Tagebuch (20): Ukraine im Krieg - "Die Russen stecken selbst bis zu den Ohren in der Scheiße und denken, dass das so sein sollte"

Mo 06.03.23 | 13:05 Uhr | Von Natalija Yefimkina
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Tagebuch Ukraine: März 2023 (Quelle: rbb/Natalija Yefimkina)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.03.2022 | Natalija Yefimkina | Bild: rbb/Natalija Yefimkina

Vjacheslav hat einen Traum: "Vollständig das gesamte Territorium der Ukraine von diesen Mistkerlen befreien". Der 52-Jährige erzählt Natalija Yefimkina in ihrem Kriegstagebuch, wie er zum Militär kam und warum er keine Angst hat, im Krieg zu sterben.

Natalija Yefimkina: Rund um den Jahrestag des Kriegsbeginns war ich bei einer deutschen Bekannten. Sie sagte, egal worüber man rede, am Ende lande man immer bei diesem furchtbaren Krieg. Das alles mache sie so fertig. Sie habe das Gefühl, es werde mal wieder alles unter weißen Männern entschieden. Warum tritt man nicht einfach die Gebiete an Putin ab, um dem Elend endlich ein Ende zu bereiten?

Am Abend dann kam eine russische Freundin bei mir vorbei. Es war gerade der Todestag von Nemzow. Sie sagte, irgendwann werde der Mord an Boris Nemzow als der dreisteste Mord in die Geschichte eingehen. Warum lerne man nichts dazu, sagte sie. Als nächstes wäre dann Moldau dran oder sonst was, vielleicht Polen. Nichts hätte man aus der Geschichte gelernt, weil immer der Sieg vorgeschoben werde, nichts sei verarbeitet. Der einzige Weg für ihr Land sei eine Niederlage. Ohne Niederlage wäre ihr Land verloren, sie wünsche sich das aber nicht.

An Jahrestag selbst war ich auf der großen Demonstration, habe ein Interview gegeben und schreibe wieder mein Tagebuch. Egal wie oft man redet, manche hören es nicht. Sie hören es vielleicht, aber sie verstehen es nicht.

Zur Person

Die Regisseurin Natalija Yefimkina (Quelle: Lucia Gerhardt)
Lucia Gerhardt

Natalija Yefimkina lebt in Berlin. Sie ist in Kiew aufgewachsen. Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl zog die Familie zunächst nach Sibirien, in den 1990er Jahren dann nach Deutschland. Yefimkina arbeitet als Filmemacherin.

Ich bekomme einen Kontakt zu Vjacheslav, ohne zu wissen, wer er ist und was er macht. Er hingegen weiß sehr viel über mich. Er redet mit mir Ukrainisch, ich mit ihm Russisch.

Ich bitte ihn sich vorzustellen.

Ich habe 30 Jahre in der Armee gedient. 2018 bin ich leider ausgetreten und habe für eine internationale humanitäre Hilfsorganisation gearbeitet. Am 24. Februar 2022 wurde ich mobilisiert und diene seither in der ukrainischen Armee.

Wie alt sind Sie, Vjacheslav?

Leider bin ich 52… wahrscheinlich… ja, ich werde 53. Ein respektabler Kosake. Mit 18 trat ich in die Militärakademie ein und habe dort fünf Jahre studiert. Nach dem Abschluss 1993 wurde ich Kompaniechef, schrieb meine Doktorarbeit und war Postgraduierten-Student. Danach habe ich im Generalstab des Verteidigungsministeriums gearbeitet. Aber zu Kriegsbeginn habe ich mich wieder einberufen lassen.

Warum?

Wie warum? Im Land ist Krieg und du bist ein normaler Mann und sitzt weiter zu Hause? Natürlich nicht. Ich hatte schon lange den Eindruck, dass all das, was 2014 anfing, nicht von alleine zu Ende geht und in naher Zukunft noch schlimmer wird. Seit in die okkupierten Gebiete von Luhansk, Donezk und auf der Krim Investitionen flossen, war klar, dass Putin nicht aufhören wird.

Diese Überzeugung hatten ich und meine Freunde, also alle Menschen um mich herum - Armeeangehörige, Veteranen, die Bataillone der Freiwilligen - alle sagten, macht euch bereit, es wird Krieg geben. Sie haben das so laut herausgeschrien, aber leider wollten es die Menschen nicht immer hören.

Sie meinen, dass vorher schon klar war, dass es auf einen totalen Angriffskrieg hinausläuft?

Es war nicht klar wann, aber dass Putin nicht dort aufhören wird und er bereit ist für einen Krieg, daran hatte ich überhaupt keine Zweifel. Vorsorglich stockte ich meine Armee-Utensilien auf: Ich besorgte mir Schutzwesten, eine Uniform, Helme, eigenе Waffen. Mit Freunden trainierten wir damals ständig, sind gelaufen, haben Schießübungen gemacht. In der Nähe von Kiew spielten wir Überfälle in den Wäldern durch.

Als schon fühlbar war, dass nur noch ein paar Wochen übrigbleiben, schlossen sich uns zunehmend auch Zivilisten an. Alle interessierten sich plötzlich dafür, was man im Notrucksack dabei haben sollte, wie man sich fortbewegt, wie man mitten im Wald Wasser kocht, sich orientiert, welche Funksysteme und wie viel Geld man dabei haben sollte und was in die Reiseapotheke muss. Drei oder vier solcher Trainings hatten wir im Februar schon durchgeführt. Dann fing der Krieg an.

Tagebuch Ukraine: März 2023 (Quelle: rbb/Natalija Yefimkina)
IrpinBild: rbb/Natalija Yefimkina

Werden Sie in Ihrer Arbeit mit Kriegsverbrechen konfrontiert?

Ja, wir erfassen Kriegsverbrechen der russischen Armee in allen befreiten Gebieten, vor allem in den Regionen um Kiew, Chernihiv, Charkiw und Izum. Und überall gibt es eine unglaubliche Zahl an Kriegsverbrechen. Es ist nicht so, dass sie ihre Soldaten davon abhalten. Eher umgekehrt: Sie drängen ihre Soldaten sogar dazu, so etwas zu machen.

