Bildungspolitik in Berlin - Was Eltern, Lehrer und Schüler von der Scheeres-Nachfolge erwarten

Mo 25.10.21 | 06:08 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Schüler einer gemischten Klasse der Stufen 4-6 sind an der Fritz-Karsen-Schule im Berliner Ortsteil Britz durch eine Fensterscheibe zu sehen. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wird der neuen Berliner Regierung nicht mehr angehören. Wer ihr nachfolgt, steht vor schwierigen Herausforderungen. Ansprüche kommen von vielen Seiten. Von Kirsten Buchmann

Noch bevor klar ist, wer die Nachfolge der Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) antritt, stellen Lehrer, Schüler und Eltern eine Reihe von Forderungen an den neuen Berliner Bildungssenat. Schon jetzt ist klar, dass die Aufgaben nicht leicht zu bewältigen sein werden. Ein Überblick.

Corona-Maßnahmen:

Bei diesem Thema wünscht sich Landesschülerausschusssprecher Rufus Franzen von der oder dem Neuen an der Spitze des Bildungsressorts vor allem eins: Verhandlungsstärke. "Denn wenn es um Corona geht, haben wir oft gemerkt, dass Schulen als Letztes Maßnahmen lockern durften und nicht die Priorität hatten, die Bildung eigentlich zukommen sollte", so Franzen.

Finanzen:

Durchsetzungsfähig muss die oder der Neue auch besonders in Verhandlungen um Finanzen sein, fordert Schülervertreter Franzen: "Beim Geld geht es natürlich darum, dass genug Mittel für die Schulsanierung zur Verfügung stehen. Denn viele Schulen in Berlin sind marode, die Toiletten in schlechtem Zustand."

Lehrermangel:

Gute Problemlösungsfähigkeiten brauche die neue Senatorin oder der neue Senator, sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Tom Erdmann: "Wir haben einen immensen Fachkräftemangel. Wir müssen die Beschäftigten, die da sind, fort- und weiterbilden." Das alles müsse mit mehr Geld unterfüttert werden.

Bildungsqualität:

Das Stichwort gute Zusammenarbeit nennt Henrik Vagt, Geschäftsführer Wirtschaft und Politik bei der Industrie- und Handeslskammer Berlin (IHK) als Anforderung: Die in der Vergangenheit schon identifizierten Themen müssten auch tatsächlich umgesetzt werden. "Darauf wird es beim zukünftigen Bildungssenator oder der zukünftigen Bildungssenatorin entscheidend ankommen", so Vagt. Ihm sei es wichtig, dass die Schulabgängerinnen und -abgänger Rechtschreibung und Mathematik beherrschen. Derzeit müsse jedes dritte Unternehmen seine Azubis durch Nachhilfe nachbilden, erklärt Vagt.

Wie im Senat gearbeitet werden soll:

Insgesamt müsse die neue Bildungssenatorin oder der neue Bildungssenator einen langen Atem haben, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Landeselternausschusses, Daniela von Hoerschelmann. Zudem sei eine transparente, ziel- und lösungsorientierte Arbeitsweise nötig. "Die Frage ist bei den vielen Problemen, die wir zu lösen haben, ob es jemand mit einem Parteibuch sein muss oder ob es nicht vielleicht jemand Externes sein könnte."

Personalentscheidung am Schluss

Bis klar ist, wer konkret neue Bildungssenatorin oder neuer Senator wird, dürfte es noch dauern. Denn über Personalien wird in den Koalitionsverhandlungen erst nach den Inhalten, also ganz am Schluss, entschieden.

Sendung: 25.10.2021, Abendschau, 19.30 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

25 Kommentare

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  1. 25.

    Was ein neuer Bildungssenator unbedingt durchsetzen muss ist das Neutealitaetsgebot des Lehrkoerpers.

  2. 24.

    Volle Zustimmung!
    Ich würde noch hinzufügen, dass auch die Eltern ihren Kindern "etwas beibringen" müssen und dies nicht als alleinige Aufgabe der Schule/Kita sehen!
    z.B. Schnürsenkel binden, Schere benutzen, Federtasche usw. ordnen ... und auch mal lesen und rechnen üben!

