"Coronik" einer Pandemie - Wie das Virus über Berlin und Brandenburg kam

Mi 01.03.23 | 12:29 Uhr | Von Sebastian Schneider, rbb|24
Ein Mitarbeiter schließt im Impfzentrum den Vorhang einer Kabine, in der gegen das Coronavirus geimpft wird. (Bild: dpa/Jens Büttner)
Video: rbb24 Abendschau | 01.03.2023 | Ulli Zelle | Bild: dpa/Jens Büttner

Am 1. März 2020 gab es den ersten Corona-Fall in der Region. Vom chinesischen Wuhan aus hatte sich eine zunächst rätselhafte Lungenkrankheit über die ganze Welt ausgebreitet - das Coronavirus veränderte sie nachhaltig.

Eine "Coronik" der Ereignisse vom Dezember 2019 bis zum 1. März 2021.

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Mai 2020

  • 1. Mai: In Mitte wird am Nachmittag ein Kamerateam der ZDF-"Heute-Show" von einer Gruppe mindestens 15 Vermummter angegriffen und teils schwer verletzt. Die Ermittler gehen nach bisherigen Erkenntnissen davon aus, dass die Täter dem linken Spektrum zuzuordnen sind, schließen aber auch Verbindungen ins rechtspopulistische Lager nicht aus. "Die Aufklärung der Tat ist angesichts der Dynamik und Unübersichtlickeit des Geschehens aufwändig und schwierig", sagt ein Sprecher. In unmittelbarer Nähe, auf dem Rosa-Luxemburg-Platz, war erneut eine sogenannte "Hygiene-Demo" veranstaltet worden, mit viel mehr Teilnehmern als wegen des Infektionsschutzes genehmigt.
  • 1. Mai: Der 1.Mai wird in Berlin-Kreuzberg zum Ärgernis, was den Schutz vor Corona angeht – Tausende Schaulustige laufen durch die Straßen, an Orten wie dem Oranienplatz, dem Heinrichplatz oder der Oranienstraße halten sich die meisten nicht an Abstandsregeln. Die Teilnehmer der genehmigten Mini-Demos mit höchstens 20 Personen tragen größtenteils Mundschutz, sehr viele Außenstehende nicht. Die Polizei kann die Corona-Regeln nicht konsequent durchsetzen. Es gibt unter anderem wegen Angriffen auf Polizeibeamte 50 Festnahmen und fast 100 Identitätsfeststellungen. Eine Mitarbeiterin eines Fernsehteams wird spätabends durch einen Faustschlag verletzt, sie beschuldigt einen Polizisten und zeigt ihn an.
  • 5.Mai: Der Flughafen Wien bietet freiwillige Coronavirus-Tests an, um die bei Einreise in Österreich sonst übliche 14-tägige Quarantäne zu vermeiden. Passagiere müssen dafür bei Ankunft 190 Euro bezahlen.
  • 4. Mai: Berlin und Brandenburg lockern die Corona-Beschränkungen: Museen dürfen ab diesem Tag wieder öffnen, Gottesdienste und Versammlungen mit bis zu 50 Teilnehmern werden unter Auflagen wieder genehmigt. Polnische Berufspendler müssen nach Rückkehr in ihr Heimatland nicht mehr in Quarantäne. Friseure können wieder Kunden bedienen. Dabei müssen sie aber die Zahl der Gäste in ihren Räumen begrenzen und auf Abstand achten. Rasieren, Bartpflege oder Wimpernfärben ist wegen der nötigen Nähe nicht erlaubt. Viele Salons sind auf Wochen hin ausgebucht.
  • 4. Mai: Der Senat ändert seine Strategie bei den Tests: Nun sollen alle Menschen mit Corona-Symptomen getestet werden, außerdem alle Kontaktpersonen bestätigter Infizierter – auch wenn sie keine Symptome haben. Stichprobenartig wollen die Gesundheitsämter außerdem zwei Pflegeinrichtungen pro Bezirk testen. Alte Menschen sind am meisten gefährdet. Am gleichen Tag hat der Pharmakonzern Roche drei Millionen Corona-Tests nach Deutschland geliefert.
