sich gegen Corona impfen lassen wollen. "Die Nachfrage ist sehr groß. Wir wissen von Praxen, die ihren Terminkalender bereits bis in den Januar füllen", sagte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin, Dörthe Arnold, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Vor vielen Praxen sei es in den vergangenen Tagen bereits zu Warteschlangen gekommen. "Das Hauptproblem ist, dass sich sehr viele Patienten jetzt sehr schnell impfen lassen wollen, aus den verschiedensten und auch nachvollziehbaren Gründen", sagte Arnold. "Die Telefone stehen nicht still." Terminvereinbarungen für die kommenden Tage seien aber nicht realistisch.

Neue Impfstellen in Berlin

Für Entspannung sorgen sollen in den kommenden Tagen weitere Corona-Impfstellen in Berlin. So öffnet am Freitag in Friedrichshain eine neue Impfstelle im Ringcenter 1 an der Frankfurter Allee. Pro Tag sollen dort bis zu 1.000 Impfungen möglich sein, wie die Senatsgesundheitsverwaltung am Donnerstag mitteilte. Geöffnet ist die neue Impfstelle montags bis samstags jeweils von 9 bis 20 Uhr sowie an den verkaufsoffenen Sonntagen 5. Und 19. Dezember jeweils von 13 bis 18 Uhr.

Im Freizeitforum Marzahn nimmt am kommenden Montag eine Impfstelle den Betrieb auf. Dort sollen bis zu 600 Impfungen pro Tag möglich sein. Die Öffnungszeiten sind laut Gesundheitsverwaltung montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr.

Am 3. Dezember kommt die Trabrennbahn Karlshorst als Standort hinzu, wo täglich bis zu 1.000 Impfungen möglich sein sollen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Sonntag von 9 Uhr bis 18 Uhr.

In der Regel wird Moderna verimpft

Zudem sollen die Impfzentren Tegel und Messe ihre Kapazitäten erweitern und 2.000 zusätzliche Impfungen pro Tag anbieten. Möglich werden soll das durch die Hilfe der Bundeswehr, die 92 Personen stellt. Die Impfstelle im Lindencenter in Lichtenberg soll ihre Kapazität verdoppeln.

Wie die Gesundheitsverwaltung weiter mitteilte, wird in den Corona-Impfzentren und Impfstellen in der Regel der Impfstoff von Moderna verabreicht. Das gelte auch für bereits gebuchte Termine für eine Impfung Biontech. Ausnahmen gibt es für alle Personen unter 30 Jahren und Schwangere, sie können sich entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) mit dem Biontech-Wirkstoff impfen lassen. Auch wer mit Biontech seine Erstimpfung erhalten hat, erhält bei der zweiten Impfung ebenfalls diesen Wirkstoff.

Die Impfstellen können in der Regel spontan aufgesucht werden, wie die Gesundheitsverwaltung mitteilte. In den Corona-Impfstellen Ringcenter und Karlshorst empfehle es sich aber, online oder telefonisch über die Impfhotline unter (030) 9028 2200 einen Impftermin zu vereinbaren.

Einen Überblick über die aktuell geöffneten Impfstellen in Berlin gibt der Senat hier.

Brandenburg baut auf mehr "niederschwellige" Impfangebote

Auch in Brandenburg sollen in den kommenen Tagen und Wochen weitere Impfstellen eingerichtet werden, darunter viele niederschwellige wie Impfbusse. Wöchentlich sollen 160.000 Impfungen und damit insgesamt bis zu einer Million Impfungen bis Ende des Jahres durchgeführt werden, teilte die Landesregierung in der vergangenen Woche mit.

Noch gibt es allerdings große Teile im Land, die deutlich zu wenige Impf- und Corona-Testzentren haben, darunter der nördliche Teil des Landkreises Oberhavel. Hier müssen die Menschen viele Kilometer fahren, um sich impfen oder testen zu lassen.

Eine Übersicht zu den aktuell verfügbaren Impfstellen in Brandenburg gibt es unter [brandenburg-impft.de]

Täglich fast 20.000 "Booster"-Impfungen

Rund 3.800 Menschen pro Tag lassen sich aktuell in Berlin zum ersten Mal gegen Corona impfen. Das geht aus Zahlen hervor, die Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) am Mittwochabend auf Twitter veröffentlicht hat. Im Vergleich zu Mitte Oktober, als sich rund 1.400 Menschen täglich in Berlin erstimpfen ließen, sei das eine Steigerung um den Faktor 2,7.

Die Impfquote zu steigern - sowohl bei den Erstimpfungen als auch bei der "Booster" genannten Auffrisch-Impfung gegen Corona - ist das erklärte Ziel des Senats und der Bundesregierung. Bei den Booster-Impfungen liegt "Berlin vorn mit 30,8 Prozent der Über-60-Jährigen 'geboostert' gegenüber 18,2 Prozent bundesweit", schreibt Matz. Rund 19.400 Menschen würden sich derzeit täglich eine Auffrischungsimpfung in Berlin geben lassen. Mitte Oktober habe die Booster-Rate noch bei rund 2.800 pro Tag gelegen.

