Landtagswahl in Brandenburg - In diesen Wahlkreisen wird es am Sonntag besonders spannend

Fr 20.09.24 | 19:45 Uhr
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Symbolbild: Aufbau von einem Wahllokal. (Quelle: dpa/Hans Klaus)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 20.09.2024 | Christoph Hölscher | Bild: dpa/Hans Klaus

Wo treten die Spitzenkandidaten der Parteien an? Wo hoffen Grüne, Linke und BVB/Freie Wähler auf Direktmandate? Und wo gibt es erwartbar enge Duelle? Ein Überblick spannender Wahlkreise.

Kann Dietmar Woidke (SPD) seinen Wahlkreis 41 (Spree-Neiße I) verteidigen? Der Wahlkampf war ganz auf den Ministerpräsidenten zugeschnitten, und man darf gespannt sein, ob er seine hohen Sympathiewerte und die bislang zuverlässige Rückendeckung in seinem Heimatkreis verteidigen kann.

Im Jahr 2019 kam Woidke in dem Wahlkreis auf 36,2 Prozent, sein damaliger AfD-Herausforderer Steffen Kubitzki errang 32,4 Prozent. Bei den Zweitstimmen hatte die AfD mit 33,9 Prozent die Nase vorn. Kubitzki tritt auch diesmal wieder gegen Woidke an und will dem SPD-Politiker das Direktmandat abspenstig machen.

Das Direktmandat fest im Blick hat AfD-Landeschef Hans-Christoph Berndt in seinem Wahlkreis 28 (Dahme-Spreewald III). 2019 hatte er dort 28,9 Prozent errungen – mit 3,2 Prozentpunkten Vorsprung vor dem damaligen SPD-Kandidaten Sascha Philipp. Mit Grünen-Spitzenkandidat Benjamin Raschke hat Berndt zwar einen namhaften Konkurrenten im eigenen Wahlkreis, allerdings haben die Grünen in dem Wahl- und Landkreis erfahrungsgemäß einen schweren Stand. Bei den Europa- und Kommunalwahlen im Juni erreichten sie jeweils nur knapp über fünf Prozent.

Aus landespolitischer Sicht prominent besetzt ist auch der Wahlkreis 3 (Ostprignitz-Ruppin I). Hier hatte 2019 Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) mit 23,6 Prozent das Direktmandat gewonnen. Das will sie verteidigen. Ihr gegenüber steht unter anderem der CDU-Landeschef Jan Redmann, der das Ergebnis seines Vorgänger-Kandidaten im Wahlkreis deutlich ausbauen will - Sven Deter holte vor fünf Jahren 19,7 Prozent und lag damit knapp hinter der damaligen AfD-Kandidatin auf Rang drei. Für die AfD tritt diesmal der Neuruppiner Henry Preuß an.

BVB/FW-Chef setzt auf Wahlkreis 14

Im Wahlkreis 14 (Barnim II) will der Vorsitzende von BVB/Freie Wähler, Péter Vida, sein Direktmandat verteidigen. Vor fünf Jahren gewann er mit 23,9 Prozent, mit rund zwei Prozentpunkten Vorsprung vor der damaligen Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD), die den Landtag wegen zu vieler gewonnener Direktmandate ihrer Partei räumen musste. Namhaftester Konkurrent für Vida ist in diesem Jahr aber der wirtschaftspolitische Sprecher der AfD im Brandenburger Landtag, Steffen John. Für die SPD tritt Martina Maxi Schmidt an, für die CDU der Bernauer Steffen Grosche.

Das Direktmandat für Vida ist für BVB/Freie Wähler auch deshalb immens wichtig, weil die Partei in den Vorwahlumfragen zuletzt knapp unter fünf Prozent lag. Mit dem Direktmandat würden die BVB/Freie Wähler dank der Grundmandatsklausel trotzdem in den Landtag einziehen. Bei den Europa- und Kommunalwahlen holten die Partei in Barnim ihre besten Ergebnisse, in der Stadtverordnetenversammlung in Bernau wurde sie auch 2024 wieder stärkste Kraft.

Linke mit schlechten Aussichten

Auf die Grundmandatsklausel schauen auch Grüne und Linke, die zuletzt in den Umfragen ebenfalls unter fünf Prozent lagen. Ihre Spitzenkandidaten werden dabei kaum das benötigte Direktmandat holen. Antje Töpfer, Spitzenkandidatin der Grünen, tritt nicht als Direktkandidatin an. Ihr Co-Spitzenkandidat Raschke hat es wie beschrieben in seinem Wahlkreis in Dahme-Spreewald mit Hans-Christoph Berndt zu tun. Und Sebastian Walter, Spitzenkandidat der Linken, tritt im umkämpften Wahlkreis 13 (Barnim I) an. Hier gewann vor fünf Jahren die SPD knapp vor der AfD und deutlich vor der CDU. Die Linke und Walter folgten jeweils auf Rang vier.

