Landtagswahl in Brandenburg - Das bedeuten Sperrminorität, Grundmandatsklausel und Überhangmandat

Mo 23.09.24 | 09:54 Uhr
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Symbolbild: Landesflagge mit dem roten Brandenburger Adler weht auf dem Dach des Brandenburger Landtags. (Quelle: dpa/Michael Bahlo)
Bild: dpa/Michael Bahlo

Bei der Brandenburg-Wahl kommt es auch auf einige spezielle Begriffe an. Was sie bedeuten, erklärt sich nicht unbedingt von selbst: Hier erklären wir, was Sperrminorität, Grundmandatsklausel und Überhangmandat bedeuten.

Sperrminorität

Ein großer Faktor für die künftige Brandenburger Landesregierung könnte die sogenannte Sperrminorität werden. Über eine Sperrminorität verfügt eine Partei, wenn sie mehr als ein Drittel der Sitze im Parlament erhält und qualifizierte Mehrheiten im Parlament verhindern kann. Nach dem vorläufigem Ergebnis der Brandenburg-Wahl kommt die AfD auf 30 von 88 Sitzen und hat damit eine Sperrminorität.

Damit kann sie Entscheidungen im Landtag verhindern, für die es eine Zwei-Drittel-Mehrheit braucht. Während für viele Gesetzesvorhaben eine einfache Mehrheit im Parlament ausreicht, können in Brandenburg und in anderen Bundesländern beispielsweise Verfassungsrichter:innen nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament nominiert werden. Auch Verfassungsänderungen sind nur mit einer solchen qualifizierten Mehrheit möglich. Damit hat die AfD erheblichen Einfluss, obwohl keine andere Partei mit ihr regieren will.

Grundmandatsklausel

Während Parteien für den Bundestag drei Direktmandate gewinnen müssen und etwa in Sachsen zwei Mandate notwendig sind, gehört Brandenburg zu den wenigen Bundesländern, in denen bereits ein einziges Mandat ausreicht, um Abgeordnete in den Landtag zu schicken.

Gewinnt eine Partei ein Direktmandat, gehen ihre landesweiten Zweitstimmen vollständig in die Verteilung der Sitze im Parlament ein. Kurz gesagt kann also die Grundmandatsklausel dazu führen, dass die Fünf-Prozent-Hürde ausgehebelt wird.

Darauf hatten bei der Brandenburg-Wahl vor allem drei Parteien gesetzt: Bündnis 90/Die Grünen, Linke und BVB/Freie Wähler. Vor allem in drei Wahlkreisen hatten sie gehofft, dass ihre Direktkandidaten das wichtige Mandat gewinnen. Doch weder in Potsdam I (Marie Schäffer für die Grüne), Barnim II (Péter Vida für BVB/Freie Wähler) noch in Märkisch-Oderland II (Kerstin Kaiser für die Linke) konnten sich die Kandidaten der drei Parteien durchsetzen. Da sie auch insgesamt nicht auf fünf Prozent der Stimmen kamen, sind alle drei Parteien im kommenden Landtag nicht mehr vertreten.

Überhangmandate

Überhangmandate können entstehen, wenn eine Partei mehr Direktkandidaten in den Landtag entsenden kann, als ihr gemäß der Anzahl der Zweitstimmen in einem Bundesland zustehen. Wenn also einer Partei aufgrund ihrer Zweitstimmen eine bestimmte Anzahl an Sitzen zusteht - mit den Erststimmen aber so viele Direktkandidat:innen gewählt wurden, dass diese Zahl überschritten wird.

Diese Überhangmandate werden durch zusätzliche Sitze für die anderen Parteien (Ausgleichsmandate) ausgeglichen. Für die Sitzverteilung ist somit das Verhältnis der Zahl der Zweitstimmen maßgeblich. Nach dem vorläufigen Ergebnis in Brandenburg hat der künftige Landtag 88 Sitze - es gibt also keine Überhang- und Ausgleichsmandate.

