Bundestagswahl 2025 - Auslandsdeutsche stehen bei Neuwahlen unter Zeitdruck

Fr 27.12.24 | 12:05 Uhr | Von Julian von Bülow
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Wahlbrief für die Bundestagswahl in Deutschland am Strand (Quelle: dpa/Frank Duenzl)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.12.2024 | Ricardo Westphal | Bild: dpa/Frank Duenzl

Bei den Neuwahlen im Februar werden Fristen wohl verkürzt. Für die Briefwahl bleibt weniger Zeit - wegen langer Postlaufzeiten eine Herausforderung für Auslandsdeutsche. Ihre Situation bessert sich mit dieser Wahl nur leicht. Von Julian von Bülow

Auslandsdeutsche

Der Begriff bezeichnet jene Personen im Ausland, die nicht mit Wohnsitz in Deutschland gemeldet sind, aber die Deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.

Auslandsdeutsche sind wahlberechtigt, wenn sie entweder nach dem 14. Lebensjahr mindestens drei Monate in Deutschland gelebt haben und das nicht mehr als 25 Jahre zurückliegt. Oder sie sind persönlich und unmittelbar vertraut mit den Verhältnissen in Deutschland und sind von ihnen betroffen.

Wegen knapper Fristen bleibt Auslandsdeutschen nur ein knappes Zeitfenster, um an der Bundestagswahl 2025 teilzunehmen. Voraussichtlich dreizehn Tage haben sie, um Briefwahlunterlagen zu erhalten, zwei Kreuzchen zu setzen und die Papiere zurück nach Deutschland zu schicken. Wer sich nicht bemüht, beeilt oder zuzahlt, könnte wegen langer Postlaufzeiten seine Stimme verlieren. Damit wäre der Grundsatz allgemeiner und gleicher Wahlen für sie infrage gestellt. Doch erstmals muss ein Großteil der Auslandsdeutschen einen Teil der Wahlbürokratie nicht mehr postalisch erledigen.

Nachdem der Bundestag Kanzler Olaf Scholz (SPD) das Vertrauen versagte, setzte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) den Termin für Neuwahlen auf den 23. Februar 2025 an. Auf diesen Termin hatten sich zuvor auch die Spitzen der Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Union geeinigt.

Ausgehend von diesem vorvereinbarten Datum hat das Bundesinnenministerium einen Entwurf vorgelegt, um einige Wahlfristen zu verkürzen. So soll möglichst schnell die Arbeitsfähigkeit des Parlaments gewährleistet werden. Auch die Bundeswahlleiterin, Ruth Brand, rechnete bereits frühzeitig mit dem 23. Februar als Wahltermin [bundeswahlleiterin.de].

Enge Fristen für die Bundestagswahl 2025

Die Fristverkürzung kommt den Parteien teils entgegen, weil sie so etwas mehr Vorlauf haben, bis die endgültigen Kandidatenlisten eingereicht werden müssen. Doch schon die regulären Fristen seien laut Auswärtigem Amt schwierig: "Aufgrund der gesetzlichen Fristen steht schon bei nicht vorgezogenen Wahlen die Stimmabgabe im Ausland wegen langer Postlaufzeiten und sehr unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten vor Herausforderungen."

Angenommen, der fiktive Auslandsdeutsche Max Krawuppke lebt in Brasilien. Damit er bei der Bundestagswahl abstimmen kann, muss er im Wählerverzeichnis stehen. Inländer werden über die Meldebehörden automatisch darin aufgenommen, aber Auslandsdeutsche müssen erst einen Antrag stellen. Das geht schon jetzt und bis einschließlich 2. Februar. Das muss Krawuppke in der Gemeinde tun, in der er in der Bundesrepublik zuletzt gemeldet war.