Mit Spannung wird deshalb auf den Wahlkreis 32 (Märkisch-Oderland II) geschaut. Für die Linken tritt hier deren ehemalige Fraktionschefin im Landtag an: Kerstin Kaiser. Die prominente Direktkandidatin will wieder zurück in den Landtag. Und ist die große Hoffnungsträgerin der Linken.

Dabei muss sie sich unter anderem gegen die SPD-Direktkandidatin Elske Hildebrandt durchsetzen. Die 50-jährige Woltersdorferin, das jüngste Kind der früheren Brandenburger Sozial- und Arbeitsministerin Regine Hildebrandt, gewann bei den letzten Landtagswahlen 2019 mit 25,9 Prozent vor dem AfD-Kandidaten, der auf 21,6 Prozent gekommen war. Die Linke wurde Dritte.


Grüne setzen auf Potsam

Die Brandenburger Grünen hoffen vor allem auf Marie Schäffer. Die holte 2019 als erste Grüne in Brandenburg im Wahlkreis 21 (Potsdam I) überhaupt ein Direktmandat, mit gerade mal 144 Stimmen Vorsprung vor SPD-Kandidatin Klara Geywitz. Auch diesmal hat Schäffer prominente Konkurrenz, in Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD), aber auch der Landtagsabgeordneten Isabelle Vandre von den Linken.

Im Wahlkreis 6 (Havelland II) hoffen die Brandenburger Grünen zudem auf ihre Fraktionschefin im Landtag, Petra Budke. Im Jahr 2019 erreichte in dem Wahlkreis Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher mit 21,2 Prozent ein beachtliches Ergebnis und lag nur knapp hinter der Gewinnerin des Direktmandats, Barbara Richstein (CDU, 22,3 Prozent). Auch bei den Zweitstimmen lagen die Grünen im Wahlkreis Havelland II auf Rang zwei – neben Potsdam gilt er als eine der wenigen Grünen-Hochburgen in Brandenburg.

Das sind die Spitzenkandidaten für die Brandenburger Landtagswahl

BSW stellt keine Direktkandidaten

Während die Spitzenkandidaten von Grünen, Linken und BVB/Freie Wähler also auch auf Direktmandate setzen und ihren Wahlkampf auf diese Wahlkreise zuspitzen, muss sich der Spitzenkandidat des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), Robert Crumbach, darum keine Sorgen machen. Zum einen wird das BSW den Vorwahlumfragen zufolge sehr sicher in den neuen Landtag einziehen, bei zuletzt konstant um die 15 Prozent der Befragten. Zum anderen hat die junge Partei für die Landtagswahl keine Direktkandidaten aufgestellt.

Zu einem interessanten Duell kommt es auch im Wahlkreis 31 (Märkisch-Oderland I/ Oder-Spree IV). Hier will der ehemalige Brandenburger Landwirtschafts- und Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) sein 2019 errungenes Direktmandat (22,5 Prozent stimmten damals für ihn) verteidigen. Sein schärfster Konkurrent dürfte der AfD-Kandidat Rainer Galla sein. Er stand im Mai 2023 kurz davor, erster AfD-Landrat von Deutschland zu werden. Nachdem Galla im Landkreis Oder-Spree den ersten Wahlgang gewonnen hatte, zog er bei der anschließenden Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten Frank Steffen nur knapp den Kürzeren.

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70 Kommentare

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  1. 70.

    Das ist die Wahrheit. Mit Sachargumenten ist der AfD aber auch nicht beizukommen, weil sie recht hatten und haben.

  2. 69.

    Das Programm ist doch nicht das Probiem. Was die AfD mit der Macht anfangen würde steht da nicht drin. Das Programm ist nicht verfassungsfeindlich.

  3. 67.

    Schön, dass der Vorwurf einer Annahme mit einer höchstwahrscheinlichen Annahme gekontert wird. Das ist eine ganz schwache Replik.
    Natürlich gibt es Überzeugungstäter, die das Programm gelesen haben, aber es gibt sehr viele, die es nicht getan haben und das sind Erfahrungswerte.

  4. 66.

    Das ist von Ihnen eine Annahme. Die meisten, die gegen die AFD schreien, haben das Programm nicht gelesen.

  5. 64.

    Die meisten, die gegen die AfD aufstehen, haben sich mit der AfD und ihren Programmen beschäftigt. Es ist eher erschreckend zu sehen, wie wenig AfD-Wähler wissen, was diese sogenannte Alternative will.

  6. 63.

