Kaum Alternativen zur Metropolishalle - Potsdam sieht sich bei Unterbringung Geflüchteter am Limit

Fr 10.06.22 | 18:22 Uhr | Von Amelie Ernst
Drei Mitarbeiterinnen der DRK-Flüchtlingshilfe arbeiten am Empfang der Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge in der Metropolis-Halle am Filmpark Babelsberg. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.06.2022 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Soeren Stache

Die Potsdamer Metropolishalle ist für Hunderte Geflüchtete aus der Ukraine eine erste Unterkunft - bis andere und individuelle Lösungen für sie, meist Frauen mit Kindern, gefunden werden. Doch die Stadt hat selber kaum Alternativen. Von Amelie Ernst

Knapp 3.000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine leben inzwischen in Potsdam – die meisten davon, etwa 2.300, sind bei Privatleuten oder Bekannten untergekommen. 600 weitere leben in Not- oder Gemeinschaftsunterkünften der Stadt, einige wenige auch schon in Wohnungen. Doch für die allermeisten scheint es kaum Perspektiven zu geben, denn der Wohnungsmarkt ist umkämpft.

Vielen Geflüchteten fehlt in Potsdam eine mittel- oder auch langfristige Perspektive. Mindestens einmal pro Woche kommen Alina und Ludmila zur Wohnungsvermittlungsstelle des Potsdamer Sozialamts – ihr Ziel: Irgendwo ein Zimmer oder vielleicht sogar eine Wohnung finden, für sich und ihre jeweils zwei Kinder.

"Man fühlt sich wie im Gefängnis"

Beide Frauen leben seit fünf Wochen in der Potsdamer Metropolishalle – dort wollen sie so schnell es geht raus, sagt Alina: "Die Metropolishalle ist ein Problem – man lebt dort wie in einem Heim und deshalb suchen alle hier ein Zimmer woanders, auch wenn es nur ein ganz kleines ist, einfach um Luft zu haben und etwas Platz."

Die Metropolishalle ist eigentlich eine Veranstaltungshalle. Nun stehen hier dicht an dicht Schlafkabinen – in einer ist jeweils Platz für vier Personen. Doch die Kabinen sind wie auf einer Messe nach oben offen, das Licht wird auch nachts zentral gesteuert. Manchmal sei es auch laut, und es fehle die Privatsphäre, erzählt Ludmila. Außerdem würde sie gern selbst kochen für ihre Kinder: "Mein Kind ist drei Jahre alt und müsste ordentlich ernährt werden, mit Suppe oder so." Meist aber gebe es fast immer nur Brote, auch sei dort das Licht an - fast dauernd. "Auch wenn schon etwas verändert wurde – man fühlt sich wie im Gefängnis."

Rund 180 Bewohnerinnen in der Notunterkunft

Man versuche durchaus, auf die Bedürfnisse der rund 180 Bewohnerinnen und Bewohner in der Metropolishalle einzugehen, betont Unterkunftsleiterin Constanze Kaden vom Deutschen Roten Kreuz. Doch es bleibe nun mal eine Notunterkunft: "Es ist nicht dafür gedacht, dass man den Rest des Lebens hier verbringt, es ist ein Übergang." Doch dieser Übergang zu einem anderen Wohnraum aber könne dauern, so Constanze Kaden.

Wohnraum in Potsdam war schon schwer zu finden bevor Menschen aus der Ukraine kamen. Darauf verweist auch Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier: "Wir sind mit Pro Potsdam und dem kommunalen Immobilienservice dran, weitere Unterkünfte und auch Wohnungen und Wohnverbünde zu schaffen, doch die stehen nicht nur den Ukrainerinnen zur Verfügung, sondern auch anderen Potsdamer Zielgruppen und auch anderen Geflüchteten."

Anderswo eine Unterkunft finden - das versuchen viele

Vieles spricht dafür, dass die Potsdamer Metropolishalle doch von einer Not- zu einer Dauerlösung wird, mangels Alternativen. Denjenigen Geflüchteten, die in Potsdam bleiben wollen, macht Dezernentin Meier keine großen Hoffnungen - schon gar nicht für die nächsten Monate.

Viele Geflüchtete haben sich inzwischen schon selbst auf den Weg gemacht, raus aus den Notunterkünften und sind weitergereist in andere Bundesländer. Auch Alina und Ludmila denken darüber nach, anderswo einen Platz zu finden für sich und ihre Familien – oder doch zurückzugehen in die Ukraine.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.06.2022, 15:20 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

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