Wie das Auswärtige Amt auf rbb|24-Anfrage mitteilte, sei es für die mögliche vorgezogene Bundestagswahl 2025 nun erstmals möglich, das Antragsformular digital einzureichen. Zuvor musste Krawuppke das Antragsformular im Original nach Deutschland schicken. Fax und E-Mail waren dabei laut Wahlrechtskommission des Bundestages keine Option. Wer seit er 14 Jahre alt ist, nicht mindestens drei Monate in Deutschland gewohnt hat oder das länger als 25 Jahre her ist, muss aber dennoch zur Post, um ein papierernes Antragsformular zu versenden.

Dreizehn Tage für Briefwahl

Wird dem Antrag stattgegeben, werden die Briefwahlunterlagen - wieder per Post - an Krawuppke in Brasilien zugeschickt. Am 28.01. ist der letzte Tag, an dem Beschwerden wegen Zulassung oder Zurückweisung von Kandidaten(-listen) eingehen können. Bis zum 31.01. muss darüber spätestens entschieden werden. Erst dann kann mit dem Druck von Wahlzetteln begonnen werden. Die Stimmzettel werden bundesweit ab dem 10. Februar versandt, wie ein Sprecher des Berliner Landeswahlleiters, Stephan Bröchler, rbb|24 mitteilte. Der Versand ins Ausland werde dabei priorisiert. Ähnlich äußerte sich der Brandenburgische Landeswahlleiter, Josef Nußbaum.

Somit bleiben dreizehn Tage, damit die Briefwahlunterlagen von Deutschland in die Welt gehen und von dort wieder zurück kommen müssen. Was bis zum 23. Februar um 18 Uhr nicht bei der zuständigen Briefwahlstelle eingegangen ist, wird nicht gezählt.

Per Luftpost ins Ausland

Die langen Postlaufzeiten bedrohen das Wahlrecht der Auslandsdeutschen. Die Deutsche Post gibt an, dass es 10 bis 17 Werktage dauern kann, bis ein Brief aus Deutschland in Brasilien zugestellt wurde. Für Aserbaidschan gelten 10 bis 15 Tage, Australien 10 bis 14 Tage, Griechenland 6 bis 8 Tage und für die Türkei 6 bis 10 Tage. Bis die Krawuppkes dieser Welt ihre Wahlzettel in den Händen halten, kann es also dauern - ebenso bis das Wahlamt die Unterlagen zurückbekommt. Laut Berliner Wahlleiter Bröchler werde die Deutsche Post die Briefwahlsendungen per Luftpost befördern. Doch im Zielland werde die dann an die inländische Post übergeben.

Diplomatenpost und private Kuriere als "Wahlhelfer"

Die Deutsche Vertretung in Uruguay [montevideo.diplo.de] warnt auf ihrer Webseite vor der langen Postlaufzeit im Gastland.

Deshalb bieten einige Deutsche Vertretungen im Ausland an, dass die Wahlunterlagen zwischen Antragssteller und Wahlamt in Deutschland zum Teil per Diplomatenpost zugestellt werden, etwa in Uruguay und Brasilien [brasil.diplo.de]. Das Auswärtige Amt teilt zudem auf rbb|24-Anfrage mit, es werde Sonderkuriere sowie "Express-Sonderschnellbriefe" für die Übersendung der Wahlunterlagen an und von den Auslandsvertretungen einsetzen, um soweit als möglich den rechtzeitigen Eingang der Wahlunterlagen zu unterstützen.

Die deutsche Botschaft in Brasilien warnt: "Möglicherweise werden zwischen dem Eintreffen der Briefwahlunterlagen und dem Wahltermin nur wenige Tage liegen." Dann müsse man notfalls sehr kurzfristig in der Botschaft oder dem Konsulat erscheinen, um die Kreuzchen zu setzen und den Rückversand in die Wege zu leiten.

Eine weitere Option sei, private Kurierdienste wie FedEx oder DHL nutzen.

