Sondierungsgespräche in Berlin - Rot-Grün-Rot lotet parallel zu Verhandlungen mit CDU Chancen für neues Bündnis aus

So 19.02.23 | 17:45 Uhr
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Klaus Lederer, Franziska Giffey und Bettina Jarasch während einer Pressekonferenz (Bild: imago images/Jens Schicke)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.02.2023 | Nachrichten | Leonie Schwarzer | Bild: imago images/Jens Schicke

In der zweiten Woche nach der Abgeordnetenhauswahl wird weiter sondiert in Berlin: Die CDU empfängt erneut SPD und Grüne zu getrennten Gesprächen, während parallel Rot-Grün-Rot über eine Neuauflage des Bündnisses spricht.

Die Berliner SPD will sich am Dienstag mit Grünen und Linken treffen, um über eine Fortführung der bisherigen Koalition zu sprechen. Das bestätigte ein Parteisprecher gegenüber dem rbb. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt] berichtet. Die Gespräche sollen am Nachmittag im Kurt-Schumacher-Haus stattfinden, der Parteizentrale der Berliner SPD.

Damit finden die Sondierungsgespräche parallel zu den bereits laufenden Gesprächen der CDU statt. Am Freitag hatte CDU-Parteichef Kai Wegner erst die SPD und dann die Grünen auf dem sogenannten Euref-Campus getroffen. Nächste Woche sollen die Gespräche fortgeführt werden: Zunächst am Montag mit der SPD, am Mittwoch dann mit den Grünen.

Erste Sondierungsrunde am Freitag

Die Berliner CDU, die mit 28 Prozent als stärkste Partei aus der Abgeordnetenhauswahl hervorgegangen war, hatte am Freitag erstmals mit der SPD und anschließend mit den Grünen sondiert.

Eine Präferenz für ein bestimmtes Bündnis ließ CDU-Landeschef Kai Wegner nach den jeweils mehrstündigen Gesprächen nicht erkennen. Es seien "einfach gute Gespräche mit beiden Parteien" gewesen, so Wegner. "Wir ziehen beides in Erwägung, wir halten beides für realistisch und machbar."

Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch sprach mit Blick auf die CDU von "interessanten Gemeinsamkeiten, aber auch vielen Unterschieden".

Saleh schließt Opposition nicht aus

SPD-Landeschef Raed Saleh ließ am Wochenende durchblicken, dass die SPD auch über einen Gang in die Opposition nachdenkt. Ausschließen könne er derzeit nichts, sagte Saleh der "Berliner Morgenpost" [Bezahlinhalt].

Es gebe Stimmen in der SPD, die sich für die Opposition aussprechen würden. Gleichzeitig betonte der Landeschef, es gehe aber nicht nur darum. Die SPD sei von den Menschen gewählt worden, um ihre Interessen zu verteidigen – und nicht, um in die Opposition zu gehen. Die SPD werde deshalb mit allen demokratischen Parteien sondieren. Saleh rechnet dabei nicht mit einem schnellen Ergebnis: Die Sondierungen könnten durchaus noch Wochen dauern.

Kompliziert wird die Suche nach einer Koalition auch dadurch, dass erst am 27. Februar das amtliche Endergebnis der Wahl für ganz Berlin verkündet wird. Bis dahin werden Unterlagen geprüft, in einzelnen Stimmbezirke wird bei Auffälligkeiten noch einmal nachgezählt. So sollen wegen des knappen Ergebnisses im Wahlkreis Lichtenberg 3 in der kommenden Woche alle Erststimmen erneut ausgezählt werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.02.2023, 18 Uhr

86 Kommentare

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  1. 86.

    Zwei Drittel der Berliner wollen nach der Wiederholungswahl nicht weiter von der SPD regiert werden. 65 Prozent beantworteten die Frage, ob die Partei weiterhin den Regierungschef stellen sollte, mit Nein

  2. 85.

    Das ist eine absolute Frechheit, ich bin unter 40 Jahre und habe auch CDU gewählt für eine bessere Politik für mich und meine Kinder. Ich will keine linksliberale, grünneoliberale Politik!

  3. 84.

    Wo schreibt Autorin Anja etwas von „ fremdes Geld ausgeben“?

  4. 83.

    Also ich habe so gewählt wie ich gewählt habe, weil ich die CDU mit der Führung in der Regierung sehen will. Ich will keine so schlechte Führung wie unter SPD, Linken und Grünen. Schluss mit diesem Linksruck in der Berliner Politik!

  5. 82.

    Obwohl Ihr Unsinn hier als Frechheit wahrgenommen werden könnte, nicht nur weil Sie für ältere Wähler, ohne dies solide ermittelt zu haben, sich anmaßen einzustufen, sei Ihnen versichert: Gerade die Älteren sind in Ihren Einstellungen liberaler statt polarisierend und wählen nicht nach Kassenlage, denn Schulden verderben den Jüngeren die Zukunft! Sie jedenfalls haben das nicht im Blick und wollen jetzt fremdes Geld ausgeben?

  6. 81.

