Bundestagswahl | Direktmandate - In diesen Wahlkreisen wird es in Brandenburg besonders spannend

So 19.09.21 | 08:15 Uhr | Von Oliver Noffke
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Collage: Neues Palais im Park von Schloss Sanssouci, Potsdam / Marktbrunnen, Altmarkt, Cottbus / Mühlentor, Templin (Quelle: dpa/Luftbild Bertram/Schoening/Julie Woodhouse)
Bild: dpa/Luftbild Bertram/Schoening/Julie Woodhouse

Ein Wahlkreis, in dem der Amtsinhaber gleich drei Verfolger hat. Einer, in dem es ein historisches Ergebnis geben könnte. Und der Kampf ums Kanzleramt im Kleinen. Wo in Brandenburg die Bundestagswahl besonders spannend werden könnte. Von Oliver Noffke

 

Wie wählt Brandenburg? Die Landtagswahl 2019 schüttelte einiges durcheinander. SPD, CDU und Die Linke mussten Federn lassen, AfD und Grüne machten deutliche Zuwächse. Und nun zur Bundestagswahl? Eines ist klar: Der Wahlabend wird in Brandenburg insgesamt spannend, aber drei Kämpfe um das Direktmandat stechen besonders ins Auge.

Cottbus - Spree-Neiße

Am Abend der Bundestagswahl werden viele in Brandenburg auf den Wahlkreis 64 schauen. In Cottbus - Spree-Neiße könnte erstmals im Land die AfD ein Direktmandat holen. Vor vier Jahren gelang das noch knapp der CDU. Bei den Zweitstimmen waren die Rechtspopulisten allerdings schon damals stärkste Kraft im Wahlkreis.

Dass der bisherige Mandatsträger Klaus-Peter Schulze nicht noch einmal für die Union antritt, macht das Rennen zusätzlich unberechenbar. Auch AfD, SPD, Grüne, Linke und FDP treten mit neuem Personal an. Dieses Rennen erscheint weit offen. Und das in einer Region, in der die großen Fragen zur Zukunft den Menschen an jeder Ecke begegnen: Klimawandel, Strukturwandel, europäisches Miteinander, Energiewende.

Alle Kandidatinnen und Kandidaten für das Direktmandat zur Bundestagswahl für Cottbus - Spree-Neiße finden Sie hier.

Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow-Fläming II

Diese Nummer ist bundesweit bekannt: Wahlkreis 61. Sowohl Olaf Scholz als auch Annalena Baerbock kämpfen hier um das Direktmandat. Zwei, die ins Kanzleramt wollen. Zwei, die gerne miteinander koalieren würden. Zwei, die sich auch leiden können.

Was die Umfragewerte angeht, steht die SPD-Kandidat Scholz derzeit weitaus besser da. Im jüngsten ARD-Deutschland-Trend vom vergangenen Freitag sagten 40 Prozent der Befragten, sie würden ihm ihre Stimme geben, wenn man den Kanzler oder die Kanzler direkt wählen könnte. Die Grüne Baerbock erhielt 13 Prozent der Stimmen. Damit konnte sie zwar ein wenig Boden gut machen, lag aber dennoch abgeschlagen auf Platz drei hinter Armin Laschet, einem historisch unbeliebten Kanzlerkandidaten der Union.

Auch was die Parteienwerte insgesamt angeht – bundesweit wohlgemerkt – hat sich dieses Bild verfestigt. Die SPD steht in Umfragen so gut da wie seit Jahren nicht, die Union fährt unbekannte Tiefstwerte ein, während die Grünen ihre Zustimmungswerte seit Mai geradezu halbiert haben.

[Alle Ergebnisse vom ARD-Deutschlandtrand finden Sie bei tagesschau.de]

Aber heißt das etwas für den Wahlkreis 61? Vor vier Jahren gewann hier knapp die Kandidatin der SPD, Manja Schüle. Während ihre Partei mit einigem Abstand auf dem zweiten Platz und nur knapp vor der Partei Die Linke landete. Die meisten Zweitstimmen gingen damals an die CDU. Und deren Kandidatin, Saskia Ludwig, die 2017 knapp scheiterte, tritt nun erneut an.

Annalena Baerbock tritt hier zum dritten Mal an. Bei der vergangenen Bundestagswahl erhielt sie hier nur acht Prozent der Erststimmen, 2013 erhielt sie lediglich 7,2 Prozent. Vieles hat sich seither geändert, vor allem, dass Baerbock mittlerweile keine Hinterbänklerin im Bundestag mehr ist, sondern das Gesicht der Grünen. Einer Partei, die nach vor die Emotionen der Menschen anspricht, wie kaum eine zweite - im Guten wie im Schlechten.

Mit Linda Teuteberg (FDP) und Norbert Müller (Die Linke) stehen hier zwei weitere auf dem Wahlzettel, die lange Erfahrung als Bundestagsabgeordnete haben und in ihrem Wahlkreis bekannt sind. Im Anblick dieser Politikprominenz verblassen die AfD und ihr Kandidat Tim Krause regelrecht.

Alle Kandidatinnen und Kandidaten für das Direktmandat zur Bundestagswahl für Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow-Fläming II finden Sie hier.

Uckermark-Barnim I

Einst war dieser Wahlkreis Stammgebiet der Sozialdemokraten. Von 1990 bis 2005 holte das Direktmandat jedes Mal Markus Meckel für die SPD. Eine sechste Amtszeit verhinderte 2009 Sabine Stüber (Die Linke), die aber vier Jahre später den Kürzeren gegen Jens Koeppen von der CDU zog. Nun will Koeppen zum dritten Mal die meisten Erststimmen holen. Ob ihm das gelingt?