  • 4. Mai: Salomon Kalou, Stürmer von Hertha BSC, bringt sich mit einem live auf Facebook aus der Kabine gesendeten Video um seinen Job: Im Video ist zu sehen, wie er unter Missachtung aller Abstandsregeln Mitspieler, Trainer, Physiotherapeut abklatscht – das wirft auch Zweifel am von der DFL beteuerten, angeblich streng befolgten Hygienekonzept auf. Gemeinsam mit seinem Kollegen Vedad Ibisevic beschwert sich Kalou außerdem darüber, wieviel Gehalt ihnen der Verein wegen der Corona-Krise gekürzt habe. Hertha-Sportchef Preetz gibt kurz darauf bekannt, dass Kalou suspendiert ist. Der Profi entschuldigt sich. Sein Vertrag läuft ohnehin im Sommer aus, der Verein plante seit längerer Zeit nicht mehr mit dem Stürmer.
  • 4. Mai: Die BVG fährt wieder nach ihrem normalen Fahrplan. Es gilt nach wie vor Maskenpflicht in den Bahnen und Bussen – kontrolliert wird diese allerdings nicht.
  • 5. Mai: Die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), Markus Söder (CSU) und Stephan Weil (CDU) ziehen Kaufanreize für die Autobranche in Betracht - eine Nachfolgerin der früheren "Abwrackprämie" quasi. Weil es den Autokonzernen in der Krise schlechtgehe, solle der Steuerzahler den Kauf von Neu- und Jahreswagen fördern.
  • 5. Mai: Großbritannien hat bei der Zahl der Corona-Todesfälle Italien überholt. Laut Statistikbehörde starben dort 32.313 Menschen an Covid-19 - mehr als in jedem anderen Land Europas.
  • 5. Mai: Die Vermietungsplattform Airbnb will 1.900 Mitarbeitern wegen der Corona-Pandemie kündigen. Sie würden eine Abfindung in Höhe von vier Monatslöhnen erhalten und bekämen ein Jahr Krankenversicherung bezahlt. Ihre Computer dürften sie behalten.
  • 5. Mai: Kaufhäuser wie das Kadewe können nun doch wieder komplett öffnen. Ein Gericht hatte die verfügte Beschränkung auf maximal 800 Quadratmeter Verkaufsfläche für unwirksam erklärt.
  • Und: Etwa 25.000 Beschäftigte in Berlin haben Anspruch auf eine neue Prämie von jeweils bis zu 1.000 Euro - eine Art Gefahrenzulage für Menschen, die in ihrem Job zwangsläufig einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Zu den Begünstigten sollen neben Ärzten und Pflegern der landeseigenen Krankenhauskonzerne Vivantes und Charité unter anderem auch Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter zählen, aber auch Mitarbeiter der Gesundheitsämter, Erzieherinnen und Erzieher im Notbetrieb in städtischen Kitas und Horten und Mitarbeiter der Jobcenter.
  • 5. Mai: Der Berliner Senat beschließt weitere Soforthilfen, diesmal für kleine und mittlere Kultureinrichtungen. Die Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern sollen insgesamt 30 Millionen Euro bekommen.
  • 6. Mai: Am Rande einer nicht genehmigten Demo gegen die Corona-Beschränkungen vor dem Berliner Reichstagsgebäude gibt es einen Übergriff auf ein ARD-Kamerateam. Der Angreifer wird festgenommen. Rund 1.000 Menschen haben sich nach dem Aufruf des TV-Kochs und Unternehmers Attila Hildmann versammelt, darunter auch Neonazis, Hooligans und AfD-Lokalpolitiker. Es sei unter anderem zu Beleidigungen, Widerstandshandlungen und Körperverletzung gegen Polizisten gekommen, sagt eine Polizeisprecherin.
  • 7. Mai: Am Bernauer Immanuel Klinikum arbeitet die japanische Ärztin Maki Okamoto. In einem privaten Blog erzählt sie den Menschen in ihrer Heimat davon, wie die deutschen Behörden mit der Corona-Krise umgehen. Zehntausende Japaner verfolgen ihre Artikel inzwischen. Die 33-Jährige wird zu einer Schalte in die beliebte japanische Fernsehsendung "Konichiwa Japan" eingeladen.
  • 7. Mai: Das Berliner Taxigewerbe hat es in diesen Tagen verständlicherweise schwer - bis zu 90 Prozent Umsatzrückgang befürchten die Fahrer. Einige geben auf.
