BerlinTrend Teil II - Wohnen, Verkehr und Bildung sehen die Berliner als drängendste Probleme

Fr 18.06.21 | 17:59 Uhr | Von Christoph Reinhardt
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Hochhäuser nahe der Leipziger Straße vom Berliner Fernsehturm aus gesehen (Quelle: DPA/Christoph Soeder)
Video: Abendschau | 18.06.2021 | Sabrina Wendling | Studiogast Thorsten Gabriel | Bild: dpa

Drei Monate vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus zeigt der BerlinTrend: Das Mietenproblem könnte den Wahlkampf entscheiden. Während die SPD in fast allen Bereichen viel Zutrauen der Bürger verloren hat, hat die CDU an Glaubwürdigkeit gewonnen. Von Christoph Reinhardt

Wer im September die Berliner Wahlen gewinnen will, sollte überzeugende Lösungen für das Thema "Mieten und Wohnen" bieten. Für fast die Hälfte (47 Prozent) der Berlinerinnen und Berliner handelt es sich laut Umfrage um das wichtigste oder zweitwichtigste politische Problem.

Insgesamt 21 Themen hatten die Forscher von Infratest-Dimap im Auftrag der rbb-Abendschau und der "Berliner Morgenpost" den Befragten vorgelegt. Egal ob Ost oder West, jung oder alt, Mann oder Frau - kein anderes Thema ist den Berlinern so wichtig wie "Mieten und Wohnen". Auf immerhin 35 Prozent kommt noch das Thema "Mobilität und Verkehr". Schon etwas abgeschlagen auf Platz 3 des Rankings landete das Themenfeld "Bildung, Schule und Ausbildung", für 18 Prozent der Befragten hat es Priorität.

Andere Themen weit abgeschlagen

Andere bekannte Reizthemen sind den Menschen deutlich weniger wichtig, zeigt der BerlinTrend: Die Corona-Krise (8 Prozent) Einwanderung (9), Armut (8), Kriminalität (9), Politikverdrossenheit (7) liegen dicht beieinander. Nur der Klimawandel bewegt mit elf Prozent noch etwas mehr der befragten Berlinerinnen und Berliner.

Die größte Kompetenz beim wichtigsten Thema Wohnen bescheinigt die Umfrage der Linken (21 Prozent) bzw. der SPD (20). Allerdings trauen 23 Prozent der Wähler eine gute Wohnungspolitik keiner der Parteien zu.

Dieselbe Skepsis zeigt sich auch beim Thema Schul- und Bildungspolitik. Den besten Wert von 20 Prozent erreichen hier Kopf an Kopf sowohl die SPD als auch die CDU. Vor allem für die Sozialdemokraten ist das aber ein Problem, denn vor bei den letzten Wahlen 2016 lag die SPD mit 29 Prozent hier noch unangefochten an der Spitze. Anders gesagt: Über 25 Jahre lang hat die SPD die Berliner Schulverwaltung geführt – und nur noch einer von fünf Wählern hält die Partei dabei für kompetent.

Mobilität wichtiger als Klimawandel

Weil die Grünen die Berliner Verkehrssenatorin stellen, könnten sie sich freuen über den zweiten Platz für das Mobilitätsthema. Allerdings bleibt das Interesse der Berliner für Klimapolitik deutlich hinter den bundesweiten Werten zurück. Auch wenn der Vorsprung der Berliner Grünen im Vergleich zu 2016 deutliche kleiner geworden ist: Immer noch 46 Prozent sehen die Umwelt- und Klimapolitik bei den Grünen gut aufgehoben. Dann kommt lange nichts, und dann kommt schon die Berliner CDU als zweitbeste Berliner Umweltpartei. Nach vielen Jahren mit dem Image einer Autopartei haben die Berliner Christdemokraten im Vergleich zur letzten Wahl ihre Klimakompetenz von sieben auf zwölf Prozent deutlich verbessert.

In ihren klassischen Kompetenzfeldern Wirtschaft (33 Prozent) und Kriminalitätsbekämpfung (32) bleibt die CDU auch weiter Berliner Marktführer. In allen Bereichen aufgeholt hat die FDP, der man vor fünf Jahren kaum etwas zutraute. In Sachen Wirtschaftskompetenz kommt sie jetzt sogar auf 15 Prozent und liegt vor SPD, deren Kompetenz in Sachen Wirtschaftspolitik von 30 Prozent (2016) auf 14 Prozent abgestürzt ist.

Die AfD ist in einem einzigen Kompetenzfeld konkurrenzfähig: Bei der Kriminalitätsbekämpfung trauen elf Prozent der Berliner der AfD etwas zu, das reicht für Platz drei hinter der CDU und der SPD. Bei allen anderen abgefragten Kompetenzen liegt die AfD ganz hinten, genau wie 2016 vor ihrem Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus. Zumindest damals war das für die AfD kein Nachteil, und seitdem hat sich der Anteil der Wähler deutlich vergrößert, die keiner Partei zutrauen, die anstehenden Aufgaben zu lösen.

Popularität der Grünen deutlich gesunken, Giffey beliebteste Kandidatin

Der BerlinTrend hatte in einem ersten Teil auch aufgezeigt, wo die Parteipräferenzen der Berlinerinnen und Berliner liegen: 22 Prozent der Befragten gaben an, sie würden die Grünen wählen, wenn am Sonntag Wahl wäre. Knapp dahinter die CDU mit 21 Prozent, SPD 17 Prozent, Linke 12 Prozent, AfD 10 Prozent und 9 Prozent für die FDP.