  3. 23.

    Wir brauchen auch Eltern, die ihre Kinder mal realistisch einschätzen und nicht wegen Fehlverhalten oder schlichtweg mangelnder Intelligenz dem Lehrer die Schuld in die Schuhe schieben. Ich bin keine Lehrkraft, aber was sich manche Eltern bei uns herausnehmen ist eine bodenlose Frechheit. Ich verstehe jeden, der diesen Job genau deswegen nicht machen möchte. Und das auch noch bei dem schlechten Verhältnis zwischen Aufwand und Entlohnung.

  4. 22.

    "Ok,auf der Gesamtschule hat dann das Punktesystem entschieden, mit was für einem Abschluss man die Schule verlässt."

    Jeder muß durch das FEGA Feuer! :-D

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fachleistungsdifferenzierung

  5. 21.

    Erst loben sie das Schulsystem der DDR und dann faseln sie von "dann lassen wir sie wählen mit entsprechendem Ergebnis".

    Witzig.

  6. 20.

    Ich möchte dringend empfehlen, dass jemand Bildungssenator wird, der selbst viele Jahre im Schuldienst war und sich deshalb gut auskennt in diesem Bereich, vor allem auch mit den besonderen Belastungen des Lehrerberufs.
    Sinnvoll wäre es sicher auch, sich über das Schulsystem bei anderen Bundesländern zu erkundigen, die im Schulranking besser abschneiden als Berlin. Weil mir die Bildung junger Menschen immer sehr am Herzen lag, war für mich bei Wahlen auf Landesebene die geplante Schulpolitik einer Partei immer ausschlaggebend dafür, wo ich mein Kreuzchen auf dem Wahlzettel gemacht habe.

  7. 18.

    Gerade die Privatschulen sind von dem Fachkräftemangel extremst betroffen. Hier landen die wenigsten ausgebildeten Lehrkräfte, weil die Bezahlung mies ist und die 12 Wochen Ferien mit bis zu 6 Präsenzwochen in den Schulen verplant sind. Leider glaubt ein Teil der Eltern aber immer noch den Marketingsprüchen und bunten Fassaden der Privatschulträger und lässt sich blenden.
    Was aber stimmt ist, daß es dort für den Nachwuchs gegen Geld (Schulbeiträge) der Eltern bessere Bewertungen für weniger Kompetenzen gibt. Ob das den Kiddis im Leben weiterhilft, bleibt abzuwarten. Den Eltern scheints zu genügen.

  8. 17.

    Es gibt auch schon noch ein paar andere Schulen, entgegen der Berichterstattung oft... :-)
    Die, wo unser Kind ist, kann man nicht als Bruchbude bezeichnen - und damit wird sie sicher nicht die einzige unter allen öffentlichen Grundschulen sein...

  9. 16.

    Wer es sich leisten kann, wird sein Kind weiterhin in Berlin auf eine Privatschule schicken, damit es später ein besseres Leben hat. Auch eine total sinnlose geplante Verbeamtund von Lehrern wird in den staatlichen Schulen die Situation nicht wirklich verbessern, sondern eher die falschen motivieren, sich als Lehrer umschulen zu lassen. 2 Ideen: 1. WIe wäre es, den Schulbetrieb komplett zu privatisieren und den Eltern eher finanzielle Unterstützung in Form von Bildungsgutscheinen für die Kinder zu geben? 2. Wenn die Lehrer und staatlichen Schulen im transparenten Wettbewerb mit zentralen objehktiven Abschlüssen zueinander stünden, könnte sich hier in dem Bereich bald etwas zum besseren verändern. Und ein sinnvoller Wissenstransfer, indem man von den besseren Schulen lernt, könnte dann sogar auch noch passieren.
    Ich fordere schnellere Fortschritte im Bildungsbereich für die Zukunft unserer Kinder!

  10. 15.