  • 7. Mai: Die Fußball-Bundesliga gibt ihren Spielplan bekannt, die Regierung hat nichts dagegen: Die Profis tragen ab dem 16. Mai wieder Spiele aus. Hertha BSC gastiert an diesem Tag in Hoffenheim, Union empfängt tags darauf den FC Bayern. Die Behauptung der Liga-Verantwortlichen, die Fußballfans könnten die Rückkehr des Spielbetriebs kaum erwarten, stehen in krassem Gegensatz zu den Ergebnissen von Meinungsumfragen. Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend sagen 50 Prozent der Befragten, sie seien dagegen dass die Liga ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt, nur 36 Prozent sind dafür [tagesschau.de]. "Wir können das in fünf Wochen runterspielen", sagt Dortmunds Geschäftsführer Watzke in einem "Spiegel"-Interview.
  • Das DFB-Pokalfinale soll am 4.Juli in Berlin im leeren Olympiastadion ausgetragen werden. Bei einer Umfrage von rbb|24 geben mehr als 74 Prozent der Befragten an, sie verpürten keine Vorfreude auf das Finale.
  • 7. Mai: Berlin lockert die Corona-Beschränkungen weiter: Ab 18. Mai dürfen sich bis zu 50 Menschen in geschlossenen Räumen versammeln, später bis zu 100 unter freiem Himmel. Berliner dürfen nun wieder auch Besuch aus anderen Haushalten zu Hause empfangen, Restaurants und Gaststätten mit beschränkter Gästezahl öffnen. Auch Sportvereine können draußen unter bestimmten Umständen wieder Teamtraining machen, die Frei- und Strandbäder dürfen theoretisch ab 25. Mai wieder öffnen. Vorausgesetzt, sie haben sich ein schlüssiges Hygienekonzept überlegt.
  • 8. Mai: Sowohl der Berliner Senat als auch die Brandenburger Regierung lockern die Besuchsregeln in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Bewohner und Patienten dürfen nun mit wenigen Ausnahmen täglich von einer Person besucht werden. Wohlfahrtsverbände kritisieren diese Ankündigung als abrupt. Pflegeeinrichtungen und Mitarbeitende könnten sich nicht "innerhalb kürzester Zeit auf den verständlichen Andrang von Angehörigen vorbereiten", betont ein Caritas-Leiter.
  • Am gleichen Tag gibt die Brandenburger Regierung mehrere weitere Erleichterungen der Beschränkungen bekannt: Spielplätze öffnen wieder, Besuche von Menschen in anderen Haushalten sind erlaubt - auch private Übernachtungen.
  • 9. Mai: Auf dem Alexanderplatz versammeln sich laut Polizei etwa 1.200 Menschen. Die Zusammenkunft ist allerdings laut Behörden dort nicht angemeldet, momentan liegt die zugelassene Teilnehmerzahl bei höchstens 50. Viele Teilnehmer skandierten unter anderem "Freiheit", "Widerstand" und "Wir alle sind das Volk", darunter sind Dutzende gewaltbereite Hooligans. Die Stimmung ist aggressiv, Teilnehmer der Versammlung werfen aus der Menge Flaschen auf Polizisten, es gibt 86 Festnahmen. Unter anderem werden Strafverfahren wegen Widerstandes gegen und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung sowie Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz eingeleitet.
  • 10. Mai: Die Galopprennbahn Hoppegarten startet in die neue Saison. Der Favorit Rubaiyat mit Jockey Andrasch Starke im Sattel gewinnt das mit 27.500 Euro dotierte Hauptrennen. Auf den Rängen schaut keiner zu - die Rennbahn ist leer. Die Jockeys dürfen nur mit Mundschutz starten. "Durch die von außen getätigten Wettumsätze können wir wenigstens einen Teil der Kosten erwirtschaften", sagte der Rennbahn-Chef Gerhard Schöningh schon vor dem Wochenende.
  • 11. Mai: Auch die Basketball-Bundesliga stellt ihr Konzept für die Fortsetzung der Saison vor – für den Fall, dass die Regierung das erlaubt. Zehn Klubs sollen ein drei Wochen langes Meisterschaftsturnier in München austragen. Alle Spieler, Trainer, Schiris und Betreuer würden die ganze Zeit im gleichen, riesigen Hotel untergebracht, mit dem nötigen Abstand. Mehrere Profis, darunter Albas Kapitän Niels Giffey, zeigen sich skeptisch, ob auf diese Weise Lagerkoller zu vermeiden ist. Sie kritisieren außerdem die kurze Vorbereitungszeit. Hinter vorgehaltener Hand bezeichnen Spieler das Turnier spöttisch als "Corona-Cup" [sueddeutsche.de].