"Jetzt steigt die Nachfrage so explosionsartig an - was ja gut ist -, dass wir mit der Erhöhung des Angebots nur bedingt nachkommen", sagte Matz am Mittwoch im rbb-Inforadio. Impftermine bei Arztpraxen seien rar, es komme zu Schlangen vor den Impfstellen. Zudem können bald auch Kinder unter 12 Jahren geimpft werden.

Impfstoff für 5- bis 11-Jährige ab 20. Dezember einsatzbereit

Am Mittwoch hat die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den Biontech-Impfstoff für Kinder von 5 bis 11 Jahren empfohlen. Bereits vorher hatte Martin Matz bereits angekündigt, die Berliner Impfzentren würden "Kinder-Biontech" ab 20. Dezember einsatzbereit haben. Bisher ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer in der EU nur für Menschen ab 12 Jahren zugelassen.

Im Impfzentrum Tegel könnte mit kurzem Vorlauf eine eigene Impfstraße für Kinder starten. Das sagte der Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Berlin, Karsten Hintzmann, am Donnerstag.

An Kinder unter 12 wird eine deutlich niedrigere Dosis des Impfstoffs verabreicht als an Erwachsene. Die endgültige Entscheidung über die Zulassung fällt die Europäische Kommission, das gilt aber als Formsache. In Deutschland will die Ständige Impfkommission (Stiko) bis Ende des Jahres entscheiden, ob sie empfiehlt, das Präparat auch bei 5- bis 11-Jährigen anzuwenden.

Sendung: rbb spezial: Die Corona-Krise, 25.11.2021, 20.15 Uhr

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58 Kommentare

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  1. 58.

    Machen Sie einen aus Ihrer Sicht sinnvollen, jetzt machbaren und sinnvollen konkreten Vorschlag - maulen bringt's nicht.

  2. 57.

    So empathielos, wie sich das angehört hat, bin ich eigentlich gar nicht.
    Ich bin nur genervt von dem Gejammere und dem Schuld von sich auf andere lenken, wenn man einen Termin bekommt, der außerhalb der Wohlfühlzone liegt, obwohl man das alles schon vorher selber hätte erledigen können.
    Das liest man hier nämlich immer häufiger. Wenn das nur bei diesem einem Male vorgekommen wäre, hätte ich dann meine Klappe gehalten.
    Also: Sie haben recht; hab ich ein bisschen dick aufgetragen....

  3. 56.

    Ich frage mich oft welche Motivation dahinter steckt, seine eigene Empathielosigkeit derart raushängen zu lassen. Fühlt man sich dann irgendwie besser? Sie kennen Menschen und ihre Hintergründe nicht. Aber im Urteilen und Fingerzeigen sind ja alle immer ganz groß. Und dann wird überall von Solidarität gelabert...

  4. 55.

    "Vor einigen Wochen / Monaten war aber nicht die Rede vom Boostern. ..."

    Bereits am 22. Juli hat das Robert Koch-Institut auf das Boostern hingewiesen!

    https://www.rbb24.de/politik/thema/corona/beitraege/2021/11/kommentar-chaos-beim-impfen-und-testen.html

  5. 54.

    Es stehen auch Leute an,die sich ihre Auffrischungsimpfung abholen.Da gibt es Vorschriften bezüglich einhalten von Impfabstände.Also nicht alle Menschen die da stundenlang anstehen,haben irgendetwas verpennt.

  6. 53.

    Immer wieder beeindruckend, was es braucht, damit einige Bevölkerungsteile in Deutschland endlich ihren eigenen Hintern hoch bekommen und zum Impfen traben. Nun ist also endlich die Motivationsschwelle erreicht - da fragt man sich doch, warum diese Maßnahmen nicht schon im Spätsommer bereits angekündigt worden sind, dann hätte wir jetzt eventuell einen entspannteren Winter vor uns.

  7. 51.

    Tja, sind Sie halt zu spät wach geworden.
    Als vor ein paar Wochen bekannt gegeben wurde, dass die Booster nach 6 Monaten genehmigt sind, hab ich sofort über doctolib einen passendes Termin in Tegel gemacht. Damals war auch noch alles (!) frei. Dachte mir, wenn sich was ändert, kann ich ja immer noch absagen.
    Habe wenig Mitleid mit denen, ob Risikopatient oder nicht (mit denen sogar noch weniger, denn diese hätten erst recht hinterher sein müssen), die das verpennt haben.

  8. 50.

    Frau Panda, ehe Sie hier loslegen, bitte sorgsamer lesen: Sicher sind private Kontakte zu reduzieren. -
    Ich bin zwar weder eine Feiermaus noch ein Partygänger oder ein Freizeit-Shopper. Ja, und die vielen Shopping-Malls, die haben schon ihre eigenen Probleme. Aber sollte ein neuerlicher Lockdown das Problem einer entleerten Friedichstraße auf die ganze Stadt verteilt erzeugen, und die Gefahr ist ziemlich groß, - na danke schön. Eine am Boden liegende mal floriende Geschäftsstr. reicht Ihnen wohl nicht, oder wie soll man Sie verstehen?
    Deshalb mein besorgter Blick:die Politik hat ihre Aufgaben zu bewältigen, das kann und muss in Sachen Impfung kritisiert werden. Aber das Gros der bisher Ungeimpften hatten etwa ab Juli bis Mitte September viel Zeit ohne anzustehen, sich die notwendige Impfung abzuholen. und- die ü18 sollten sich und andere schützen, nicht unbedingt die Minis, die jetzt eine Impfung erhalten können.

