
Der Absacker - Macht euch sturmfest gegen den Unsinn!
Es gibt besonders stressige Tage im Journalismus, das gehört zum Beruf. Dass aber einer ausgerechnet mitten ins Sommerloch fällt, ist schon eher ungewöhnlich. Aber es passt zur Zeit. Von Haluka Maier-Borst
Normalerweise ist die Zahl der Ereignisse im Journalismus eher gering, deren Stress und Chaos man absehen kann. Wahlen gehören dazu, genauso wie Stürme und Silvester. Aber heute wünschten hier einige Kollegen alles Gute jenen, die morgen Dienst haben. Und das hat seinen Grund.
1. Was vom Tag bleibt
Für morgen ist eine große Demonstration verschiedener Corona-Leugner angekündigt - und natürlich zahlreiche Gegendemonstrationen. Die Zahl der erwarteten Hygiene-Demonstranten ist von erst angekündigten 500.000 deutlich geschrumpft auf wohl 10.000. Trotzdem wird es wohl ein hitziges Wochenende für Berlin und ein anstrengendes für die Kollegen bei uns, die Dienst haben. Der Kollege Olaf Sundermeyer erklärt hier, wer eigentlich hinter dem Protest steckt.
2. Abschalten.
Während die Corona-Leugner aus meiner Perspektive gefährlichen Unsinn verzapfen, gibt es natürlich auch die andere Sorte von Unsinn, die man im Netz findet. Die, die einem an anstrengenden Tagen ein bisschen Ablenkung verschafft. Zwei Dinge, über die ich herzlich gelacht habe, sind diese beiden Links. Einmal der Herr, der das Beste daraus macht, dass regelmäßig Golfbälle in seinem Garten landen, indem er sie für eine kurze Slapstick-Einlage nutzt [twitter.com].
Und dann noch die Erkenntnis, dass man mit Deutsch oder zumindest Deutsch klingenden Phantasiewörtern, immer die Aufmerksamkeit bekommt – selbst bei Katzen [instagram.com].
3. Und, wie geht's?
Klar, Sie haben sich viel mit der Corona-Demo beschäftigt und viel darunter kommentiert. Spannender fand ich dann aber doch, was Sie zu der Nachricht schrieben, dass viele Tagespendlerinnen und -pendler aus Polen wohl doch keine Unterstützung aus Brandenburg bekommen. Der Grund ist, dass die Firmen, die die Polinnen und Polen beschäftigen, die Hilfe beantragen müssen. Eine kleine Formalie, die wohl sehr viele Leute leer ausgehen lässt. Jennifer schrieb dazu:
Eine Schande ist das. Die, die uns tatsächlich den A... gerettet und teilweise auf ihr Zuhause verzichtet haben, müssen auf ihren Arbeitgeber vertrauen, diese lächerliche Pauschale zu bekommen - während an andere Stelle das Geld ohne Prüfung(!!) nur so rausgeschmissen wurde. Da spielt es auch keine Rolle, ob Land oder Bund: die ausländischen Arbeitskräfte in allen Bereichen waren und sind wichtig.
Wo fehlt Ihnen aktuell die Solidarität und die Fairness in der Krise? Schreiben Sie uns an absacker@rbb-online.de.
4. Ein weites Feld...
Mit wackeligem WLAN, leichten Kopfschmerzen und Maske schreibe ich gerade diese Zeilen. Ich sitze nämlich im Zug zur Verwandtschaft in Süddeutschland. Natürlich wäre es ohne Maske einfacher. Aber es geht dann doch erstaunlich passabel. Um mich herum halten sich auch alle an das Gebot. Entsprechend hoffe ich auf die anhaltende Einsicht allereits, wenn es um die Corona-Regeln geht.
