"Coronik" einer Pandemie - Wie das Virus über Berlin und Brandenburg kam

Mi 01.03.23 | 12:29 Uhr | Von Sebastian Schneider, rbb|24
Ein Mitarbeiter schließt im Impfzentrum den Vorhang einer Kabine, in der gegen das Coronavirus geimpft wird. (Bild: dpa/Jens Büttner)
Video: rbb24 Abendschau | 01.03.2023 | Ulli Zelle | Bild: dpa/Jens Büttner

Am 1. März 2020 gab es den ersten Corona-Fall in der Region. Vom chinesischen Wuhan aus hatte sich eine zunächst rätselhafte Lungenkrankheit über die ganze Welt ausgebreitet - das Coronavirus veränderte sie nachhaltig.

Eine "Coronik" der Ereignisse vom Dezember 2019 bis zum 1. März 2021.

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Oktober 2020

  • 1. Oktober: Das Robert-Koch-Institut (RKI) startet eine neue große Antikörperstudie zur Verbreitung des Coronavirus in Deutschland. Die Studie, an der 34.000 Erwachsene teilnehmen sollen, erhebt bis Ende Dezember Proben und Forschungsdaten. Damit würden erstmals aussagekräftige Ergebnisse zum Antikörperstatus für ganz Deutschland vorliegen.
  • 2. Oktober: Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland hat den höchsten Wert seit der zweiten Aprilhälfte erreicht. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter 2.673 neue Corona-Infektionen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte.
  • 2. Oktober: Nachdem sich eine seiner engsten Beraterinnen mit dem Coronavirus infiziert hatte, ist US-Präsident Donald Trump nun ebenfalls positiv auf das Virus getestet worden. Auch seine Frau Melania habe sich mit dem Virus angesteckt, bestätigte Trump auf Twitter. Es gibt in der Folge widersprüchliche Angaben darüber, wie schwer Trump an Covid-19 erkrankt ist. Er muss auf der Intensivstation behandelt werden und weigert sich nach Besserung seiner Symptome, seine persönlichen Kontakte einzuschränken. Im Weißen Haus infizieren sich in diesen Tagen mehrere Mitarbeiter.
  • 4. Oktober: Wegen einer Häufung von Corona-Infizierten am Helios-Klinikum in Bad Saarow (Oder-Spree) nimmt das Krankenhaus nach Angaben des Brandenburger Gesundheitsministeriums keine neuen Patienten mehr auf. Für die Einrichtung wurde ein Aufnahmestopp erteilt.
  • 4. Oktober: Schleswig-Holstein hat als dritten Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wegen der hohen Corona-Infektionszahlen als Risikogebiet im Inland ausgewiesen. Auch die Bezirke Mitte und Neukölln gelten weiter als Risikogebiet.
  • 5. Oktober: Im Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK) sind neun Coronafälle innerhalb der Belegschaft bekannt geworden. Das Haus verschärft daher seine Sicherheitsvorkehrungen.
  • 6. Oktober: In Brandenburg wird der Mund-Nasen-Schutz ab einem regionalen Grenzwert für neue Infektionen auch Pflicht in Bürogebäuden. Die Obergrenzen für private Feiern werden ebenfalls verschärft. Die Maßnahmen sollen greifen, wenn in einem Landkreis mindestens 35 neue Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage gemessen werden.
  • 7. Oktober: Kein Gänsebraten für obdachlose Menschen zu Weihnachten: Der Berliner Entertainer und Sänger Frank Zander sagt das traditionelle Weihnachtsessen im Hotel Estrel in diesem Jahr ab. Bis zum Schluss habe er gekämpft, doch das Risiko sei für alle Beteiligten zu hoch.
  • 7. Oktober: Die Bundesländer haben ein Beherbergungsverbot für Urlauber aus inländischen Corona-Risikogebieten beschlossen.
  • 8. Oktober: Der Grenzwert von 50 Corona-Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ist erstmals für ganz Berlin überschritten worden.
  • 8. Oktober: Viele Städte und Gemeinden in Ostbrandenburg haben wegen der Corona-Pandemie Weihnachtsmärkte abgesagt. Im Landkreis Oder-Spree sollen die Märkte in Storkow, Rauen, Müllrose und Neuzelle ausfallen. Auch Eberswalde im Barnim hat am Donnerstag seinen Weihnachtsmarkt abgesagt. Den beliebten "Gänsemarkt" in Angermünde in der Uckermark wird es dieses Jahr ebenfalls nicht geben.