Wie halten Sie das alles aus? Ich habe mich viel mit der Geschichte der Gulags und des Nationalsozialismus beschäftigt, aber es schockiert mich trotzdem, denn wir befinden uns im 21. Jahrhundert, in einer völlig anderen Zeit.

Das humanitäre Völkerrecht definiert, dass die Menschen der beiden Partien sich auf der gleichen Betrachtungsebene befinden. Aber Sie können ja einem Affen nicht beibringen, was humanitäres Völkerrecht ist, richtig?

Richtig.

Aber leider befinden sich viele Menschen in Russland irgendwo im Mittelalter. Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele aus dem Leben: Noch vor dem Krieg machte in Russland die Geschichte die Runde, die Ukraine würde irgendwelche Zugvögel züchten, die sie mit einem Virus infizieren und diese Vögel flögen dann nach Russland und würden die Russen ausrotten.

Als sie eine Lagerhalle ausraubten, ließen sie die Bluetooth-Kopfhörer liegen. Sie haben gesagt, dass sie doch kaputt seien, kein einziges habe ein Kabel.

Vjacheslav

In einem Dorf bei Chernihiv ertränkten dann Soldaten aus Burjatien [Anm.: Region im Fernen Osten Russlands] alle Hühner in einem See. Die Dorfleute fragten: Warum macht ihr das? Und sie haben geantwortet: Damit die Vögel nicht zu uns kommen und euren Virus zu uns bringen. Okay, Enten und Gänse fliegen, aber doch nicht die Hühner, wozu habt ihr sie ertränkt? Und sie stehen und sagen nichts. Das ist erschreckend und seltsam.

Sie haben uns gesagt, dass es sie sehr überrascht hat, dass wir so reiche Dörfer haben mit asphaltierten Straßen und Plasma-Bildschirmen in jedem Haus. Aber was sie am meisten verwundert hat, ist, dass "sogar eure Kinder keine Tastentelefone haben". Sie sagten nicht Smartphones, sondern "keine Tastentelefone".

In der Nähe von Kiew gab es ein Geschäft für Elektrotechnik. Als sie dessen Lagerhalle ausraubten, ließen sie die Bluetooth-Kopfhörer liegen. Später fragten Einheimische: Warum nehmt ihr die nicht mit? Da haben sie gesagt, dass sie doch kaputt seien, kein einziges habe ein Kabel. Wenn man das alles so sieht, denkt man, die kommen von einem anderen Planeten.

Hier in Deutschland verstehen viele Leute nicht, warum sich die beiden Seiten nicht einigen können.

Nehmen Sie mal die Kontakte in meinem Telefon: Seit der Großinvasion haben mehrere Dutzend Leute nicht mehr angerufen. Das sind Menschen, die ich kannte, mit denen ich Zeit verbracht habe, aus meinem nahen Umfeld. Aber du weißt, dass sie dich nie mehr anrufen werden. Bei einigen war ich persönlich auf der Beerdigung.

Wenn du auf der Beerdigung von deinem Freund stehst und weißt, dass er von Russen umgebracht wurde, wie soll man sich da – um mit unseren ungeschickten Politikern zu sprechen - in der Mitte treffen? Kann man das mit mir? Ich denke nein. Bis zu dem Punkt, an dem sie uns oder wir sie vernichten, wird es keinen Waffenstillstand geben.

Das heißt, Sie haben auch Freunde verloren?

Ja. Die, mit denen wir die Trainings durchgeführt haben. Wir hatten eine Gruppe von Freunden, mit denen wir im Urlaub in die Karpaten gefahren sind oder übers Wochenende zum Oleschky-Sand. Kennen Sie diese Wüste mitten in der Ukraine?

Tagebuch Ukraine: März 2023 (Quelle: rbb/Natalija Yefimkina)Irpin

Ja, kenne ich.

Wir sind also zusammen zur Oleschky-Wüste gefahren oder dorthin, wo der Dnipro ins Schwarze Meer mündet. Das war vor zwei Jahren. Jetzt ist dort überall die russische Armee. Kann ich ihnen verzeihen, sie entschuldigen, kann ich das oder kann ich das nicht? Natürlich nicht!

An dieser Stelle sollte man sich an eine tolle Person erinnern, an Golda Meir, die gesagt hat: "Wir wollen am Leben bleiben. Unsere Nachbarn wollen uns tot sehen. Das ist keine Frage, die viel Spielraum für Kompromisse lässt." Ich denke oft an diese Worte. Es wird in den nächsten Jahren mit Russland keinen Kompromiss geben.

Haben Sie Familie?

Mein älterer Sohn ist auch Offizier in der ukrainischen Armee. Er kämpft in der südlichen Richtung. Und der Jüngere geht noch zur Schule, deshalb lebt er noch hier, nicht weit von mir.

Haben Sie nicht Angst um ihren Sohn?

Es ist eine Sache, wenn Du selbst dort bist und nur für dich selbst verantwortlich, aber eine ganz andere, wenn deine Kinder im Krieg sind. In den Nachrichten schreiben sie, dass Saporischschja bombardiert wurde und du weißt, dass er heute dort ist.

Er ist den ganzen Tag nicht erreichbar. Nach Beschuss ist das meistens so, erst gegen Abend, wenn die Stromversorgung und das Netz wieder aufgebaut sind, ist er erreichbar und sagt, dass alles in Ordnung ist. Diese halben Tage, wenn Du nichts weißt, sind die unangenehmsten und die schlimmsten Stunden.

Der Krieg hat erst ein Ende, wenn einer der Beteiligten siegt. Man kann sich nicht irgendwo in der Mitte einigen. Mit wem auch?

Vjacheslav

Wie alt ist er?