    Warum streiten Sie sich hier mit Leuten, die nur hetzen wollen? Leute, die sich nicht mal ansatzweise mit der AfD beschäftigt haben. Reine Energieverschwendung. Mit nur wenigen Linksgrünen kann man vernünftig diskutieren.

  7. 62.

    Also da hat ein AfDler meinen Namen gekapert, um sich in die Opferrolle zu begeben.
    Nein, es gibt keine Repressallien gegen AfD-Wähler. Aber man muss ihnen den Spiegel vorzeigen, damit sie erkennen, wer sie sind ä.

  8. 61.

    Das ist genau das, was von vielen ernsthaft geglaubt wird. Daher kommt auch die künstliche Hysterie, die durch einen Rückkopplungs-Effekt noch befeuert wird. Es gibt aber immer mehr Menschen, die es in der Echokammer nicht mehr aushalten, und sich trotz drohender Repressalien für die AfD entscheiden und es werden immer mehr.

  9. 59.

    "Unsere Demokratie ist eine Konsensgesellschaft"
    Viel Konsens sehe ich hier nicht, und das ist auch gut so. Demokratie besteht im Streit zwischen verschiedenen gegensätzlichen Meinungen, die gleichberechtigt ihre Argumente austauschen, ohne notwendigerweise zu einem Konsens zu gelangen.

  10. 58.

    "Nein, den gibt es nicht"
    Die AfD ist also eine nach dem Führerprinzip organisierte völkische Partei, die Eugenik, Verbot aller anderen Parteien und Ausrottung aller Angehörigen einer bestimmten Religion propagiert, und die einen Eroberungskrieg über ganz Europa plant? Ist es das was Sie sagen?

  11. 57.

    Ja, die Zeiten ändern sich eben. Wenn schon der SPD-Parteichef Klingbeil ungeniert im Fernsehen im Brustton der Überzeugung und entrüstet alle, die sich für die AfD entscheiden oder nur eine gewisse Sympathie zeigen, als Nazis bezeichnet, tituliert diffamiert, dann ist das schon sehr besorgniserregend für die politische Kultur. Gerade auf Grund seiner Vorbildfunktion ebnet er damit den Weg zu einem gesellschaftlich akzeptierten undemokratischen Verhalten. Für viele junge Wähler kommt das einem Ritterschlag nahe, die sich natürlich den Outlaw - Schuh gern anziehen.

  12. 56.

    "Einige Leute hier im Forum haben die AfD mit Nazis gleichgesetzt. Das ist objektiv falsch. Es gibt große Unterschiede in Programm, Verhalten und Klientel zwischen der AfD und NSDAP."

    Nein, eben nicht. Das reicht von "Fliegenschiss" bis zur Verharmlosung der Verbrecherorganisation der SS. Schon vergessen was Krah so von sich gibt, wenn er nicht gerade Geld aus dem Ausland annimmt um Deutschland, der EU und der Demokratie zu schaden?

    Wenn Rechtsextremen die rechtsextreme AfD schon zu faschistisch ist kann man durchaus Parallelen ziehen.

  13. 54.

    "Stattdessen wird mit Kommunisten verhandelt und die eigene Haut unter Wert zu Markte getragen. Da muss man sich wirklich fragen, wer soll den diese Form der Demokratie überhaupt noch ernst nehmen ?"

    Welche "Kommunisten"? Die meisten alten SED und Stasi Seilschaften befinden sich nachweislich in der rechtsextremen AfD.

    Bei ihnen muß man sich nicht fragen warum sie meinen " diese Form der Demokratie" ablehnen zu müssen. Und wenn die cDU in Thüringen so weiter macht bekommt der VS dort neue Aufgaben.

    Von Papen lässt grüssen.

  14. 53.

    Zu Ihrer Farbkomposition "Braunblau" kann es nur kommen, wenn man vom Heulen über bisherige Politik rote Augen hat und grüne Galle den Rückwärtsgang des Verdauungstraktes auf dem Weg in die Freiheit passiert.

  15. 52.

    "zweitens wer bezeichnet denn alle "Andersdenkenden" als Nazis"
    Einige Leute hier im Forum haben die AfD mit Nazis gleichgesetzt. Das ist objektiv falsch. Es gibt große Unterschiede in Programm, Verhalten und Klientel zwischen der AfD und NSDAP.

  16. 51.

    "In manchen Kommentaren zeigt sich mal wieder die Intoleranz der „Toleranten“, ihr wisst auch nicht alles und steht selber manchmal auf dem Schlauch…"

    Selbstverständlich darf es keine Toleranz mit Intoleranten geben die wieder Menschen deportieren oder wie der Rechtsextremist Berndt erst letztens wieder im rbb gefordert hat pauschal von Volksfesten ausschließen wollen.

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