Bundestagswahl 2025 - Wahlkampf zwischen eisigem Wetter und erhöhter Sorge vor Angriffen

Sa 11.01.25 | 13:20 Uhr | Von Tobias Schmutzler
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Vorbereitete Plakatwände, aber noch ohne Wahlwerbung (Symbolbild, Quelle: Julian Stratenschulte, dpa)
Audio: rbb24 Abendschau | 11.01.2025 | Tobias Schmutzler | Bild: dpa

Ab der Nacht von Samstag auf Sonntag dürfen Wahlplakate für die Bundestagswahl aufgehängt werden. In Berlin ist es der fünfte Wahlkampf in drei Jahren. Nicht einfach zu schultern für die Parteien – vor allem bei Winterwetter. Von Tobias Schmutzler

"Darf ich Ihnen einen Kugelschreiber schenken?" Obwohl Mario Rhode auf dem Wittenbergplatz in Berlin-Schöneberg kostenlose Stifte im Angebot hat, laufen viele Passanten wortlos an ihm vorbei. Für den Landesvorsitzenden der Freien Wähler in Berlin ist das ein Vorbote, wie die kommenden Wochen bis zur Bundestagswahl 2025 ablaufen werden. "Das Wetter wird es schwierig machen, den Wahlkampf zu bestreiten, und dann ist da der Zeitfaktor: Bis zum 23. Februar ist nicht viel Zeit, Menschen zu überzeugen", sagt Rhode.

Nur wenige bleiben an diesem Nachmittag stehen, um sich kurz über die politischen Forderungen der Freien Wähler zu informieren. Die Partei will unter anderem den Steuerfreibetrag für Erwerbstätige und Rentner fast verdoppeln, die Migration begrenzen und den sozialen Wohnungsbau verstärken. Zwei bis zweieinhalb Prozent der Zweitstimmen wollen die Freien Wähler in Berlin bekommen – und über drei bis vier Direktmandate, die sie in Bayern gewinnen wollen, in den Bundestag einziehen.

Für die kleinen Parteien ist der kurzfristig anberaumte Wahlkampf nochmal schwieriger zu schultern als für die etablierten. Kleinparteien haben meist viel weniger Personal und Budget. Diejenigen, die bisher keine Abgeordneten in Landtagen oder im Bundestag haben, müssen zudem bis zum 20. Januar 2.000 Unterschriften in Berlin sammeln.

Heiße Phase des Bundestagswahlkampfs beginnt

Ab der Nacht von Samstag auf Sonntag dürfen die Parteien Wahlplakate aufhängen. Damit beginnt die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs. Direkt nach Mitternacht geht es für alle Parteien darum, sich die besten Plätze an den Laternenmasten zu sichern. In Berlin startet damit bereits der fünfte Wahlkampf in drei Jahren; es gab zuletzt zwei reguläre Wahltermine für das Abgeordnetenhaus und den Bundestag 2021 sowie das Europaparlament 2024 sowie zwei Wiederholungswahlen. Der anstehende Wahlkampf ist zudem der dritte in einem Winter in Folge.

"So viele Wahlkämpfe in so kurzer Frist – das ist für die Ehrenamtlichen eine große Herausforderung", sagt Jan-Marco Luczak, der die Berliner CDU in die Bundestagswahl führt. "Es wird früher dunkel. Wir müssen versuchen, die Leute bei Tageslicht zu erreichen. Und wir brauchen dicke Socken und Unterwäsche, wenn wir stundenlang auf den Plätzen stehen." 4.000 Plakate und 8.000 Kabelbinder haben Luczak und sein Team in Tempelhof in einer leerstehenden Wohnung zwischengelagert. Rund 100 Ehrenamtliche werden sie ab der Nacht von Samstag auf Sonntag auf die Straßen zu bringen.

Über 100.000 Wahlplakate in Berlin

Wahlkampf ist, auch in Zeiten von Social Media, immer noch eine Materialschlacht mit Papier und Plastik. Über 100.000 Wahlplakate dürften ab nächster Woche dann in Berlin hängen. Auf rbb-Anfrage teilte die CDU mit, sie werde etwa 40.000 Plakate aufhängen. Die Linke plant 24.000, die Grünen 20.000, die FDP 17.000, die AfD 14.000 und das BSW 7.000. Die SPD machte keine Angabe.

