Dezentrale Proteste - Impfgegner und Corona-Kritiker demonstrieren in Berlin und Brandenburg

Di 14.12.21 | 09:11 Uhr
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Gegner der Corona-Maßnahmen laufen mit einem Banner «Wann ist deine Rote Linie überschritten?» auf einer Demo nahe dem Kirchplatz in Königs Wusterhausen. In mehreren Städten Deutschlands haben Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Quelle: Fabian Sommer/dpa
Video: Abendschau | 13.12.2021 | K. Spremberg | Bild: Fabian Sommer/dpa

Am Montagabend sind erneut Anhänger der "Querdenker"-Szene auf die Straße gegangen. Die Berliner Polizei berichtete von zwölf unangemeldeten Kundgebungen. In Brandenburg gab es mindestens zehn Demonstrationen.

Zahlreiche Menschen haben sich am Montagabend in Berlin und Brandenburg versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen und Impfungen zu protestieren.

Wie das Lagezentrum der Berliner Polizei dem rbb am Dienstagmorgen mitteilte, wurden stadtweit zwölf unangemeldete Kundgebungen gezählt, unter anderem in Neukölln, Pankow, Prenzlauer Berg und Köpenick. Diese hätten jeweils zehn bis 350 Teilnehmer gehabt.

Querdenker-Szene hatte zu "Spaziergängen" aufgerufen

Zum Teil hätten sich daraus auch Protestmärsche entwickelt. Viele Protestierende hätten weder Masken getragen noch die nötigen Abstände eingehalten. Es wurden 40 Strafanzeigen beziehungsweise Ordnungswidrigkeitsanzeigen gestellt, zudem gab es drei Freiheitsbeschränkungen.

Die Demonstranten seien einem bundesweiten Aufruf im Internet aus der Querdenker-Szene gefolgt, hieß es. Darin sei von "Montags-Spaziergängen" die Rede gewesen.

Die Polizei habe die Kundgebungen und Proteste laufen lassen; gegen 22 Uhr seien sie beendet gewesen.

Rund 850 Teilnehmer in KW

In Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) versammelten sich mehrere Hundert Gegner der Corona-Maßnahmen.

Die Demo-Teilnehmer liefen mit Transparenten durch die Straßen der südöstlich von Berlin liegenden Stadt und protestierten gegen staatliche Maßnahmen. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 850 Menschen an dem knapp zweistündigen Protestzug, der mit einer Kundgebung endete. Es sei zu keinen Störungen gekommen, so ein Polizeisprecher.

Königs Wusterhausen hatte zuletzt bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, nachdem die Polizei im Ortsteil Senzig am 4. Dezember in einem Einfamilienhaus eine getötete Familie entdeckt hatte.

Nach bisherigen Ermittlungen soll der 40 Jahre alte Vater erst die Kinder im Alter von vier, acht und zehn Jahren, dann seine gleichaltrige Frau und anschließend sich selbst mit einer Schusswaffe getötet haben. In einem Abschiedsbrief soll der Vater seine Sorge vor einer Verhaftung mitgeteilt haben, weil er das Impfzertifikat seiner Frau habe fälschen lassen.

Größere Demo in Eberswalde

In Eberswalde (Barnim) liefen nach Schätzungen von rbb-Reportern knapp 1.000 Protestierende bei einer der wenigen angemeldeten Kundgebungen durch die Innenstadt. Viele von ihnen trugen Kerzen und verwahrten sich mit Parolen gegen Corona-Einschränkungen und -Impfungen. In Fürstenwalde und Beeskow im Kreis Oder-Spree kamen geschätzt jeweils bis zu 300 Protestierende zusammen.

In Eisenhüttenstadt folgten an die 700 Teilnehmer einem Aufruf eines AfD-Fraktionsmitglieds in der Stadtverordnetenversammlung. Vereinzelt gab es auch kleinere Gegenproteste. Die Polizei war teils mit größerem Aufgebot dabei, hielt sich aber weitgehend im Hintergrund.

Bei den meisten dieser sogenannten Spaziergängen in Ostbrandenburg blieb es friedlich, nur in Fürstenwalde kam ein Mann in Gewahrsam. Nach Polizeiangaben hatte sich der Mann geweigert, eine brennende Fackel zu löschen.

Wie die Mehrzahl der Veranstaltungen unter anderem in Beeskow, Prenzlau (Uckermark) und Frankfurt (Oder) war der Protest laut Polizei nicht angemeldet.

Stübgen: Auflösen nicht einfach möglich

Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) sieht eine Zunahme von spontanen Demonstrationen gegen die Corona-Politik im Land.

Seit rund anderthalb Wochen habe man es mit einer Vielzahl solcher Veranstaltungen zu tun, sagte Stübgen am Dienstag Radioeins vom rbb. Knapp die Hälfte davon sei nicht angemeldet. Das stelle die Polizei vor besondere Herausforderungen. Bislang habe man aber alles im Griff, weil die meisten Proteste friedlich verliefen.

Die Polizei dürfe unangemeldete Demonstrationen nicht einfach auflösen, dies sei nur erlaubt, wenn eine konkrete Gefahr davon ausgehe. Bei vielen Veranstaltungen versuchten kleine Gruppen von Rechtsextremisten, zu radikalisieren und gewaltbereit zu agieren. Diese würden dann ausgesondert. "Der Rest darf friedlich protestieren."

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.12.2021, 22:00 Uhr

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