Ganz frei von Unsinn wünscht Ihnen ein schönes Wochenende:
Haluka Maier-Borst
5 Kommentare
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Ein weiterer Gedanke:
Wenn in diesem Sinne der Umgang mit einem Nicht-Sinnigen zur Sprache kommt, hier speziell eben Corona, teilen sich m. E. vier Phänomene:
1. Es gibt Menschen, die sich infizierten, doch keine Phänomene aufweisen und auch niemand anstecken.
2. Es gibt Menschen, die sich infizierten, gleichfalls keine Phänomene aufweisen und doch hochansteckend sind.
3. Es gibt Menschen, die sich infizierten, ausgeprägte Phänomene haben, aber verantwortungsvoll damit umgehen. Aufgrund eigener Verantwortung stecke sie damit keinen an.
4. Es gibt Menschen, die sich infizierten, ausgeprägte Phänomene haben, doch verantwortungslos damit umgehen. Die trotz dessen alles das machen, was sie bisher machten u. andere anstecken.
Infiziert-Sein ist Voraussetzung einer Ansteckung, doch Infiziert-sein ist nicht gleichbedeutend mit Krank-Sein. Bei vielen reicht das Phantasievermögen dazu nicht aus. Nur wer sichtbar krank wäre, könnte anstecken.
Kann ausschl. der Sinn zählen?
Lieber, geehrter Herr Meier-Borst,
ich will einfach mal mit dem Wort des Sinns und Unsinns "spielen". Nicht als verbale Haarspalterei, viel eher, weil mit so einem "Spiel" sich Vieles ergründen ließe.
Ich glaube, dass eine Unsinn-freie Welt nicht möglich ist. Und das liegt daran, dass wir nicht alles mit unseren Sinnen erfassen können und wollen. Also muss die Phantasie ran. Im Zweifelsfall eben auch die blühende.
Corona ist für mich ein Musterbeispiel für eine Nichterfassung mit unseren Sinnen. Kein Sinn hilft. Was die Entwicklung von Technik angeht, war und ist dies wesentliche Quelle der Ablehnung der Atomkraft. Doch Corona haben wir eben nicht aus einem Größenwahn heraus entwickelt, es ist als Virus da. Wie schon immer Viren zum Leben gehörten.
Also ist der Umgang mit Corona und seinen eklatanten Folgen ein Lackmustest mit demjenigen, was sich unseren Sinnen entzieht. Ist zeitweises Füße-Stillhalten "gesellsch. Tod" oder ggf. Umorientierung?
Warum so aggressiv? Den „Sinn“ der Reihe „Absacker“ haben Sie offenbar verdrängt. Aber der Titel der Reihe sollte es auch Ihnen klar machen. Smalltalk und Plauderton sind in einer Kolumne völlig üblich. Für Reportagen oder Berichte oder Nachrichten gibt es genug Raum. Warum Sie in vulgäre Sphären abgleiten ist mir unbegreiflich. Unterwäschefetischist ;-)
Lieber Absacker-Autor,
mich interessiert nicht im Geringsten, wo Sie Ihrer Arbeit nachgehen. Mit den neuen Medien können Journalisten quasi überall arbeiten. Das ist schön für sie, aber ich möchte wirklich nicht wissen, ob sie im Klo, im Zug oder sonstwo sitzen. Noch absurder ist die Mitteilung, dass Sie eine Maske tragen und die Maskenträgerdichte in Ihrem Umfeld sehr hoch ist. Nein, ich möchte es nicht wissen! Oder teilen Sie Ihrer geneigten Leserschaft demnächst auch mit, ob Sie eine Unterhose tragen, wie lange diese schon an Ihrem Körper haftet und ob sie gegebenenfalls schon Gebrauchsspuren aufweist. Nein mit Journalismus hat das Verbreiten solcher Nichtigkeiten nichts zu tun.
Klar, dass sich fast alle an den Maskenzwang im Zug halten. Denn auch die Bahn greift immer radikaler durch und schmeißt raus.
Überhaupt wird die Politik immer radikaler. Besonders von jenen, die sonst mit dem Vorwurf der Radikalität ständig auf andere zeigen. Das ist Zwang.
Wieviel Einsicht da dabei ist, bleibt offen. Im habe in den letzten Tagen im Zug so oft wie nie den Ruf sch... Maske gehört.
Es ist in der heutigen Zeit schon ein Wunder, dass die Bahn wenigstens bis zum nächsten Bahnhof wartet, bis Sie einen rausschmeißt.