    Transparente Arbeitsweise ? Die neue Bildungs-Senatorin, wer zweifelt daran, daß es eine Frau sein muß, soll erkannte Ziele, anerkennen, verteidigen, erreichen. Also führen, verwalten, kontrollieren. Politikieration ist da nicht gefragt. Schluß mit Reformation. Erhaltung und Aufbau sind jetzt dran. Und, ja, die Wählende Mehrheit der Berlin-Bildung-Geschädigten möchte Das. Für die Kinder die Jetzt die Schule benutzen.
    - Geplant und reformiert werden darf für Kinder die 2022 geboren werden, bis 2028 werden die Vorbereitungen vielleicht gelingen.

  11. 14.

    Ganz klar. Erst muten wir unseren Kindern das Bildungssystem zu und dann lassen wir sie wählen mit entsprechendem Ergebnis

  12. 13.

    Das ist nicht ganz richtig, die Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, hatten nach der 10. Klasse Prüfungen und nach der 12. Klasse kamen dann die Abiturpruefungen

  13. 12.

    Bildungssenat ist eine ziemliche Lobhudelei. Schuldensenat oder Spaltungssenat wäre treffender. Erstmal spart dieser Bildungssenat bis zum Jahresende (das sind 3 Monate) knapp 50 Mio Eur bei den Schulen. Ausgabestopp.
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2021/10/berlin-weitgehender-ausgabestopp-berliner-schulen-dezember.html

    Macht der Schuldensenat so weiter, dann beschränkt sich das nicht nur auf Schulen sondern es müssen bald wieder Wohnungen und anderes Tafelsilber verkauft werden.

  14. 11.

    Hat überhaupt noch jemand interesse daran wie das Wahlergebnis zustande gekommen ist ?

  15. 10.

    Bei 165 werden die Schulen sowieso wieder geschlossen.

  16. 9.

    Glauben Sie wirklich, dass das Ressort in "Grüne" Händen besser aufgestellt ist?
    Die letzte Berliner Regierung hat sich durch Inkompetenz, Selbstherrlichkeit, Desinteresse, Überheblichkeit, Machtbesessenheit hervor getan und meinen Sie, die neue Rot-Grüne-Dunkelrote Regierung ändert etwas daran.

    Schauen Sie sich doch einmal die Köpfe an, die sich anschicken, die Stadt zu regieren.

    Da ist die Master- und Doktorarbeit dauergrienende Kopierende, eine, die vor lauter PC zu Kreuze Krichende, weil sie als Kind einmal zum Fasching als Indianerhäuptling ging und der von Enteignungsphantasien getriebene Postkommunist.

    "Es wird Zeit für einen grünen Bildungssenator mit einer geeigneten Qualifikation." Ich glaube, das war witzig von Ihnen gemeint.

    Einen schönen Montag
    Isabell

  17. 8.

    Ob es d e n überhaupt gibt oder gar geben kann? Wenn man im Bildungsranking nach vorne rücken will, müssen ganz bestimmte politische Farbspiele ausgeschlossen sein...

  18. 7.

    Lüfter statt offene Fenster im Winter? Halbe Klassen! Lehrerschlüssel an den (Pandemie-)Bedarf für kleinere Klassen pro Klassenraum anpassen. Digitale Lehrinhalte von den Verlagen zentral einkaufen usw. Denn Bildung ist etwas ganz anderes als "Aufbewahrungsanstalt" (was manche Eltern wollen). Nur Schulen a u f (um Ruhe zu haben) ist zu wenig gefordert.
    Und wenn sich die Eltern alle impfen lassen, so wie sie es von den Lehrern fordern, wäre auch gut. Dann kann auch die leidige Maskenpflicht fallen.

  19. 6.

    Das sehe ich genauso. Früher gab es die Realschule,Hauptschule, Gymnasium und Gesamtschule. Wenn man bis zur 10. Klasse auf der jeweiligen Schule gewesen ist, hatte man dementsprechend einen Abschluss ohne eine Zusatzprüfung machen zu müssen.
    Ok,auf der Gesamtschule hat dann das Punktesystem entschieden, mit was für einem Abschluss man die Schule verlässt.

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