8. Oktober: Das Bezirksamt Neukölln erlaubt Gastronomiebetrieben, bis zum nächsten Frühjahr Pavillons aufzustellen und Heizstrahler aufzubauen. Auch eine Vergrößerung der bestehenden Außenbereiche ist möglich.

  • 8. Oktober: Berlinerinnen und Berlin dürfen sich nicht mehr einfach so in Hotels und Ferienwohnungen in Brandenburg einmieten. Grund ist, dass in der Hauptstadt der Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen auf 100.000 Bewohner in den vergangenen sieben Tagen erreicht wurde. Von dem Beherbungsverbot sind "Beherbergungsstätten, Campingplätze oder Wohnmobilstellplätze sowie private und gewerbliche Vermieterinnen und Vermieter von Ferienwohnungen, Ferienhäusern und vergleichbaren Räumlichkeiten" betroffen. Es sei denn, es liegt ein negativer Covid-19-Test vor, der höchstens 48 Stunden vor der Anreise vorgenommen wurde.
  • 12. Oktober: Eine vierköpfige Berliner Familie, die sich in ein Ferienhaus in Neuruppin eingemietet hatte, bekommt am Wochenende Besuch von der Polizei. Die Beamten haben einen anonymen Hinweis auf einen möglichen Verstoß gegen das Beherbergungsverbot bekommen. Einen negativen Corona-Test konnte die Familie nicht nachweisen können - war aber schon einen Tag vor dem Beherbungsverbot ins Ferienhaus eingezogen und entgeht deshalb einer Strafe.
  • 13. Oktober: Die Berliner Vivantes-Kliniken verhängen Besuchsverbot. Menschen, deren Angehörige derzeit in einer der neun Berliner Vivantes-Kliniken liegen, dürfen diese seit Montag nicht mehr besuchen. Ausnahmen könnten bei Kindern, Schwerstkranken und Sterbenden vereinbart werden. Vor einem Besuch von Verwandten müsse jedoch eine Absprache mit den Ärzten erfolgen.
  • 13. Oktober: Der Wirt der Berliner Kneipe "Klo" in Charlottenburg bekommt keine Entschädigung für die Einnahmeausfälle wegen des Lockdowns. Das Landgericht hat seine Klage abgewiesen. Der Wirt wollte einen finanziellen Ausgleich für die Schließung zwischen März und Mai.
  • 14. Oktober: Ergebnisse des sogenannten Coronagipfels von Bund und Ländern: In Städten und Regionen mit stark steigenden Corona-Zahlen soll es generell eine Sperrstunde ab 23 Uhr in der Gastronomie geben. Dies soll ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche gelten. Eine erweiterte Maskenpflicht soll schon ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen in Kraft treten. Sie soll überall da gelten, wo Menschen dichter beziehungsweise länger zusammenkommen. Laut dem Beschluss sollen bereits bei mehr als 35 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Bislang galt der Wert von 50 als kritische Grenze. Demnach soll dort, wo die Infektionszahlen steigen oder 35 Neuinfektionen überschritten werden, eine ergänzende Maskenpflicht im öffentlichen Raum eingeführt werden. Darüber hinaus empfehlen Bund und Länder in diesem Fall eine Sperrstunde in der Gastronomie sowie zusätzliche Auflagen und Kontrollen einzuführen.

"Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht wirklich zwingend notwendig ist, auf jede Feier, die nicht wirklich zwingend notwendig ist. Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort.

Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 15. Oktober: In Sachsen, Baden-Würtemberg und Niedersachsen wird das Beherbergungsverbot aufgehoben.
  • 16. Oktober: Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg stoppt das Beherbergungsverbot in Brandenburg für Gäste aus Corona-Hotspots zunächst.
  • 16. Oktober: Elf Berliner Gastronomen dürfen ihre Lokale wieder so lange öffnen, wie sie wollen: Das Verwaltungsgericht hat ihrem Eilantrag gegen die Sperrstunde stattgegeben. Der Senat wird Einspruch einlegen. Das Alkoholverbot nach 23 Uhr gilt vorerst weiter.
  • 17. Oktober: Mecklenburg-Vorpommern gibt seinen harten Kurs bei dem sogenannten Beherbergungsverbot für Gäste aus Corona-Risikogebieten auf. Nach wochenlangem Streit lautet der Kompromiss: Für Urlauber reicht von kommendem Mittwoch an ein negativer Corona-Test aus, der nicht älter als 48 Stunden ist. Die bislang zusätzlich geforderte Quarantäne von mindestens fünf Tagen und ein folgender zweiter Test entfallen.
  • 17. Oktober: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel richtet im Fernsehen einen dringenden Appell an die Bürger. Sie ruft dazu auf, die Zahl der Kontakte außerhalb der Familie zu begrenzen und Reisen deutlich einzuschränken.
  • 19. Oktober: Die Corona-Warn-App des Bundes kann nun auch innerhalb Europas länderübergreifend über eine möglicherweise gefährliche Begegnung mit Corona-Infizierten warnen.
  • 19. Oktober: Fußball-Bundesligist Union Berlin verschiebt seine nächste ordentliche Mitgliederversammlung in das kommende Jahr.
  • 19. Oktober: Die Pandemie zwingt auch den Weihnachtsort Himmelpfort (Oberhavel) zum Verzicht. In diesem Jahr werde es keinen Weihnachts- und Wichtelmarkt geben, sagte der Ortsvorsteher Lutz Wilke. Auch die Postfiliale vom Weihnachtsmann kann dieses Jahr nicht persönlich besucht werden.
  • 19. Oktober: Angesichts bundesweit steigender Infektionszahlen ist erneut eine telefonische Krankschreibung möglich. Patienten mit leichten Atemwegserkrankungen können so bis zu sieben Kalendertage krankgeschrieben werden. Die Sonderregelung gilt vorerst bis zum Jahresende.
  • 20. Oktober: Die Maskenpflicht wird in Berlin ausgeweitet. Sie soll künftig auch für Wochenmärkte, bestimmte Einkaufsstraßen und Warteschlangen gelten, in denen der Mindestabstand von 1,50 Metern nicht einzuhalten ist.
  • 20. Oktober: Der traditionelle Potsdamer Weihnachtsmarkt "Blauer Lichterglanz" fällt in diesem Jahr aus.
  • 20. Oktober: Weil es bei Alba Berlin mittlerweile sechs Corona-Fälle in der Profimannschaft gibt, wird das geplante Euroleague-Heimspiel gegen Baskonia Vitoria abgesagt. Die betroffenen Spieler gehen in Quarantäne, manche bleiben symptomfrei, andere nicht - schwer erwischt es zunächst keinen. In der europäischen Eliteliga sind inzwischen zig Vereine betroffen - mehrere Teams kriegen nicht mehr genug gesunde Spieler zusammen und können nicht antreten.

21. Oktober: Der kritische Wert von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist für Gesamtdeutschland überstiegen: Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt die Zahl aktuell mit 51,3 an.

