Vertrag in Brandenburg soll auslaufen - Keine Luca-App mehr – und dann?

Fr 14.01.22 | 21:22 Uhr | Von Leonie Schwarzer
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Eine Person scannt am Eingang eines Bekleidungsgeschäftes am Alexanderplatz vor einem Sicherheitsmitarbeiter mit der Luca-App einen QR-Code. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: Inforadio | 14.01.2022 | Leonie Schwarzer | Bild: dpa/Christoph Soeder

Die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher empfiehlt, den Vertrag zur Luca-App nicht zu verlängern. Und auch in Berlin wird das diskutiert. Aber was passiert, wenn wir keine Luca-App mehr haben? Von Leonie Schwarzer

Die ursprüngliche Idee der Luca-App war, den Check-in für Gäste unkomplizierter zu machen. Wer also ins Restaurant geht oder ein Konzert besucht, muss keinen Papierzettel mehr ausfüllen – es reicht, einfach einen QR-Code zu scannen. In vielen Bundesländern wird allerdings jetzt diskutiert, ob der Vertrag mit der App verlängert werden soll.

In Berlin ist derzeit noch unklar, wie es mit der Luca-App weitergeht. "Wir sind noch in der Prüfung", so die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Bündnis 90/Die Grünen), "teilen aber durchaus viele kritische Argumente, die im Kreise der Gesundheitsminister:innen genannt wurden." Das

Brandenburger Gesundheitsministerium scheint schon einen Schritt weiter: So empfahl Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen) heute, den Vertrag mit der Luca-App zu beenden.

Kritik von Datenschützern

Die App wird seit Beginn an von einigen Datenschützern kritisiert. Es wird zum Beispiel bemängelt, dass sämtliche Daten der Nutzerinnen und Nutzer auf einem zentralen Server gespeichert werden. Damit funktioniert die App anders als die Corona-Warn-App, die sich Nutzerdaten nur dezentral merkt.

Befeuert wurde die Datenschutz-Diskussion zuletzt durch einen Fall in Mainz: Hier hatte die Polizei Daten der Luca-App genutzt, um einen Todesfall aufzuklären. Mittlerweile räumten die Behörden ein, dass dieses Vorgehen unzulässig gewesen sei. Auch von den Machern der Luca-App gab es allerdings Kritik an dem Verhalten der Polizei.

Nutzen der App fraglich

Ob die App weiter zum Einsatz kommt, hängt natürlich auch vom Nutzen ab. Zentral sind hier die Gesundheitsämter: Im Gegensatz zur Corona-Warn-App ist die Luca-App direkt mit ihnen verbunden. Wenn ein Gesundheitsamt von einer Corona-Infektion erfährt, kann es vom Veranstalter oder Restaurant die Kontaktdaten aller anwesenden Gäste beantragen.

Mit diesen Daten kann das Gesundheitsamt dann die Kontaktpersonen direkt benachrichtigen. Aber wird das auch in Anspruch genommen? Eine Nachfrage bei zwei Gesundheitsämtern in Berlin ergibt: "Wir haben bereits fast ein Jahr lang die Luca-App vorliegen und sie wurde bis jetzt nicht genutzt", sagt Detlef Wagner, zuständiger Stadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf, ein Verlust der Luca-App wäre daher zu verkraften.

Zu einer ähnlichen Bilanz kommt auch Patrick Larscheid, Amtsarzt in Reinickendorf: Auch hier sei die Luca-App nicht zur Kontaktverfolgung genutzt worden. Generell würden Restaurants im Infektionsgeschehen keine Rolle spielen, so Larscheid. Und auch in Brandenburg scheinen die Gesundheitsämter die Luca-App nur wenig zu nutzen: Nur eines der 18 Gesundheitsämter würden die App laut einer Umfrage vom vergangenen Jahr regemäßig nutzen, so die Brandenburger Gesundheitsministerin Nonnemacher am Freitag nach einer Kabinettssitzung.

Corona-Warn-App als Alternative?

Da sind die Probleme mit dem Datenschutz und die Kosten-Nutzen-Frage: Immer mehr Bundesländer planen, den Vertrag mit der Luca-App im März auslaufen zu lassen. Auch Marie Schäffer, Grünen-Abgeordnete im Brandenburger Landtag, spricht sich gegen die Vertragsverlängerung aus.

Sie rät dagegen zur Corona-Warn-App - die erfülle den Zweck deutlich besser, da die Gesundheitsämter damit weniger belastet würden. In vielen Restaurants können sich Gäste mittlerweile auch mit der Corona-Warn-App einloggen. Bei der Corona-Warn-App könne direkt zwischen den einzelnen Menschen gewarnt werden, so Schäffer, "das geht sehr viel schneller und ist in der aktuellen Situation deutlich angemessener."