  9. 49.

    Finde ich erstaunlich , dass die Verwaltung mal was relativ gut und schnell geregelt bekommt .

    So kann jeder der will, zügig die Spritze haben . Vielleicht lasse ich mich irgendwann doch mal impfen .

  10. 48.

    Super, zu den Boosterern kommen jetzt die Impffrischline UND nun auch noch die Kids.
    Das kann ja heiter werden!
    (Vielleicht sollte ich mal schnell bei einem Kinderarzt nach einer zeitlich korrekten Boosterimpfung fragen?)

  11. 47.

    Alle 9 Monate wieder ...

    Die Gültigkeitsdauer von neun Monaten berücksichtigt die Leitlinien des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)Diesen Link in einer anderen Sprache aufrufenEN••• für die Verabreichung von Auffrischungsdosen ab dem sechsten Monat. Sie sieht einen zusätzlichen Zeitraum von drei Monaten vor, damit die nationalen Impfkampagnen entsprechend angepasst werden können und die Bürger Zugang zu den Booster-Impfungen haben.
    https://germany.representation.ec.europa.eu/news/corona-reiseregeln-der-eu-kommission-schlagt-standard-gultigkeitsdauer-von-neun-monaten-fur-2021-11-25_de

    Nächste Welle: Israel bereitet vierte Covid-Impfung vor
    In Israel sehen die Behörden den Beginn einer fünften Welle und denken zur Abwehr an den zweiten Booster. Außerdem haben die Kinder-Impfungen begonnen.
    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/israel-bereitet-vierte-covid-impfung-vor-li.197010

  12. 46.

    Im Sommer 2020 war tatsächlich baff darüber, dass ich mich seitens der Regierung gut aufgehoben und geschützt fühlte - inzwischen zähle ich die Stunden, bis Hr. Spahn nix mehr verbocken kann!.
    Als Risikopatient habe ich einen Termin für den 31.1. bekommen - toll... nur 2 Monate drüber!
    Jens - danke für nix!

  13. 45.

    @ Jens: Im Juli zur Zweitimpfung hat man mir im Impfzentrum schon gesagt, wir sehen uns in einem halben Jahr zur Auffrischung.

  14. 43.

    Und nur 12 Stunden später ist nix mehr zu machen.

    Meine Eltern Ü 70 können sich nicht stundenlang an einem Impfzentrum anstellen für den Booster.
    Hausärzte haben Termine im Februar ... da sind die beiden 2-3 Monate drüber.

    Warum gibt's nicht wie in Brandenburg Zeiten für Senioren? Warum bekommt Berlin das nicht hin?

  15. 42.

    @ Maria: Jo, wäre ja ein leichtes, den Winter zu verlegen. Oder Weihnachten in den Sommer.

  16. 41.

    Ihre Hoffnung, dass uns Impfen was das Zeug hält, vor weiteren Corona-Einschränkungen der 4. Welle bewahren wird, ist leider nicht mehr zutreffend. Die Wissenschaft fordert eine sofortige Kontaktreduzierung um 70 Prozent von allen ( egal ob geimpft oder nicht), damit wir die aktuelle Coronawelle brechen können. Fangen Sie schon mal bei Ihren privaten Kontakten an, damit Schulschliessungen verzögert werden können. Impfen hilft nur noch gegen die 5. Welle. Da sind sich inzwischen alle Experten einig.

  17. 40.

    Der Herr am Anfang hat es auf den Punkt gebracht, zumindest für die Leute mit Erst- und Zweitimpfung: Als es noch warm war, hätte man das problemlos erledigen können. Seite Juli ging das Interesse zurück, seit August bekam man bei fast allen Impfzentren quasi sofort seine Impfung.

    Bitte nicht falsch verstehen: Ich freue mich über Jeden und Jede, die sich auch jetzt erst für eine Impfung entscheidet oder kümmert. Toll :) Aber es bringt nichts da auf die Politik oder sonstwen zu schimpfen, weil man länger warten muss. Dass mit den Boostern die Terminnachfrage im Spätherbst wieder deutlich zunehmen wird, konnte man mindestens erahnen. OK, außerhalb Berliners scheint das auch in der Politik ignoriert worden zu sein.

  18. 39.

    Tut mir überhaupt nicht leid, dass bisherige Impfmuffel stundenlang Schlange stehen müssen, um sich nun doch noch ihre Impfung abzuholen. Den ganzen Sommer über war genügend Zeit sich den Piks abzuholen, und jetzt, wo echte Nachteile drohen, muss alles ganz fix gehen.Ja, Pech gehabt

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