Berliner Hauptbahnhof - Polizei warnt vor unseriösen Hilfsangeboten an geflüchtete Frauen

Mi 09.03.22 | 16:42 Uhr
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Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet gehen am 08.03.2022 im Berliner Hauptbahnhof zu einer Sammelstelle. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Dubiöse Wohnungsangebote an geflüchtete Frauen aus der Ukraine sorgen weiter für erhöhte Aufmerksamkeit am Berliner Hauptbahnhof. Zumeist ältere Männer sollen Wohn- und Übernachtungsangebote nur für Frauen angeboten haben.

Unseriöse oder kriminelle Hilfs- und Wohnungsangebote an geflüchtete Frauen aus der Ukraine sorgen weiter für erhöhte Aufmerksamkeit der Polizei am Berliner Hauptbahnhof. Auch am Dienstag habe es wieder einzelne Fälle gegeben, bei denen Männer Frauen dubiose Angebote gemacht hätten, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei am Mittwoch.

Die zumeist älteren Männer hielten wie die echten Helfer Schilder mit Wohn- und Übernachtungsangeboten für Frauen hoch. Ein Verdacht ergebe sich besonders dann, wenn die Männer ihr Schild nur bei bestimmten Frauen zeigen und unter Umständen zusätzlich noch Geld bieten.

Videoaufnahmen werden ausgewertet

Die Bundespolizei achte seit Tagen sehr auf Verdachtsfälle und werte auch Videoaufnahmen der Kameras im Bahnhof aus, sagte die Sprecherin. Hinweise kämen auch von den Hilfsorganisationen und anderen Helfern. Die Bundespolizei kontrolliere die Verdächtigen, halte eine sogenannte Gefährderansprache ab mit entsprechenden Warnungen und verweise sie aus dem Bahnhof.

Es gehe um den Verdacht des Menschenhandels und der Ausbeutung, für Festnahmen fehlten aber oft entsprechende Beweise. Wichtig sei nun, durch Warnungen und Eingreifen zu verhindern, dass Frauen in Autos dieser Männer steigen.

Am Dienstag hatte die Bundespolizei auf deutsch, russisch und ukrainisch getwittert: "Am Berliner Hbf verhalten sich einige Personen auffällig im Zusammenhang mit der Unterkunftsverteilung an Vertriebene aus der Ukraine. Bitte wenden Sie sich umgehend an die Polizei, wenn Ihnen Geld für eine Unterkunft geboten wird oder Sie Personen beobachten, die dies tun." Auch die Berliner Polizei sensibilisierte ihre Polizisten besonders für das Thema.

Mobiles Team für Kinderschutz am Hauptbahnhof

Zum Schutz von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen setzt die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ein mobiles Team für Kinderschutz und Jugendhilfe am Berliner Hauptbahnhof ein. "Unlauteren Menschen, die die Situation der Geflüchteten ausnutzen wollen, halten wir auf diese Weise ein Stopp-Signal entgegen", sagte Senatorin Astrid-Sabine Busse (SPD).

Das Team soll nahezu rund um die Uhr vor Ort und im Ankunftszelt Ansprechpartner für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie für die Bundespolizei und weitere professionelle Unterstützerinnen und Unterstützer sein und die Versorgung und Unterbringung von in Berlin ankommenden unbegleiteten Flüchtlingen koordinieren.

Sendung: Inforadio, 09.03.2022, 14:25 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Soweit ist es schon gekommen. Zitat von Focus heute: "Zahlreiche Frauen aus dem ukrainischen Krisengebiet lehnten allerdings das Rettungsangebot des fränkischen Busunternehmens ab. Sie hatten offenbar Angst, in die Fänge von Menschenhändlern zu geraten. Entsprechende böse Gerüchte machten wohl vor Ort die Runde." Diese Frauen wollen schon gerettet werden, aber nicht nach Deutschland.

  2. 10.

    Die Hinweise der Polizei und die Sensibilisierungen dafür sind unbedingt geboten. Nur fragt man sich schon, worin die Straftat bestehen soll, wenn Menschenhandel so nicht abläuft und auch nicht nachgewiesen werden kann, selbiges gilt für große Teile der Zuhälterei, die strafbar ist, aber die man auch erst einmal nachweisen muss. Personen nach Gesichtskontrolle von Bahnhöfen zu verweisen, "dem Bauchgefühl nach", ist eine Ermessensüberschreitung der Polizei. Auch die Auswertung von Videomaterial dazu ist rechtlich grds. nicht zulässig, solange keine Straftat begangen wurde. Vergleichbar mit unseriösen Wohnungsangeboten - Wohnraum gegen Sex - sind diese Versuche der Männer, so unseriös wie die Polizeiwillkür als Reaktion darauf.

    Hinzu kommt die Frage, weit verrbeitet in diesen Tagen, fällt den Menschen eigentlich erst beim Leid der Flüchtenden aus der Ukraine auf, wie vulnerabel Geflüchtete allgemein sein können? Selbiges Verhalten gab es gegenüber Schwarzen o. Muslim*innen nicht.

  3. 8.

    Ich finde wirklich gut und wichtig , dass der RBB darüber offen und warnend berichtet . Als einziger Sender übrigens bislang . Lob an rbb . Es ist bedenklich , dass weder ntv noch rtl oder Tagesschau, zdf darüber berichtet und warnt und ebenfalls aufklärt . Nochmal die Frage: Ist dieses Vorkommen und Tatsache auch nach Rumänien, Polen und Ungarn, slowenien gemeldet worden und wird auch dort darauf geachtet ? Natürlich auch andere Bundesländer noch mit einbezogen mit den Massnahmen???

  4. 7.

    Echt schlimm sowas auszunutzen. Hoffe alle bekommen das was sie verdienen wenn sie erwischt werden. Hilflosigkeit so auszunutzen ist ein Verbrechen.

  5. 5.

    Ich habe absolute Hochachtung für die vielen Helfer/innen. Das ist Schwerstarbeit. Und wenn dann dubiose Gestalten auftauchen, die aus der Not der Flüchtenden noch unseriöse Absichten entwickeln, muss unser Sicherheitssystem konsequent dagegen vorgehen. Wer sind denn die erwähnten älteren Männer? Wo kommen die denn her, bzw. aus welchem Mileu?

  6. 4.

    " Sollte mir so jemand auffallen, ..."

    wenden Sie sich besser umgehend an die Polizei , Kriege offenbaren auch immer die schlechten Eigenschaften bestimmter Menschen , ein Wermutstropfen für die überwältige und uneigennützige Hilfsbereitschaft

  7. 2.

    das ist soooooooo wiederlich, ganz toll und wichtig deshalb, der Beitrag vom rbb, DANKE dafür, hoffe sehr, dass nichts Schlimmes passiert und viel Kraft den GUTEN HELFERN und hoffentlich bald ein Ende des Krieges

  8. 1.

    Widerlich, dass jetzt auch viele Perverse aus der Deckung kommen, um Opfer bei den Geflüchteten zu finden.
    Ich bin selbst als freiwillige Helferin am Hauptbahnhof unterwegs und kann nur sagen: Sollte mir so jemand auffallen, kann der sich frisch machen!

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