29 Jahre. Er hatte vor, im Frühling 2022 zu heiraten. Aber dann hat der Krieg angefangen (lacht traurig). Wie man so sagt - es war einem nicht danach. Deshalb sage ich immer, der Krieg zerstört nicht nur irgendwelche Häuser oder Straßen, er zerstört das Wesen des Lebens, er zerstört Menschen.

Ich dachte, dass ich vielleicht Enkelkinder bekomme, um die ich mich kümmern kann. Aber der Krieg hat seine Anpassungen vorgenommen, das Leben hat seine Anpassungen durch den Krieg vorgenommen.

Der Krieg geht schon so lange und die Menschen werden müde. Hier in Deutschland wollten alle erstmal helfen, aber jetzt tritt das Gefühl ein, der Krieg ist doch immer was Schlechtes. Also denkt man, dass der Krieg irgendwie anders beenden werden müsste.

Nein. Der Krieg hat erst ein Ende, wenn einer der Beteiligten siegt. Man kann sich nicht irgendwo in der Mitte einigen. Mit wem auch? Wenn man mit den Russen redet, dann sagen sie Worte, aber legen einen völlig anderen Sinn dahinter. Auch einen Friedensvertrag werden sie anders interpretieren und so verändern, wie es gerade passt.

Wie viele Tausende von russischen Gefangen haben wir und niemand von ihnen - ich habe mich bereits mit Hunderten von ihnen unterhalten - niemand hat ein Gefühl der Reue. Sie bedauern, dass man sie hierher gezwungen hat, bedauern, dass man ihnen kein Geld gezahlt hat, bedauern, dass man ihnen nicht die Waffen gegeben hat, die sie wollten, die Kampfpiloten bedauern, dass man ihnen versprochen hatte, dass es keine Luftabwehr geben wird und sie wurden dennoch abgeschossen. Aber niemand von ihnen sagte: Ja, ich verstehe, ich bin Okkupant, ich habe etwas Schlechtes gemacht.

Sie hegen nur Groll auf ihr Land, das ihnen nicht das versprochene Geld gezahlt und sie getäuscht hat, dass es hier leichter sein würde. Das ist das Einzige, was sie stört. Der ganze Rest, dass es hier keine Nazis gibt, von denen man ihnen erzählt hat, dass hier keine Nato-Armee steht, interessiert sie nicht.

Sie stecken selbst bis zu den Ohren in der Scheiße und denken, dass das so sein sollte. Man kann sich mit ihnen niemals einigen oder etwas verhandeln. Das ist meine persönliche Meinung.

Ich habe ja bereits einen Soldaten interviewt, deshalb ist es interessant, mit jemandem zu reden, der mehr Verantwortung in der Armee hat.

Sagen wir mal so, ich beleuchte die Kämpfe in der Presseabteilung der Armee. Ich bin gerade krankgeschrieben, aber es wird der Arbeit nicht schaden. Noch ein paar Infusionen, dann fahre ich zurück.

Mein Vater sagt, die Gesundheit wird schlechter, wenn man die ganze Zeit schreckliche Sachen zum Frühstück liest.

Wissen Sie, Natalija, wenn du bei Bombenalarm in Kiew bist, kannst du nur ganz tief in einem Bunker oder in der U-Bahn sicher sein, am Leben zu bleiben. Die Rakete kann überall in der Stadt einschlagen. Es ist Gottes Wille, ob man am Leben bleibt oder nicht.

Die dummen Russen erzählen ja, dass sie die zweitstärkste Armee auf der Welt haben und Waffen, die ihresgleichen suchen. Aber wahr ist, dass von den Raketen, die in Kiew einschlagen, nur etwa zehn Prozent Armeeziele treffen und der Rest wegen ihrer Ungenauigkeit oder wegen sonst was zivile Gebäude, Wohnhäuser et cetera trifft.

Zu jeder Zeit kann es in deinem Haus einschlagen. Das macht die Leute nervös und wenn ein Mensch nervös ist, dann kommen alle Gesundheitsprobleme, die man schon hatte, hoch.

Ich musste gerade an Dnipro denken, diese Bilder von den eingestürzten Hochhausreihen und du weißt, dass überall dort Menschen drunter liegen.

In der Ortschaft Gastomel, ganz in der Nähe von dem Flughafen, auf dem unser riesiges Frachtflugzeug Mrija stand, gab es auch einen kleinen Armeestandort mit mehr als zehn Wohnhäusern. Sie wurden wie in Dnipro zerstört. Geht man dort vorbei, spürt man den Geruch von Organischem und ich bin mir nicht sicher, ob das nur aus den Kühlschränken dringt.

Gab es Momente, in denen Sie Angst hatten, Ihr Leben zu verlieren?

Ich habe einen Traum, für den ich maximal arbeite: vollständig das gesamte Territorium der Ukraine von diesen Mistkerlen befreien. Sie dürfen unter keinen Umständen mehr die Grenze übertreten können. Durch den Druck der internationalen Gemeinschaft braucht es eine demilitarisierte Zone, damit sie nicht näher als 200 km an ihre Nachbarn rankommen können.

Sie wissen ja, dass sie in der ersten Zeit des Krieges alle Fabriken in der Donezk-Region demontiert und abtransportiert haben. Was haben sie angerichtet, dass alle Stollen im Donbas jetzt unter Wasser stehen? All die Chemiefabriken sind zerstört, die Maschinen herausgerissen. Wenn man das alles zusammenzählt, muss Russland noch 100 Jahre der Ukraine Reparationszahlungen leisten, damit sie in der gleichen Scheiße weiterleben.

Das Beste, was man gegen Russland tun kann, ist sie zu isolieren und wie in einem Zoo um das Tier einen Graben zu ziehen, damit es nicht aus seinen Grenzen tritt.

Was hat sich in der Ukraine seither verändert? Ich habe zum Beispiel den Eindruck, dass sich das Land gerade seiner Korruption entledigt. Was denken Sie?