  • 11. Mai: Mit den Lockerungen in Berlin und Brandenburg steigt der Blutbedarf an den Krankenhäusern. Da viele Arbeitnehmer an den Arbeitsplatz zurückgekehrt seien oder ihre Freizeit wieder anders gestalteten, sei die Blutspendenfrequenz rückläufig, sagt ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
  • 11. Mai: Apropos Museen - dieses hier öffnet nicht. Schon mehrere Male ist die Eröffnung des Humboldt-Forums an der Museumsinsel in Mitte verschoben worden, jetzt gibt es eine weitere Verzögerung auf der Dauerbaustelle: Wegen der Corona-Krise gebe es nicht genug Baumaterial und es fehlten Facharbeiter, so die Stiftung Humboldt Forum. Rechtzeitig wird das Forum nicht fertig. Zum Jahresende soll immerhin ein Teil des riesigen Museumsbaus eröffnen.
  • 11. Mai: Viele Museen in Berlin öffnen wieder, darunter die Gemäldegalerie und die Sonderausstellungshallen am Kulturforum, Altes Museum und Alte Nationalgalerie. Sollte es sich vor einem Bild zu sehr ballen, greift das Wachpersonal ein.
  • 11. Mai: Das neue Corona-Reservekrankenhaus auf der Berliner Messe eröffnet. Es gibt noch keine Patienten. Wesentliche Teile des Hauses sollen später von anderen Krankenhäusern übernommen und weitergenutzt werden.
  • 12. Mai: Die Zahl der festgestellten Infektionen in Russland steigt weiter stark an – inzwischen hat das Land nach den USA mit 232.000 weltweit die meisten Fälle. Die Behörden erklären den starken Anstieg damit, dass deutlich mehr Menschen auf das Virus getestet werden als zu Beginn der Epidemie. Es wird aber mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.
Corona-Ampel für Berlin (Quelle: rbb)So funktioniert die neue "Corona-Ampel": Der Berliner Senat wählt damit einen Sonderweg.
  • 12. Mai: Berlin bekommt ein Ampelsystem im Umgang mit Neuinfektionen. Darin würden die Reproduktionszahl, die Auslastung der Intensivbetten und die Zahl der Neuinfektionen beobachtet, sagt die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Liege die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner beispielsweise über sieben Tage zusammengezählt bei 20, springe die Ampel auf Gelb, bei 30 Neuinfektionen auf Rot. "Unser Höhepunkt lag bislang bei 37", sagt Kalayci zur Zahl der Neuinfektionen. Berliner Amtsärzte kritisieren Kalaycis Konzept in einem offenen Brief als "medizinisch nicht nachvollziehbar". Man sei "fachlich-medizinisch in keiner Weise angehört oder eingebunden" worden. Auch Abgeordnete kritisieren den Senat scharf dafür, dass sie vorab nicht informiert worden seien.
  • 12. Mai: Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagt im rbb-Bürgertalk, er halte die Betreuungsprobleme von Eltern während der Corona-Krise für nicht so groß und lehne zudem finanzielle Unterstützung für diese Eltern ab. "Ich würde mich freuen, wenn zum Teil die Eltern auch mal wieder ihre Kinder richtig kennengelernt haben", sagt der Minister. Auf den Einwand einer Mutter im Studio, dass auch im ersten Lebensjahr eines Kindes Elterngeld gezahlt werde, antwortet Steinbach: "Ich hoffe, dass Sie sich nicht ein Kind angeschafft haben, weil wir es als Vater Staat für sie attraktiv gemacht haben." Tags darauf wird er für seine Äußerungen massiv von Brandenburger Politikern und Eltern kritisiert.
  • 13. Mai: Nach sieben Wochen Pause dürfen Fahrschulen in Berlin und Brandenburg wieder öffnen. Fahrlehrer und -schüler tragen im Auto Mund-Nasen-Schutzmasken. "Ich hatte erst das Gefühl, gar nichts mehr zu können", sagt der 17-jährige Ben Humboldt dem rbb, "das kommt jetzt glücklicherweise während der Fahrt wieder."
  • 13. Mai: Die Kontrollen an den Grenzen zu Deutschland sollen ab dem 16. Mai wieder vorsichtig gelockert werden, verkündet Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Mit Frankreich, Österreich und der Schweiz sei vereinbart, die Kontrollmaßnahmen in einem ersten Schritt zu lockern und ab dem 15. Juni ganz zu beenden, wenn das Infektionsgeschehen dies zulasse. Polen will seine Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Ländern allerdings bis zum 12. Juni beibehalten.
