Letztes Treffen der Dachgruppe - Koalitionsverhandlungen in Berlin stehen vor Abschluss

Fr 31.03.23 | 06:04 Uhr | Von Jan Menzel
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Kai Wegner Parteivorsitzender, CDU Berlin gemeinsam mit Franziska Giffey Regierende Buergermeisterin von Berlin und Raed Saleh der SPD beim Auftakt zu den Koalitionsverhandlungen am 29.03. von CDU und SPD im Abgeordnetenhaus in Berlin. (Quelle: dpa/J. Krick)
Video: rbb24 Abendschau | 31.03.2023 | I. Völlnagel | Bild: dpa/J. Krick

CDU und SPD wollen am Freitag letzte Streitpunkte klären, die der Bildung eines neuen schwarz-roten Senats in Berlin noch entgegenstehen. Am Ende der Koalitionsverhandlungen wird auch über die Senatsposten entschieden. Von Jan Menzel

  • Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD auf der Zielgeraden
  • Investitionen werden auf Finanzierbarkeit geprüft
  • Ressorts werden verteilt
  • lange Sitzung erwartet

CDU und SPD wollen am Freitag ihre Verhandlungen zur Bildung einer neuen Berliner Landesregierung abschließen. In der so genannten Dachgruppe unter der Leitung des CDU-Vorsitzenden Kai Wegner und der beiden SPD-Landesvorsitzenden Franziska Giffey und Raed Saleh sollen letzte Streitpunkte geklärt werden.

Alle Vorhaben, insbesondere teure Investitionen, werden noch einmal auf ihre Finanzierbarkeit geprüft. Außerdem soll die Ressortverteilung abschließend geklärt werden.

Liste der Wünsche ist lang - und teuer

Insbesondere bei den großen Bau- und Sanierungsvorhaben ist klar, dass die Liste der Wünsche weit umfangreicher ist als das tatsächlich Bezahlbare. So gehören der geplante Neubau der Zentral- und Landesbibliothek, die Sanierung des Kongresszentrums ICC und die Erschließung des Flughafengebäudes in Tempelhof zu den Großprojekten, die wegen der Kosten von jeweils mehreren hundert Millionen Euro immer wieder auf die lange Bank geschoben werden.

Ein weiteres konfliktträchtiges, weil kostspieliges Thema dürfte die Bezahlung der Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes sein. Hier hatte die CDU wiederholt gefordert, sich stärker an der besseren Besoldung des Bundes zu orientieren. Eingeengt wird der Spielraum dadurch, dass sich CDU und SPD bereits auf andere kostenintensive Vorhaben verständigt haben.

Differenzen bei Parkplätzen und Nachverdichtung

So soll das bundesweit einmalige 29-Euro-Ticket mit Mitteln aus dem Landeshaushalt finanziert werden. Trotz massiver Kostensteigerungen in diesem Bereich wollen die möglichen Koalitionspartner auch an den ambitionierten Neubauzielen festhalten. CDU und SPD sind sich darüber hinaus einig, dass das Land bei der Fernwärme und der Gasag einsteigen soll. Um beim Klimaschutz voranzukommen, haben die Parteien zudem vereinbart, ein bis zu 10 Milliarden Euro schweres Sondervermögen einzurichten.

Einzelne Differenzen müssen in der Verkehrspolitik und beim Wohnungsbau ausgeräumt werden. So ist beispielsweise strittig, wie viele Parkplätze in der Stadt wegfallen können. Während die CDU Parkraum eher erhalten will, steht die SPD einer Nutzung dieser versiegelten Flächen für Wohnungsneubau offen gegenüber. Klärungsbedarf gibt es bei der Nachverdichtung bestehender Quartiere. Die CDU ist an dieser Stelle skeptisch. Die SPD hält dieses Bauen im Bestand für eine Antwort auf die Wohnungsnot.

Jeweils fünf Ressorts pro Partei?

Im Grundsatz einig sind sich beide Parteien über die künftige Ressortverteilung. CDU und SPD sollen jeweils fünf Senatsverwaltungen übernehmen. CDU-Chef Wegner hatte schon im Wahlkampf seine Kandidatin für das Amt der Bildungssenatorin und seinen Wunsch-Kultursenator präsentiert. Die SPD hat für sich die Innenverwaltung reklamiert. Als wahrscheinliche Variante gilt, dass die noch amtierende Regierende Bürgermeisterin Giffey in einem neuen Senat als Stadtentwicklungssenatorin weitermacht.