Informationen der Bundeswahlleiterin, Bundestagswahl 2021 (einschließlich Wiederholung der Wahl in Teilen Berlins): In Wählerverzeichnisse eingetragene Deutsche im Ausland bei der Bundestagswahl 2021 nach Kontinenten in %. (Quelle: Bundeswahlleiterin)

Zahl der Auslandsdeutschen unbekannt

Wie viele Auslandsdeutsche es genau gibt, ist nicht bekannt. Sie unterliegen keiner Meldepflicht wie Inländer, daher sind sie nicht auf dem Radar der Behörden. Deshalb können die Auslandsdeutschen, die nicht an der Wahl teilnahmen, obwohl sie dazu theoretisch in der Lage waren, im Wahlergebnis nicht als Nichtwähler ausgewiesen werden.

Bei der letzten Bundestagswahl 2021 stellten rund 129.000 Menschen einen Antrag für das Wahlverzeichnis [PDF, S. 37, bundeswahlleiterin.de]. Aus EU-Staaten kamen knapp 60.000 Anträge, aus Afrika rund 1.500, aus Amerika rund 10.600 und circa 5.300 aus Asien. Die weiteren Anträge stammen aus übrigen Staaten Europas, wie etwa der Schweiz, Albanien oder der Ukraine.

Weitere Informationen zur Bundestagswahl als Auslandsdeutsche(r) gibt es auf der Webseite der Bundeswahlleiterin.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.12.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Julian von Bülow

23 Kommentare

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  1. 23.

    Hast du den Artikel nicht gelesen!? Es gibt Fristen, die man einhalten muss und die erst an bestimmten Daten anfangen. Da hätte man schon Jahre "über das Ende der Ampel" wissen können. Das ist völlig irrelevant.

  2. 22.

    Natürlich hätte sie die doppelte Staatsbürgerschaft haben können. Sie hätte einfach eine Beibehaltungsgenehmigung beantragen müssen.
    Doppelte Staatsbürgerschaft ist nicht neu. Gibt es schon lange in Deutschland. War vorher nur umständlicher.

  3. 20.

    Ob "Menschen, die hier legal wohnen," das wirklich tun ist leider sehr häufig stritttig; denn sonst wären die Verwaltungsgerichte nicht mit Klagen gegen negative Aufenthaltsbescheide überlasstet.

    Übrigens könnten dieser Logik folgend dann ggf. auch Ausländer zur Bundeswehr eingezogen werden. Aber wahrscheinlich meinen Sie eher Rosinenpickerei.

  4. 19.

    Ich finde die doppelte Staatsbürgerschaft sehr fragwürdig. Wenn ich mich für ein Land entschieden habe,dann braucht es keine 2. Staatsbürgerschaft. Ich verlasse mein Geburtsland ja nicht ohne Grund,sei es weil ich unzufrieden bin mit meiner Heimat (sogenannte Auswanderer),oder weil sie einen Bund für die Ehe eingehen mit einem Lebenspartner aus einer anderen Nation.
    Also hat man sich entschieden,warum dann noch die alte Staatsbürgerschaft behalten dürfen?
    Die Geschicke 2er Nationen durch Wahlberechtigung mitbestimmen zu dürfen finde ich nicht in Ordnung.
    Ich darf ja bei Landtagswahlen auch nur in dem Bundesland wählen wo uch wohne und nicht noch zusätzlich in dem Bundesland wo ich aufgewachsen bin.

  5. 18.

    Wieso werden Deutsche beschimpft, die z.B. in gemischtnationalen Familien im Ausland leben? Meine Tochter ist mit einem Amerikaner verheiratet, die Familie mit drei Kindern (alle drei Deutsche u n d Amerikaner) lebt in den USA. Meine Tochter dürfte mehr an den politischen Verhältnissen in Deutschland interessiert sein als mancher Deutscher. Z.B. hing ihr Status in den USA direkt von der Reform des deutschen Staatsbürgerschaftsrechtes ab. Ohne die hätte sie, die jetzt seit zehn Jahren in den USA lebt, hier nicht die US-Staatsbürgerschaft erwerben dürfen, ohne die deutsche zu verlieren! Ohne die „böse“ Ampel wäre dieser Unsinn nicht abgeschafft worden. Also hat sie ein direktes Interesse daran, mitzuwählen, wird aber wohl vergeblich versuchen, ihre Stimme rechtzeitig abzugeben, weil die Post zu lange braucht. Und das in Zeiten ansonsten überbordender Digitalisierung! Übrigens: Kurierdienste für Wahlbürger haben die deutschen Auslandsvertretungen in den USA ohne Begründung abgelehnt!