    Das war kein Pseudo-Schreckgespenst, sondern hätte bittere Realität werden können. Ein Vorgeschmack waren die blau-blauen Plakate in trauter Zweisamkeit, die die Straßen zupflasterten. Hätten CDU und AfD zusammen eine Mehrheit erreicht, dann hätte es eine blau-blaue Koalition gegeben, Kai Wegner ist nicht zu trauen. Wer dort sein Kreuz gesetzt hatte, wollte nur sein Gewissen beruhigen. Meinetwegen soll sich die CDU versuchen, sie hat in Berlin ja noch nie etwas hinbekommen und wird dann hoffentlich in 3 Jahren wieder abgewählt. Leider wird sie innerhalb der kurzen Zeit wieder massiven Schaden anrichten und Berlin um mindestens 30 Jahre zurückwerfen, so wie es sich die Ü70 Wähler eine Stadt wünschen. Schade dass diese Generaztion nicht an ihre Enkel und Urenkel denkt, sondern nur an sich selbst.

  7. 80.

    Realität ist das Gegenteil von? Genau. Der Illusion. Warum sollte die amtierende Chefin ein Bündnis eingehen, in dem sie nicht Chefin ist? Die Verhandlungen mit der CDU dienen nur einem Zweck. Nämlich Zeit zu gewinnen. Ein Politiker will immer nach oben und nicht die 2. Geige spielen. Deswegen will Kai Wegner auch lieber in der Illusion leben um wenigstens sich eine zeit lang im Rausch des Siegens zu fühlen.

  8. 79.

    "Fast 40% aller EinwohnerInnen haben nicht gewählt. " Und sollten sich nicht über das Ergebnis beschweren.

    Ihre Schlußfolgerungen sind völlig abwegig.

  9. 78.

    Klarer Auftrag sieht anders aus, den klarsten Auftrag haben die In Nichtwähler gesetzt. Fast 40% aller EinwohnerInnen haben nicht gewählt.
    Das bedeutet sie interessiert diese Politik nicht mehr. Eine Demokratie die sich selber abschafft.
    Alle Parteien sind Verlierer denn sie erreichen die Mehrheit der Bevölkerung nicht!

    Und für drei Randgruppen abzuleiten sie haben einen Auftrag ist sehr gewagt.

  10. 77.

    "Das alte 3er Bündnis würde mit Stimmverlusten abgewählt. Das ist Wunschdenken aber nicht die Realität.

  11. 76.

    Irgendwann muss man doch an den Punkt kommen, an dem man eine Niederlage akzeptieren muss, Jan. Das alte 3er Bündnis würde mit Stimmverlusten abgewählt. Ein "weiter so" ist doch viel zu schade für eine Stadt mit so viel Potential.

  12. 75.

    Heutige Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD. Ein Haus voller Liebe und Leben. Das ist toll und am Freitag geht es dann weiter.

  13. 74.

    Hier sind zwei "Jan" unterwegs, welchen meinen sie? In meinen Augen hat RGR einen klaren Wählerauftrag. Die sPD mußte Federn lassen, zu recht wenn man mich fragt. Das ist dem zick-zack Kurs von Giffey zu verdanken.

  14. 72.

    Die 28% die CDU wählen, haben automatisch gemeint das sie SPD wählen? Und zwar haargenau nur diesen schmalen Teil der SPD, die mit der CDU eine Koalition für möglich hält?
    Während unter Verlusten für die Performance der SPD, die laufende Koalition bestätigt wurde. Und zwar mit an die 50%.

    Haben Sie ein Patent angemeldet für diese freifliegende Analyseproduktion nach Vorliebe? Und gibt es schon einen Preis für Ihr Produkt?

    Oder macht man das halt so, weil Politik halt so ist. Später beschwert man sich dann wieder darüber das Politik so ist?
    Natürlich selbstvergessen, dass man selbst so ist?

    Sie mögen schon was gehört haben ausser Parolen, was der 28%-Bürger da eigentlich an konkretem Angebot für eine koalitionsfähige Praxis der CDU. Lassen Sie mich teilhaben. Es muss sich um Exklusiv-Informationen handeln.

  15. 71.

    Na, weil 2er Bündnisse immer stabiler sind als 3er Bündnisse. Ich sehe es auch als Notlösung an, wenn sich Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün nicht einigen. Ist doch klar wie Kloßbrühe, man, Jan.

  16. 69.

    Gute Nachrichten von den Sondierungsgesprächen zwischen SPD und CDU: "Der Austausch mit den Sozialdemokraten sei sehr konstruktiv gewesen"
    Vielleicht brauchen wir dann gar nicht die Notlösung eines 3er Bündnis für Berlin! Das wäre Spitze.

  17. 68.

    Ob jetzt rechnerisch jeder, ca. 16. in der Stadt ein Kreuz für ein stabileres 2er Bündnis aus CDU-SPD oder CDU-Grüne gemacht hat ist doch eigentlich egal, aber besser als jeder 16., der für das schwächere 3er Bündnis sein Kreuz gemacht hat ist es allemal. Zählen Sie einfach mal die Prozente, das ist "Erbsenzählerei" nur weil Ihnen das Ergebnis nicht in den Kram paßt.

  18. 67.

    Ihre zu spürende Angst, dass extremistische bzw. sehr extreme Ansichten (im gesamten Land ist es nicht umsonst der Rand der Gesellschaft) rausfliegen ist...


    berechtigt und wächst sich von Jahr zu Jahr raus. Ein starkes Statement der Demokratie.

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