Ich sage natürlich nicht, dass es keine Korruption mehr gibt. Aber es fing 2014 an und der Höhepunkt war nach dem Einmarsch erreicht, dass die Gesellschaft zumindest auf der unteren Ebene keine Fehltritte mehr zulässt. Auch auf Regierungsebene kommt es zu großer medialer Verbreitung, sobald Korruption ruchbar wird. Langsam, langsam, verändert sich die Ukraine in die richtige Richtung.

Psychologen sind gerade eine sehr gefragte Berufsgruppe.

Vjacheslav

Und auch die Frauen und ihre Kinder, die hier im Ausland leben, kommen ja vielleicht irgendwann zurück.

Leider gibt es eine Statistik, wonach Flüchtlinge, die mehr als ein Jahr im Ausland leben, nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit zurückkehren. Das wird noch ein harter Schlag für die Ukraine.

Wenn Menschen Monate lang einander nicht sehen, verändern sie sich und es wird schwierig, wieder ein gemeinsames Leben aufzubauen. Bei 90 Prozent meiner Bekannten hat sich das Familienleben seit 2014, sagen wir mal, verändert. Jemand hat sich getrennt, ein anderer hat eine neue Familie gegründet, manche leben noch mit der gleichen Person, trotzdem hat sich bei allen das Familienleben verändert.

Warum?

Ich weiß es nicht. Einer lebt im Krieg und der andere an einem friedlichen Ort. Warum der Mensch, der aus dem Krieg zurückkommt, sich so und so verhält, ist nicht immer klar. Da muss man viel Verständnis aufbringen, einfühlsam sein (lacht), einander bestimmte Taten verzeihen. Aber das schafft man nicht immer. Psychologen sind gerade eine sehr gefragte Berufsgruppe.

Wir haben Journalisten in eine Stadt begleitet, aber da es schon dunkel wurde, konnte man keine tolle Reportage mehr machen und wir fuhren nicht mehr, wie geplant, bis zur Front. Ich sagte: Lasst uns erst morgen an den Frontabschnitt fahren. Noch an diesem Abend kam plötzlich eine unglaubliche Zahl an Sanitätsautos mit sehr vielen Verletzten in die Stadt. Die kamen von genau diesem Frontabschnitt, wo wir eigentlich hinwollten. Die Journalisten sagten: Was wenn wir heute dahingefahren wären? Dann würden wir im besten Falle jetzt verletzt in den Autos liegen.

Dieses Wissen, dass der Tod ganz nah um einen herumschleicht, wirkt sich stark auf die Psyche aus - die ganze Zeit in Erwartung zu sein, dass etwas passieren könnte, ist schwierig.

Und jetzt haben sich alle dran gewöhnt.

Selbst bei Luftalarm wissen die Leute: Wenn es sich um eine Rakete handelt, muss man rennen und sich verstecken. Aber bei einer dieser Shahed-Drohnen aus dem Iran hat man noch 1,5 bis 2 Stunden Zeit, bis sie von der Grenze bis Kiew geflogen ist. Dann kann man noch schnell ins Cafe rennen (lacht) oder was anderes machen.

Als es die ersten Einschläge aufs Energiesystem gab, kam es zu so lustigen Situationen. Wir standen an einer Tankstelle. Da kommen zwei Frauen angelaufen, eine mit einem Fön, die andere mit einem Stuhl und sagen: Wir haben uns gerade die Haare gewaschen, als der Strom ausfiel, und jetzt können wir uns nicht fönen. Also nahmen sie auf dem mitgebrachten Stuhl Platz und trockneten sich die Haare.

Und jetzt sitzen alle an den Tankstellen mit ihren Laptops?

So ist es.

Tagebuch Ukraine: März 2023 (Quelle: rbb/Natalija Yefimkina)Gostomel

Alle Tagebuch-Einträge von Natalija Yefimkina

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    Ihre Tochter sitzt im Rollstuhl. Den hievt man nicht einfach so in den Luftschutzbunker. Doch Oksana lässt sich nicht klein kriegen. Nicht von den Russen, nicht von dem Krieg, erzählt sie Natalija Yefimkina in ihrem Kriegstagebuch.

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    dpa/K. Nietfeld

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    Gemüse anbauen, Tiere füttern, fischen gehen - das war bisher das Leben des ukrainischen Rentners Mykola Ivanovich Smoljarenko. Dann kam der Krieg bis in seinen Garten. Natalija Yefimkina hat in ihrem Ukraine-Tagebuch Mykolas Geschichte aufgeschrieben.

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    dpa/E. Lukatsky

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    privat

    Tagebuch (13): Ukraine im Krieg 

    "Es war verrückt, dass das Tattoo eine solche Macht hatte"

    Ein Zufall hat Tilde aus ihrem Kaffeeladen in Schweden an die Front in der Ostukraine geführt. Natalija Yefimkina berichtet in ihrem Kriegstagebuch über eine Frau, die ihren ganz eigenen Umgang mit dem Grauen in der Ukraine hat.

  • Tagebuch Ukraine (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (12): Ukraine im Krieg 

    "Sie fahren besoffen mit ihren Militärfahrzeugen in den Gegenverkehr"

    Anja hat wochenlang im besetzten Cherson ausgeharrt – bis ihr die Flucht glückte. Natalija Yefimkina in ihrem Kriegstagebuch über Anjas Alltag unter russischer Okkupation, den Fluch der Propaganda und Müllhalden mit Leichenteilen.

  • Bohdan. (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (11): Ukraine im Krieg 

    "Sucht nicht den Krieg, er wird euch von selbst finden"

    Das Azot-Werk ist ein gewaltiger Industriekomplex in Sjewjerodonezk. Seit Wochen kämpft hier Bohdan gegen die Russen. Natalija Yefimkina in ihrem Kriegstagebuch über einen Freiwilligen, der den Krieg da erlebt, wo er am schlimmsten tobt.

  • Ukraine-Tagebuch. (Quelle: privat)
    Quelle: privat

    Tagebuch (10): Ukraine im Krieg 

    "Den Mädchen wurden die Zähne ausgeschlagen, die Vorderzähne"

    Wer zu Tatiana kommt, ist am Ende. Die Psychologin arbeitet in Kiew mit den schwer misshandelten Opfern des Krieges. Natalija Yefimkina in ihrem Kriegstagebuch über den Versuch, sich aus dem Grauen wieder herauszukämpfen.