Die CDU dürfte nach Lage der Dinge das Finanzressort beanspruchen und neben der Justiz auch die Verantwortung für Verkehr und Klimaschutz übernehmen. Die SPD könnte die Bereiche Wissenschaft und Gesundheit sowie Arbeit und Integration bekommen. Außerdem dürften die Sozialdemokraten wie bisher den Wirtschaftssenator stellen.

Traditionell dauern diese Schlussberatungen, bei denen es um Geld und Posten geht, bis in die späte Nacht bzw. bis zum frühen Morgen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 31.03.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Jan Menzel

36 Kommentare

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  1. 36.

    Eigentlich tretet Wahlverlierer die regierten und einen Regierungsanspruch erheben, nach so einer Wahlschlappe zurück und überlassen die weitere Ausrichtung dem Nachfolger.
    Stattdessen überlebt Giffey mithilfe der Wegener-Koalition und wird Senatorin.
    Kann mich ehrlich an keinen gleich gelagerten Fall in der Vergangenheit erinnern, wo ein abgewählter Regierungschef so taktiert, nur um in der ersten Reihe zu stehen. Na ja die Sozis, komplett orientierungslos.

  2. 35.

    https://www.morgenpost.de/berlin/article237519013/Entscheidung-zur-Wiederholungswahl-erst-in-mehreren-Monaten.html

    Dass das Bundesverfassungsgericht den Wahltermin am 12. Februar nicht gekippt hat, ist aus Brenners Sicht keine Vorentscheidung. „Aber generell kam man sagen, dass die Entscheidungen im Hauptsacheverfahren in etwa 80 Prozent der Entscheidung im Eilverfahren folgen“, sagte er. „Die Richterinnen und Richter berücksichtigen bei der Abwägung der Folgen natürlich auch die Erfolgsaussichten im Hauptsacheverfahren. Man kann diese Entscheidung also als ein vorsichtiges Indiz werten.“

    Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.
    Freunden Sie sich damit an, dass Ihre Grünen raus sind aus dem Spiel.

  3. 34.

    Die politische Überlebensstrategie von Giffey ist im Grunde simpel. Mit RGR wird sie nichts. Also CDU...

  4. 33.

    das hier steht immer noch unfertig im Raum, bevor ein neuer Senat tätig werden darf: https://www.rbb24.de/politik/wahl/abgeordnetenhaus/agh-2023/beitraege/bundesverfassungsgericht-berlin-wahl-beschwerden.html

  5. 32.

    Wer nicht verdichten will und bauen will, wie die CDU muss größere Flächen bebauen oder höher bauen, was Flächenfraß ins Umland und steile Sozialbauten bedeutet.

  6. 31.

    Ich wünsche der Koalition,die da auf dem Wege ist ganz viel Erfolg und das sie die Berliner,die hohe Erwartungen haben,nicht enttäuschen.Im Vorfeld gab und gibt es viel Ablehnung,aber warten wir es ab.Ich hoffe das es einfach besser wird und die beiden Parteien gelernt haben,wie man unsere Stadt zum Wohle aller, gestalten kann

  7. 30.

    Schlechter kann es nicht werden!

  8. 28.

    "Natürlich wollen Autoparteien keine Tram" Linke und Linksalternative würde ich zwar nicht gerade als erklärte Autopartei bezeichnen, auch wenn die, wenn es Ernst wird, doch wie in Moabit und Kreuzberg die Tram nicht wollen und die vom Mobilitätssenaten gar sabotiert wird. Erst gerade wieder versucht Jarasch als für die Verkehrswende zuständige Senatorin die Tram auf der Invalidenstraße durch Anlegen einer Linksabbiegerspur anstelle der Sperrfläche bewusst ausbremsen.

  9. 27.

    Also ganz ehrlich einige Kommentare die man hier lesen kann stammen aus der wünsche Kiste! Es ist natürlich klar wenn verhandelt wird gibt auch Absprachen, na ja da wäscht eine Hand die andere, wo ist das nicht so? Manche nennen es auch vitamin B.
    Aus langer Lebenserfahrung könnte ich so manches berichten, aber ich mache es lieber nicht. Ich wollte nur sagen es war schon immer so. Es ist wie beim Fußballspiel,die am Rand stehen wissen alles besser, besser als die Spieler.

  10. 26.

    Der Senat hat noch nicht mal seine Arbeit aufgenommen, und schon wird wieder kritisiert gemeckert und Autos verdammt.... lasst ihn doch einfach mal regieren und innerhalb von 2 Wochen können die Scherben des alten Senats nicht geklebt sein.