Eins scheint hier heute schon klar: Grüne und FDP werden es schwer haben. Mindestlohn, Wirtschaftsförderung, Rente, Pflege und Windenergie sind Themen, die die Menschen hier besonders beschäftigen. Beide Parteien haben sich hier in der Vergangenheit jedoch sehr schwer getan.

Zwischen den übrigen Kandidaten und Kandidatinnen von AfD (Hannes Gnauck), SPD (Stefan Zierke), Die Linke (Isabelle Czok-Alm) sowie eben CDU-Mann Koeppen könnte die Wahlnacht auf einen Vierkampf hinauslaufen.

Alle Kandidatinnen und Kandidaten für das Direktmandat zur Bundestagswahl für Uckermark - Barnim I finden Sie hier.

Beitrag von Oliver Noffke

17 Kommentare

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  1. 16.

    Der Direktkandidat wird vielleicht von den Menschen vor Ort gewählt, er ist aber nur seinem Gewissen verpflichtet und nicht dem Wähler!
    Klug wäre es eventuell nach der Hälfte der Legislaturperiode nochmals über den Direktkandidaten abstimmen zu lassen.
    Woanders soll es so etwas geben.

  2. 15.

    Ich weiß nicht, was Sie unter "demokratisch" verstehen. Das englische Wahlsystem hat eben auch Vorteile. Es gibt den direkten Bezug vom Abgeordneten zu seinem Wahlkreis und seinen Wählern. Das ist Urdemokratie in seiner besten Form. Und der Parteienstaat, der vom Grundgesetz auch hierzulande gar nicht vorgesehen ist, es heißt in der Verfassung lediglich, dass die Parteien an der politischen Willensbildung "mitwirken", kann sich dann auch nicht so ausbreiten.

  3. 14.

    Ein ähnlicher politischer Versorgungsfall liegt in Berlin-Reinickendorf vor. Reinickendorf, bisher jedenfalls, sichere Bank für die CDU. Der bisherige CDU Kandidat Frank Steffel, sicherlich nicht überall gemocht, war ein lokaler Kümmerer um Mäkeritzwiesen und Sportvereine, stolperte dann auch über eine Promotions-Plagiatsgeschichte wie Giffey. Giffey konnte das abtropfen lassen und für Steffel war es u.A. ein Grund für den politischen Abgang.
    Zupass kam der Abgang von Steffel der Merkel-Vertrauten Grütters, die für die Nachmerkelzeit eine Anschlussverwendung sucht. Den CDU Vorsitz in Berlin hatte sie verloren und dir wurde von der Berliner CDU Funktionären auf den aussichtsreichen Platz in Reinickendorf bugsiert, Zu Reinickendorf selbst hatte Grütters bisher keinerlei Bezug. Ich glaube, das wird sich im Wahlergebnis der CDU in Berlin niederschlagen.

  4. 13.

    Wenn man nur zwei maximal polarisierte Parteien haben möchte, wo die Regierung oft genug nichtmal die Mehrheit der Wähler vertritt, dann kann man das britische System gut finden. Besonders gute Demokratie kommt dabei aber nicht heraus.

  5. 12.

    Sie haben aber Glück mit Ihrem Arbeitsplatz. Ich bin in meinem Leben schon drei mal arbeitsbedingt umgezogen und ich bin noch keine 40.

  6. 11.

    Nicht nur Scholz wurde Woidtke übergeholfen, als Zugabe gab's Frau Ernst gleich mit dazu. Ein Hauptgewinn für Brandenburg....

  7. 10.

    Das Thema sollte man sicherlich nicht zu eng sehen. Auf der anderen Seite repräsentieren zumindest die Direktkandidaten ihre jeweiligen Wahlkreise. Deswegen liebe ich das englische Wahlsystem "The winner takes it all". Dann ist der Einfluss der Parteien begrenzt und der Abgeordnete ist unmittelbarer seiner Wählerschaft verpflichtet.
    Und nicht wie bei Scholz, dem SPD Kandidaten, der aus Hamburg wegkomplimentiert und dem bundesweit betrachtet schwachen Woidke übergeholfen wurde und zu seinem jetzigen Wahlkreis keinen nennenswerten Bezug hat.

  8. 9.

    "Dieses Rennen erscheint weit offen. " (cottbus-spree-neisse). Glaube ich nicht.

    https://www.rbb24.de/politik/wahl/bundestag/wahlkreise/2021/64-cottbus-spree-neisse.html

  9. 8.

    Vielleicht noch diesmal, aber bestimmt das letzte mal.
    Leider ist team Todenhöfer nur bei der Zweitstimme auf unserem Wahlzettel.

  10. 7.

    "Viele Wähler entscheiden erst in der Wahlkabine."
    Hanebüchene Behauptung.

    "Hört auf mit eure Prognosen wird schon schlimm genug werden."
    Damit könnten Sie teilweise Recht behalten, siehe Wahlkreis 64.

  11. 5.

    Also am Ende glaube ich, wird die SPD alle Brandenburger Wahlkreise gewinnen - bis auf die 2 südlichsten, die evtl. an die AfD gehen.

  12. 4.

    Also auch wenn es Grünen-Wähler enttäuscht:
    Im Wahlkreis Potsdam wird überhaupt nichts spannend.
    Olaf Scholz wird hier über 40% kommen.
    Baerbock maximal auf 20%.

  13. 3.

    Jetz geht das wieder los mit Statistiken und was sein könnte oder nicht. Warten doch einfach den nächsten Sonntag ab und gut ist es.
    Viele Wähler entscheiden erst in der Wahlkabine. Hört auf mit eure Prognosen wird schon schlimm genug werden.

  14. 1.

    Immer wieder erstaunlich, wie viele Kandidaten und Kandidatinnen ursprünglich gar nicht aus ihren Wahlkreisen stammen...

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