19 Kommentare

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  1. 19.

    Indem man bei den 60 jährigen an der Tür klingelt und sie von dem „Besten“ überzeugt. Selbstvorwürfe Altenheimen wurde ja angeblich nicht Halt gemacht. DDR 2.0 lässt grüßen

  2. 17.

    Gut, dann stellen wir doch mal: Thema Migration, der einzige Wahlkampfschlager der "AfD", den sie hat:

    Ohne Zuwanderung nicht nur weniger Fachkräfte in Zukunft, sondern auch weniger Arbeitskräfte, weniger Altenpfleger; Beispiele gefällig: Wenn ich frühmorgens durch Berlin zur Arbeit fahre, sind die Zeitungszusteller fast alles Afrikaner, wenige Rentner, die Essenslieferanten in Berlin z.gr. T. Inder oder Pakistani, als ich vor vielen Jahren einen langen Krankenhausaufenthalt in der Charite` hatte, bestanden die Putzkolonnen, die nachts die OP-Säle reinigten, praktisch nur aus Muslima.
    Bitte schön: Wie sieht den hier das Modell der Zukunft der "AfD" aus?

  3. 15.

    Das ist nicht das was der Bürger wollte sondern was die Politiker sich denken heraus zu nehmen dürfen um die Regierungsarbeit wie zu ""Weimarer Zeit"" zu behindern und zu blockieren. Der Wunsch vom Innenminister Schäuble CDU "" Wir müssen auch Politiker in Parlamente lassen die über bestimmte Fähigkeiten besitzen und in der Falschen Partei sind."" Was sagt dies wohl aus ???

  4. 14.

    Wie soll diese Wahl manipuliert worden sein, wenn doch AfD-Vertreter den Auszählenden bis auf wenige Zentimeter auf die Pelle rückten? Das würde ja bedeuten, dass die AfD Wahlmanipulation unterstützt. Achja, tut sie ja auch. Siehe Sachsen, als die freien Sachsen vor ein paar Wochen ihre Stimmen manipulierten und die AfD für sie in die Bresche sprang.

  5. 13.

    Das ist wohl komplett die Wahrheit. Jetzt muss nur noch die Ampel weg - 3 % Zustimmung. Der Schaden, den diese Ampel angerichtet hat, ist in allen Bereichen deutlich spürbar. Aber wer sich nur an der AfD abarbeitet kann auch nicht zum Regieren kommen.

  6. 12.

    Ganz ehrlich, ich glaube die Wahlen sind manipuliert bzw. gefälscht worden.
    Wie ist es zu erklären das die SPD von Hernn Woidke vor einigen Wochen och abgeschlagen bei 20% gelegen hat und nun mit über 30% stärkste Kraft wird?

  7. 11.

    Es würde Deutschland gut tun, wenn wir das schweizerische Wahlsystem hätten, denn dort gibt es keine „Verlierer Koalitionen“, dort müssen die gewählten Parteien gemeinsam regieren, das ist echte Demokratie!
    In Deutschland horten sich die Verlierer zusammen und versuchen ihre Meinung umzusetzen.
    Am schlimmsten ist die Tatsache derzeit, dass die meisten Menschen nicht verstehen dass sie die AFD stärken und nicht schwächen wenn sie verteufelt wird. Der Grossteil ist schon lange nicht mehr „Nazi“ oder „rechts“ - sondern Protestwähler und das machen sogar 16jährige, was man am Untergang der Grünen sieht. Klima ist nicht mehr… jetzt zählt Arbeitsplatz und die zu hohe Steuerlast, sowie die mickrigen Renten und Milliarden für ausländische Projekte…
    Nicht die AFD ist schuld… sondern die Politiker, die anderen die Taschen voll machen… und die Grünen haben leider ihr Gesicht durch unqualifizierte Kommentare verloren…

  8. 10.