  • Tagebucheintrag vom 13.5 (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (9): Ukraine im Krieg 

    "Ich verdamme deine Tante und den Tag, als ich dich geboren habe"

    Jana ist mit ihren Töchtern bei einer Berliner Familie untergekommen. Doch damit kehrt kein Frieden ein: Ihr Mann ist in der Ukraine, die Mutter beschimpft sie von Russland aus. Natalija Yefimkina in ihrem Kriegstagebuch über innere und äußere Zerrissenheiten.

  • Tatjanas Familie. (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (8): Ukraine im Krieg 

    "Es war sehr gefährlich, Wanja herauszubringen"

    Natalija Yefimkina hält von Berlin aus Kontakt mit den Menschen in der Ukraine. Für diesen Tagebucheintrag hat sie mit Tatjana gesprochen. Die hat ihren Sohn Wanja aus Donezk herausgebracht, damit er nicht gegen die Ukraine kämpfen muss.

  • Tagebuch: Ukraine im Krieg. Journalistin Tatjana (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (7): Ukraine im Krieg 

    "Man konnte zur Kochstelle laufen, umrühren und sich wieder verstecken"

    Tanja ist eine erfahrene Kriegskorrespondentin. Über Wochen ist sie im belagerten Mariupol eingeschlossen. Natalija Yefimkina hält von Berlin aus Kontakt mit den Menschen in der Ukraine - und berichtet darüber in diesem Tagebuch.

  • Zettel in den ukrainischen Nationalfarben (blau und gelb) hängen an einer Brüstung des Ufers der Moskwa, im Hintergrund sind Gebäude des Hochhausviertels Moskwa City zu sehen. (Quelle: dpa/Ulf Mauder)
    dpa/Ulf Mauder

    Tagebuch (6): Ukraine im Krieg 

    "Du wirst es doch nicht so publizieren, dass man weiß, wer ich bin?"

    Natalija Yefimkina hält von Berlin aus Kontakt mit den Menschen in der Ukraine. Für diesen Tagebucheintrag hat sie allerdings Kontakt mit Freunden und Bekannten in Russland aufgenommen - es sind für sie keine einfachen Gespräche.

  • Andrei und seine Frau Elena vor ihrem Hotel Stockholmstudios in Irpin (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (5): Ukraine im Krieg 

    "Sie schossen durch die Küchentür, mit einem Abstand von vier Metern"

    Andreis kleines Hotel in der Nähe von Kiew wird beschossen. Kurz darauf dringen russische Soldaten ein: Natalija Yefimkina hält von Berlin aus Kontakt mit Menschen in der Ukraine - und berichtet darüber in diesem Tagebuch.

  • Alexander Sasnovski vor dem Krieg zu Hause in Mariupol. (Quelle: privat)

    Tagebuch (4): Ukraine im Krieg 

    "Ich wache morgens auf und denke, ich bin zu Hause, aber ich habe kein Zuhause mehr"

    Alexander und seine Frau wollten Mariupol nicht verlassen. Doch Putins Krieg zwang sie zur Flucht: Natalija Yefimkina hält von Berlin aus Kontakt mit den Menschen in der Ukraine - und berichtet darüber in diesem Tagebuch.

  • Viktor mit seinem Sohn Zenja in Deutschland (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (3): Ukraine im Krieg 

    "Er hat immer davon geträumt, ein Offizier zu werden. Gestorben ist er am 27. Februar"

    Ein Vater spricht über seinen im Krieg gefallenen Sohn, die fliehende Familie erreicht endlich Berlin: Natalija Yefimkina hält von Berlin aus Kontakt mit den Menschen in der Ukraine - und berichtet darüber in diesem Tagebuch.

  • Oleg sitzt als Beifahrer in dem Transporter. (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (2): Ukraine im Krieg 

    "Bitte komm, Oma, es ist Krieg!"

    Die Regisseurin Natalija Yefimkina hat ukrainische Wurzeln. Seit Tagen hält sie Kontakt mit den Menschen vor Ort. In diesem Tagebuch berichtet sie darüber, wie es den Menschen in der Ukraine geht, aber auch was die Situation mit ihr macht.

  • Die Ukrainerin Julia T. hat sich entschieden, mit ihren beiden Kindern aus der Ukraine zu fliehen. Die beiden Kinder im Zug. (Quelle: privat)
    privat

    Tagebuch (1): Ukraine im Krieg 

    "Julia, entscheide dich!"

    Die Regisseurin Natalija Yefimkina hat ukrainische Wurzeln. Seit Tagen hält sie Kontakt mit den Menschen vor Ort. In diesem Tagebuch berichtet sie darüber, wie es den Menschen in der Ukraine geht, aber auch was die Situation mit ihr macht.

  • Der zentrale Platz der Stadt Charkiw liegt nach dem Beschuss des Rathauses in Trümmern.
    picture alliance / AP

    Berichte aus der Ukraine 

    "Ich will nicht für die Ukraine sterben, ich will für sie leben!"

    Plötzlich leben die Menschen in der Ukraine im Krieg. Eine Lehrerin harrt voller Angst auf dem Land aus. Ein Fabrikarbeiter baut Molotow-Cocktails. Ein Chirurg arbeitet seit sechs Tagen ohne Pause. Sieben Protokolle aus der Ukraine.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.03.2023 | 09:08 Uhr

Beitrag von Natalija Yefimkina

28 Kommentare

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  1. 28.

    Paul:
    "Der Krieg, oder besser gesagt alle Kriege auf der Welt gehören sofort beendet."

    Sagen Sie das den Angriffskriegern, denn nur sie allein sind dafür verantwortlich!!!

    Paul:
    "Es gibt nur Tod, Vertreibung, Elend und das in der Gesellschaft mitten im 21. Jahrhundert."