  • 13. Mai: Die Berliner Charité hat 7.500 Ärzte und Pflegekräfte in einer aufwändigen Untersuchung auf das Virus getestet, um auch Fälle ohne Symptome zu erkennen. Das Ergebnis: Weniger als 0,5 Prozent der Getesteten waren Sars-CoV-2-positiv. Außerdem auffällig: Weniger als zwei Prozent wiesen Antikörper gegen das neuartige Virus auf - hatten also schon eine Infektion durchgemacht.
  • 13. Mai: Damit sich während der Corona-Krise nicht zu viele Kinder auf Spielplätzen drängen, schafft die Bezirksverwaltung von Neukölln Alternativen: Ab Pfingsten sollen sechs Straßen im Körnerkiez, Reuterkiez, in Rixdorf und Britz an Sonn- und Feiertagen von 13 Uhr bis 19 Uhr für den Autoverkehr gesperrt werden - sie werden zu temporären Spielstraßen.

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  • 14. Mai: Die Abiturprüfungen sind an den meisten Brandenburger Schulen geschrieben - und die Schulleitungen ziehen überwiegend ein positives Fazit dieses außergewöhnlichen "Corona-Abiturs": Die Schüler seien außerordentlich diszipliniert gewesen, sagt der Leiter eines Gymnasiums in Fürstenwalde (Oder-Spree). "Sie waren natürlich aufgeregt, aber wir hatten alle den Eindruck, dass das keine Corona-Aufgeregtheit war, sondern das ganz normale Prüfungs-Bauchkribbeln." Ein Abiturient in Frankfurt (Oder) kann den besonderen Bedingungen sogar etwas Positives abgewinnen: "Ich fand es entspannter, in kleineren Gruppen zu schreiben", sagt er, "Man fühlt weniger Druck, wenn schon jemand früher abgegeben hat. Und man konnte sich besser konzentrieren", sagt er.
  • 14. Mai: Die Brandenburger Finanzministerin Katrin Lange (SPD) verkündet drastisch eingebrochene Steuereinnahmen wegen der Corona-Krise. Allein für 2020 sei nach vorläufigen Schätzungen von Mindereinnahmen von mehr als 1,1 Milliarden Euro auszugehen, sie nennt diese Zahl "beispiellos". In den Jahren bis 2024 rechne man mit einem jährlichen Einnahmenminus im mittleren dreistelligen Millionenbereich.
  • Am gleichen Tag verkündet auch der Berliner Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) die Steuerschätzung: Er gehe allein für das Jahr 2020 von Steuerausfällen in Höhe von etwa drei Milliarden Euro aus. Ohne zusätzliche Neuverschuldung lässt sich das nicht auffangen - das Land Berlin muss weitere zehn Milliarden Euro Schulden aufnehmen. "Die Folgen werden uns mindestens zehn Jahre begleiten", sagt Kollatz.
  • 14. Mai: In der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga sind für den Rest der Saison fünf statt drei Auswechslungen erlaubt, entscheidet die DFL. Das soll helfen, die größere Belastung der Spieler durch die Corona-Krise abzufedern.
  • 15. Mai: Restaurants, Cafés und andere Gaststätten in Berlin und Brandenburg dürfen nach fast zwei Monaten Corona-Pause wieder Gäste empfangen. Allerdings nur mit Auflagen: Die Lokale dürfen nur von 6 bis 22 Uhr öffnen und müssen mindestens zwei verschiedene selbst zubereitete Speisen anbieten. Bars und Kneipen bleiben somit weiterhin geschlossen. Man darf nur mit Menschen aus dem eigenen Haushalt so eng zusammensitzen, wie man möchte - wird man von Personen aus einem anderen begleitet, müssen die mindestens 1,50 Meter weit entfernt Platz nehmen. Ob man wirklich aus dem gleichen Haushalt kommt, dürfen die Gastronomen ohnehin nicht kontrollieren - die persönlichen Angaben sind freiwillig.
  • Brandenburg und Berlin haben auch hier wieder unterschiedliche Vorschriften: In Berlin muss das Personal Mundschutz tragen, in Brandenburg nicht. Damit die Gäste genügend Abstand haben, können die Gastwirte viel weniger Plätze anbieten - für viele lohnt sich der Aufwand im Verhältnis zu den Einnahmen nicht.
