Landtagswahl in Brandenburg - In diesen Wahlkreisen wird es am Sonntag besonders spannend
Wo treten die Spitzenkandidaten der Parteien an? Wo hoffen Grüne, Linke und BVB/Freie Wähler auf Direktmandate? Und wo gibt es erwartbar enge Duelle? Ein Überblick spannender Wahlkreise.
Kann Dietmar Woidke (SPD) seinen Wahlkreis 41 (Spree-Neiße I) verteidigen? Der Wahlkampf war ganz auf den Ministerpräsidenten zugeschnitten, und man darf gespannt sein, ob er seine hohen Sympathiewerte und die bislang zuverlässige Rückendeckung in seinem Heimatkreis verteidigen kann.
Im Jahr 2019 kam Woidke in dem Wahlkreis auf 36,2 Prozent, sein damaliger AfD-Herausforderer Steffen Kubitzki errang 32,4 Prozent. Bei den Zweitstimmen hatte die AfD mit 33,9 Prozent die Nase vorn. Kubitzki tritt auch diesmal wieder gegen Woidke an und will dem SPD-Politiker das Direktmandat abspenstig machen.
Das Direktmandat fest im Blick hat AfD-Landeschef Hans-Christoph Berndt in seinem Wahlkreis 28 (Dahme-Spreewald III). 2019 hatte er dort 28,9 Prozent errungen – mit 3,2 Prozentpunkten Vorsprung vor dem damaligen SPD-Kandidaten Sascha Philipp. Mit Grünen-Spitzenkandidat Benjamin Raschke hat Berndt zwar einen namhaften Konkurrenten im eigenen Wahlkreis, allerdings haben die Grünen in dem Wahl- und Landkreis erfahrungsgemäß einen schweren Stand. Bei den Europa- und Kommunalwahlen im Juni erreichten sie jeweils nur knapp über fünf Prozent.
Aus landespolitischer Sicht prominent besetzt ist auch der Wahlkreis 3 (Ostprignitz-Ruppin I). Hier hatte 2019 Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) mit 23,6 Prozent das Direktmandat gewonnen. Das will sie verteidigen. Ihr gegenüber steht unter anderem der CDU-Landeschef Jan Redmann, der das Ergebnis seines Vorgänger-Kandidaten im Wahlkreis deutlich ausbauen will - Sven Deter holte vor fünf Jahren 19,7 Prozent und lag damit knapp hinter der damaligen AfD-Kandidatin auf Rang drei. Für die AfD tritt diesmal der Neuruppiner Henry Preuß an.
BVB/FW-Chef setzt auf Wahlkreis 14
Im Wahlkreis 14 (Barnim II) will der Vorsitzende von BVB/Freie Wähler, Péter Vida, sein Direktmandat verteidigen. Vor fünf Jahren gewann er mit 23,9 Prozent, mit rund zwei Prozentpunkten Vorsprung vor der damaligen Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD), die den Landtag wegen zu vieler gewonnener Direktmandate ihrer Partei räumen musste. Namhaftester Konkurrent für Vida ist in diesem Jahr aber der wirtschaftspolitische Sprecher der AfD im Brandenburger Landtag, Steffen John. Für die SPD tritt Martina Maxi Schmidt an, für die CDU der Bernauer Steffen Grosche.
Das Direktmandat für Vida ist für BVB/Freie Wähler auch deshalb immens wichtig, weil die Partei in den Vorwahlumfragen zuletzt knapp unter fünf Prozent lag. Mit dem Direktmandat würden die BVB/Freie Wähler dank der Grundmandatsklausel trotzdem in den Landtag einziehen. Bei den Europa- und Kommunalwahlen holten die Partei in Barnim ihre besten Ergebnisse, in der Stadtverordnetenversammlung in Bernau wurde sie auch 2024 wieder stärkste Kraft.