    Zu unserem Glück haben die Alliierten vor 80 Jahren nicht so gedacht und Europa vor einer wahrscheinlich Jahrzehnte andauernden Diktatur gerettet.

    Ohne Waffenlieferungen gibt es für eine Ukraine unter der Terrorherrschaft Putins sehr viel mehr Tod, Vertreibung und Elend! Das will wohl Paul.

  2. 27.

    "Herr Selensky hat per Dekret jede Verhandlung mit Putin ausgeschlossen." Das ist zwar richtig, aber man muss hinzufügen, dass es sich das Dekret gegen Putin richtet, nicht gegen Russland ("Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein Dekret unterzeichnet, wonach Kiew nur zu Gesprächen mit Russland, nicht aber mit Putin bereit ist."). Und die Warnungen des UN-Generalsekretärs vor der Gefahr der Ausweitung des Krieges ist selbstredend.
    D.h. DIPLOMATIE geht nur über Putin. Wird Putin entmachtet, ist der Weg frei für die Diplomatie- andernfalls ist die Ausweitung des Krieges gut möglichen. Nicht Selenskyj gibt der Diplomatie keine Chance, sondern der Initiator dieses Krieges. Im Übrigen haben auch alle wichtigen russischen Politiker den Weg für eine diplomatische Lösung so ziemlich ausgeschlossen.
    Leider ist das ein fast unlösbarer Konflikt, der wie Sie Ihrerseits richtig beschrieben haben, auf eine Konfrontation hinausläuft, die es gilt abzuwenden. Nur "wie"?

  3. 26.

    Haben Sie schon mal davon gehört, dass diplomatische Verhandlungen dazu geführt haben, dass es Abkommen über den Rückzug von Aggresoren geführt hat, das es diplomatische Verhandlungen ermöglicht haben ganze Landstriche zu entmilitarisieren? Haben Sie in dem Zusammenhang des Ukraine Krieges mitbekommen, daß ein Getreideabkommen durch die Vermittlung Dritter zu Stande gekommen ist? Das regelmäßig Kriegsgefangene ausgetauscht werden? Warum sollen diese Wege nicht für einen Waffenstillstand genutzt werden? Dann der Abzug der russischen Truppen. Geht nicht, gibt's nicht. Und nein, ich möchte mit der entmiliarisierten Zone ausdrücklich nicht das Recht auf eine eigene Armee absprechen. Aber jeder hat das Recht in die Worte des anderen zu lesen, was er lesen möchte. Aber ein Blick in das Politbarometer vom ZDF könnte auch helfen.

  4. 25.

    Ihre oberflächliche Betrachtung, die Sie in Ihrem erstem Kommentar dargelegt haben, wird der Komplexität des Themas nicht ansatzweise gerecht. Als ich Ihren ersten Kommentar las, habe ich mich mehrmals gefragt, ob Sie das so tatsächlich ernst meinen. Und Sie drücken sich weiter vor einer Antwort, wie eine diplomatische Lösung mit einem nicht verhandlungsbereiten Putin aussehen soll. Dass Ihnen der Fortbestand der Ukraine herzlich egal ist, ist dafür aber angekommen.

  5. 24.

    Habe ich die Schuldfrage Russlands verneint? Nein. Wie kann jemand gegen eine Initiative für den Frieden sein. Das erschließt sich mir nicht. Oder liegt es nur daran, dass falsche Personen die Initiative ergriffen haben? Auch habe ich in meinen Kommentaren in keiner Weise erwähnt, dass die Ukraine ihr Land abtreten soll. Hier werden Dinge in meine Kommentare reininterpretiert, die ich nicht zum Ausdruck gebracht habe. Und ich werde mich bei niemandem entschuldigen, dass ich persönlich eine diplomatische Lösung bevorzuge. Glauben Sie wirklich daran, dass Putin den Krieg auf Grund von Waffengewalt beendet? Dann gebe ich zu bedenken, dass jemand der in die Enge getrieben wird zu Kurzschlusshandlungen neigt. Und dann? Wird der Gegenschlag der Nato die Antwort sein? Davor habe ich Angst, weil es dann viel mehr Opfer geben wird. Das kann nicht in unserer allen Sinn sein. So seh ich das. Auch verteidige ich nicht Russland, wie in #21 behauptet wird, wo habe ich das geschrieben?

  6. 23.

    Ihre Auffassung konsequent zuende gedacht würde bedeuten, dass eine Gemeinde selbst bestimmen kann, dass sie zum Staat B gehört, in dieser Gemeinde ein Dorf selbst bestimmen kann, dass es zu Staat C gehört, in diesem Dorf eine Straße selbst bestimmen kann, dass sie zu Staat D gehört, in dieser Straße alle Häuser selbst bestimmen können, dass das eine Haus zu Staat E, das andere Haus zu Staat F und das 3. Haus zu Staat G gehört.

    Im Übrigen haben Sie das russische Verständnsi vom "russischen Völkerrecht" nicht verstanden, denn dies gilt nur im Sinne von Putins Großrussland. Wenn sich ein Dorf an der Grenze zu Litauen zu 100% entscheidet, nicht mehr zu Russland, sondern zu Litauen gehören zu wollen, dann würde Putin dies natürlich nicht akzeptieren, sondern die Bewohner wegen Volksverrat verurteilen lassen!

    Oder Kaliningrad: Wäre doch mal interessant, was passieren würde, wenn die Bewohner in Kaliningrad über ihre Staatenzugehörigkeit abstimmen wollen würden.

  7. 22.

    Sie bringen da etwas gehörig durcheinander. Kurz vor dem Augustputsch 1990 bis nach Gorbatschow 1991 sind sämtliche Sowjetrepubliken und ethnisch Teile die ebenfalls nach Unabhängigkeit strebten, ganz schnell aus der UdSSR ausgetreten und wenige Teile davon brachten die notwenigen Vorraussetzungen mit um Mitglied der NATO zu werden.
    All diese Republiken wissen nur zu gut, was es heißt, unter der Fuchtel Russlands zu stehen. Wenn sie sich wirklich dafür interessieren, sollten sie beim Saubermann Joseph Stalin anfangen und insbesondere die zu Sowjetzeiten verbotene Literatur lesen. Da tun sich wirklich Abgründe auf, wo es wirklich schwer wird, noch den Unterschied zu Hitler herauszuarbeiten.