  11. 25.

    Ja es stimmt, in einer Großstadt leben die Menschen dichter aufeinander. In einer Großstadt herrscht reger Verkehr auch mit Autos. In einer Großstadt finden sie aber auch Restaurants, Kinos, Theater, Stadien und andere Einrichtungen der Unterhaltung. Sie müssen nun wählen, wollen sie die Annehmlichkeiten der Großstadt mit ihren Nachteilen. Oder wollen sie die ländliche Landschaft mit unbegrenzt freier Landschaft, ab und zu ein Auto aber sonst grünen Flächen haben? Sie müssen sich entscheiden. Beides ist innerhalb eines nicht allzu großen Radius möglich.
    Lassen sie den Menschen die es wollen die Stadt und überlassen sie den Menschen die es wollen das freie Land. Jeder hat die Wahl aber Beides zusammen geht nicht.

  12. 24.

    Ich bin sehr gespannt auf die Arbeit im neuen Senat. Hoffentlich wird es mit der CDU besser als mit linken und den Grünen.

  13. 23.

    Lasst Sie doch mal machen, was soll den schlechter werden?
    Die Parteien des Fahrradstreifens & Geld-zum-fenster-raus sind nun eben nicht mehr in der Regierung, was auch bitte so bleibt!

    Die Grünen quatschen ohne Ahnung (VORALLEM BEI ERNWUERBAREN!) und die Linke löst sich anscheinend eh bald auf so was da mometan fabriziert wird.GUT SO!

    Naja- die anderen sind auch nich besser - aber schlechtere würde mich wundern, das wär dann wohl Anarchie

  14. 22.

    In Berlin gibt es zahlreiche Brachflächen, auf denen nachverdichtet werden könnte, ohne, dass es die Lebensqualität der Menschen negativ beeinflusst. Wenn wir mehr wohnungslosen Menschen einen Ausweg aus der Wohnungslosigkeit ebnen möchten, kann es nur mit Nachverdichtung gehen.

  15. 21.

    Mario, dann musst du aber irgendwo Parkhäuser für denselben Tarif zur Verfügung stellen. Und das macht dann auch erst wirklich Sinn mit autonom fahrenden Fahrzeugen, die dann per App vor die Tür gerufen werden könne. Haben SIe mal geschaut, wieviel Fläche durch abgestellte Lastenräder, Roller und Fahrräder im öffentlichen Raum genutzt wird. Für diese müsste es dann auch mehr Parkhäuser geben, damit hier ihr gewünschtes Grün entsteht. Eventuell ist es einfacher, Sie zögen einfach aufs Land?

  16. 20.

    Willst du in einem Container auf einem Parkplatz wohnen? Nicht wirklich oder. Man könnte damit anfangen, die Parkplätze der Discounter zu überbauen, aber selbst Genossenschaften sagen, dass es unter 15-18 EUR/qm keine Neubau-Mietwohnungen aktuell geben kann. Also stellt sich die Frage nach dem Platzbedarf doch aktuell gar nicht wirklich.

  17. 19.

    Theoretisch ist das ja auch richtig, aber wenn man schon während der Sondierung spürt das es nicht klappt sucht man eben nach Alternativen. Sie spielen doch auch nicht weiter Skat zu dritt wenn sie sich immer wieder über ihre Partner ärgern.
    Außerdem sind Koalitionsverhandlungen zu zweit und danach regieren einfacher als zu dritt!
    Und dunkelrot/grün machen Oppositionsarbeit bis zur nächsten Wahl .....übrigens eine wichtige Tätigkeit in einer Demokratie!

  18. 18.

    Muss eine Stadt immer mehr verdichtet werden? Wollen sie so leben wie in Japan? Den Platz für Autos möchte ich lieber für grüne Flächen nutzen, einfach für reichlich Platz für Fußgänger. Nur mit reichlich Platz zwischen Bauten kann in heißen Sommern extreme Hitze leichter entweichen.

  19. 17.

    Wie meinen?
    Der Text gibt (doch) Auskunft:
    Die bald ehemalige Regierende wird (wohl) Stadtentwicklungssenatorin. Oder denn doch neu geschaffen:
    Vorsitz des Senats des beschleunigten Abbaus der Konzentrations-, Lese- u einer Vielzahl sonstiger Schwächen eines Teils der Berliner Population. Die noch zu gründende Kommission wird von Monty Python geleitet. Versteht sich.
    Habe die Ehre!,
    Rajko Peter Petrow

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