Auf die Frage nach dem Wahlkampfbudget des Berliner Landesverbands antworteten drei Parteien: Die Grünen verfügen über 730.000 Euro, die FDP über 500.000 Euro und Die Linke über 300.000 Euro. CDU, SPD, AfD und BSW machten entweder keine Angabe oder verwiesen darauf, dass die Bundesparteien das Gros des Budgets zur Verfügung stellten.

Sorge vor Gewalt im Wahlkampf

Auch in der Geschäftsstelle des Linken-Bezirksverbands in Spandau stehen meterhohe Stapel mit mehr als 1.000 Plakaten in der Ecke. Die Mitglieder besprechen die Wahlkampf-Einsätze der nächsten Wochen. Haustürgespräche und Koch-Aktionen sind geplant. "Wir sind geübt, durch die letzten Jahre. Wir haben genug Kaffee, Glühwein und Tee eingekauft. Bei uns wird keiner am Stand frieren", sagt Marc Mattern aus dem Linken-Bezirksvorstand.

Aber auch auf unangenehme Ereignisse werden die Ehrenamtlichen vorbereitet, zum Beispiel auf mögliche Angriffe gegen Plakatierende. "Gewalt ist schon ein großes Thema“, sagt Mattern. "Im Europawahlkampf gab es viele Übergriffe auf Abgeordnete und Ehrenamtliche, auch aus anderen Parteien. Deshalb haben wir klare Regeln aufgestellt: Keiner geht alleine plakatieren. Und zu späten, dunklen Zeiten schaut man, dass man in größeren Gruppen auf jeden Fall unterwegs ist." Der kurze, eisige Winterwahlkampf beginnt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.01.2025, 19:30 Uhr

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Beitrag von Tobias Schmutzler

129 Kommentare

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  1. 127.

    Ein Muß für jeden kritischen Volksbürger. Sie verbreiten reine ,,AfD''-Propaganda, die Bezüge zu heute sind klar erkennbar. Weidel und Co. sind die Schuldigen, die zurück in ihre Löcher müssen.

  2. 126.

    Niemand verurteilt Parteien, die Frieden wollen. Wer aber Putins Imperialismus toleriert und einen Diktatfrieden (zugunsten des Aggressors Russland) fordert, darf dafür durchaus kritisiert werden.
    Andere Frage: Wollen Sie eigentlich hierzulande unsere Exekutive auch entwaffnet sehen? Und was reizt Sie am sogenannten Recht des Stärkeren?

  3. 125.

    Kann es sein, dass es in dem Artikel eigentlich um etwas völlig anderes geht? Aber Sie lesen nur Wahl und schon geht es los mit Ihrem offensichtlichen Lieblingsfeind.

    Und jetzt zum Thema: Ich finde die Sorge vor Angriffen ist berechtigt, denn der Ton und die Stimmung wird aggressiver. Selbst hier in einigen Kommentaren ist das schon so und dann möchte ich nicht wissen, was die Aggressivität und aufgeheizte Stimmung mit einigen Menschen macht. Ich möchte in diesen Tagen keine Plakate aufhängen oder an Ständen stehen und die Menschen, die das jetzt für ihre jeweilige Partei machen, tun mir ernsthaft leid.

  4. 124.

    Stimmt doch nicht. Von vorn bis hinten auf unterstem Niveau gelogen.

  5. 123.

    Na Du bist aber auch so 'ne Gurke?Hast Du tatsächlich den Spruch nicht verstanden? Jetzt kommst Du mit dem ,,Kleister''. Hallo? Peinlich hoch drei, afd?

  6. 121.

    Ja, die Grünen haben sich selbst negativ verändert und deren Veränderung bringen Deutschland an den Abgrund. In den 80ern gingen noch die 68er und Boomer zu Millionen auf die Straße gegen Krieg und A-Waffenstationierungen, heute macht man das Gegenteil. Und deren Fußvolk verurteilt Parteien die Frieden wollen. Das sind die Kriegstüchtigen von morgen

  7. 120.