  • 16. Mai: Wieder demonstrieren in Berlin und Brandenburg Menschen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Landesregierungen. Als die zugelassene Höchstzahl von 50 Teilnehmern überschritten ist, löst die Berliner Polizei eine Demo mit mehreren Hundert Menschen vor dem Reichstagsgebäude auf. Im Vergleich zu den vorherigen Wochenenden nimmt die Zahl der Demonstranten ab. Laut der repräsentativen Umfrage ZDF-Politbarometer [zdf.de] von Mitte Mai stoßen die Demonstrationen bei der Bevölkerung überwiegend auf Unverständnis. 81 Prozent der Befragten lehnten die Demonstrationen demnach ab. Lediglich 16 Prozent sind dafür. Mehrheitlich unterstützt wird der Protest nur von AfD-Anhängern mit 61 Prozent.
  • 18. Mai: Gegen das Promi-Restaurant "Borchardt" in Berlin-Mitte wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstoßes gegen die Corona-Verordnung eingeleitet. Drei Tage zuvor waren dort 300 Gäste, laut Polizei eindeutig zu viele. Unter den Gästen im fast voll besetzten Restaurant befand sich auch der FDP-Chef Christian Lindner. Ein Foto zeigt ihn dabei, wie er einen anderen Mann umarmt, ohne einen Mund-Nase-Schutz. Lindner entschuldigt sich dafür.
  • 18. Mai: An mehreren Schulen und Kitas werden neue Corona-Fälle gemeldet: Neben zwei Grundschulen in Berlin-Spandau sind zwei Kitas und eine weitere Grundschule in Brandenburg betroffen. Die Kontaktpersonen der Infizierten müssen alle in Quarantäne.
  • 18. Mai: Die Basketballer folgen den Fußballern - die Bundesliga darf ihr Finalturnier in München ohne Fans spielen. Die bayerische Landesregierung hat das eingereichte Hygienekonzept der BBL genehmigt. Im Gegensatz zum Fußball werden alle Spiele an einem Ort ausgetragen, innerhalb drei Wochen im Juni. Spieler, Trainer, Betreuer und Schiedsrichter werden alle in einem großen Münchner Hotel untergebracht und dort strikt abgeschirmt. Mehrere Basketball-Bundesligisten stehen vor dem Ruin, weil ihr Budget viel stärker von Zuschauereinnahmen abhängt als beim Fußball. Die Euroleague, das Pendant zur Champions League, wird dagegen kurz darauf ohne Wertung abgebrochen.
  • 19. Mai: Offenbar aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus bleiben Herzpatienten mit teils gefährlichen Symptomen zu Hause. Die Kardiologie in der Berliner Charité hat in den vergangenen Wochen einen Rückgang bei den Behandlungszahlen verzeichnet, sagt deren Direktor Ulf Landmesser: "Wir sehen, dass - seit die Corona-Infektionen in Berlin aufgetreten sind - 25 bis 30 Prozent weniger Patienten mit Herzinfarkt in die Klinik gekommen sind im Vergleich zu den Vorjahren." Knapp ein Drittel weniger Patienten melden auch seine Kollegen von der Station für Schlaganfälle in der Charité.
  • 20. Mai: Die Blutreserven in Berlin und Brandenburg sind laut dem Deutschen Roten Kreuz wieder äußerst knapp. Während der Corona-Krise waren viele Menschen Blut spenden. Nun kommen weniger, weil die Lockerungen eine Rückkehr in den Job und mehr Möglichkeiten im Privatleben bieten. Dabei steigt der Bedarf an Blutkonserven, weil der Normalbetrieb in den Krankenhäusern wieder anläuft und verschobene Operationen nachgeholt werden.
  • 20. Mai: Dass der Flughafen Tegel wenige Monate nach der Eröffnung des BER schließen muss, steht seit Jahren fest - nun aber könnte es ein paar Monate früher zum Abschied kommen. Die drei Gesellschafter Berlin, Brandenburg und Bund beschließen, den TXL am 15. Juni vorübergehend vom Netz zu nehmen, um die Verluste zu senken. Wegen der Corona-Krise fliegt kaum noch jemand, laut Flughafenchef Lütke Daldrup macht Tegel derzeit jeden Tag 200.000 Euro Minus. Falls die oberste Luftfahrtbehörde zustimmt, wird der Flugverkehr dann über Schönefeld abgewickelt. Dort gibt es kein Nachtflugverbot. Dass Tegel nach den anvisierten zwei Monaten Schließung gar nicht mehr aufmachen könnte, verhehlt Lütke-Daldrup nicht. Der BER öffnet - falls nicht wieder ein niederträchtiges Wunder geschieht - am 31. Oktober 2020.