  8. 21.

    Das klingt nach Verteidigung Russlands. Doch die politisch verantwortliche Kaste Russlands will keinen Frieden und hat das Volk seit dem Amtsantritt Putins auf Krieg vorbereitet. Russlands vergiftete Friedensangebote anzunehmen würde die Weltkriegsgefahr nur verschärfen. Putins Vorhaben, die Ukraine zu überfallen, zu besetzen, das Volk zu vernichten und die, die überlebt haben, ein "Friedensvertrag" anzubieten, ist so alternativlos wie Putin als Demokrat anzuerkennen.
    Und abschließend zu dieser Idee der zwei Damen, die denken, dass es eines Aufrufs bedarf, die Menschen in Deutschland jetzt für ein Frieden zu mobilisieren, zeigt nur, wie politisch nativ sie sind. Denn die Ukraine zur Beendigung der Verteidigung ihres Landes zu bewegen, wäre eine Einladung für Putin, dann erst recht den Krieg bis zu vollständigen Eroberung der Ukraine fortzusetzen und dann die Moldau gleich mitzunehmen.

  9. 20.

    Paul:
    "Und nein in diesem "Manifest" steht nicht, dass die Ukraine ihre Gebiete abtreten soll. Sondern die Diplomatie führt zur Beendigung eines Krieges."

    Ja, es steht da. Es steht dort aber nicht, wie man Putin dazu bringt, endlich seinen Angriffskrieg zu beenden und vorbehaltlos zu verhandeln. Denn seine Vorbedingungen sind: Anerkennung der Annexion der Krim und der 4 Oblaste (obwohl er nicht einmal das gesamte Gebiet erobert hat!) und Entmilitarisierung der Ukraine (so dass er widerstandslos einmarschieren kann!)!

  10. 19.

    Unabhängigkeitsreferendum am 1. Dezember 1991:

    Oblast Luhansk: 83,86 % für die Unabhängigkeit von Russland.
    Oblast Donezk: 83,9 % für die Unabhängigkeit von Russland.
    und selbst auf der Krim: 54,19% für die Unabhängigkeit von Russland.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum_%C3%BCber_die_Unabh%C3%A4ngigkeit_der_Ukraine

  11. 18.

    "Das sie völlig blind die Narrative der USA befolgen, ist traurig! [...]"

    Welches Narrativ der USA meinen Sie genau aus meinem Kommentar herausgelesen zu haben? Ich bin wirklich gespannt...

    "[...] Es gab 1991 ne Abstimmung, bei der um die 90% der Bevölkerung der Ostgebiete zu Russland gehören wollten. Aber bla, was zählt schon die Meinung der dort lebenden Menschen. Demokratie heisst sich der ´Mehrheit´ zu unterwerfen, großartig, wieder was gelernt! [...]"

    Was hat eine angebliche Abstimmung vor über 30 Jahren mit der aktuellen Situation zu tun? Heute will die überwiegende Anzahl der dort lebenden Menschen ganz offensichtlich nicht zu Russland gehören.

    "[...] Objektivität ist aus der Mode, verstehe..."

    War Objektivität je bei Ihnen in Mode?

  12. 17.

    Wenn 90% zu Russland bleiben wollten, warum haben sich aber die Länder um Russland unabhängig gemacht? Und die Bevölkerung ist darüber sehr froh, so wie es mir scheint. Selbst viele Belarussen möchten gerne unabhängig und demokratisch sein, und nicht in einer Autokratie bzw einem Vasallenstaat leben. Und ich möchte von Ihnen gerne die Unterlagen zu dieser "angeblichen" Abstimmung lesen!?

  13. 16.

    Niemand schließt Diplomatie aus. Waffenlieferung und Diplomatie sind keine Gegensätze.

    "Herr Selensky hat per Dekret jede Verhandlung mit Putin ausgeschlossen."
    Kann ich verstehen. Die Kriegsverbrechen die Russland begeht, blenden Sie aus?

  14. 15.

    Herr Selensky hat per Dekret jede Verhandlung mit Putin ausgeschlossen. Viel beschämender finde ich, dass der UN Generalsekretär ausdrücklich vor einer Ausweitung des Krieges gewarnt hat, nur das findet kein Gehör. Schämen Sie sich nun auch für die UN? Wer Diplomatie ausschließt und alle Konflikte mit Waffen lösen will, da bleibt mir nur zu sagen: Willkommen in der Steinzeit. Viel Spaß beim in den Krieg ziehen, ich bleibe lieber zu Hause. Nun können Sie mich gern weiter verteufeln, aber ich lebe lieber in Frieden.

  15. 14.

    Paul:
    "Ich wünsche mir keine einseitige Berichterstattung mehr."

    Es ist aber nun mal so, dass die allerallermeisten Kriegsverbrechen von der russischen Armee kommen und das Russland die alleinige Schuld an diesem Angriffskrieg trägt.

    Paul:
    "Daher kommt auch die Verteufelung gegen Menschen, die den Frieden möchten."

    ALLE wollen Frieden. Es ist eine böswillige Unterstellung, dass die Gegner dieses Manifestes gegen Frieden wären.

    Paul:
    "Und nein in diesem "Manifest" steht nicht, dass die Ukraine ihre Gebiete abtreten soll."

    In dem Manifest steht, dass alle Waffenlieferungen sofort eingestellt werden sollen. Wenn dies geschähe, dann hätte Putin noch weniger Interesse an Verhandlungen, weil er dann ohne Verhandlzungen die ganze Ukraine bekommt und dort seine Terrordiktatur errichten kann mit viel viel mehr Toten und Opfern!