  • 21. Oktober: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er entwickelt Erkältungssymptome, bezeichnet seinen Umstand in einem Video aus der Quarantäne aber als stabil.
  • 22. Oktober: Die Berliner Bildungsverwaltung reagiert mit verschärften Schutzmaßnahmen in Schulen auf das aktuelle Corona-Infektionsgeschehen. Nach den Herbstferien gilt eine Maskenpflicht in der Oberstufe sowie in Berufsschulen und Oberstufenzentren auch im Unterricht.
  • 22. Oktober: Die Bundesregierung erklärt die Nachbarländer Polen und Schweiz, fast ganz Österreich und große Teile Italiens zu Corona-Risikogebieten. Die Kanarischen Inseln werden dagegen von der Risikoliste gestrichen, wie das Robert Koch-Institut mitteilt.
  • 23. Oktober: Angesichts der vielen neuen Corona-Fälle ändert Berlin seine Strategie: Menschen mit positivem Testergebnis sollen sich nun erst einmal ohne Kontakt zum Gesundheitsamt isolieren und selbst Kontaktpersonen informieren.
  • 23. Oktober: Potsdam erweitert die Maskenpflicht auf einige Bereiche im öffentlichen Raum wie die Brandenburger Straße, das Umfeld des Hauptbahnhofes sowie auf die Wochenmärkte auf dem Bassinplatz, am Nauener Tor und in Babelsberg.
  • 23. Oktober: Vier weitere Restaurants und Bars in Berlin müssen die Sperrstunde ab 23 Uhr nicht mehr beachten. Das hat das Verwaltungsgericht entschieden. Die Betreiber hatten geklagt.
  • 26. Oktober: Die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat dazu aufgerufen, in diesem Jahr auf Halloween-Umzüge zu verzichten. "Angesichts der deutlich steigenden Corona-Zahlen stellen die beliebten Klingeltouren von Haustür zu Haustür ein zu hohes Infektionsrisiko dar", so Nonnemacher.
  • 27. Oktober: Neuer Corona-Höchststand in Berlin - erstmals sind in der Hauptstadt mehr als 1.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert worden. Die höchste 7-Tages-Inzidenz haben nach wie vor Neukölln und Mitte.
  • 28. Oktober: In Berlin wird an weiteren 23 Orten ab dem 31. Oktober die Maskenpflicht gelten. Demnach ist dann rund um die Uhr auf insgesamt 33 Straßen und Plätzen das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung verpflichtend.
  • 28. Oktober: Die Corona-Zahlen steigen weiter stark. Bund und Länder beschließen zur Bekämpfung der Pandemie deshalb drastische Maßnahmen: Im November kommt ein Großteil des öffentlichen Lebens in Deutschland zum Erliegen.
Coronabeschränkungen Grafik (Quelle: rbb24)
  • 28. Oktober: Erneut meldet das RKI einen Rekordwert bei den Corona-Neuinfektionen in Deutschland. Binnen eines Tages haben sich knapp 15.000 Menschen infiziert. Damit hat sich der Wert innerhalb einer Woche nahezu verdoppelt.
  • 29. Oktober: Kitas, Schulen und der Einzelhandel bleiben offen, der Rest des gesellschaftlichen Lebens wird im November in Berlin ruhen: Der Senat setzt die Regelungen der Bund-Länder-Konferenz um, mit einer Ausnahme für unter 12-jährige Kinder, die weiter draußen Sport treiben dürfen.
  • 30. Oktober: Wegen der strengen Corona-Einschränkungen stellt der Fernbusbetreiber Flixbus seinen Betrieb im November ein. Zudem werden keine Flixtrain-Fahrten angeboten. Das Unternehmen hofft, bis Weihnachten wieder fahren zu können.
  • 30. Oktober: Sondersitzung im Potsdamer Landtag zu den neuen Corona-Regeln. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmt nach heftiger Debatte der Verordnung zu, die ab dem 2. November in Kraft tritt.

30. Oktober: Gegen die Sperrstunde haben sich Berliner Gastronomen schon erfolgreich vor Gericht gewehrt, jetzt wollen sie auch dem ab 2. November gültigen Shutdown zu Leibe rücken: Beim Verwaltungsgericht sind bereits Eilanträge eingegangen

Brandenburg, Schönefeld: Flughafenchef Engelbert Lütke-Daldrup (3.v.l.), Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD, 3.v.r.), Easyjet-CEO Johan Lundgren (2.v,r.), Carsten Spohr (l), Chef der Lufthansa, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, r) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU, 2.v.l.) klatschen bei der Zeremonie zur Eröffnung des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg «Willy Brandt» (BER). Der Flughafen wurde nach langjähriger Verzögerung am Samstag eröffnet. (Quelle: dpa/T. Schwarz)

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