  • 22. Mai: In einer Unterkunft für Geflüchtete in Berlin-Buch sind 28 Bewohner positiv getestet. Der Großteil soll in eine gesonderte Quarantäne-Unterkunft verlegt werden. In den Unterkünften muss es eine hohe Dunkelziffer geben, weil nicht häufig getestet wird und die Ansteckungsgefahr groß ist. Derzeit leben etwa 20.000 Menschen in den Flüchtlingsunterkünften des Landes Berlin.
  • 22. Mai: Das Infektionsgeschehen scheint sich zu verlagern. Insbesondere die durch das Infektionsschutzgesetz gesondert unter Beobachtung stehenden Bereiche wie Lebensmittelindustrie (darunter ganz besonders Schlöachthöfe), Kliniken, Pflegeheime oder auch Kitas haben größere Zuwächse bei den Neuinfektionen. In anderen Bereichen steigen die Fallzahlen weniger stark. Die Menschen in Berlin und Brandenburg werden zunehmend mobiler, zeigen Analysen von Bewegungsdaten - sie gehen wieder mehr raus.
  • 22. Mai: Das Hauptstadtderby im leeren Olympiastadion wirkt angemessen gespenstisch für das Attribut Geisterspiel. Hertha BSC ist es wurscht, Bruno Labbadias Team fertigt Union Berlin auch ohne Fans mit 4:0 ab - und ist in allen Belangen besser.
  • 25. Mai: Die Berliner Corona-Ampel schlägt aus: Die erste von drei Ampeln springt laut der Gesundheitssenatorin auf Rot. Die Reproduktionszahl (R) sei auf einen "recht hohen Wert" von 1,37 gestiegen und liege damit zum dritten Mal in Folge über dem kritischen Wert von 1,20, sagt Dilek Kalayci: "Das kann tatsächlich ein Indiz dafür sein, ob es einen Trendwechsel gibt." Aber wie genau der Senat seinen R-Wert überhaupt berechnet, ist derweil nach wie vor unklar. Anfragen von rbb|24 blieben unbeantwortet. rbb|24 kommt dagegen auf aktuelle Reproduktionszahlen unterhalb von 1.
  • 25. Mai: Die Regierungen lockern weiter und nun hoffen Hoteliers und Gastwirte, dass möglichst viele Berliner und Brandenburger beschließen: Nichts wie raus. An diesem Tag dürfen Hotels, Pensionen, Campingplätze und andere Unterkünfte wieder für Touristen öffnen. Frühstücksbuffets gibt es nicht, Saunen und Wellnessbereiche bleiben geschlossen und auf Ausflugskähnen und -schiffen bleibt die eine oder andere Reihe zwangsläufig frei. Schutzmasken immerhin müssen Gäste nicht tragen. Der Berliner Verband Dehoga schätzt, dass rund 70 Prozent der Hotels in der Hauptstadt existenzbedroht sind.
  • 25. Mai: Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) kündigt an, vom 6. Juni an auf allgemeine, landesweit gültige Corona-Schutzvorschriften zu verzichten. Damit würden landesweite Regeln etwa zu Mindestabständen sowie Kontaktbeschränkungen nicht mehr gelten. Anstelle landesweiter Vorgaben soll es dann regionale Maßnahmen abhängig vom Infektionsgeschehen vor Ort geben. Er stößt unter anderem bei Thüringer Kommunen, den Virologen Alexander Kekulé und Christian Drosten auf Kritik [mdr.de]. Kekulé bezeichnet Ramelows Pläne als "gefährliches Experiment". Auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) kritisiert Ramelow.
  • 26. Mai: Die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag reicht vor dem Verfassungsgericht eine Klage gegen die Corona-Beschränkungen ein. Das Gericht solle vor allem prüfen, ob die Einschränkung der persönlichen Kontakte und der Versammlungsfreiheit sowie der Zwang zum Mund-Nasen-Schutz mit der Verfassung des Landes vereinbar seien. Die festgelegte Obergrenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche sei landesweit bisher nicht erreicht worden. Anfang April hatte der damalige AfD-Fraktionsvorsitzende Andreas Kalbitz im Landtag noch betont, er halte die von der Landesregierung beschlossenen Maßnahmen für richtig.