    Na immerhin passt der Kleister dazwischen oder dachten Sie nicht soweit? Und Fuß, langes a= mit ß passt, kurzes a= mit ss. Gilt auch für andere Kommentare, die Sie mit verschiedenen Namen und immer gleichem Fehler hier präsentieren. Schönen Sonntag noch, egal wer Sie heute sein möchten.

  8. 119.

    Warum schreibst Du eigentlich solchen Unfug? Du weißt genau, daß Eure Weidel gestern große Lügen medial verbreitete, ,,Hitler war ein Linker'', das haben schon die Nationalsozialisten im dritten Reich versucht! Ein weiterer Schritt, Richtung afd-Verbot. D.h. Sie wird niemals die Bundeskanzlerin, höchstens die Kanzlerin der ,,AfD''. Da kann sie meinethalben bleiben.

  9. 118.

    Es gibt eine formaljuristische Auffassung und es gibt eine menschliche(re) Auffassung, die zu manchen Zeiten - demokratischen wie undemokratischen - davon abweicht. !933 wurde auf formaljuristischer Ebene das "Gesetz zur Wiederherstellung des deutschen Berufsbeamtentums" beschlossen und es gab Menschen, die dies einhielten und andere, die es aus menschlichen Gründen ablehnten, dies sozusagen gefühlsmäßig als illegal, zumindest illegitim begriffen. Die Letzteren hatten im Gegensatz zu heute die schlechteren Karten.

  10. 117.

    Er ergeht sich in einer Metapher, aber manche Leute denken soviel wie zwischen Wand und Tapete paßt.

  11. 116.

    Wo lernt man denn so eine Rechtsauffassung ? Da müssen ja die ganzen Politiker nochmal zur Nachhilfe !

  12. 115.

    Klar,alles dichtmachen.Auch Amazon und Meta und X und so weiter...Automobilindustrie dichtmachen.Nicht mehr ganz dicht.

  13. 114.

    Die Welt und die Politik entwickeln sich immer weiter. Deshalb gibt es auch immer was Neues. Gerade die Grünen treten ja für Veränderungen an und schauen nicht zurück, sondern zuversichtlich in die Zukunft.
    Wenn die progressiven Veränderungen dann kommen, ist es auch wieder nicht recht. Ich fragt mich, warum die Grünen nicht solche Ideen entwickeln und umsetzen ? Stattdessen ergeht man sich lieber larmoyant in dekonstruktiver Kritik, nicht weil die Ideen schlecht sind und was man damit macht, sondern weil man nicht selbst davon profitiert und weil es nicht auf dem eigenen Mist gewachsen ist. Wäre es anders herum, würde es diese Diskussionen gar nicht geben.

  14. 113.

    Naja, schön polemisch formuliert. Viele der angesprochenen Themen können gar nicht in einer Legislaturperiode erledigt werden, sondern dauern schon mal länger. Auch wurde niemand zur Impfung gezwungen, die Entscheidung lag bei jedem einzelnen selbst. Und überhaupt, das ewige Rumgehacke nervt, frei nach dem Motto: ich mach mir die negative Welt, wie sie mir negativ gefällt.

  15. 112.

    Danke für Ihr Zitat, auch wenn es immer noch unvollständig ist und durch das BMWK auch nicht weiter vervollständigt wurde. Das GEG/EEG war ein Schnellschuss und hat zu massiver Verunsicherung gesorgt. Daher könnten die tapferen Wahlkämpfer der Grünen noch soviele Plakate kleben, für mich sind sie nicht wählbar. Von der wirtschaftlichen Situation im Land möchte ich garnicht erst reden. So habe ich mich entschlossen, mein Haus auf eigene Kosten energetisch zu sanieren. Einsparung bisher gut 50% des Energiebedarfs. Es werden durch die Gesetzgebung bis heute nicht alle Einsparpotentiale berücksichtigt.

  16. 111.

    Und es soll Leute geben, die schreiben den täglichen Unsinn immer und immer wieder und wähnen sich schlau.

    Der Dunning-Kruger-Effekt

  17. 110.

    Schön. Ich habe schon viele Kugelschreiber geschenkt bekommen, so von der CDU, der SPD den Grünen, der Linke und wissen Sie was, die schrieben alle blau.

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