Linke mit schlechten Aussichten
Auf die Grundmandatsklausel schauen auch Grüne und Linke, die zuletzt in den Umfragen ebenfalls unter fünf Prozent lagen. Ihre Spitzenkandidaten werden dabei kaum das benötigte Direktmandat holen. Antje Töpfer, Spitzenkandidatin der Grünen, tritt nicht als Direktkandidatin an. Ihr Co-Spitzenkandidat Raschke hat es wie beschrieben in seinem Wahlkreis in Dahme-Spreewald mit Hans-Christoph Berndt zu tun. Und Sebastian Walter, Spitzenkandidat der Linken, tritt im umkämpften Wahlkreis 13 (Barnim I) an. Hier gewann vor fünf Jahren die SPD knapp vor der AfD und deutlich vor der CDU. Die Linke und Walter folgten jeweils auf Rang vier.
Mit Spannung wird deshalb auf den Wahlkreis 32 (Märkisch-Oderland II) geschaut. Für die Linken tritt hier deren ehemalige Fraktionschefin im Landtag an: Kerstin Kaiser. Die prominente Direktkandidatin will wieder zurück in den Landtag. Und ist die große Hoffnungsträgerin der Linken.
Dabei muss sie sich unter anderem gegen die SPD-Direktkandidatin Elske Hildebrandt durchsetzen. Die 50-jährige Woltersdorferin, das jüngste Kind der früheren Brandenburger Sozial- und Arbeitsministerin Regine Hildebrandt, gewann bei den letzten Landtagswahlen 2019 mit 25,9 Prozent vor dem AfD-Kandidaten, der auf 21,6 Prozent gekommen war. Die Linke wurde Dritte.
Grüne setzen auf Potsam
Die Brandenburger Grünen hoffen vor allem auf Marie Schäffer. Die holte 2019 als erste Grüne in Brandenburg im Wahlkreis 21 (Potsdam I) überhaupt ein Direktmandat, mit gerade mal 144 Stimmen Vorsprung vor SPD-Kandidatin Klara Geywitz. Auch diesmal hat Schäffer prominente Konkurrenz, in Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD), aber auch der Landtagsabgeordneten Isabelle Vandre von den Linken.
Im Wahlkreis 6 (Havelland II) hoffen die Brandenburger Grünen zudem auf ihre Fraktionschefin im Landtag, Petra Budke. Im Jahr 2019 erreichte in dem Wahlkreis Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher mit 21,2 Prozent ein beachtliches Ergebnis und lag nur knapp hinter der Gewinnerin des Direktmandats, Barbara Richstein (CDU, 22,3 Prozent). Auch bei den Zweitstimmen lagen die Grünen im Wahlkreis Havelland II auf Rang zwei – neben Potsdam gilt er als eine der wenigen Grünen-Hochburgen in Brandenburg.
Das sind die Spitzenkandidaten für die Brandenburger Landtagswahl
BSW stellt keine Direktkandidaten
Während die Spitzenkandidaten von Grünen, Linken und BVB/Freie Wähler also auch auf Direktmandate setzen und ihren Wahlkampf auf diese Wahlkreise zuspitzen, muss sich der Spitzenkandidat des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), Robert Crumbach, darum keine Sorgen machen. Zum einen wird das BSW den Vorwahlumfragen zufolge sehr sicher in den neuen Landtag einziehen, bei zuletzt konstant um die 15 Prozent der Befragten. Zum anderen hat die junge Partei für die Landtagswahl keine Direktkandidaten aufgestellt.
Zu einem interessanten Duell kommt es auch im Wahlkreis 31 (Märkisch-Oderland I/ Oder-Spree IV). Hier will der ehemalige Brandenburger Landwirtschafts- und Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) sein 2019 errungenes Direktmandat (22,5 Prozent stimmten damals für ihn) verteidigen. Sein schärfster Konkurrent dürfte der AfD-Kandidat Rainer Galla sein. Er stand im Mai 2023 kurz davor, erster AfD-Landrat von Deutschland zu werden. Nachdem Galla im Landkreis Oder-Spree den ersten Wahlgang gewonnen hatte, zog er bei der anschließenden Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten Frank Steffen nur knapp den Kürzeren.
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