    Das ist die Konsequenz dessen, was Wagenknecht/Schwarzer wollen - und was auch Putin will: Die Ukraine als Kolonie des Diktators Putin!

  16. 13.

    Das sie völlig blind die Narrative der USA befolgen, ist traurig! Es gab 1991 ne Abstimmung, bei der um die 90% der Bevölkerung der Ostgebiete zu Russland gehören wollten. Aber bla, was zählt schon die Meinung der dort lebenden Menschen. Demokratie heisst sich der ´Mehrheit´ zu unterwerfen, großartig, wieder was gelernt!
    Objektivität ist aus der Mode, verstehe...

  17. 12.

    Dann sind die Werke: "Stalingrad / Die gerechte Sache" und "Leben und Schicksal" von Wassili Grossman als sowjetische Perspektive ein Muß!

  18. 11.

    Dass Menschen wie Wagenknecht, aber auch Sie, unter dem Deckmantel einer angeblichen Friedensbewegung die Narrative des Kremls bedienen, ist einfach nur beschämend.

  19. 10.

    Im gesamten "Manifest" ist nicht einmal zu lesen, dass Putin seine Truppen aus dem von ihm überfallenen Land zurückziehen soll. Wie soll denn Ihrer Meinung nach eine diplomatische Lösung aussehen, zumal Putin nicht verhandlungsbereit ist?

  20. 9.

    Als Appeasementpolitik und Nachgeben wie einst die Schutzmächte von Österreich und der Tschechoslowakei gegen über Herrn H? Wäre das Ihr Vorschlag? Putin hat die von Russland ausgesprochene Garantie der Unverletzlichkeit der Grenzen der Ukraine schon 2014 gebrochen u versucht in der Ukraine ein Marionettenregime wie in Weißrussland zu installieren u mit dieser Person die auf der Abtrennung von Gebieten besteht, der Kriegsverbrechen begeht wollen sie verhandeln! Empfehle Ihn Teil 10 des Tagebuchs

  21. 8.

    Eigentlich muss man Vjacheslav‘s Aussagen nichts hinzufügen. Aber bei unseren „Friedens“-Intellektuellen platzt mir ehrlich gesagt langsam der Kragen. Warum?
    Erstens wünscht sich jeder normale Mensch, gerade auch die Ukrainer, Frieden, dazu benötigen wir alle keine Manifeste.
    Zweitens müssen sie dann auch die Frage beantworten, wie sie ohne Waffen die territoriale Integrität der Ukraine herstellen und anschließend sicherstellen wollen. Und bitte erzählen sie nicht diesen van Aken Blödsinn von chinesischen oder indischen Blauhelmen, sondern machen sie mal realistische Lösungsvorschläge, denn ich habe noch nicht einen Einzigen von denen und ihnen gehört.
    Drittens entscheiden ausschließlich die Ukrainer darüber, welchen Preis sie für ihre Freiheit zahlen wollen. Denn sie und nicht wir opfern täglich ihr Leben. Mir nötigen diese mutigen Ukrainer den höchsten Respekt ab, denn ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich auch ihren Mut hätte.

  22. 7.

    Dieser Wille und diese Bereitschaft, das eigene Volk und sein Land zu verteidigen, ist beeindruckend. Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden, wie man so sagt.

  23. 6.

    Man sollte den beiden von Ihnen genannten Personen vor allem Teil 10 dieses Tagebuches zur Pflichtlektüre machen, dass sich mit der sexuellen Gewalt der russischen Soldateska beschäftigt und ihren Opfern! Vielleicht realisieren sie dann, dass sie auf dem falschen Weg sind!

  24. 5.

    Ich wünsche mir keine einseitige Berichterstattung mehr. Daher kommt auch die Verteufelung gegen Menschen, die den Frieden möchten. Und zu der "Versammlung" sind mehr Menschen gekommen als zu der Veranstaeinen Tag vorher. Und nein in diesem "Manifest" steht nicht, dass die Ukraine ihre Gebiete abtreten soll. Sondern die Diplomatie führt zur Beendigung eines Krieges. Aber ich nehme an, dass Sie es nicht gelesen haben, also dann: noch mehr Waffen, nur keinen Frieden schaffen. Ich hätte nie in meinem Leben daran geglaubt, dass D sich nach seiner Vergangenheit so verhält. Und allen voran die Grünen, erst Pazifisten und nun Waffen Lieferanten. Der Krieg, oder besser gesagt alle Kriege auf der Welt gehören sofort beendet. Es gibt nur Tod, Vertreibung, Elend und das in der Gesellschaft mitten im 21. Jahrhundert.

  25. 4.

    Beim Lesen des Artikels fiel mir die mangelnde Selbstreflexion der russischen Soldaten ein. Da ich mich aus familiären Gründen sehr stark mit dem WK II beschäftigt habe, fiel mir auf, dass die Wehrmachtssoldaten die etwa bis Herbst 44 in Kriegsgefangenschaft kamen fast genauso argumentierten. Ein gutes Buch ist Abgehört von Sönke Neitzel, das die Gespräche der gefangen Generäle der Wehrmacht in britischer Kriegsgefangenschaft wiedergibt. Auch hier gab es die gleiche Argumentationsschiene.

  26. 3.

    Nicht nur die zwei! Auch andere Politiker der Linken kommen dadurch in Erkläringsnot.

  27. 2.

    Ich wünschte mir, dass Frau Schwarzer und Frau Wagenknecht dieses Tagebuch lesen anstatt völlig überflüssige öffentlichkeitswirksame Versammlungen zu veranstalten.

  28. 1.

    Ich möchte mehr von den Ukrainern hören, mehr persönliche Geschichten, mehr von dem Leid, mehr von den Tragödien, gebt ihnen ein Gesicht, schreit es in die Welt hinaus, vermenschlicht dieses Unrecht, nennt es beim Namen jener, die Opfer sind.
    „Die Überlebenden von Mariupol“. Wer das ansieht, versteht, was der Krieg mit Menschen macht.

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