  6. 17.

    Ich stimme Ihnen zu,dass Deutsche,die dauerhaft ihren Wohnsitz im Ausland kein Wahlrecht mehr haben sollten
    ABER: Wahlrecht in Deutschland hat nur jeder,der die deutsche Staatsbürgerschaft hat und nicht jeder.

  7. 16.

    Weil sie eben Deutsche sind und unter Umständen ja auch zeitnah wieder zurückkehren. Also falls die nächste Regierung mal eine Legislatur packt, könnten sie noch was davon haben.

  8. 14.

    Wie gut, daß hobby-"experten" mit keinem ihrer Wünsche durchkommen.

  9. 13.

    Auslands deutsche wählen die AfD,weil sie Deutschland wegen dem Linksextremismus verlassen haben. logisch oder?

  10. 12.

    Zudem gibt es Menschen die in zwei oder mehr Länder abstimmen dürfen.

    Ausgleichende Ungerechtigkeit vielleicht, weil viele Menschen gar keine Stimme haben.

  11. 11.

    ..."Dann bitte ohne unsre 2 Stimmen entscheiden."... ja schade, aber später nicht meckern.

  12. 10.

    Warum sollen Deutsche, die weit weg von Deutschland leben, überhaupt mit über die Zusammensetzung des Bundestages entscheiden? Ich würde das Wahlrecht eher auf alle volljährigen Menschen ausdehnen, die legal in Deutschland wohnen. Denn für die hat eine Bundestagswahl immerhin eine konkrete Bedeutung.

  13. 9.

    ok Danke Ihnen, Zeit gespart, aus Sibirien macht keinen Sinn Wahlzettel per Post zu bestellen und zusenden. Digitalisierung läuft in Sibirien 2012 besser als in Deutschland 2024. Ich dachte, Auslanddeutsche stimmen digital oder durch Botschaft. Dann bitte ohne unsre 2 Stimmen entscheiden.

  14. 7.

    Was für ein Unsinn. Pauschales Gemecker ohne Substanz. Mach es konkret, dann könnten wir diskutieren. Aber so ist das nur „alles Schei…, Deine Elli“ Gesülze.

  15. 6.

    Lassen Sie sich nicht beruhigen ( Poster BerlinSamstag, 21.12.2024 | 18:59 Uhr
    Antwort auf [Wähler ] vom 21.12.2024 um 13:41
    Ich möchte Sie beruhigen. Es kommt Ihnen nur so vor.)

    Lassen Sie sich nicht beruhigen oder verunsichern. Folgen Sie Ihrem Verstand.

  16. 4.

    Stimmt, die Regierung will ihre Diäten und sonst. Zulagen, stellt aber mal eben ihre Arbeit ein und tingelt auf unangemesse Weise durch einen Wahlkampf, ohne dass bereits die offizielle Befugnis erteilt wurde.
    Es ist doof, dass diese Leute nur ihre eigenen Interessen verfolgen.
    Ärgerlich ist auch, das mal wieder die Ämter geschlossen werden, damit gewählt werden kann und der reguläre Betrieb(Ummeldungen, Anmeldungen etc) wieder eingestellt wird und die betroffenen Bürger schauen müssen wo sie bleiben und wie sie Verspätungen glaubhaft darlegen und Strafzahlungen vermeiden können.
    Vermutlich werden wir diesen Quatsch jetzt noch häufiger machen, denn es funktioniert ja(ich gehe davon aus, dass Herr Steinmeyer nicht gegenteilig entscheiden wird.) Und warum soll ich vernünftig regieren, wenn ich auch so bezahlt werde. Die Kosten können ja die Bürger zahlen.