  • 26. Mai: Ein Berliner Rechtsanwalt erwirkt mit einer Verfassungsbeschwerde, dass die Berliner Polizei kein Bußgeld mehr wegen Verletzungen der Abstandsregeln oder Kontaktbeschränkungen verhängen darf. Mit der Eilentscheidung des Verfassungsgerichtshofs darf konkret kein Bußgeld mehr verhängt werden, wenn jemand gegen den Mindestabstand von anderthalb Metern verstößt. Dafür wurden bisher in Berlin Bußgelder von 25 bis 500 Euro fällig. Auch Verstöße gegen das Gebot, "physisch soziale Kontakte auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren", dürfen vorerst nicht mehr mit Bußgeldern geahndet werden. Hier drohten Strafen von 10 bis 100 Euro.
  • 27. Mai: Die EU-Kommission will 750 Milliarden Euro für die wirtschaftliche Erholung Europas nach der Corona-Krise mobilisieren. Davon sollen 500 Milliarden Euro als nicht rückzahlbare Zuwendungen und 250 Milliarden Euro als Kredite fließen.
  • 27. Mai: Bund und Länder einigen sich auf eine weitere Verlängerung der Kontaktbeschränkungen - sie werden allerdings nicht wie vom Bund gefordert bis zum 5. Juli, sondern nur bis zum 29. Juni verlängert.
  • 28. Mai: Die Deutschen trinken weniger Bier – nur nicht die Berliner und Brandenburger. Insgesamt ging der Bierkonsum zwischen Januar und April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,2 Prozent zurück, in der Region Berlin/Brandenburg stieg er um 2.6 Prozent.
  • 28. Mai: Fitnessstudios dürfen wieder öffnen. Allerdings nur unter strengen Auflagen: Unter anderem ist Duschen verboten. Zwischen den Sportgeräten wird ein Abstand von mehr als anderthalb Metern eingehalten. Die Kunden müssen mit Mundschutz kommen und diesen in der Umkleide tragen. Erst an den Geräten dürfen sie ihre Maske abnehmen. Nach jeder Übung müssen die Gäste die Geräte desinfizieren.
  • 29. Mai: Dänemark öffnet seine Grenzen für Urlauber aus Norwegen, Deutschland und Island ab 15. Juni.
  • 29. Mai: In Nordrhein-Westfalen ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie die Kriminalität in allen Bereichen zurückgegangen, zeigen Zahlen des Innenministeriums. Interessant ist: Auch die Fälle häuslicher Gewalt haben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum abgenommen.
  • 30. Mai: Taiwan lässt das Medikament Remdesivir des US-Konzerns Gilead zur Behandlung von Patienten mit Covid-19 zu. Auch in den USA darf Remdesivir in Notfällen verwendet werden. Die Arznemittelaufsicht stützte sich für die Zulassung auf Daten des Konzerns Gilead, die zeigten, dass das Medikament den Covid-19-Krankheitsverlauf bei Patienten verkürzen kann.
  • 30. Mai: Die USA beliefern Brasilien trotz medizinischer Warnungen mit der umstrittenen Anti-Malaria-Arznei Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid-19-Patienten. Die US-Arzneimittelaufsicht hat bereits vor schweren Nebenwirkungen beim Einsatz von Hydroxychloroquin bei Covid-19-Patienten gewarnt. US-Präsident Donald Trump und der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro schwärmen dagegen für das Medikament.
  • 30. Mai: In Berlin wird die Teilnehmer-Obergrenze für Versammlungen unter freiem Himmel wieder gestrichen. Die Menschen müssen auf Kundgebungen und Demonstrationen aber weiter die Abstands- und Hygieneregeln befolgen. Sportanlagen, Kneipen und Bars dürfen wieder ab dem 2. Juni öffnen.
  • 31. Mai: In Berlin feiern 3.000 Menschen bei einer Techno-Party in Booten auf dem Landwehrkanal und an dessen Ufern. Anlass ist eine Demo für den Erhalt der Berliner Clubkultur, die von der Corona-Krise getroffen ist. Angemeldet war die Demo für 100 Menschen. Höhepunkt ist eine Party genau vor dem Urban-Krankenhaus, bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen. Die wenigsten Menschen tragen Schutzmasken, viele missachten die Abstandsregeln. Die Veranstalter entschuldigen sich später, sie hätten die Lage falsch eingeschätzt. Es gibt keine weiteren Konsequenzen. Mehrere Politiker kritisieren die Veranstaltung scharf.

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