Berliner Corona-Verordnung braucht Update

Im Gegensatz zur Luca-App funktioniert die Corona-Warn-App komplett anonym. Sie setzt auf Bluetooth, um den Abstand zwischen Personen und die Begegnungszeit zu messen. Damit kann sie aber nicht genutzt werden, um Kontaktdaten aufzunehmen. In Berlin verlangt die Corona-Verordnung derzeit noch, dass Restaurants und Kantinen die Anwesenheit ihrer Gäste dokumentieren. Dazu müssen sie auch den Namen und die Adresse ihrer Gäste notieren – und das geht momentan nur mit Stift und Papier oder der Luca-App.

Papierberge drohen

Die Berliner Datenschutz-Beauftragte fordert schon länger eine rechtliche Klarstellung: "Da die Corona-Warn-App die in der Verordnung geforderten Daten nicht erfasst, können Berliner Veranstaltende allein mit ihrem Einsatz bislang nicht ihre rechtlichen Pflichten erfüllen", hieß es in einer im November veröffentlichten Pressemitteilung. Der Einsatz der Corona-Warn-App müsse als Alternative rechtlich verankert werden. In Brandenburg ist das schon passiert: Hier steht in der Verordnung, dass die Kontaktverfolgung auch mittels der Corona-Warn-App erfolgen kann.

Sollte Berlin also die Luca-App auslaufen lassen und gleichzeitig die Verordnung nicht ändern – dann müssen Gastronominnen und Gastronomen möglicherweise bald wieder mit Papierbergen kämpfen.

Sendung: Inforadio, 14.01.2022, 16:40 Uhr

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Beitrag von Leonie Schwarzer

50 Kommentare

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  1. 50.

    Ja, es wäre schon interessant von dem Amtsarzt die Argumente zu hören, denn irgendwie scheinen sich mal wieder sehr viele Stellen zu widersprechen. Kann da nicht mal rbb nachhaken, es ist ja nicht irgendwer, der da Widerpruch anmeldet.

  2. 49.

    "Generell würden Restaurants im Infektionsgeschehen keine Rolle spielen, so Larscheid."
    Ach was!
    Kann man nicht diesen Amtsarzt unseren Regierenden vorstellen?

  3. 48.

    "Aber was passiert, wenn wir keine Luca-App mehr haben?"

    Wieso eigentlich "WIR"? Ich hatte diese Datenschleuder nie...folglich werde ich auch nichts vermissen.

  4. 47.

    Keine Luca-App mehr, na und? Ich hatte die noch nie, genau so wenig wie irgend eine andere Corona-App. Hat auch noch nie jemand verlangt von mir. Wenn es wirklich nötig ist, füll ich halt so einen Zettel aus. Auch ohne Warnapps bin ich bis jetzt nicht mit Covid infiziert gewesen, obwohl ich fast täglich Kontakt zu Erkrankten habe (Arztpraxis).

  5. 46.

    Naja, alle - wie ich - die keine oder ganz einfache bzw. alte Mobiltelefone benutzen oder diese oft gar nicht dabei haben ?! Mir wurde bisher alternativ immer ein Zettel angeboten.
    Seit "Pegasus" kenne ich immer mehr Leute, die ihre Mobiltelefone öfter zu Hause lassen.

  6. 45.

    Keine Luca App mehr, na dann zurück zu Papier und Bleistift.

  7. 44.

    Wofür brauchen wir eine digitale Lösung/App, wenn die Gesundheitsämter mit einem Bleistift auf einer Papierliste rumkritzeln und die ans RKI faxen??? Wenn sie überhaupt noch Mitarbeiter haben, die weder in Elternzeit noch in Burnout-Dauerkrankenstand oder Langzeiturlaub/Sabatical sind...

  8. 43.

    Luca App soll wegen zentraler Datenspeicherung abgeschaltet werden . So ein Schwachsinn. Was ist mit der Hunderegistrierung in Berlin. Dreifache Datenspeicherung und nur eine davon ni ht fremdgesteuert. Finanzamt ...... ?!!!

  9. 42.

    Wieso meckern sie denn rum? Haben sie den Beitrag "Luca-App wird in Brandenburg kaum genutzt" schon zur Kenntnis genommen?

  10. 41.

    Mal hier versuchen (Download geht auch unter Android im Playstore)
    https://play-google-com.translate.goog/store/apps/details?id=de.rki.covpass.app&hl=en_US&gl=US&_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc

  11. 40.

    Die ausländischen Gäste werden dann eben - wie es im Artikel steht - zu Papier und Stift greifen müssen. Haben Sie den Artikel nicht gelesen?

  12. 39.

    Für mich nicht nachvollziehbar wieso diese App nicht weiter nutzbar sein soll aber was soll man von unseren Unfähigen auch verlangen Rückschritt statt Fortschritt. Mit Digitalisierung in Deutschland hat dieses nichts mehr zu tun.