Beliebteste Spitzenkandidatin ist Franziska Giffey (SPD), gefolgt von Klaus Lederer (Die Linke), Sebastian Czaja (FDP), Kai Wegner (CDU), Bettina Jarasch (Grüne) und Kristin Brinkner (AfD).

Der BerlinTrend wurde von dem Meinungsforschungsinstitut Infratest-Dimap im Auftrag von rbb-Abendschau und "Berliner Morgenpost" durchgeführt. Zwischen 9. und 14. Juni wurden dafür 1.198 Wahlberechtigte online oder telefonisch zufallsbasiert befragt. Infratest-Dimap gibt eine Schankungsbreite von zwei bis drei Prozentpunkten an.

Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus findet am 26. September parallel zur Bundestagswahl statt.

Sendung: Abendschau, 18.06.2021, 19.30 Uhr

Beitrag von Christoph Reinhardt

31 Kommentare

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  1. 31.

    "Nur weil eine Mehrheit eine andere Meinung haben soll als ich muss ich mich dem ja nicht anschließen oder ??"
    Natürlich nicht, Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen und Gegensätzen. Wie sollten wir sonst diskutieren? ;-)

  2. 29.

    Nur leider hat Atomstrom nen Nachteil z. B alte Brennstoffe. Ich brauch keinen auf meinem Nachttisch. Die Nachsochsorge, die über 1000 Jahre geht ist nachwievor nicht gelöst. Dazu kommt, keine Technik
    ist zu 100 Prozent sicher, Strahlung schon und ich möchte nicht im Dunkeln leuchten.

  3. 28.

    Da fällt mir ein (abgewandeltes) Sprichwort ein: „Wer einmal täuscht, dem glaubt man nicht. Wenn er auch die Wahrheit spricht.“ Die SPD ist unwählbar, weder im Land noch im Bund.

  4. 26.

    Der Verkehr wurde bereits erfolgreich vom Senat sabotiert und Infrastruktur beseitigt, kann also kein Problem sein...

  5. 25.

    Es heisst ja immer, traue keiner Statistik, die du nicht selber manipuliert hast. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich so wenige für die Corona Politik interessieren. Ich vermute mal eher, dass sich viele damit zur Zeit nicht mehr beschäftigen wollen. Zum September wird das Thema wieder aktueller und der Anteil der Nichtwähler wird auf bis zu 2 Drittel steigen.

  6. 24.

    Nur weil eine Mehrheit eine andere Meinung haben soll als ich muss ich mich dem ja nicht anschließen oder ??

    Ich springe schließlich auch nicht vom Dach nur weil es andere tun !!

  7. 23.

    Giffey muss sich von den Grünen und insbesondere den Linken lossagen und eine Koalition mit diesen Parteien ausschließen, sonst wird das mit der SPD nichts. Warum sollte man SPD wählen, wenn dabei wieder RRG raus kommt und die Zustände von jetzt sich fortsetzen.

  8. 22.

    Falsch. Finde den Fehler. Die Befehlsempfänger der Immobilienmafia haben sich ja durchgesetzt...

  9. 21.

    "Auf jeden Fall müssen Grüne + Linke aus dem Senat raus.
    Sonst geht Berlin den Bach runter."

    Elias, übernehmen Sie!

  10. 20.

    Mir wäre Giffey als Bürgermeisterin am liebsten.
    Aber nur mit CDU + FDP als Kontroll-Organ.
    22+17+9=48
    Würde reichen.
    Auf jeden Fall müssen Grüne + Linke aus dem Senat raus.
    Sonst geht Berlin den Bach runter.

  11. 19.

    Atomkraftwerke hätten z.B. kein CO2-Ausstoß.
    CO2 ist auch nicht der Erden größtes Problem.
    Aber scheinbar soll die endlose Klima-Apokalypse einfach nur regelmäßig die Mühle Grüner Stimmen drehen.
    Ich habe langsam den doofen Verdacht, dass hier nur noch Generationen in die Verdummung getrieben werden sollen.

  12. 18.

    Wirtschaftskompetenz:
    FDP 15%
    SPD 14%
    Muss man noch mehr sagen???
    Würde Herrn Czaja auf jeden Fall im Senat befürworten.
    Bis zur Wahl werden sicherlich auch noch andere Themen hochkommen.
    Verschuldung z.B.

  13. 17.

    DA DA DI DA DA...
    Also wenn Rot-Rot-Grün beim Thema Wohnungsmarkt erfolgreich gewesen sein soll, würden die Berliner dieses Thema wohl kaum als dängendstes Problem empfinden.

  14. 16.

    Nun, Wohnen und Mobilität sind ja wichtige Klimathemen. Beim Strom machen wir ja verhalten Fortschritte was die CO2-Reduktion angeht. Bei Wärme und Autoverkehr sieht es ziemlich mau aus.

  15. 15.

    Warum wohl Verkehr? Autohass wird geschürt von einer grünen Verkehrssenatorin, so das allenhalben gepoebelt wird auf Deubel komm raus von Verkehrsteilnehmern, die sich aufführen wie die letzte Sau.
    Diese fuehlen sich natürlich immer zu unrecht verunglimpft, diese armen Rad...
    Verkehrsregeln werden ausgelegt bzw. ausgelebt
    .

  16. 14.

    Hauptproblem Mieten und die CDU legt zu.

    Finde den Fehler!

  17. 13.

    Bildung, Wohnen, Verkehr. :)

  18. 12.

    Hallo Toska, dann schauen sie sich doch bitte das Interview Fr.giffey mit der FDP an! Da drehts sich mein Magen um !

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