    Eine solche Unterstellung ist ebenfalls nicht zielführend. Ein Wähler der AfD, der (hier) lesen muß er wolle mit seiner Stimme Zustände von 1933 wiederherstellen und einen neuen Weltkrieg anzetteln wird sich abwenden und keine inhaltliche Diskussion mehr mit der Mitte führen, denn zumeist wird die AfD auch für ihren Standpunkt "gegen den Ukrainekrieg zu sein und hinsichtlich diesem auf eine diplomatische Lösung zu drängen" gewählt. Wer dies tat und tut wird sich durch den Vorwurf "sich einen Krieg wie von 1939 bis 1945 zu wünschen" angegriffen und völlig falsch verstanden fühlen. Der AfD muss man sich inhaltlich stellen, ob man sie mag oder nicht, aber man darf sie nicht permanent verteufeln ....

  9. 9.

    Wenn so weitergemacht und/oder berichtet bzw die AfD und ihre Wählerschaft weiter verteufelt werden dann reden und schreiben wir hier bald über absolute Mehrheiten für Ränder gegenüber den vermeintlichen Parteien der Mitte, die dann keine 50 Prozent mehr zusammen haben werden.
    So langsam müssen doch auch die größten Kritiker der AfD einmal begreifen, dass "bloses Verteufeln" nicht ausreicht und das Schwingen der Nazi-Keule nicht mehr zieht. Auch der permanente Verweis bei jeder Berichterstattung durch die öffentlich-rechtlichen Medien auf "gesicherte" Einstufung als rechtsradikal durch den Verfassungsschutz oder als ein solcher Verdachtsfall ringt den Wählern der AfD nur noch ein müdes Lächeln ab, ja bestätigt Einige gar bei ihrer Wahlentscheidung. Entweder wachen die Altparteien bald auf und gewähren auch der AfD parlamentarische Rechte und Posten bzw reißen ihre Brandmauern ein oder sie werden sich durch solche Brandmauern selbst "einmauern", denn 30 Prozent sind nicht zu ignorieren

  10. 8.

    Ich bin mir nicht sicher, ob man diese Schablone einfach so darüber legen kann. Ich kenne Brandenburg und Brandenburger und eine Kleinstadt, wo ich außer einem einzelnen CDUler nie einen anderen Politiker vor Ort sich kümmern sah. Ich hoffe, daß dem zumindest zu einem Großteil nicht so ist. Allerdings weiß inzwischen jeder, der AfD wählt, was oder wen er da wählt.

  11. 7.

    Ganz so war es nicht,es gab in der DDR durchaus mehrere Parteien,wie z.B.die CDU,die LDPD (= FDP),auch wenn sich diese Parteien nicht mehr erinnern wollen Mitglieder der Nationalen Front gewesen zu sein. Die LDPD stellte übrigens sogar den letzten Staatsratsvorsitzenden,nicht die SED.

  12. 6.

    Wer die AfD wählt, will nicht nicht die DDR wieder sondern das was davor war. Da gab's auch nur eine Partei und nach 12 Jahren war das Land in Trümmern und über 30 Millionen Menschen in Krieg und Vernichtung ermordet.

  13. 5.

    Wer die AfD wählt, will nicht nicht die DDR wieder sondern das was davor war. Da gab's auch nur eine Partei und nach 12 Jahren war das Land in Trümmern und über 30 Millionen Menschen in Krieg und Vernichtung ermordet.

  14. 4.

    Alles Lüge, in diesem bösen System, nicht wahr? War die DDR wirklich besser? Vielleicht, da gabs ja nur EINE Partei, war nicht so anstrengend.

  15. 2.

    Ich hoffe, daß die AfD dies nicht erreicht. Ich wüsste nicht, was dadurch ehrlich würde. Was ist denn so unehrlich?

  16. 1.

    Ich hoffe, dass die afd zumindest die sitze zur Sperrminorität erreicht. Es wird nicht viel helfen, wird aber die nächste Legislaturperiode ehrlicher machen.

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