  13. 38.

    Und was sollen unsere ausländischen Gäste machen, die nicht aus der EU kommen? Ein Freund aus Indien ist gerade zu Besuch. Weder Corona Warn App noch CovPass bietet Google im Store an. Nur die Luca App steht zur Verfügung. Mal ein wenig über den Tellerrand schauen wäre auch sinnvoll.

  14. 37.

    Ich habe mir gleich nach der ersten Impfung die die Corona-Warn-App aufs Handy geholt und bin jetzt nach der dritten Impfung damit vollkommen zufrieden.
    Bisher funktionierte sie in den Geschäften, wo ich sie brauchte, ohne Schwierigkeiten.

  15. 36.

    Sehe ich genauso. Vor einem Jahr hatte ich in einem ersten Beitrag zum Thema geschrieben:
    "Man läuft wegen angeblichem "Datenschutz" in Sachen Coronaverfolgung per Handy Sturm, postet aber gleichzeitig die Nacktbilder vom letzten Urlaub, erzählt bei Facebook seine Lebensgeschichte und gestattet Google einen auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Wenn jemand wissen möchte wo er vor genau einem Jahr um 17:30 war, sollte er bei Google anfragen. Die können ihm das auf 10m genau sagen."

  16. 35.

    Die kennen aber den Hintergrund nicht und so bleiben die alten nicht lesbaren Codes erhalten. Laut IFSG sollen der Nachweis bevorzugt digital erfolgen und das CWA genutzt werden. In Brandenburg und Berlin ist die Verwendung des CWA ausreichend. Nur mit den blöden alten Codes wird das nichts und die Bundesregierung hat sogar darauf hingewiesen. Nur die Landesregierung hat nicht einmal den Umstand kommuniziert das dass CWA genutzt werden kann. Es nervt wenn sich auch bei öffentlichen Betrieben z.Bsp Schwimmhallen nichts bewegt. So tut man so als ob man sich registriert hätte, fertig. Genau das hat diese Luca-App gebracht, sie hat das CWA sabotiert.

  17. 34.

    @ Inka Brause, so wie Sie schreiben, haben Sie keine der Apps, weder Luca noch Corona Warn oder Covpass und haben sich auch noch nicht mit den Apps ernsthaft beschäftigt.
    Warnapps warnen bei positivem Kontakt. Sollte Ihre Nachbarin positiv sein, sollten Sie zu Ihrer und der Sicherheit Dritter sich einfach testen (lassen) um Ansteckungsketten unterbrechen zu können. Genauso wird Ihre Nachbarin ihre Kontakte, sofern diese die App auf dem Handy haben, automatisch informieren.
    Ein bisschen Eigenverantwortung braucht es schon. Mal überlegen, welcher Kontakt die Warnung ausgelöst haben könnte und alle eigenen Kontakte bitten, sich testen zu lassen.
    Aber wenn Sie ausziehen wollen, brauchen Sie keine App. Ich vermute, Ihre Nachbarin müssten Sie auch nicht fragen. (sarcasm off)

  18. 33.

    Es ist wie so oft: Viele regen sich über angebliche Mängel im Datenschutz auf - bei der Seuchenbekämpfung, bei der Strafverfolgung. Ich behaupte, dass nahezu alle dieser Menschen ein Smartphone, Tablet und einen Windows-PC oder Mac benutzen. Und niemand wird sich die AGB durchgelesen haben, die man zur Nutzung dieser Systeme zwingend zu unterzeichnen hat. Apple, Google, Microsoft, Samsung, Facebook und wie sie alle heißen sammeln unsere Daten, werten sie aus, verkaufen sie… Warum sind diese Konzerne, die nicht einmal in Europa ihre Firmensitze haben, eigentich so viel vertrauenswürdiger als die Gesundheitsbehörden und die Polizei?

  19. 32.

    Kontaktverfolgung ist bei den aktuellen Inzidenzen nicht mehr möglich und selbst bei Inzidenzen um 100 war sie durch den Amtsschimmel stets zu langsam um effektiv zu sein. Insofern können wir uns das „Einchecken“ und „In Listen schreiben“ sparen und müssen auf die Eigenverantwortung setzen. Hilfreich könnte die Corona Warn App sein, aber da die Gesundheitsämter zu langsam sind leidet auch hier die Effektivität. Kurzum: Jetzt läuft es, eigentlich können wir nur noch zuschauen …

  20. 31.

    Unfähig wie Berlin und Brandenburg ist,werden wir, wie in der Steinzeit mit Faustkeil unsere Daten in die Tischplatte ritzen! Oh mein Gott in welchem Land und welcher Zeit leben wir? Deutschland wir weben Dein Leichentuch...

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